Korrekturfach und Sozialleben

  • Ich mache genau das, was state_of_Trance sagt: Ich korrigiere grundsätzlich "klausurenweise" (halt nicht nach Aufgaben getrennt). Und in Englisch lese ich Klausuren tatsächlich nur einmal. Ich korrigiere beim Lesen alle Fehler, die mir auffallen. So bald ich eine Aufgabe zu Ende gelesen und korrigiert habe, gebe ich die inhaltlichen Punkte. Ganz am Schluss gebe ich die sprachlichen Punkte. Aus meiner Sicht ist es völlig unsinnig, die Arbeiten einmal "für die Sprache" und einmal "für den Inhalt" zu korrigieren. Es geht auch so (und ich weiß durch Erfahrungen im Abitur, dass ich deutlich mehr Fehler finde, als so manche*r Kolleg*in).

    Was in Englisch so unendlich viel Arbeit macht, ist das Verbessern. Schlechte Klausuren schreibt man halt komplett noch mal, weil man jeden Fehler verbessern muss. Ich bin inzwischen dazu übergegangen, Rechtschreibfehler nicht mehr zu korrigieren, sondern nur noch zu markieren. Jeder kann in einem Wörterbuch die Rechtschreibung nachschlagen. Ich glaube allerdings nicht, dass das so rechtlich einwandfrei ist.

    Frustierend ist, dass man diese ganzen Verbesserungsvorschläge in 95% der Fälle für die Tonne macht, weil die SuS einmal auf die Note gucken und die Klausur dann im besten Fall abheften. Darum habe ich einen Reflektionsbogen zu den Klausuren erstellt, der die SuS dazu zwingt, sich mit meiner Bewertung auseinander zusetzten. Dieser Bogen muss in die reguläre Mappe und nicht in die Klausurenmappe geheftet werden. Diese Bögen sammel ich unangekündigt und stichprobenartig ein. Dass ich das mache, sage ich allerdings vorher und sage auch ganz klar dazu, dass man eine 6 bekommt, wenn man seine Bogen nicht abgeben kann. Bei einigen SuS habe ich den Eindruck, dass es etwas bringt. Und mir bringt es, dass ich weiß, dass ich nicht nur für die Tonne korrigiert habe.
    Im Abitur muss man übrigens nicht verbessern.

  • 1. Abwägen: die didaktisch und pädagogisch wichtigste Klausur ist die Vorabiklausur.

    2. Der didaktische, pädagogische und diagnostische Wert von Klausuren ist im Normalfall vernachlässigbar.

    3. Deshalb sparsam mit der Investition von Arbeitszeit sein. Hin und her schauen, vergleichen, mehrmals lesen, lange Randbemerkungen sind sinnlose Verschwendung von Arbeitszeit.

    4. Ein guter Erwartungshorizont, einmaliges zügiges und konzentriertes Lesen und korrigieren, eine entschlossene Notenfindung und dann muss die Korrektur beendet sein.


    1,5 Stunden pro Klausur sind VIEL zu lange. Wenn man das als Anfänger braucht, muss man seinen Arbeitsprozess optimieren. Wer das als berufserfahrene LehrerIn normal findet, ist wieder einmal ein Beispiel dafür, dass LuL extremen Bohei betreiben, um sich in ihrer Bedeutung zu inszenieren.


    Ich bin bei GK-Klausuren im Schnitt bei 25min pro Stück angekommen. Der Erfahrung nach führt eine zügigen Korrektur zu haargenau den Ergebnissen wie Showklimmzüge.


    Wie bei allen gefährlichen Berufen: Eigensicherung geht vor.

  • Sind das Deutschklausuren, für die du 1,5 Stunden brauchst? Falls ja, dann ist das ganz normal, dass du so lange brauchst. Wenn dir einer was anderes einredet, dann ist er wohl kein Deutschlehrer.

    Nur ein Super unter Aufsätze schreiben, finde ich nicht so toll. Auch die Einser-Kandidaten machen viele Fehler und auch die haben das Recht, etwas zu lernen. Meine Schüler lesen meine Kommentare sehr aufmerksam und vermeiden so nach und nach ihre Fehler.

    Ich habe Stunden reduziert. Das finde ich eine bessere Alternative als Harz 4.

