Worauf kommt es bei Förderdiagnostik an?

  • Guten Tag,


    Ich studiere Lehramt Sonderpädagogik habe gerade eine Hausarbeit zum Thema Diagnostik an einer Grundschule fertig geschrieben, fühle mich deswegen aber nicht wirklich kompetent in dem Bereich. Dafür schaute ich mir an, wie die Diagnostik an der Schule durchgeführt wird, wie die rechtliche und konzeptuelle Entwicklung von Förderdiagnostik ablief, und verglich am Schluss die Diagnostikpraxis an der Schule mit der Fachliteratur. In meinem persönlichen ungeschriebenen Fazit aber finde ich sowohl das, was ich von der Schule als auch von der Fachliteratur erfuhr, zum Teil nur oberflächlich und wie eine Sammlung von Binsenweisheiten. (Zum Beispiel: Die Förderziele müssen spezifisch formuliert werden, und man sollte zwischen Beschreibung und Werturteil trennen. Oder: Der Mensch ist keine Black Box, wie es der Behaviorismus sagt, sondern in einem biopsychosozialen Gefüge zu sehen.) Was der/die eine Wissenschaftler/-in schreibt, finde ich inhaltlich in einem anderen Band eigentlich genauso wieder. Letztlich weiß ich jetzt nur, dass es halt einige standardisierte Verfahren gibt, die nach bestimmten Regeln regelmäßig durchgeführt werden.


    Wie ist es denn nun bei einzelnen Schülern ? Die kriegen, wie ich es jetzt verstanden habe, auch nur die einzelnen diagnostischen Verfahren, wobei die Bezugsnormorientierung wohl schon noch dem Einzelfall angepasst werden kann (sozial, kritierumsorientiert, oder individuell).


    Worin besteht beim Sonderpädagogen hier der Lerneffekt? Oder ist man letztlich ein Beamter, der eben die rechtlichen Vorgaben durchsetzt? (Gefragt hinsichtlich Menschen[er]kenntnis.)


    Das ist eine Frage, die ich in keiner Literatur, die mir für die Hausarbeit empfohlen wurde, beantwortet fand.

  • Was meinst du mit "Lerneffekt beim Sonderpädagogen"?


    Und die vermeintlichen "Binsenweisheiten" sind keine, du musst diese aber für dich mit Leben füllen. Was bedeutet das "biopsychosoziale Gefüge" für Jason oder Jessica, die da vor dir sitzen? Schulwechsel, Alkoholismus in der Schwangerschaft, Aufwachsen in einer Pflegefamilie, Flucht... und was bedeuten diese Überbegriffe wiederum für Jason und Jessicas Entwicklung? Dass zwischen Beschreibung und Werturteil getrennt wird ist z.B. nicht immer so gewesen und muss man durchaus üben. "Jessica geht ungern in die Schule. Die Kindesmutter ist zu keiner Zusammenarbeit bereit." "Jason kann noch nicht rechnen, hat keine Freude am Lesen und stört die ganze Zeit seine Mitschüler" liest man dann mitunter in Zeugnissen oder Formblättern.


    Außerdem hast du je Bundesland und Bezirk oder Schule Vorgehensweisen und vorhandenes Material, da wirst du dann idealerweise von Kollegen im Ref eingewiesen, eigentlich solltest du schon an der Uni ein Gutachten samt Förderplan schreiben.

  • In meinem persönlichen ungeschriebenen Fazit aber finde ich sowohl das, was ich von der Schule als auch von der Fachliteratur erfuhr, zum Teil nur oberflächlich und wie eine Sammlung von Binsenweisheiten.


    Dafür schaute ich mir an, wie die Diagnostik an der Schule durchgeführt wird, wie die rechtliche und konzeptuelle Entwicklung von Förderdiagnostik ablief, und verglich am Schluss die Diagnostikpraxis an der Schule mit der Fachliteratur.

    Womöglich ist es ein Unterschied entsprechend der Fragestellung, die man sich selbst setzt.

    Wenn du allgemein die Möglichkeiten und Vorgehensweise in Realität und FAchliteratur erhebst, bleibt es oberflächlich,

    wenn du Fallstudien machst, wird es individueller.


    Vielleicht braucht es letztlich beides, quasi Theorie und Praxis - oder noch eher Anwendung und Bezug auf Individuen, was dann das wäre, was @samu damit meinte, dass man es mit Leben füllen müsste.


    Am Ende nutzt man standardisierte Tests, klar, aber auch Beobachtungen um schließlich zu einer Förderung oder Förderempfehlung zu kommen.

    Dabei gibt es wiederum ein allgemeines Repertoire, das man aber nicht von oben nach unten abarbeiten kann, sondern aus dem man auswählt oder auch individuelle Vorgehensweisen zusammenstellt, mit den Diagnosen abstimmt und während des Einsatzes nachsteuert.

    Ebenso setzt man unterschiedliche Schwerpunkte, die sich am Kind und den Fähikgeiten, die es bereits hat, orientieren, schließlich sind die meisten Schwierigkeiten nicht isoliert, sodass man vieles gleichzeitig bedenken muss.

    Ein Beispiel: Ist das Kind motorisch nicht gut aufgestellt, kann daraus ein wichtiges oder ein nachrangiges Förderziel werden und ich musss mir bei allen anderen Förderbereichen überlegen, ob ich auf die Motorik einen zusätzlichen Fokus setzen will, um dies gleichermaßen zu fördern, oder ob andere Ziele dringender sind, sodass ich die Einschränkung durch die Motorik zunächst lieber ganz oder teilweise umgehe.

    Worin besteht beim Sonderpädagogen hier der Lerneffekt?

    Diese Frage habe ich auch nicht verstanden. Lerneffekt in welcher Hinsicht?

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