Schimpf- und Meckerthread

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss mir einfach mal Luft machen. Hatte mal wieder einen Unterrichtsbesuch...
    Diese "Beratungsbesuche" *gröhl* hängen mir jetzt schon so was von zum Hals raus - und dabei muss ich noch 15 Monate 8o
    Und jeder sagt etwas anderes: der eine Fachleiter nennt mich ein Sprachvorbild für die Kinder - der andere legt mir nahe, doch mehr auf die Lehrersprache zu achten. Darauf festgenagelt, nennt er nach einigen "Ähs" und "Najas" einen Begriff, denn ich genannt habe und mit dem er was anderes verbindet!
    Festlegen lässt sich so ein Fachleiter auch schon mal gar nicht. Im Seminar bestehende Anforderungen korrespondieren nicht immer mit denen der Schule. Auf das Problem in Beisein der Mentorin angesprochen, wird sich aber rausgewunden und der Referendarin (also leider mir) in den Rücken gefallen. Um anschließend - ohne Mentorin- sich wieder verständnisvoll, diese Schwierigkeiten kennend und natürlich verstehend, ganz auf Seiten der Referendarin, anzubiedern.
    Ich merke, wie ich in diesen Nachbesprechungen immer verstockter und aggressiver werde, weil selten etwas kommt, mit dem ich wirklich was anfangen kann. Ich bin ja bereit zu lernen und an mir zu arbeiten, aber wenn da nur Rosinen gezählt werden und auf konkrete Nachfragen, die Antwort kommt: "Ja, Frau X, das kann man nicht immer so festlegen!", dann frage ich mich schon, was das für eine Ausbildung sein soll?
    Dazu kommt, dass man meist überhaupt nicht einschätzen kann, welches Gewicht diese Aussagen für eine etwaige Note haben. War die Stunde nun grottig oder hatte der Herr Fachleiter einen schlechten Tag oder muss er einfach irgendwas kritisieren - wie schlimm ist das "Vergehen"?


    *kotzkotzkotz*


    Bin heute immer noch so mies drauf, dass ich das Wochenende gar nicht genießen kann und schon wieder an den Stress denke, der nächste Woche kommt.


    Das musste ich mal loswerden. Danke fürs Zuhören!


    Melosine

  • Hallo Melosine,


    reg dich nicht auf!


    Mir geht es oft ähnlich. Man macht und tut und trotzdem geht irgendwas schief. In der Nachbesprechung wird dann spekuliert, wie es hätte besser laufen können (ob es so besser gelaufen wäre, ist die zweite Frage).


    Was wirklich Konkretes kommt da selten heraus.


    Was mich am meisten aufregt ist Folgendes: Ich sehe im Schulalltag dauernd Stunden, die "in die Hose gegangen" sind. Vorgestern z.B. wollte eine Lehrerin, bei der ich hospitiere, das berühmte "Vorwissen der Schüler reaktivieren". Nur haben die Schüler kaum etwas aus der vorherigen Stunde behalten und somit kaum etwas sagen können. Hier könnte man jetzt stundenlang herumreflektieren, was diese Lehrerin für methodische Mängel gehabt haben muss, weil die Schüler ja so wenig gelernt haben.


    Andere Stunde, andere Lehrerin: Die Schüler kapieren partout nicht was sie tun sollen. In einer anderen Situation können sie zwar die neu erlernte Regel im Plenum anwenden, in der folgenden Übung können sie es jedoch nicht mehr. Also ... streng genommen kein Lernertrag, Lernziel nicht erreicht. Note 5. Oder?


    Das alles ist jedoch Schulalltag (sagt sogar mein Seminarleiter). Und oft liegt es einfach an den Schülern und nicht an uns. Trotzdem bekommen wir die schlechten Noten oft für Dinge, die zumindest zum Teil außerhalb unseres Einflussbereichs liegen.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • @Carla-Emlilia: Genau, genau, genau! Kann deine Äußerungen nur bestätigen und applaudieren!


    "Kein Lernzuwachs in der Stunde erreicht" und deshalb durchgefallen oder schlechte Note! So war der vielbenannte Grund letztes Jahr als ich Prüfung gemacht habe und dieses Jahr (ich habe Freunde, die noch Referendare sind) ist es genauso bzw. noch schlimmer! Wie willst du denn diesen Lernzuwachs in einer Stunden zeigen? Der zeigt sich doch wie du schreibst oft erst in den Nachfolgestunden! Wie soll das im Referendariat nur immer so perfekt laufen?


