Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Bei sehr kleinen Kindern erschließt sich mir das noch. Aber spätestens an weiterführenden Schulen kann die Sachlage ja komplett anders aussehen.

    Das stimmt, ja. Wobei es eben wirklich so ist, dass die Daten nicht nur bei den "sehr kleinen" Kindern sehr eindeutig sind, sondern auch bei den Primar- und Sek-I-Schülern. Man hat einen Haufen Kinder mit Antikörpern gefunden, aber die "dazu passenden" infizierten Lehrpersonen fehlen. Die Ergebnisse zu den älteren Jugendlichen sollen jetzt Ende Oktober kommen. Ich bin sehr gespannt darauf. Wobei man natürlich sagen muss, dass die Daten eben in einer "surrealen" Umgebung erhoben wurden, weil ja in allen grösseren Kantonen Maskenpflicht an den Sek-II-Schulen gilt. Im Moment sieht es so aus, als sei die Prävalenz tatsächlich bei den Lehrpersonen noch am höchsten, aber man sieht schon, dass sich an den Sek-II-Schulen deutlich mehr Jugendliche anstecken als an den Primar- und Sek-I-Schulen.



    in dieser Konsequenz "nie" stimmt der Satz ja schon nicht.

    Na wann passt es denn mit der Maske? Ich würde sagen im Zug ist sie sinnvoll. Da sitze ich bis Zürich ja eine Stunde lang in einem geschlossenen Raum mit vielen Menschen und die Durchlüftung ist schlecht. Im Bus und im Tram - nein. Ich nutze dieses Verkehrsmittel 1. für eine viel kürzere Zeitdauer und 2. wird das komplette Fahrzeug an jeder Haltestelle durchlüftet weil bei uns schon seit März automatisch sämtliche Türen an jeder Haltestelle öffnen (ist das in Deutschland auch so?). Beim Einkaufen habe ich auch keine Situation, in der ich ernsthaft Angst haben müsste, mich zu infizieren. Es gibt keine Meldungen über massenhaft infizierte Supermarkt-Mitarbeiter, die gibt es einfach nicht. Das selbe gilt für den Museumsbesuch, etc. pp. Das sind aber die Situationen in denen ich in Basel seit geraumer Zeit eine Maske tragen muss. Wenn ich nun in eine Beiz gehe und den ganzen Abend lang am Tisch sitze und mein Bier trinke, jetzt wo es kalt wird die Türen und Fenster nicht mehr ständig geöffnet sind, ja, da wird das Risiko wohl beträchtlich steigen. In dieser Situation gilt aber keine Maskenpflicht. Da gefällt mir der Kondom-Vergleich eigentlich sehr gut: Du sollst eines tragen, wenn ich nur ein Bier mit Dir trinke, wenn ich aber mit Dir pimpern will (keine Sorge, will ich eh nicht), dann nicht ;)

  • Die Infektionszahlen gingen ca. 1 - 2 Wochen nach Beginn der Sommerferien so extrem herunter (viel zu stark für Herdenimmunität) und jetzt nach Ende verzögert wieder hoch.

    Siehst Du, das habe ich schon gar nicht mehr verfolgt. Ist aber in jedem Fall interessant, ich werde dem mal nachgehen. Bei uns war es einfach genau anders herum: Vor den Sommerferien war gar nichts los, währen der Sommerferien fing es wieder an, hatte sich bis ca. 2 Wochen vor den Herbstferien stabilisiert, die Infektionszahlen gingen sogar deutlich zurück. Und gestern kommt plötzlich der Hammer, fast wie aus dem Nichts. Auch die Experten beim Bund sind im Moment ziemlich ratlos, was das sein soll. Ich befürchte leider, das ist wirklich das schlechte Wetter, das die Leute halt jetzt in der Freizeit nach Drinnen treibt.