    Ich hab lieber etwas Freizeit als einen Haufen Geld. Was soll ich mit Geld, wenn ich keine Zeit habe, es auszugeben?

    Zum ersten Absatz: Bullshit.

    Zum zweiten Absatz: deshalb braucht man gut durchdachte, gut formulierte Erwartungshorizonte und Zeit für individuelle Beratung. Besser 7min zielführendes Gespräch als eine Stunde Rumgekritzel, dass die SuS nicht lesen.

    Zum letzten Absatz: sehr, sehr unklug und in weiterer Perspektive sehr, sehr unkollegial.

  • Zum ersten Absatz: Bullshit.

    Das finde ich unnötig unfreundlich. Für Bayern, Gymnasium, Deutsch sind 1.5 Stunde pro Klausur keineswegs ungewöhnlich, was alle meine Erfahrungen mit Bayern, Gymnasium, Deutsch betrifft. Eine Stunde ist sicher Minimum.


    Ohnehin habe ich mit den Stunden meine Probleme. Wenn ich mich anstrenge und 5 Klausuren hintereinander in 5 Stunden korrigiere, bin ich danach zu nichts mehr zu gebrauchen. Die Frage ist eher: Wie viele Klausuren schafft man an einem Arbeitstag, also Samstag oder Sonntag? Ich komme nicht über 6, aber ich bin auch eher langsamer als schneller geworden im Lauf der Zeit. Länge des Kommentars darunter: acht bis zehn Zeilen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • ich weiß durch Erfahrungen im Abitur, dass ich deutlich mehr Fehler finde, als so manche*r Kolleg*in)

    Noch eine Anmerkung: Berufsanfänger lassen sich oft von der Sorge kirre machen, "Fehler zu übersehen", gehen dann viel zu umständlich mit dem Feinkamm durch den Text und wälzen Gedanken, wie genau Sprachverstöße zu kategorisieren und mit Randzeichen zu markieren sind.


    Eine Klausurbewertung in einem sprachlichen Fach konzentriert sich erstens auf die Frage, inwieweit die SuS erfolgreich gedankliche Arbeitsprozesse am Beispiel ein- und umsetzen. Zweitens beurteilt sie die Sprachkompetenz, die dabei an den Tag gelegt wird. Es geht nicht darum, den einzelnen Fehler zu finden.


    Eine gute Korrektur diagnostiziert und dokumentiert beide Aspekte und macht sie für die SuS transparent. Eine Korrektur, die um kniepelige Fehlersuche kreist, ist keine gute Korrektur sondern gute Buchhaltung.


    Übrigens sollte bekannt sein, dass man aus Klausuren, vor allem aus schlechten, nichts lernt. Ist doch nur menschlich - müsste ich, als alter akademischer Sack, eine Klausur schreiben und bekäme ein "mangelhaft" würde ich auch nur mit "Ach, scheiß drauf, erzähl mir in drei Worten, was ich besser machen soll" reagieren. Die Blutflecken aus roter Tinte noch mal en detail durchgehen, die mein Versagen dokementieren? Ich bin doch kein Masochist!

  • Das finde ich unnötig unfreundlich. Für Bayern, Gymnasium, Deutsch sind 1.5 Stunde pro Klausur keineswegs ungewöhnlich, was alle meine Erfahrungen mit Bayern, Gymnasium, Deutsch betrifft. Eine Stunde ist sicher Minimum.

    Sich auf ein Podest zu stellen und zu sagen, "das geht nicht anders und wer was anderes sagt, hat keine Ahnung", ist ganz typischer Lehrerbullshit.


    Sinnlose, anstrengende Tätigkeiten trotz eigener Überlastung für immer so weiterbetreiben, ohne sich zurückzulehnen und die Sinnnhaftigkeit des eigenen Tuns zu reflektieren und durchdachte Alternativen zu finden, übrigens auch.


    Die Empirie spricht deutliche Worte - ein guter Teil der Lehrerüberlastung entstammt fehlerhaft konzipierter und inkompetent umgesetzter Betriebsabläufe. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen.


    Arbeitszeit ist Geld und mit der Art von Klausurbewertung schaufeln wir Geld aus dem Fenster, direkt in die Mülltonne. Ich finde, Bildung sollte uns mehr wert sein.


