Vorab möchte ich mich schon einmal entschuldigen, wenn der Beitrag ein wenig länger wird. Aber wenn man wirklich einen Rat bekommen möchte, der einen weiterbringt, ist es wohl unumgänglich, die Sachlage so genau wie möglich zu schildern. Also: Ich bin seit 13 Jahren im Dienst (das Referendariat mit eingerechnet) und habe vor einigen Jahren an meiner derzeitigen Schule, an der ich seit 11 Jahren bin, die Übernahme der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit angeboten bekommen. Da ich durchaus gerne schreibe und während meiner Oberstufenzeit auch mal überlegt habe, ob Journalismus etwas für mich sein könnte, habe ich ohne langes Zögern zugesagt. Am Anfang war ich noch unsicher, habe dann einige Fortbildungen besucht, dort positives Feedback für meine Schreibe bekommen und habe mich nach und nach zu einer wirklichen "Gern- und Vielschreiberin" entwickelt. Das ist nun - hmm - gut 6-7 Jahre her. Vor etwa drei Jahren ist das Ganze dann in eine A14-Stelle umgewandelt worden. Eigentlich wollte ich diese Stelle nicht, weil ich das Artikelschreiben mehr als Hobby gesehen habe denn als Teil meiner beruflichen Tätigkeit und nicht unter dem Zwang stehen wollte, schreiben zu MÜSSEN. Meine damalige Schulleiterin, Frau K., hat mich damals mehrfach zum Gespräch gebeten, um bei mir Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich habe noch gut im Ohr, dass sie damals zu mir sagte: "Dann haben Sie einen eigenen, abgrenzten Bereich, in dem Sie frei schalten und walten können." Das war freilich nur eines ihrer vielen Argumente und für mich persönlich nicht unbedingt das überzeugendste, aber von den gegenwärtigen Entwicklungen her betrachtet ein nicht unwichtiges. Ich habe in den vergangenen Jahren viel Lob geerntet für das, was ich tue. Meine Schule war in den regionalen Zeitungen überdurchschnittlich vertreten, die Artikel lasen sich, wie mir mein Schulleiter aus der Anfangszeit an dieser Schule, Herr P., bei einem seiner Besuche zurückmeldete, "gut". Erst kürzlich meinte unsere Sekretärin anerkennend, dass die Schule noch nie eine so gute Pressearbeit gehabt hätte wie aktuell. Kurz und gut: Ich bin selbst immer schon ganz neugierig,wie sich ein Artikel in gedruckter Form in der Zeitung "macht" und bin immer hochzufrieden, wenn ich sehe, was ich durch meine Arbeit geleistet habe. In der Schule sieht man das ja leider ganz oft nicht... Unter der Schulleiterin Frau K. habe ich also "in meinem eigenen Bereich frei geschaltet und gewaltet" - gelegentlich hat sie mir Hinweise gegeben, worauf ich bei der Abfassung eines Artikels zu achten habe, aber ansonsten hat sie mir freie Hand gelassen. Sie "vertraute" mir, wie sie sagte.
Nun haben wir seit Februar vergangenen Jahres eine neue Schulleiterin, Frau S.. Frau S. hat aber im Prinzip erst nach den Sommerferien zu 100% ihren Schulleiterposten besetzt, davor war sie noch mit einem Teil ihrer Stunden abgeordnet. Kurz vor Weihnachten teilte mir Frau S., die mir lange Zeit gar keine Beachtung geschenkt hat, plötzlich zwischen Tür und Angel mit, dass sie die Artikel, die ich schreibe, vorgelegt bekommen möchte - und zwar bevor ich sie an die Presse weiterleite, nicht etwa in CC. Ich habe ihr gesagt, dass sie sich damit eine Menge Arbeit aufhalst, denn ich schreibe jeden Artikel nicht bloß einmal, sondern jede der Zeitungen in der Region bekommt ihre eigene Version - das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Artikel auch wirklich gedruckt wird, denn ansonsten würde der Artikel ja "abgekupfert" wirken und wäre für die Zeitungen somit nicht von Interesse. Jede müsste befürchten, dass der Artikel bereits abgedruckt wurde. Grundsätzlich war ich nicht begeistert davon, meine Artikel vorab gegenlesen zu lassen, zumal ich mir die Frage gestellt habe, was sie in einem Artikel über den Besuch einer Märchenerzählerin oder eines englischsprachigen Tourneetheaters an "Heiklem" zu finden glaubt, zumal sie bei vielen Veranstaltungen gar nicht zugegen ist. Aber sie ist nun einmal die Schulleiterin und so beugt man sich den Vorgaben. So weit, so gut. Vor Kurzem ist ihr das Ganze aber wohl zu viel geworden und sie hat mich gebeten, nur noch eine Version zu verfassen. Sie tat zunächst so, als ob es ihr dabei um mich und um meine Zeit ginge, ich habe aber zwischen den Zeilen schon sehr wohl herausgehört, dass das nicht der eigentliche Grund gewesen ist. Über das Wochenende habe ich - weil ich so viele tolle Ideen hatte - wieder einmal fünf unterschiedliche Fassungen geschrieben und sie ihr geschickt. Heute hat sie mir PER DIENSTANWEISUNG mitgeteilt, dass ich nur noch einen Artikel zu schreiben habe. Fast schon unverschämt war ihre Aussage: "Wenn Sie so gerne schreiben, dann machen Sie das, aber schicken Sie mir nur eine Version, die dann an die Presse weitergeleitet wird." Na ja, Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Außerdem wies sie mich noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass sie entscheidet, was an die Öffentlichkeit gelangt und was nicht. Auch die Fotos möchte sie vorgelegt bekommen - und wiederum frage ich mich, was sie mit diesen Fotos eigentlich will?
Ich überlege nun ernsthaft, auch wenn ihr mich vielleicht für verrückt haltet, meine Ernennungsurkunde zurückzugeben. Wie ich hier inzwischen nachlesen konnte, handelt es sich ja wohl um einen reinen Verwaltungsakt, dem der Personalrat zustimmen muss. Mehr ist hier ja wohl nicht zu tun.
Meine Frage ist vor allem: Welche Kompetenzen hat ein Oberstudienrat, wie eigenständig und -verantwortlich ist er für seinen Tätigkeitsbereich? Dass der Schulleiter bzw. in diesem Fall die Schulleiterin rein formal natürlich immer das "Kontrollrecht" hat, ist mir ja schon (irgendwie) klar, aber ich nehme an, dass das eben auch im Ermessen des jeweiligen Schulleiters bzw. der jeweiligen Schulleiterin liegt, inwiefern er oder sie von diesem "Kontrollrecht" Gebrauch macht. In diesem Zusammenhang würde es mich auch interessieren, wie das an euren Schulen gehandhabt wird - vielleicht nicht nur in Bezug auf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sondern allgemein bei A14-Stellen, aber wenn jemand konkret was zu diesem Bereich sagen kann, wäre das natürlich toll. Bundesland ist übrigens Hessen, falls das eine Rolle spielt.
Im Voraus schon einmal vielen, vielen Dank fürs Lesen!