    Edit: Punkto Schweden müsste man natürlich wissen, wie die Altersverteilung bei den Infizierten ist. Finde ich auf die Schnelle nicht. Was ich aber gefunden habe ist, dass man Ende August offenbar Massentests an den schwedischen Unis gemacht hat und es ist ja bekannt, dass Schweden zu Beginn der Pandemie überhaupt nur Patienten aus der Risikogruppe getestet hat. Weiterhin galt für Schweden lange Zeit eine Reisewarnung, die glaube erst irgendwann im August wieder aufgehoben wurde. Aus den schwedischen Zahlen also irgendwelche Korrelationen zum Schulbetrieb herstellen zu wollen, halte ich doch für recht gewagt. Dafür ist deren Statistik insgesamt viel zu schlecht.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Siehst Du, das habe ich schon gar nicht mehr verfolgt. Ist aber in jedem Fall interessant, ich werde dem mal nachgehen. Bei uns war es einfach genau anders herum: Vor den Sommerferien war gar nichts los, währen der Sommerferien fing es wieder an, hatte sich bis ca. 2 Wochen vor den Herbstferien stabilisiert, die Infektionszahlen gingen sogar deutlich zurück. Und gestern kommt plötzlich der Hammer, fast wie aus dem Nichts. Auch die Experten beim Bund sind im Moment ziemlich ratlos, was das sein soll. Ich befürchte leider, das ist wirklich das schlechte Wetter, das die Leute halt jetzt in der Freizeit nach Drinnen treibt.

    Interessant ist, dass man in großen Teilen Europas die gleiche Entwicklung beobachten kann. Viele Länder berichteten diese Woche von sprunghaften Anstiegen oder neuen Höchstwerten (Italien, Spanien, Frankreich, Niederlande, Lettland, Tschechien, Österreich, Schweiz, Deutschland).

    Alleine am Wetter wird es nicht liegen, da es ja zumindest in den südlichen Ländern noch nicht sehr kalt ist.

    Ob Schulöffnungen eine Rolle spielen, weiß ich nicht. Aber generell dürfte die Einhaltung der Maßnahmen nachlassen und die Mobilität der Menschen steigen, so dass es mehr Ansteckungen gibt.

    Wir befinden uns zweifellos in der 2. Welle, von der ja viele behauptet hatten, sie würde nie kommen.

  • Übrigens lohnt nun auch der Blick in die Geschichtsbücher. Covid-19 und spanische Grippe verhalten sich epidemiologisch betrachtet nämlich bemerkenswert ähnlich.


    Bei der spanischen Grippe gab es eine 1. moderate Welle im Frühjahr 1918, danach eine Phase der Stabilisierung über den Sommer und eine massive 2. Welle ab September 1918. Die meisten Ansteckungen und Todesfälle wurden von Oktober bis Dezember 1918 verzeichnet, danach fielen die Zahlen schnell ab.

    Die 3. Welle im Frühjahr 1919 betraf dann vor allem noch die südliche Hemisphäre, allen voran Australien und Ozeanien (wo bekanntlich Herbst war).

    Sollte Covid weiterhin diesem Verlauf folgen, erwartet uns jetzt eine schwere Zeit, aber ab Anfang 2021 ist dann eine Beruhigung der Lage in Sicht.


    Mit Blick auf die Pandemie vor gut 100 Jahren wäre die einzige Möglichkeit, den Verlauf noch zu beeinflussen, eine zeitnahe deutliche Verschärfung der Maßnahmen (wie seinerzeit St. Louis im Gegensatz zu Philadelphia: https://m.geo.de/wissen/22735-…rt-zuhause-bleiben-rettet).

    Andernfalls haben wir aus der Geschichte mal wieder nichts gelernt.

  • Die häufigste Todesursache 2018 (2019 ist noch nicht vollständig veröffentlicht) waren 345000 (Kreislaufsystem), 238000 (Krebs) und 71000 (Atemwegserkrankungen, natürlich ohne Corona). Verkehrstote waren es 3275.

    Das ist natürlich richtig, aber diese Krankheiten/Todesursachen sind einfach nicht so unmittelbar präsent wie ein grassierendes Virus. Das kann mich morgen treffen und schlimmstenfalls bin ich kurze Zeit später schwerkrank oder sogar tot (auch wenn das eher die Ausnahme ist). Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Krebserkrankungen kommen auch vornehmlich in höherem Alter vor (auch hier gibt es natürlich Ausnahmen), man kann diese oder deren Verlauf teilweise langfristig durch einen gesunden Lebensstil und Vorsorgeuntersuchungen beeinflussen.


    Diese unmittelbare Gefahr eines mitunter tödlichen Virus macht halt mehr Angst als die langfristige Gefahr von Übergewicht, falscher Ernährung, Bewegungsmangel, hoher Alkoholkonsum, Rauchen, zu viel Stress etc., weil es theoretisch sofort passieren kann.