    (Der Tipp mit der Stundenreduktion bedeutet übrigens, dass man stattdessen das Geld vom eigenen Konto in den Müll schaufelt...)

  • Sich auf ein Podest zu stellen und zu sagen, "das geht nicht anders und wer was anderes sagt, hat keine Ahnung", ist ganz typischer Lehrerbullshit.

    Dass Lehrer oft Bullshit erzählen, stimmt; das merkt man auch hier. Dennoch, in diesem einen konkreten Fall... ich gebe dir recht, dass Teilzeit keine systemweite Antwort sein kann. Aber ich bezweifle, dass du viel über Deutschklausuren sagen kannst, und um die die ging es ja. Englisch ist nicht übertragbar; nicht nur, weil die Klausuren viel kürzer sind.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Dass Lehrer oft Bullshit erzählen, stimmt; das merkt man auch hier. Dennoch, in diesem einen konkreten Fall... ich gebe dir recht, dass Teilzeit keine systemweite Antwort sein kann. Aber ich bezweifle, dass du viel über Deutschklausuren sagen kannst, und um die die ging es ja. Englisch ist nicht übertragbar; nicht nur, weil die Klausuren viel kürzer sind.

    Dann erkläre mir bitte, inwieweit meine inhaltlich rhetorischen Erfahrungen zur Textanalyse in meinen Fächern Geschichte, Englisch und Literatur sowie meine Erfahrungen zur Bewertung von Sprachkompetenz in Englisch, mir den Blick auf Deutschklausuren verstellen.


    Meiner Sicht nach greift auch hier die oft gemachte Erfahrungen, dass sich die Geisteswissenschaften im Endeffekt erst im fachwissenschaftlichen Detail unterscheiden. Aber vielleicht ist diese Sicht auch nur Folge mangelnder akademischer Kompetenz meinerseits...


    Ich wäre natürlich auch dankbar für Hinweise, inwieweit meine allgemeineren Überlegungen zur Sinnhaftigkeit der traditionellen Bewertungsansätze für die Textsorte "Langaufsatz", die in vielen Fächern als Prüfungsform vorgesehen ist, nun ausgerechnet für Deutschklausuren nicht gelten sollen.


    Wie gesagt, der Topos "Bedeutungskonstruktion durch Selbstinszenierung" durchzieht das Schulsystem auf allen Ebenen und in allen Kontexten, hier eben im Bild der am Schreibtisch knechtenden Mater Dolorosa.

  • Das Thema hier ist witzig, denn genau wegen solcher Horrorberichte habe ich mein Gemütlich-Thema gestartet.


    Finde es allgemein interessant, wie unterschiedlich mit Belastung umgegangen wird und wie verschieden im gleichen Beruf gearbeitet wird.

  • Aber ich wäre natürlich auch dankbar für Hinweise, inwieweit meine allgemeineren Überlegungen zur Sinnhaftigkeit der traditionellen Bewertungsansätze für die Textsorte "Langaufsatz", die in vielen Fächern als Prüfungsform vorgesehen ist, nun ausgerechnet für Deutschklausuren nicht gelten sollen.

    Ich kann da schlecht helfen, da es diese Textsorte in Bayern außerhalb des Deutschaufsatzes (~8 Seiten) nicht gibt.

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  • In Mathe sind die Korrekturen bei mir - trotz jahrelanger Korrekturübung- sehr, sehr unterschiedlich lang. Bisweilen haben SuS kreative, Alternative Ansätze gewählt und ich muss das erst mal nachvollziehen und schauen, inwieweit es ok ist. (Hatte ich mal bei einer AbiLK Klausur, da hatte ein Schülerin einen viel einfacheren Weg, als in der Modelllösung, der aber ziemlich spitzfindig war).

    Ansonsten gibt es häufiger falsche Ansätze, so dass ich damit weiterrechnen muss, auch Texte gibt es ja immer mehr zu korrigieren und da ist die Formulierung oftmals logisch falsch, aber noch inhaltlich ok. Bei diesen „weichen“ Punkte bin ich oftmals langsam und richte Bewertung dann u. U. am Gesamteindruck aus.