    Wir sind Menschen und haben es mit Menschen zu tun und zum Glück agieren wir alle nicht wie Maschinen!


    Melosine: Lass dir von dem UB nicht dein gesamtes Wochenende vermiesen! Du brauchst die Erholungsphase, bevor der Stress dich nächste Woche wieder hat!


    Gruß Annette

  • Hallo Heike,


    ganz genau! Und das ist ja das Ungerechte! Alles hängt an einer einzigen Unterrichsstunde ... wenn da das Lernziel nicht erreicht wird, war es das - auch wenn man es vielleicht mit geringem Aufwand in der Folgestunde eben durch die in der vorherigen Stunde geleisteten Arbeit erreicht hätte.


    Von uns werden Dinge verlangt, die selbst mit 20 Jahren Berufserfahrung nur in etwa der Hälfte der Stunden ansatzweise funktionieren.


    Ich glaube, an dem ganzen System müsste etwas grundlegend geändert werden. Es kann nicht sein, dass einige wenige (und total unrealistische) Schaustunden über das berufliche Schicksal eines Menschen entscheiden.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

    • Offizieller Beitrag

    Ja, und wenn das Lernziel erreicht wurde oder es da nix zu kritisieren gibt, dann ist eben was anderes dran...


    Eigentlich könnte man wirklich fast jede Stunde total zerpflücken - Gründe gibts immer.


    Ich glaube, das Gefühl, dem relativ ohnmächtig ausgeliefert zu sein, und dass es keinerlei feststehende, von Fachleiter zu Fachleiter übertragbare Bewertungskriterien zu geben scheint, macht die Sache so zermürbend.


    Ansonsten: schon mal ein dickes ! Es geht mir fast schon besser ;)


    LG, M.

  • Zitat

    Ja, und wenn das Lernziel erreicht wurde oder es da nix zu kritisieren gibt, dann ist eben was anderes dran...


    Da hast Du wohl recht!! Vor kurzem hatte ich mein zweites Gespräch zum Stand der Ausbildung und plötzlich soll allen aufgefallen sein, dass ich in den 3.Klassen ein distanziertes Lehrerverhalten gezeigt haben soll. In der 1.Klasse wäre ich ganz anders. Dabei steht selbst in dem Protokoll zu den §9 Besuchen in Englisch und Sachunterricht "Frau ..... wird ein äußerst postives, souveränes, den schülerzugewandtes Lehrerverhalten bescheinigt (...)" Hab echt geglaubt ich falle vom Stuhl. Auch meinen Direktor hat das total überrascht. Ich habe ihn nach dem Gespräch mal gefragt wie er meine Arbeit so einschätzt und wollte dann kaum glauben, was mir da gesagt wurde. Zum Glück hat er gleich gemeint, dass er da auf jeden Fall am Tag der Prüfung was zu sagen wird (für den Fall das es irgendwie zur Sprache kommt).


    Aber so ist das eben, irgendwas müssen sie halt sagen!
    Kopf hoch an alle - ein Ende ist in Sicht!
    Vanessa :)

  • Yo, da kann ich allem nur beifpflichten! Ich habe auch so einen Rosinenzähler als Fachleiter, der IMMER, wirklich immer Fehler findet, and ausgiebig darauf herumreitet. Man könnte fast meinen, dass dies ihm eine bestimmte Befriedigung gibt. Sachen, die gut liefen, werden abgetan, kleine, zum Teil unbedeutende Fehler, die werden endlos breitgetreten. Für mich sind Besuche dieses Fachleiters der reinste Horror, das kann einem wirklich den Spaß am UNterrichten vermiesen. Er gibt einem immer das Gefühl, ein Versager zu sein. (Nicht nur mir, auch den anderen im Kurs) Vor den Ferien kommt er nochmal, und mir graust es jetzt schon davor. Was er verlangt, erfüllt er selbst nicht in seinen SEminarstunden, und, wie ihr alle richtig schon bemerkt habt, solche Stunden, wie er sie verlangt, gehen an der Realität komplett vorbei. Ich frage mich auch, wer so einem System Einhalt gebieten könnte. Meine Fachleiterin im anderen Fach hingegen ist ganz anders: Konstruktiv, fair, diskret, hackt nicht auf allem herum - da fühlt man sich fast wohl, wenn sie da ist. Da habe ich auch das Gefühl, sie berät mich. Leider ist das die Ausnahme, und der andere bereitet mir wirklich richtige Bauchschmerzen.