    Und für mich persönlich macht es einen Unterschied, ob ich täglich mit 20-30 Aerosol-ausatmenden Menschen (ab 15 J. biologisch ja quasi Erwachsene) mehrere Stunden in einem Raum verbringen muss, den ich mit abnehmenden Temperaturen immer schlechter durchlüften kann (bzw. immer kürzer) und es mich daher fast jederzeit treffen kann und ich nicht mehr tun kann gegenüber einer möglichen Herz-Kreislauferkrankung (die ich derzeit definitiv nicht habe), die ich vielleicht trotz gesundem Lebensstil irgendwann im Alter mal bekommen kann.


    Angst habe ich jetzt zwar auch nicht, aber ich bin angesichts der steigenden Infektionszahlen definitiv besorgt und gehe immer mit einem mulmigen Gefühl in die Schule, wenn es nächste Woche hier recht kalt wird noch mehr... Eine Covid-19-Erkrankung ist im Moment wesentlich wahrscheinlicher für mich als eine Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankung (Vorsorgeuntersuchungen dieses Jahr abgehakt), daher funktioniert diese Relativierung für mich im Alltag gerade nicht.

  • Roswitha111 Covid ist nicht die Grippe und schon gar keine Spanische Grippe. Die hat nämlich bevorzugt junge, gesunde Menschen umgebracht und das tut Covid einfach gar nicht. Wir beobachten seit Monaten einen Anstieg der Fallzahlen und gleichzeitig sinkt die Letalität ganz drastisch. Sie beträgt in der zweiten Hälfte der Pandemie nur noch ein Zehntel dessen, was wir in der ersten Hälfte beobachtet haben. Weil junge Leute einfach nicht daran sterben und je jünger desto häufiger gar nicht mitbekommen, dass sie überhaupt infiziert sind. Ich habe noch nie was drüber gelesen, dass man sich ohne Symptome mit Influenza infizieren kann. Die haut einen einfach um, egal ob man 20, 40 oder 60 ist. Es verdichten sich auch die Hinweise darauf, dass es sich bei schweren Verläufen mit Spätfolgen um Einzelfälle handelt, wie es sie bei vielen anderen Virusinfektionen auch geben kann. Weltweit sind bereits über 36 Millionen Infektionen registriert, die Dunkelziffer dürfte locker einen Faktor 10 grösser sein. Es haben sich unter anderem zahlreiche Spitzensportler infiziert, der halbe FC Zürich hatte es schon. Die gehen alle weiterhin ganz normal ihrem Job nach, was nach einer Epstein-Barr-Infektion z. B. oft monatelang nicht möglich ist. Ich glaube, es ist jetzt mal gut mit Horrorszenarien ersinnen. Zum Glück ist es eben doch keine so fiese Geschichte, wie zwischendurch mal zu befürchten war. Da kann man doch froh sein, ne?


    Was wird hier immer nur über die "Sorglosigkeit" der Leute geschrieben. Ja, woran genau sollen die sich denn noch halten? Wir tragen hier alle brav die Maske beim Busfahren und beim Einkaufen. Im Restaurant ist sie halt nicht vorgeschrieben, wie willst Du mit dem Ding denn essen? In Genf und in der Waadt sind Bars und Clubs geschlossen, die Infektionszahlen steigen trotzdem wieder enorm an. Ich erinnere Dich daran, dass bei uns gerade Ferien sind, es kann mit den Schulen überhaupt nichts zu tun haben. Es ist im Grunde ganz einfach: Wenn man den Leuten nicht wieder verbietet überhaupt auf die Strasse zu gehen und andere Leute zu sehen, dann infizieren sich jetzt eben viele Menschen mit SARS-CoV-2. Einen zweiten Lockdown halte ich jedoch für komplett überzogen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass hier sowas noch mal kommt. Alle anderen Massnahmen verhindern es aber einfach nicht. Es bleibt also nur es zu nehmen wie es kommt. Die Spitäler hatten ja lange genug Zeit sich darauf einzurichten.

