Alles anzeigenVielleicht seid ihr einfach gleich intelligent?
Oder ohne Ironie: ich finde Lehramtsstudents Argumente stichhaltiger als ein Ausruf "stellt euch nicht so an! Ich bin eh am liebsten alleine zu Hause!"
Kris24 , unsere Eltern sind die wahrscheinlich missverstandenste Generation des letzten Jahrtausends. Gerade daher finde ich ein "stellt euch nicht so an" falsch, nichts haben sie mehr verinnerlicht.
Im Übrigen habe ich von einem Coronademoteilnehmer gehört "das bin ich meinen Eltern schuldig", soll heißen, meine Wenigkeit würde die Dramatik der Demokratiezerstörung verkennen. Weniger Pathos täte hier wirklich gut, da kann man nämlich alle Argumente in jede Richtung verdrehen.
Samu, jetzt habe ich das 2. Mal verwirrt gedrückt, aber ich verstehe dich nicht. Meine Eltern waren Kinder im 2. Weltkrieg, mein Vater ist mit 10 Jahren eingeschult worden und seine Schullaufbahn war schwierig. Meine Mutter musste aus Ostpreußen fliehen, war ausgerechnet in Dresden beim Bombenhagel, lebte dann lange in den genannten Baracken bis sie etwas fanden. Was konnten sie ändern?
Und es gilt auch für meine Großeltern. Den Vorwurf, den man ihnen machen kann, ist, dass sie zu wenig an der Politik interessiert waren. Aber sie waren einfache Leute. Sie wussten zu wenig, trauten sich gar nichts zu. Ihre Schulbildung hat unter dem 1. Weltkrieg und Folgen gelitten. Beide Großväter kamen verletzt aus dem 2. Weltkrieg, der eine nach langer Gefangenschaft in Russland, der andere erhielt kurz vor seinem Tode eine Auszeichnung, weil er in Griechenland trotz Verbots Menschen dort geholfen hat.
Meine Oma sagte oft (sie starb erst vor kurzem mit 105), die letzten Jahre seien ihre glücklichsten (bzw. meistens nur leise, ich bin so glücklich), sie ist als armes Kind hungrig auf einem kleinen Bauernhof in Ostpreußen aufgewachsen. Sie wäre gerne länger zur Schule gegangen, musste aber gegen Nahrung als Magd arbeiten und ist dann in eine Ehe geflüchtet, die vom Krieg extrem belastet wurde (mein Großvater wurde schwer verletzt, wae bei Schmerzen anschließend gewalttätig und starb früh). Als Kind war ich selbst noch arm (alles Geld wurde in ein einfaches Haus gesteckt, weil man auf keinen Fall wieder obdachlos werden wollte.) Das waren jetzt die weniger persönlichen Geschichten.
Mir war immer klar, dass ich es gut habe (und nein, Dankbarkeit wurde von mir nicht verlangt), ich habe es immer als Ansporn genommen, darauf hinzuarbeiten, dass es so bleibt. Und ja, ich teile, was ich habe. Deshalb regt mich auf, wenn genau die Leute (und ich meine ausdrücklich nicht dich oder andere hier, ich kenne euch nicht) jetzt auf die armen Kinder in Hartz4 hinweisen, die vorher im Lehrerzimmer sich darüber lustig gemacht haben und nicht halfen. Es ging vielen Leuten in Deutschland einige Jahre sehr gut und ich hoffe, dass es in einem Jahr wieder so ist. Ich hoffe aber auch, dass viel mehr Menschen anderen helfen (und befürchte, dass es nicht so sein wird).
Mein großes Thema (Staatsexamenarbeit) ist Klimawandel. Ich fürchte, unsere Jugendliche werden noch viel größere Probleme erleben. Aber einschränken möchte sich da auch kaum einer. Auch da ist es 5 vor 12 (und man kann gut die Augen schließen oder auf andere verweisen).
Ich unterbreche jetzt abrupt, habe gleich eine Fortbildung auf Zoom.