    Soweit mein emotionaler Beitrag!! Wir sitzen in einem Boot - aber, wie können wir uns wehren? Ich finde es schon mal klasse von Heike, dass sie den REfs hilft und kritisch nachfragt, auf "fertige" Lehrer/innen hören die ja manchmal mehr. Ich wünschte, ich hätte auch solche nette Mentoren/innen.


    Liebe Grüße von Anna ...... der es auch guttut, dies mal loszuwerden! X(

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Ich finde es schon mal klasse von Heike, dass sie den REfs hilft und kritisch nachfragt, auf "fertige" Lehrer/innen hören die ja manchmal mehr. Ich wünschte, ich hätte auch solche nette Mentoren/innen.


    DAS habe ich beim Lesen von Heikes Beitrag auch gedacht! Bist ein Schatz Heike! Weiter so! Solch Goldstücke sucht man leider meist vergebens *seufz*


    Ja, anna, ich find es auch schade, dass einem manche Herren Fachleiter die Freude am Unterrichten vermiesen. Mir mach tes imMoment auch keinen Spaß mehr, irgendeinen Ubesuch besonders gut vorzubereiten. Wenn die Stunde gut war, wird halt meist irgendwas gesucht.


    Ach, tut richtig gut, hier mal so zu klagen ;)


    M.

    • Offizieller Beitrag

    Hi ihr,


    ich kann mich den meisten von euch nur anschließen, obwohl ich in einem Bundesland bin, wo die Situation nicht zu verschärft ist in punkto Seminarleiter.


    Mich nervt am meisten, dass ich haufenweise Stunden sehe, wie ich sie selber in meiner Schulzeit erlebt habe und wie sie vermutlich schon meine Mutter erlebt hat, bei meinem Vater gabs noch nen Rohrstock und Mädchen- und Jungenschule getrennt...
    Jedesmal wenn ich versucht habe, daran im Rahmen meiner Einflussmöglichkeiten etwas zu variieren (kein selbstständiger Unterricht bei uns), Differenzierung einzubauen, wurde mir in den Rücken gefallen. (Kinder, die zu langsam schreiben, müssen bei meiner Ausbildungslehrerin z.B. in der Hofpause drin bleiben und ihre Arbeit beenden, dabei sind das größtenteils ADHS-Kinder, die die Bewegung dringend bräuchten. X( ) Wenn ich z.B. als einfache, auch im Alltag bei voller Stelle umsetzbare Differenzierungsmöglichkeit die langsamen Kinder nur eine halbe Zeile von jedem Buchstaben habe schreiben lassen und denen mit großen feinmotorischen Problemen größere Schreibzeilen kopierte, gabs Meinungsverschiedenheiten mit der Ausbildungslehrerin. Von differenzierten Arbeitsblättern schweigen wir mal: "Alle Kinder müssen das gleiche Blatt haben!" (Und differenzierte Hausaufgaben werden von unserem Hort abgelehnt.)


    Alle Dinge, die wir im Seminar lernen, werden von der Schulleitung als neumodischer Kram oder Zeichen von pädagogischer Schwäche abgetan (Verträge mit "schwierigen" Schülern, Streitschlichtung, Stationslernen, Differenzierung etc.) und gleichzeitig wurde ich aufgefordert, mehr von den Sachen aus dem Seminar einzubringen... Ja, äh... Hallo?


    Und dann klappen zu den Vorführstunden natürlich auch die Sachen, die die Seminarleiter sehen wollen nicht, wie sollen sie, wenn ich kaum eine Chance habe, sie mit den Kindern zu erproben?
    Ich habe so manches Mal gedacht: "Wenn ich die Stunde, die meine Ausbildungslehrerin mir für den Unterrichtsbesuch vorschlägt, zeige, bekomme ich mit Glück eine 4." Ich habe es nie gesagt.
    Sie sagen, sie wollen Stunden aus dem Schulalltag sehen. Wie der Schulalltag hier aussieht, wie meine Kolleginnen unterrichten, das weiß keiner von ihnen.
    Ich habe bei einem meiner Fachleiter das Praktikum "andere Schulform" gemacht. Er wies mich dann mehrfach darauf hin, dass der Termin so ungünstig gewählt wäre, noch vor wenigen Wochen hätten die Schüler in Gruppen gearbeitet, aber jetzt sei so eine Phase, da müsse man mal wieder frontal arbeiten.


