Theaterstück mit 18 Kindern --> zu viele Kinder?

  • Guten Tag,


    Ich bin Sonderpädagogikstudent und arbeite nebenbei in der Ganztagsbetreuung. Einmal in der Woche leite ich seit Anfang Februar für 1,5 Stunden eine Theater-AG in der Aula der Schule. Den Kindern stellte ich zur Auswahl "Der Löwe, der nicht schreiben kann", "Der Grüffelo", und ein noch nicht fertiges selbst geschriebenes Stück, das etwas albern ist, aber die Kinder witzig finden. Die Kinder kannten erstere beiden schon und wollten sie nicht spielen. Als ich meins anfing vorzulesen, waren sie begeistert. (Ich habe die anderen nicht extra gelangweilt vorgetragen. :D )


    Ich schreibe hier, weil ich eigentlich keine Erfahrung mit so etwas habe, und das alles alleine mache und mich dazu gerne etwas austauschen würde.


    Wir sind schon etwas weiter gekommen mit dem Stück, und es hat jetzt auch ein Ende, worauf wir hinarbeiten können. Die zwei Jungs (sonst alles Mädchen) wollten gerne etwas mit "Geheimagenten" drin haben, also habe ich mich dem gefügt und es passt z.T. auch zur Geschichte. Zum anderen Teil jedoch nicht, weil der eine Junge gerne einen Bösewicht spielen will und somit gibt es jetzt eine kleine Kampfszene. Das Stück soll ja von den Kindern sein, und ob das sinnvoll ist, deren Wünsche mit einzubeziehen ist mein Experiment.


    Soweit, so gut. Nur habe ich seit den letzten zwei Malen den Eindruck, dass die AG etwas chaotisch ist. Es dauert lange, bis ich absolute Ruhe habe in der Aula, sodass man nur diejenigen hört, die gerade eine Rolle haben. Außerdem kommt es ständig dazu, dass Kinder plötzlich doch eine andere Rolle wollen, oder manchmal auch gar keine Rolle. Deswegen habe ich die letzten 5 Minuten damit verbracht, abzufragen, wer denn prinzipiell Interesse hat, und ich lege die Rollen für nächstes Mal fest und werde auch das Skript fertig schreiben, damit es nicht mehr so viel hin und her gibt.

    Aber selbst wenn dann alle ihre Rolle haben, gibt es das Problem, dass natürlich nicht zu jeder Zeit alle 18 Kinder gleichzeitig spielen können, und die langweilen sich dann. Ein bisschen habe ich dem entgegengewirkt, indem ich die Szenen entsprechend erweitert habe. (So zum Beispiel eine Schar von Dienerinnen für die Königinnenszene und eine Szene, wo die Oma im Fernsehen verschiedene Werbungen schaut.) Es ist aber wirklich nicht leicht, konzentriert zu arbeiten. Der eine Junge zum Beispiel tut sich sehr schwer, zu verstehen, was man meint, und lebt ein wenig "in seiner eigenen Welt", und ist nicht wirklich bereit, sich an das Stück anzupassen. Einige Mädchen sind nur am Herumlaufen in der Aula, oder kichern und tummeln sich irgendwo auf dem Boden herum. Ich denke mal, Ihr kennt das ungefähr. Ist nur schwer, weil man so die ganze Zeit eine latente Unruhe hat.


    Zu Beginn machen wir immer einen Standard-Aufwärm-Ablauf, den ich mir überlegt habe, und der offenbar nach wie vor gut bei den Kindern ankommt:

    - Kinder werden aufgerufen, und müssen dabei wie Soldaten mit der Hand an der Stirn ihre Anwesenheit bestätigen.

    - Klatschkreis. (Klatscher weiter reichen, 2x Klatschen = Richtungsumkehr, 3x Klatschen = überspringen)

    - Ich spiele eine fröhliche Musik auf dem Klavier, die Kinder sollen fröhlich herumgehen, sich gegenseitig grüßen und schöne Dinge erzählen. Dann wechsel ich zu einer traurigen Musik und die Kinder sollen ihre Glieder herabhängen lassen.