  • Diese unmittelbare Gefahr eines mitunter tödlichen Virus macht halt mehr Angst als die langfristige Gefahr von Übergewicht, falscher Ernährung, Bewegungsmangel, hoher Alkoholkonsum, Rauchen, zu viel Stress etc., weil es theoretisch sofort passieren kann

    Alles, was Du hier aufzählst, sind Risikofaktoren für einen schweren Covid-Verlauf. Du solltest vor Übergewicht mehr Angst haben, als vor dem Virus. Das ist ein Teil der ganzen Problematik, Übergewicht, Bluthochdruck etc. wurden jahrzehntelang bagatellisiert, nur die böse Pharma setzt die Grenzwerte immer weiter runter um noch mehr Geld zu verdienen, blabla. Na vielleicht ist 160/90 eben doch uncool, wenn man sich damit fürchten muss, dass Covid einen ins Spital bringt. Man muss als alter Mensch übrigens weder Übergewicht noch Bluthochdruck noch Diabetes haben. Das sind Erkrankungen, die kommen nicht aus dem Nichts und schon gar nicht kommen sie, weil man alt ist, da wird sehr gerne mal Korrelation und Kausalität verwechselt. Krebs dagegen ist etwas, was halt einfach so kommen kann weil die Zellteilung immer schlechter wird. Eine der häufigsten Krebsarten ist aber Lungenkrebs und der kommt meist auch nicht einfach so.

  • Ich schließe mich da @Wollsocken80 an: Wichtig finde ich aktuell, dass man sachlich und einigermaßen gelassen an die Sache herangeht (Nicht immer mit diesem Unterton "Wir werden alle sterben!!!Ausrufezeichen!!!"), so wenige Maßnahmen wie möglich durchführt und der Schwerpunkt stärker zu den Kreisen geht (denn zwischen einzelnen Kreisen liegt teilweise ein Faktor von 10 und mehr zwischen Höchst- und Tiefstwert).

    Wirtschaftlich einschränkende Maßnahmen sollten besonders gut überlegt werden (z.B. diese fragwürdige Entscheidung der Beendung des Barbetriebs ab 22 Uhr in Frankfurt, die glaube ich auch schon wieder widerrufen wurde). Der Bondfilm wurde ja jetzt erneut um ein halbes Jahr verschoben, obwohl das Video zum Titelsong gerade erst herauskam. Ist ja nicht so, als ob die Kinos ein halbes Jahr sehnlist auf einen Ladenfüller warteten... Das sind so die Sachen, bei denen man sich fragt, ob wirtschaftlicher Schaden noch in Relation zur gesundheitlichen Schadensbegrenzung steht.

  • ...Und wie ich Hände zu waschen habe, muss mir kein ehemaliger Bankkaufmann und Politikwissenschaftler erklären. Ich bin nicht doof.

    Naja also im März wärst du sicher nicht einfach so auf die Idee gekommen, Großveranstaltungen zu meiden, Mund-Nasenschutz zu tragen oder wegen Husten in Quarantäne zu gehen. Wir sind eine Gesellschaft und darauf angewiesen, dass die Medien informieren und die gewählten Politiker Entscheidungen treffen, die für alle gelten. Du bist nicht außerhalb dieser Gesellschaft und es ist naiv, zu denken, dass man alles von alleine weiß und es reicht, für sich alleine Entscheidungen zu treffen.


    Und was wir hier immer wieder sehen ist der regionale Unterschied. Ich wüsste von keiner sächsischen Schulklasse in Quarantäne, für mich hat diese Krankheit gerade wirklich keine Relevanz. Wenn man wo wohnt, wo man selbst oder Freunde in Quarantäne geschickt werden, sind sowohl das Bedrohungsgefühl als auch die tatsächliche Einschränkung (wieder Homeoffice oder nicht mehr uns Lehrerzimmer gehen...) natürlich wesentlich bedeutsamer.

  • Es scheint unter Lehrern eben tatsächlich genau so zu sein wie in der übrigen Bevölkerung: Jeder nimmt Corona unterschiedlich wahr.

    Manchen ist es völlig egal, bzw. sie sind tatsächlich nicht bereit sich weder für sich selbst noch für andere zurückzunehmen.

    Andere sind vorerkrankt, oder alt oder sonst wie Risikogruppe und deshalb zurückhaltend und vorsichtig.

    Und dann gibt's noch die Mischung: Vorerkrankt und trotzdem egal und nicht Risikogruppe, aber trotzdem vorsichtig.


    Kann man alles akzeptieren. Schwierig wird es doch, wenn erstere Gruppe sich so verhält, dass die zweite Gruppe sich zunehmend unwohl fühlt und nicht mehr gern das Haus verlässt.