    Kurz gesagt: die Korrekturen sind nicht ohne, aber manche in einer knappen halben Stunde erledigt, andere brauchen deutlich länger.
    Ich korrigiere (seid meine Kinde aus dem Haus sind und ich nicht mehr jedes Wochenende Mannschaftssport habe) meist am Wochenende, denn ich werde mit zunehmender Anzahl hintereinander korrigierter Klausuren schneller. An Abenden ist die Zeit pro Klausur viel ungünstiger.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Wie gesagt, der Topos "Bedeutungskonstruktion durch Selbstinszenierung" durchzieht das Schulsystem auf allen Ebenen und in allen Kontexten, hier eben im Bild der am Schreibtisch knechtenden Mater Dolorosa.

    Mir scheint, du hast da einen Schwerpunkt, und durchaus recht mit diesem, aber du siehst, wohin du siehst, halt nur noch diesen Schwerpunkt. Das verstellt dir die Sicht. Zur Übertragbarkeit aus dem Englischen: In Bayern am Gymnasium gibt es keinen Langaufsatz, da gibt es Fragen zum Text, deren Antwort ist maximal 1 Seite lang. Es gibt maximal 4 oder 5 Punkte auf den Inhalt, ähnlich für Sprache, das ist leicht zu korrigieren und zu entscheiden. Es gibt Kommenatre, die sind eineinhalb Seiten lang, ebenso zu bepunkten, und von der gedanklichen Tiefe um Meilen entfernt von dem, was in Deutsch verlangt wird. - In Deutsch gibt es keine Einzelfragen, ich muss selber alles gewichten und abwägen. Und es sind acht Seiten. Ich bin ja selber Deutsch- und Englischlehrer und stelle kaum Vergleichbarkeit fest. Englisch korrigiere ich massiv schneller. Wenn das nur Leidensprotzerei bei mir ist, wieso protze ich dann nur mit Deutsch und nicht mit Englisch?

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    Einmal editiert, zuletzt von Herr Rau ()

  • Wo ist festgelegt, dass alle Klausuren der Q-Phase Abiturlänge haben müssen?

    Abiturlänge müssen die Klausuren nicht haben in der Q-Phase (eben nur Vorabi).

    In der EF dürfen die Klausuren nur 90 Minuten dauern. Ab der Q-Phase gibt es ne gewisse Spannbreite (z.B. GK: 90 Minuten - 135 Minuten in der Q1). Wie lang die Klausuren dann sind, muss die jeweilige Fachschaft festlegen und dem Oberstufenkoordinator geben. (In Mathe wiederum gibt es einen hilfsmittelfreien und einen Teil mit Hilfsmitteln.)


    Die Abgabezeit muss dann an die Tafel geschrieben werden (bei Mathe Unterscheidung zwischen hilfsmittelfrei und Hilfsmittel-Teil). Dann steht ggf. an der Tafel: Abgabe 1. Teil: 8.30 Uhr. Abgabe 2. Teil: 9.30 Uhr (bezogen auf Mathe). Auf der Klausur selbst muss bei uns die Klausurlänge stehen.

  • Meiner Erfahrung nach sind Korrekturzeiten von 1h+ für Oberstufenklausuren in sprachlichen Fächern (in meinem Fall: Englisch) absolut normal. Niemand aus meiner Fachschaft, mit dem ich je darüber gesprochen habe, würde dem widersprechen.

    Rahmenbedingungen:

    - EF (Klasse 10, erstes Oberstufenjahr, Klausurlänge: 90 Minuten; durchschnittliche Kursstärke: 25)

    - Q1+Q2 (Klasse 11, zweites Oberstufenjahr, Klausurlänge: 135 Minuten im GK, 180 Minuten im LK; durchschnittliche Kursstärke im GK: 25, im LK: 22)

    - Vorabiklausuren: Abiturbedingungen (zwei Themen zur Auswahl, Klausurlänge ab 2021 [habe dieses Jahr keinen Abikurs, weiß die Vorgaben daher nicht]: GK 240 Minuten, LK 270 Minuten)

    - Aufgabenformate sind vorgeschrieben (nix: "stell korrekturfreundliche Aufgaben" - Textanalysen im Fließtext sind angesagt!)