    - Dann passiert irgendetwas, was eigentlich gar nicht traurig ist, worum wir aber alle trauern. Beim letzten Mal z.B. war es ein zerrissenes Blatt im Papierkorb. Ich mache das dann immer vor und die Kinder sind dann immer besonders aufmerksam und kommen nahe heran. (Ich sage dann z.B. sowas wie "Es wurde mitten durch die Brust entzwei gerissen, wie schrecklich!", "Das arme DIN A4-Blatt, es war doch noch so jung!"). Darauf gibt es dann improvisierte Reaktionen.


    Habt Ihr noch andere Aufwärmideen?


    Ach ja, und es gibt noch ein Mädchen, das nicht wirklich Deutsch sprechen kann, und eher still zuschaut. Ich habe sie gefragt, ob sie eine Rolle spielen will, oder ob es okay ist, wenn sie nur zuschaut, was sie glaube ich verstand und zu verstehen gab, dass sie nur zuschauen will. Vielleicht ist sie auch einfach nur unsicher und braucht irgendeine Gruppe von Kindern, wo sie mitmachen kann, ohne reden zu müssen? Wie würdet Ihr damit umgehen?


    Sorry, wenn das etwas viel Text ist, aber ich weiß nicht, mit wem ich mich sonst dazu austauschen kann...


    LG

  • Jan H.

    Hat den Titel des Themas von „Theaterstück mit 16 Kindern --> zu viele Kinder?“ zu „Theaterstück mit 18 Kindern --> zu viele Kinder?“ geändert.
  • Weitere Emotionen einbeziehen als nur Freude/Trauer, z.B. einen festen (banalen oder sinnlosen oder witzigen...) Satz in verschiedenen angesagten Haltungen zueinander sagen, wenn man sich im Raum begegnet. Z.B.: "Es regnet": Fröhlich, traurig, lachend, genervt, betrunken (das lieben meine SuS), wütend, freundlich, höflich, arrogant, fragend...


    Kombination aus Geräusch und Bewegung: Einer gibt ein Geräusch vor, das alle mitmachen, Person zwei ergänzt eine Bewegung, die ebenfalls alle machen müssen. Kann in verschiedenen Varianten gemacht werden, also in kleinen Gruppen parallel, alle dieselbe Kombi, jeder eine eigene Kombi, reihum nacheinander dieselbe/verschiedene Kombis, sich quasi aufrufen, indem man das Geräusch des Anderen (der anderen Gruppe) einsetzt (wenn allen klar ist, welche Geräusche/Bewegungen zu welcher Gruppe gehören)


    Verschiedene Gangarten je nachdem, welche Emotion/Haltung man ausdrücken möchte (kann ergänzt werden um eine Ratephase, wo die anderen herausfinden müssen, um welche Emotion/Haltung es sich warum handeln könnte, das hilft ein Bewusstsein zu entwickeln wie man was auf der Bühne erkennbar(er) audrücken kann.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • 18 behinderte Kinder finde ich zu viel für eine AG. Als Anfänger hätte ich dir das schon gar nicht zugemutet. Wie kommt es, dass es so viele sind? Fang mal eher mit 9 an, wenn du das noch ändern kannst. Und wer sich jetzt anmelden will, macht das Halbjahr verbindlich mit.


    Und was du schon gemerkt hast: erst mal die Wahl nur zwischen zwei Sachen lassen, dann aber das Einhalten durchsetzen. Frag nicht zu viel und zu oft, wer was wie will, sonst halten sie nicht durch, wollen laufend was ändern und finden am Ende alles doof.


    Kannst du den jeweils nicht-Probenden Aufgaben geben? Licht an/aus, Musik an/aus, Kulissen anpinseln...