    Mir ging es neulich erst wieder so: Stehe unübersehbar hochschwanger an der Supermarktkasse und lege momentan überhaupt keinen Wert auf Corona oder sonstige Erkältungen. Die Dame vor mir ohne Maske. Da fiel ihr plötzlich ein sie braucht noch eine Tüte. Diese hingen genau dort wo ich stand. Ich mache einen Schritt zurück, damit sie Abstand haltend ihre Tüte holen kann. Mault sie mich an: "Ich bin weder giftig noch hab ich Corona."


    Diese Begegnungen sind es, die mich zunehmend nerven. Soll doch jeder wie er will... Aber muss man den anderen verurteilen, nur, weil er für sich entschieden hat anders mit Corona umzugehen?

    Mir fehlt da echt die Toleranz im Alltag. Und hier im Forum fehlt sie gefühlt streckenweise leider auch.

  • Na psychologisch gesehen ist das doch absolut nachvollziehbar, man möchte halt so gerne wissen, wie das Drama zu Ende geht. Und es sind beides Virusinfektionen, natürlich gibt es da eine Menge Gemeinsamkeiten. Wenn wir einfach nicht wüssten, wie viele Personen sich jeden Tag mit SARS-CoV-2 infizieren, ich wette, wir wären alle mindestens einen Faktor 10 (Dunkelziffer!) weniger besorgt.


    Ich habe gerade mal geschaut, wie viele Personen pro Grippesaison denn so zum Arzt latschen. In der Saison 2018/19 waren es in der Schweiz etwa 209000 Arztkonsultationen wegen grippeähnlicher Erkrankungen. Gehen wir mal davon aus, dass wahrscheinlich noch mal so viele Personen gar nicht zum Arzt gehen, macht das um die 400000 grippeähnliche Erkrankungen. Bei den wenigsten Patienten wird überhaupt mal ein Abstrich gemacht um die Infektion zu bestimmen, von rund 1000 Proben zeigten 40 % ein positives Resultat auf Influenza. Macht grob geschätzt etwa 160000 Influenza-Infektionen während etwa 11 Wochen, die die Grippewelle dauerte - und das obwohl man zumindest von einer Teilimmunität beim Grossteil der Bevölkerung ausgehen kann. Stand heute zählen wir etwas mehr als 60000 SARS-CoV-2-Infektionen während 32 Wochen. Gehen wir mal davon aus, es sind tatsächlich etwa 10 x mehr Infektionen (serologische Untersuchungen deuten ungefähr auf diese Grössenordnung bezüglich der Dunkelziffer hin), kommt das pro Woche schon in die gleiche Grössenordnung - ohne Teilimmunität. Eigentlich eine interessante Rechnung. Jedoch frage ich mich gerade, wie man da auf eine Letalität von nur 0.1 % bei der saisonalen Grippe kommt, da müssten im Verhältnis zur Anzahl Toten, die man der Grippe zuschlägt, ja viel mehr Leute infiziert worden sein.

  • Diese Begegnungen sind es, die mich zunehmend nerven.

    Ehrlich ... Solche Begegnungen nerven mich immer schon. Ich hasse intolerante, trampelige, distanzlose Menschen. Wirklich. In meiner Wahrnehmung ist das aber etwas, was dank Corona (kann man das so positiv schreiben?) deutlich abgenommen hat. Die allermeisten Leute, denen ich beim Einkaufen begegne, stellen sich brav an den Kleberli am Boden in 1.5 m Abstand an die Kasse. Ich finde das wirklich sehr toll, dass mir zu allermeist eben nicht mehr der Einkaufswagen in den Hintern gerammt oder mir in den Nacken geatmet wird.