    - Korrekturvorgaben: Erwartungshorizont (wie im Abi), vollständige Positivkorrektur (also nix nur Fehler anstreichen und Korrekturzeichen setzen). Hinzu kommen schulinterne Vorgaben, bei uns z.B.: Klausuren mit Note 4 oder schlechter noch mit Hinweisen zur individuellen Förderung versehen, sprich: sprachlicher Kommentar zu Fehlerschwerpunkten und Aufarbeitungsstrategien.


    Eine sehr gute Klausur in der EF ist vllt. in 30-40 Minuten schaffbar. Davon gibt es mit Glück zwei pro Kurs.

    Ab der Qualifikationsphase ist auch das kaum noch leistbar (und im GK sind "sehr gute" Klausuren leider weitestgehend auch Wunschdenken) - natürlich unter der Prämisse, dass man Vorgabenkonform korrigiert. 1-1,5h sind mein Durchschnitt, je nachdem wie gut oder schlecht die Klausur ist: Dann habe ich den EWH ausgefüllt und alles positiv korrigiert, sowie den Kommentar bei Noten 4 und schlechter geschrieben. Das alles in einem Lesedurchgang (genau wie CatelynStark es in #81 beschreibt) und am PC, sodass ich z.B. das Datum nicht mehr von Hand schreiben muss, sondern es einfach direkt als Teil des EWH ausdrucke - Kleinvieh macht auch Mist... Weiter optimieren kann ich nicht mehr, ohne von den Vorgaben abzuweichen. Wer von 15 Minuten pro Klausur spricht, hat schlicht und ergreifend keinerlei Ahnung.


    Zum Ausgangsthema: Nimm dir Zeit für deine Dates! Ja, wenn die Klausur dann am Dienstag statt am Montag zurückgibst, maulen die SuS rum - lass sie maulen. Wenn du sie doch am Montag zurückgeben würdest, würden sie es dir umgekehrt aber eh nicht danken. Und gegenüber dem Dienstherren bist du nicht nur zu einer zügigen Korrektur verpflichtet, sondern auch zur Wahrung deiner Gesundheit. Also nimm dir die Zeit für soziale Aktivitäten, die dir wichtig sind. Das sichert deine psychische Gesundheit und mag dich irgendwann vor einem Burnout retten.

    Wenn du von den Korrekturen so überwältigt wirst wie momentan, denk wirklich einmal über eine Überlastungsanzeige nach. Lieber "Schwäche zeigen" (obwohl es keine Schwäche ist, sondern eine objektiv nachvollziehbare Überbelastung!) und dann hoffen können, dass künftig bei der Unterrichtsverteilung etwas mehr Rücksicht genommen und versucht wird, solche Arbeitsspitzen zu vermeiden. Außerdem bist du dann abgesichert, sollte jemand meckern wegen einer Überschreitung der vorgegebenen (Soll-) Korrekturzeit. Mit ganz großem Glück springen sogar 1-2 Korrekturtage heraus (zugegeben unwahrscheinlich, das hat es bei uns an der Schule nur ein einziges Mal gegeben - tatsächlich für eine Geographiekollegin, die zeitgleich einen Geo-LK, einen Geo-bili-GK, und zwei Englisch-GK-Vorabi-Kurse korrigieren musste; diese Verteilung hatte sich durch ausfallende KollegInnen ergeben, deren Kurse die Kollegin übernommen hatte :staun::autsch:).

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Schön, dass ich eine so interessante Diskussion anstoßen konnte.


    Die Ratschläge zur Verkürzung der Korrekturzeit und anderweitiger Entlastung nehme ich gerne an.


    Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mittlerweile einen regelrechten Hass auf die Arbeitsbedingungen des Lehrerjobs und die Bezirksregierung entwickelt habe und alles dafür unternehme, mich selbst zu schützen. Dazu gehört auch, dass ich meine Korrekturweise auf ein Minimum zurückgeschraubt habe. Grundsätzlich mache ich keine Positivkorrektur, lese die Klausur nur einmal durch, schreibe keine Randnotizen oder gar Texte zur Reflektion. Ferner stelle ich keine komplett selbst erstellten Klausuren mehr, sondern nutze kommerzielle Angebote, alte Klausuren, Klausuren aus Lehrbüchern, etc.