  • Also behinderte Kinder sind es nicht, es ist eine "normale" Ganztagsgrundschule. Trotzdem nicht einfach. Aufgaben verteile ich ja auch häufig (Vorhang auf und zu machen, eine Werbung ausdenken, eine kleine Szene überlegen), aber es sind trotzdem zu viele Kinder. Vielleicht gebe ich tatsächlich das nächste Mal eine Bastelaufgabe, habe schon Kartons besorgt...

    Wo nimmst du das behindert her? Irgendwie habe ich dazu nichts gefunden.


    Ansonsten finde ich nämlich 18 noch eine sehr geringe Zahl!

    Naja, 18 Kinder finde ich nicht gerade wenig. In welchem Kontext meinst Du das denn? Also gerade bei Theater finde ich, dass man viel Konzentration braucht. Vielleicht muss ich mir auch einfach mehr Nebenrollen überlegen (beim Stück mit dem Löwen, der nicht schreiben kann, gibt es ja ganze Tiergruppen, was sich für eine Klassenvorführung natürlich gut eignet)..... Ich habe schon 2 Theaterstücke mit jeweils 4 Kindern zusammen ausgedacht/entwickelt, und da waren wir in wenigen Stunden fertig und konnten es vorführen. Das war deeeutlich intensiver und konzentrierter. Ansonsten haben wir im Frühdienst bis vor kurzem noch einen Betreuer auf 10-14 Kinder gehabt, aber gemerkt, dass das zu viele sind, und sind jetzt wieder zu zweit. Ich denke aber auch, dass es einen großen Unterschied macht, ob man nachmittags etwas als Freizeitangebot anbietet, wie in meinem Fall, oder im Rahmen des Unterrichts.

  • Wie gesagt, für "normale" Schüler finde ich das sogar eine sehr kleine Gruppe, wir haben das letzte Mal eben mit einer kompletten Klasse 25-30 Schülern gespielt, das klappt auch, die anderen Schüler haben z.B. die Aufgabe jeder für einen anderen den Text mitzuverfolgen und auszuhelfen usw.


    Wobei natürlich bei uns auch immer zwischendurch Einsätze für alle waren, wo gemeinsam sein Lied gesunden wurde usw.

  • Achso, bin wegen "Sonderpädagogik" darauf gekommen und von der Beschreibung der Kinder her...


    Der eine Junge zum Beispiel tut sich sehr schwer, zu verstehen, was man meint, und lebt ein wenig "in seiner eigenen Welt", und ist nicht wirklich bereit, sich an das Stück anzupassen. Einige Mädchen sind nur am Herumlaufen in der Aula, oder kichern und tummeln sich irgendwo auf dem Boden herum.

    Dann sehe und höre ich dich dabei vor meinem geistigen Auge nicht. Wo bist du? An der Bühne vorne mit 3 Kindern?


    Du bist jetzt Führungsperson, der die Gruppe im Blick haben muss. "Ihr setzt euch dort hin, es ist Ruhe. Hier ist eine Sanduhr, solange übt jede Gruppe/Szene und die anderen sind still... ein, zwei Grundregeln aufstellen, die bei euch gelten. (Wenn nicht immer was zum Basteln da ist, vielleicht Ausmalbilder hinlegen oder Knete? 90 min sind echt lang.)