  • Roswitha111 Covid ist nicht die Grippe und schon gar keine Spanische Grippe. Die hat nämlich bevorzugt junge, gesunde Menschen umgebracht und das tut Covid einfach gar nicht. Wir beobachten seit Monaten einen Anstieg der Fallzahlen und gleichzeitig sinkt die Letalität ganz drastisch. Sie beträgt in der zweiten Hälfte der Pandemie nur noch ein Zehntel dessen, was wir in der ersten Hälfte beobachtet haben. Weil junge Leute einfach nicht daran sterben und je jünger desto häufiger gar nicht mitbekommen, dass sie überhaupt infiziert sind. Ich habe noch nie was drüber gelesen, dass man sich ohne Symptome mit Influenza infizieren kann. Die haut einen einfach um, egal ob man 20, 40 oder 60 ist. Es verdichten sich auch die Hinweise darauf, dass es sich bei schweren Verläufen mit Spätfolgen um Einzelfälle handelt, wie es sie bei vielen anderen Virusinfektionen auch geben kann. Weltweit sind bereits über 36 Millionen Infektionen registriert, die Dunkelziffer dürfte locker einen Faktor 10 grösser sein. Es haben sich unter anderem zahlreiche Spitzensportler infiziert, der halbe FC Zürich hatte es schon. Die gehen alle weiterhin ganz normal ihrem Job nach, was nach einer Epstein-Barr-Infektion z. B. oft monatelang nicht möglich ist. Ich glaube, es ist jetzt mal gut mit Horrorszenarien ersinnen. Zum Glück ist es eben doch keine so fiese Geschichte, wie zwischendurch mal zu befürchten war. Da kann man doch froh sein, ne?


    Was wird hier immer nur über die "Sorglosigkeit" der Leute geschrieben. Ja, woran genau sollen die sich denn noch halten? Wir tragen hier alle brav die Maske beim Busfahren und beim Einkaufen. Im Restaurant ist sie halt nicht vorgeschrieben, wie willst Du mit dem Ding denn essen? In Genf und in der Waadt sind Bars und Clubs geschlossen, die Infektionszahlen steigen trotzdem wieder enorm an. Ich erinnere Dich daran, dass bei uns gerade Ferien sind, es kann mit den Schulen überhaupt nichts zu tun haben. Es ist im Grunde ganz einfach: Wenn man den Leuten nicht wieder verbietet überhaupt auf die Strasse zu gehen und andere Leute zu sehen, dann infizieren sich jetzt eben viele Menschen mit SARS-CoV-2. Einen zweiten Lockdown halte ich jedoch für komplett überzogen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass hier sowas noch mal kommt. Alle anderen Massnahmen verhindern es aber einfach nicht. Es bleibt also nur es zu nehmen wie es kommt. Die Spitäler hatten ja lange genug Zeit sich darauf einzurichten.

    Deshalb schrieb ich explizit, dass sich Covid-19 EPIDEMIOLOGISCH betrachtet wie die Spanische Grippe verhält. Lies doch bitte nochmal nach.


    Um Mortalität und Morbidität ging es in meinem Beitrag überhaupt nicht! Ich habe die beiden auch nicht hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit verglichen. Die Epidemiologie interessiert sich nur für die Ausbreitung und nicht für den Krankheitsverlauf. Und genau darauf wollte ich hinaus.

  • Bei der spanischen Grippe gab es eine 1. moderate Welle im Frühjahr 1918, danach eine Phase der Stabilisierung über den Sommer und eine massive 2. Welle ab September 1918. Die meisten Ansteckungen und Todesfälle wurden von Oktober bis Dezember 1918 verzeichnet, danach fielen die Zahlen schnell ab.

    Die 3. Welle im Frühjahr 1919 betraf dann vor allem noch die südliche Hemisphäre, allen voran Australien und Ozeanien (wo bekanntlich Herbst war).

    Sollte Covid weiterhin diesem Verlauf folgen, erwartet uns jetzt eine schwere Zeit, aber ab Anfang 2021 ist dann eine Beruhigung der Lage in Sicht.

    Aha ... Und wieso erwartet uns eine "schwere Zeit" wenn Du Dich gar nicht zur Gefährlichkeit des Krankheitsverlaufs geäussert hast? Vielleicht erwartet uns einfach eine Zeit, in der sich viele Menschen mit SARS-CoV-2 infizieren und Quarantäne absitzen müssen. Ja, das könnte nervig werden. Zumindest bei uns stehen aber schon Ideen im Raum die Quarantäne auf 5 Tage zu verkürzen wenn dann verpflichtend ein Test gemacht wird, der natürlich negativ ausfallen muss. Es ist einfach ökonomisch und auch soziologisch bald nicht mehr vertretbar eigentlich gesunde aber halt unglücklicherweise infizierte Menschen 2 Wochen lang zu Hause einzusperren.

  • Und woran genau störst du dich jetzt? Die Todesfälle bezogen sich auf die Spanische Grippe, es gab es die meisten im Herbst 1918.

