Dank der Warnungen wurden 80 % vorsichtiger (meine Umgebung und ich auch). Die anderen 20 % glaubten schon immer, dass alles nur Panikmache sei.
Mit solchen Schwarz-Weiß-Betrachtungen verhindert man m. E. einen offenen und produktiven Diskurs. Da ich mein Verhalten im März/April nicht erwähnenswert verändert habe, würdest Du mich vermutlich in die zweite Gruppe einordnen. Ich halte jedoch nicht "alles" für Panikmache. Ich halte Covid für eine ernstzunehmende Infektionskrankheit und finde es grundsätzlich richtig, dass unterschiedliche Maßnahmen zur Eindämmung beschlossen wurden. Ich halte das Masken- und Abstandsgebot für sinnvoll, schätze - losgelöst von der konkreten Umsetzung - Kontaktbeschränkungen in Innenräumen als wirksame Maßnahme ein und kann z. B. auch die Schließung von Innengastronomie und sogar eine nächtliche Ausgangssperre im Grundsatz nachvollziehen.
Die flächendeckenden Schul- und Kita-Schließungen im ersten Lockdown fand ich ebenfalls akzeptabel, da zu diesem Zeitpunkt nur wenige Erkenntnisse über Covid vorlagen. Im Anschluss hätte man massig Zeit gehabt, diese Erkenntnisse gezielt zu sammeln, indem man z. B. ein systematisches Screening in zahlreichen Schulen (also mit einer ausreichend großen Stichprobe) etabliert hätte. Auf diese Weise wäre greifbar geworden, wie groß die Infektionsgefahr in Schulen unter Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen wirklich ist. Dass dies meines Wissens unterblieben ist und Schulen - ohne ausreichende Evidenz - in der Folge wieder flächendeckend und langanhaltend geschlossen wurden, halte ich für inakzeptabel. Dafür ist die Bedeutung von Schule für unsere Gesellschaft meines Erachtens zu groß.