    • Pass ein bissel auf, dass du sie mit dem Aufwärmen nicht zu sehr aufheizt. Das vllt. lieber als Abschluss machen.
    • Die Rolle zu wechseln, da würde ich mich gar nicht drauf einlassen. Erkläre den Kindern, dass du dich auf sie verlassen können musst und dass sie bei ihrer Rolle bleiben müssen. Ansonsten ist die Theatergruppe eben nichts für sie.
    • Kannst du nicht einzelne Szenen mit wenigen Kindern einüben und die anderen so lange bei Kollegen parken? Alternativ mit Kulissenbau beschäftigen?
    • Oder jemand von den Kollegen bitten, mitzumachen (falls das personaltechnisch möglich ist)? Dann könnte der - oder diejenige die gerade nicht aktiven Kinder betreuen.
  • Ich finde Theaterproben auch immer wahnsinnig anstrengend. Ich kann immer nur mit der gesamten Klasse was einstudieren, also so 25 bis 28 Kinder der 1./2. Der Vorteil davon ist natürlich, dass ich als Klassenlehrerin alle gut kenne und sie mich ernst nehmen. Bei einer AG hast du den Vorteil, dass du nur Kinder dabei hast, die grundsätzlich Bock auf Theater haben, aber natürlich den Nachteil, dass die Gruppe aus verschiedenen Klassen gemischt ist und du sie nicht so gut kennst.

    Ich gebe die Theaterstücke meist vor, oft noch mit etwas Spielraum, also dass das Stück noch etwas geändert werden kann. Bei den Rollen ist es mir wichtig, dass jeder eine Rolle hat. Hauptrollen werden meist geteilt (ist auch einfacher, falls dann jemand krank wird). Die Kinder sagen ihre Rollenwünsche und ich "lose" aus.

    Die Texte werden in Kleingruppen oder auch zu Hause gelernt. Bei den Proben des gesamten Stücks sitzen alle ruhig, sie haben Mäppchen und Mandalas vor sich liegen und wer nicht dran ist, darf zuschauen oder malen. Reden oder aufstehen geht nicht, das stört nur. Wer sich nicht dran hält, wird umgesetzt oder muss in eine andere Klasse gehen und dort arbeiten. Anders funktioniert das meiner Erfahrung nach mit so großen Gruppen nicht.

    Ist die Gruppengröße bei dir vorgegeben? Fürs nächste Mal lässt sich das vielleicht ändern. Mit nur 10 bis 12 Kindern hat man ganz andere Möglichkeiten. Da hab ich vor einigen Jahren mal kleine Theaterstücke einstudiert und das ging gefühlt viel lockerer. Wobei das auch 3./4er waren.

  • Aufwärmspiele:

    - durch den Raum gehen, normale Geschwindigkeit, zu Musik. Normale Geschwindigkeit ist 5, du klatscht (evtl Musik aus), alle müssen hören, du sagst Geschwindigkeit 10... lässt laufen, dann klatschen, Ansage zB 2 etc... und immer schön laufen lassen, nicht zu schnell Geschwindigkeit wechseln, Musik läuft immer wieder (evtl bei den Ansagen nicht)

    - durch den Raum gehen, wen du triffst mit einem Nicken begrüßen... machen lassen, nächste Aufgabe mit einem Verbeugen begrüßen, mit einem Wort, einem Gefühl, dem Wort "Sauerkraut" in fröhlich/traurig/wütend...

    - durch den Raum gehen, auf Klatschen: immer 2 zusammen, wieder alleine gehen... immer 4 zusammen, wieder alleine...

    - durch den Raum gehen, bei Klatschen rückwärts... auch hier Geschwindigkeit angeben

    - Gruppenbild kreieren lassen, zB "Familie", "wütende Familie", Hasen, Könige...


    Ich habe "Darstellendes Spiel" studiert, habe also etwas Ahnung von der Materie UND bin Sonderpädagogin, das trifft sich doch!

    Ich kann dir später noch mehr schicken, wenn du magst, per PN oder so.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Immer 2 zusammen, einer sagt A der andre B. A nimmt seinen Zeigefinger und legt ihn B auf die Nasenspitze und führt B durh den Raum (der Führer geht immer rückwärts dabei)

    Irgendwann Wechsel.

    Immer 2 zusammen, sie bekommen ein Stück Kreide, jeder nimmt einen Zeigefinger und damit halten sie die Kreide zwischen sich und müssen so durch den Raum laufen.

    Partnerwechsel!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

Werbung