    Wenn die Covid Fälle weiter steigen, wird es da genauso sein, weil es logischerweise mehr Tote gibt, wenn mehr Menschen infiziert sind. Da ist die Mortalität völlig schnuppe, selbst bei 0,000001 wird es mehr Tote geben, wenn 100T infiziert sind als wenn nur 1T infiziert sind. Oder etwa nicht?

    Das beinhaltet gar keine Wertung.


    Zumindest in D, aber auch in F steigt die Zahl der Patienten auf Intensiv und langsam auch die Zahl der Todesfälle, da wieder mehr Fälle in Altersheimen auftreten. Und auch das ist logisch, da die Gefahr der Eintragung in Einrichtungen mit der Gesamtzahl Infizierter zwangsläufig steigt.


    Und ja, eine schwere Zeit wird es vollkommen unabhängig davon, wie schwer die Leute erkranken, sofern die Zahlen weiterhin so schnell steigen. Denn wie du richtig sagst, heißt das, dass mehr Leute in Quarantäne sitzen. Es wird auch wieder mehr Einschränkungen geben, außerdem mehr Behandlungsbedürftige, mehr Menschen im KKH, mehr Leute auf der Intensivstation. Auch das ist keine Schwarzmalerei, sondern nackte Mathematik: mehr Infizierte = mehr Patienten mit schwerem Verlauf. Das ist einfach so.


    Dein Vergleich mit der saisonalen Grippe hinkt übrigens auch bzw. berücksichtigt Faktoren nicht. Denn A gibt es da eine Impfung. Und B: In Standardjahren stehen alle Ressourcen für die Behandlung an Influenza Erkrankter zur Verfügung. Nun teilen sich Covid und Influenza diese Ressourcen, die sich ja nicht plötzlich verdoppelt haben. Mehr Covid-Infizierte = mehr Menschen im KKH = weniger Platz für Influenza Patienten.

    Und genau das ist ein großes Problem und das wird dann schon schnell eine „schwere Zeit“, wenn wir plötzlich 10.000 und mehr Neuinfektionen pro Tag haben.

  • Übrigens lohnt nun auch der Blick in die Geschichtsbücher. Covid-19 und spanische Grippe verhalten sich epidemiologisch betrachtet nämlich bemerkenswert ähnlich.


    Bei der spanischen Grippe gab es eine 1. moderate Welle im Frühjahr 1918, danach eine Phase der Stabilisierung über den Sommer und eine massive 2. Welle ab September 1918. Die meisten Ansteckungen und Todesfälle wurden von Oktober bis Dezember 1918 verzeichnet, danach fielen die Zahlen schnell ab.

    Die 3. Welle im Frühjahr 1919 betraf dann vor allem noch die südliche Hemisphäre, allen voran Australien und Ozeanien (wo bekanntlich Herbst war).

    Sollte Covid weiterhin diesem Verlauf folgen, erwartet uns jetzt eine schwere Zeit, aber ab Anfang 2021 ist dann eine Beruhigung der Lage in Sicht.

    Das sind völlig andere Viren. Wie kommst du darauf, dass es 2021 eine Beruhigung der Lage gibt? Reine Mathematik - selbst bei den Frau Merkel angenommenen 19.200 Fällen pro Tag wäre die Pandemie erst in elf Jahren, also 2031 gestoppt. Das ist reine Mathematik. Wenn die Immunität gegen das Coronavirus nicht lebenslang hält, dauert die Pandemie entsprechend länger. Insofern hat Herr Streek recht, dass wir mit der Pandemie als Lebensrisiko leben müssen, wie mit Krebserkrankungen, Grippeerkrankungen. Insofern ist die Argumentation nicht immer nachvollziehbar, im Herbst 2020 verzichten wir auf Reisen und Feiern und das Konzert (was ich übrigens sinnvoll finde) und 2021 oder 2022 können wir wieder los ziehen. Es ist wahrscheinlich, dass wir einmal im Leben Corona haben - wie die Grippe. Darauf anlegen sollte man es aber nicht

    2 Mal editiert, zuletzt von Fragend2705 ()

  • Und ja, eine schwere Zeit wird es vollkommen unabhängig davon, wie schwer die Leute erkranken, sofern die Zahlen weiterhin so schnell steigen. Denn wie du richtig sagst, heißt das, dass mehr Leute in Quarantäne sitzen. Es wird auch wieder mehr Einschränkungen geben, außerdem mehr Behandlungsbedürftige, mehr Menschen im KKH, mehr Leute auf der Intensivstation. Auch das ist keine Schwarzmalerei, sondern nackte Mathematik: mehr Infizierte = mehr Patienten mit schwerem Verlauf. Das ist einfach so.