    Ich glaube, ich habe gelernt, mit wenig Vorbereitungszeit oder sogar ohne und teilweise vor weitgehend unbekannten Klassen, Stunden zu halten, die den Kindern nen gewissen Lernzuwachs bringen und die auch motivierende Elemente enthalten. Und das ist später für die Arbeit wichtig, denn wie Heike so treffend sagt - das ist unser Job.


    Und ich habe das trotz des Schweigens meiner Ausbildungslehrerin zu meinen Stunden (manchmal hätte ich mir gewünscht, dass sie eine pro Woche davon zerfetzt, statt nur zu sagen "Weiß nicht, warum die Schüler unruhig waren...", "War doch ne gute Stunde.") und obwohl mein Fachleiter an einer anderen Schulform unterrichtet als ich und dementsprechend teilweise Ideen und Vorstellungen von Unterricht hat, die in meinen Klassenstufen nicht realisierbar sind. (Auf der anderen Seite hat er auch viele hilfreiche Ideen gehabt und immer viel Postivies gesagt, weil er meine Ausbildungssituation kannte.)


    eulenspiegel
    Und selbst wenn man den Lernzuwachs erreicht hat... wichtig ist noch dass er mit Namenskärtchen, Redekärtchen, dreifach differenziertem, partnerarbeitlichen Stationslernen, Videovorführungen mit Beamer, KlippterMeyerPeterßen-Brummbrumm und allem möglicheetc.n erreicht wird. :rolleyes: Oft steht dann in der Vorbereitung solcher Stunden die Methoden- und Sozialformenjongliererei im Vordergrund, statt an den Lernzuwachs und die Kinder zu denken. Ging mir jedenfalls im 2. Ausbildungsjahr so.


    @carla-emilla

    Zitat


    Ich glaube, an dem ganzen System müsste etwas grundlegend geändert werden. Es kann nicht sein, dass einige wenige (und total unrealistische) Schaustunden über das berufliche Schicksal eines Menschen entscheiden.


    Ja, genau! X(
    Und noch schlimmer: Bei uns zählen die Vornoten der Fachleiter gar nicht in die Gesamtabschlussnote rein! (Nur in die Noten der Fächer, die man extra nochmal auf dem Zeugnis bekommt.) Aber in die Gesamtabschlussnote zählt das Gutachten von HSL, das sich nicht wirklich auf die Gutachten der FSL beruft (doppelt), Hausarbeit, mündlicher Prüfung, 1. Lehrprobe, 2. Lehrprobe.
    D.h. diese 2 Prüfungsvorführstunden bringen einem 1/3 der Gesamtnote, mit der man sich nachher bewirbt... Und naja, wer sich gut verkaufen konnte im Seminar, ist jetzt auch besser dran...


    Mir schwirrt da der Satz eines namhaften deutschen Erziehungswissenschaftlers, bei dem ich studierte und der dann Direktor einer Schule wurde und über Einstellungen entschied, im Kopf herum: "Stelln Sie sich mal vor, da bewerben sich welche, die ihr 2. Staatsexamen mit 3 oder sogar mit 4 gemacht haben. Das können doch gar keine guten Lehrer sein!"


    kopfschüttelnd,
    Conni
    PS: Ja, es tut wirklich gut, den Frust mal so richtig rauszulassen :D

  • Wo gibt´s denn so was? Dass der Hort mir vorschreibt, in welcher Form ich Hausaufgaben aufgebe? Ich fass´es nich!
    Ironie des Schicksals: In meine Schule werden keine Referendare gelassen, weil wir genau diese Differenzierungen praktizieren. Begründung: Die Referendarinnen könnten dann ja keine gewünschten Unterrichtsvorbereitungen mit zu erwartendem Schülerverhalten (nach Schema F) vorlegen.

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