    Was mich ankotzt ist, das selbst diese z.T. nicht zulässigen Maßnahmen nicht zu einem erträglichen Maß der Korrekturbelastung führen. Wenn ich so vorgehen würde, wie die älteren Kollegen: genauestens nach Vorgaben, alle Klausuren selbst erstellt, absolut perfekte Korrektur, etc., dann hätte ich, genau wie diese, kein Leben mehr. Das will ich mit aller Vehemenz vermeiden.


    Ich möchte auch noch eine Lanze für die Deutschkollegen brechen. 1,5h sind für die Deutschkollegen für eine Vorabiklausur Minimum. Die meisten brauchen länger. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob das an den Kollegen liegt, oder dem Aufgaben/Korrekturformat.

  • Die Gymnasialzeit geht ja so knapp eine Dekade, bei mir war das vor etwa 20-30 Jahren. Ich erinnere mich an zwei Aha-Momente aus dem Bereich der Korrekturen: einmal las meine beste und intelligentere Freundin eine Erörterung von mir und sagte mit einem Satz etwas, das mir wesentlich beim schulischen Erörtern weiterhalf. Sie formulierte es sogar positiv und sagte etwas, dass mit "interessant, dass du..." anfing.


    Das zweite Mal, an das ich mich erinnere: ein Deutschlehrer war genervt von unserem unstrukturierten Geschreibsel. Er ließ uns in einer Arbeit ausschließlich eine Gliederung verfassen. Von da an wusste ich, was uns offenbar 4 Jahre lang vergeblich versucht wurde einzutrichtern. An einzelne rote Bemerkungen oder gar Anstriche erinnere ich mich hingegen nicht mehr.


    Was ich sagen will: ein, zwei konkrete Probleme zu fassen und bewusst zu machen scheint mir tausendmal nachhaltiger zu sein als jeder rot angestrichene Fehler. Ich weiß nicht, wie man das realisieren kann, durch Schreibkonferenzen vielleicht oder indem Schüler ihre Aufsätze 3 Wochen später selbst korrigieren müssen. Aber ich weiß, dass sich keine der 1,5 Stunden, die irgendwer auf meine Texte angewendet haben könnte, gelohnt haben.


    Und ich hab keine Ahnung zur Arbeitsweise in gymnasialen Lehrerkollegien. Aber wenn an einer Schule jedes Jahr 40 Leute einen LK belegen, dann frag' ich mich schon, wie die Schulleitung den Prozess so steuern kann, dass die Schüler 25 Seiten schreiben (oder wie viel waren's? egal). Ich glaube einfach nicht, dass die Fachschaft da keinen Einfluss hat. Mein Unglaube ist frech, doch mein Recht (Max Goldt:P). Insofern, Friesin schrieb weiter oben etwas zur Struktur und das erscheint mir sinnvoll, nicht der Kleinkrieg, welches Fach das korrekturintensivste ist...

  • Wo ist festgelegt, dass alle Klausuren der Q-Phase Abiturlänge haben müssen?

    Nirgendwo. Aber die APO-GOSt legt, wie Flipper79 schon schrieb, für die allgemeinbildenden Schulen fest, in welchem Rahmen man sich bewegt.

    Irgendwo wurde hier vorgeschlagen, die Klausurlängen einfach zu kürzen. Das geht nicht und ist meiner Meinung nach auch nicht sinnvoll, denn, so lästig die Korrekturen auch sind, die Klausuren sind eben auch ein Instrument zur Prüfungsvorbereitung.

  • Aber wenn an einer Schule jedes Jahr 40 Leute einen LK belegen, dann frag' ich mich schon, wie die Schulleitung den Prozess so steuern kann, dass die Schüler 25 Seiten schreiben (oder wie viel waren's? egal). Ich glaube einfach nicht, dass die Fachschaft da keinen Einfluss hat.

    Das kann die SL natürlich nicht steuern. Aber wenn regelmäßig 4 LKs in einem Fach gebraucht werden und die Fachschaft mehr als 2 Leute hat, kann und muss die SL steuern, dass die LKs gleichmäßig auf die Schultern der Fachschaft verteitl werden, so dass nicht einer deutlich stärker belastet ist als der Rest. Das muss möglich sein.

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