    1. Ist es sinnlos, sich auszumalen was passieren könnte, wenn man eh nichts ändern kann.

    2. Ist es sinnlos, sich auszumalen was passieren könnte, wenn man nicht alle Faktoren kennen kann. Vielleicht mutiert das Virus weiterhin vor sich hin und in 4 Wochen hat man gar keine Symptome mehr? genauso wahrscheinlich, wie die "schwere Zeit", die da kommen könnte, verglichen mit einer Pandemie aus dem hundertjährigen Kalender und ich hoffe, medizinische Versorgung und hygienische Möglichkeiten sind besser als zu Zeiten des ersten Weltkrieges.

    3. Wer sagt, dass es künftig mehr schwere Verläufe gibt? Das ist keine mathematische, sondern allenfalls eine biologische Frage.

    4. Und vor allem gibt es noch die psychologische Frage, nämlich die nach persönlichen Ängsten. Wenn du also von schweren Zeiten schreibst, bemühst du unnötig Emotionen. Dass es Leute gibt, die sich Sorgen machen ist schlimm genug. Es sei denn, du selbst machst dir Sorgen, dann sag das einfach und begründe sie bitte nicht angeblich wissenschaftlich, das geht nämlich nicht.

  • Code
    Sollte Covid weiterhin diesem Verlauf folgen, erwartet uns jetzt eine schwere Zeit, aber ab Anfang 2021 ist dann eine Beruhigung der Lage in Sicht.

    Das sind völlig andere Viren. Wie kommst du darauf, dass es 2021 eine Beruhigung der Lage gibt? Reine Mathematik - selbst bei den Frau Merkel angenommenen 19.200 Fällen pro Tag wäre die Pandemie erst in elf Jahren, also 2031 gestoppt. Das ist reine Mathematik. Wenn die Immunität gegen das Coronavirus nicht lebenslang hält, dauert die Pandemie entsprechend länger. Insofern hat Herr Streek recht, dass wir mit der Pandemie als Lebensrisiko leben müssen, wie mit Krebserkrankungen, Grippeerkrankungen. Insofern ist die Argumentation nicht immer nachvollziehbar, im Herbst 2020 verzichten wir auf Reisen und Feiern und das Konzert (was ich übrigens sinnvoll finde) und 2021 oder 2022 können wir wieder los ziehen. Es ist wahrscheinlich, dass wir einmal im Leben Corona haben - wie die Grippe. Darauf anlegen sollte man es aber nicht

    Auch bei der Spanischen Grippe wurde vermutlich keine Herdenimmunität erreicht, dennoch ließ die Zahl Infizierter Anfang 1919 nach.

    Natürlich muss das bei Covid nicht genauso sein, kann aber so sein.


    Du vergisst einen Faktor: Mutation. Ein Virus ist dann am erfolgreichsten, wenn er effektiv weitergegeben wird. Sein einziges „Ziel“ ist das Überleben.

    Am effektivsten weitergegeben wird ein Virus, der Erkältungssymptome verursacht, den Wirt aber nicht sehr krank werden lässt oder gar tötet. Ein schwer kranker Infizierter liegt im Bett und ist nicht unter Leuten. Ein toter Infizierter offensichtlich auch nicht. Ein Infizierter, der nur etwas hustet und niest, sonst aber fit ist, wird aber vermutlich weiterhin zur Arbeit gehen und sich mit Freunden treffen. Das Virus hat also beste Bedingungen, auf neue Wirte überzuspringen.

    Jeder Virus mutiert dauernd rein nach dem Zufallsprinzip. Wenn dabei zufällig eine weniger krankmachende, aber besser übertragbare Variante herauskommt, hat sie einen Selektionsvorteil und wird nach und nach die ursprüngliche Variante verdrängen. Mit der Zeit wird also vermutlich auch Covid-19 genauso wie seine Verwandten zu einem harmlosen Erkältungsvirus mutieren.

    Bei der spanischen Grippe war es genauso. H1N1 wurde harmloser und zirkuliert bis heute als saisonaler Virus.

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