Kleiner Zwischenbericht aus dem unterdessen nicht mehr ganz so sonnigen Süden: Nach 4 Wochen Schule ist eigentlich alles schick hier. Nächste Woche gibt's die nächste 50er Box Hygienemasken. Leider bleibt damit Baselland der einzige Kanton, der die Dinger den Jugendlichen kostenlos stellt und auch noch ganz grosszügig mit einem Verbrauch von 2 Stück pro Tag rechnet. Nachdem vor allem unsere Schule jahrelang auf Kriegsfuss mit Frau Gschwind stand, wird sie zumindest mir gerade zunehmend sympathisch. Ich finde, wir haben in der ganzen Corona-Zeit bisher organisatorisch die Stadt ziemlich abgezogen. Viel Geld in schicke Schulhäuser stecken macht halt erst mal nur, dass man von aussen glänzt
Als ziemlicher Fail haben sich die komischen Plexiglasscheiben entpuppt, die sie uns zu Beginn des Schuljahres auf die Tische gestellt haben. Sowieso dienen die bestenfalls als "Spuckschutz", Aerosole breiten sich halt radial aus und pfeifen wahrscheinlich ziemlich auf die windigen Dinger. Die Jugendlichen finden die Scheiben schrecklich, sie sagen, man fühlt sich wie in einem Treibhaus eingesperrt und hat noch weniger Platz als ohnehin schon in unserem maroden Schuhkarton. Ausserdem spiegeln die Scheiben natürlich, was zur Seite erst mal nur irritierend ist, nach vorne aber zum echten Problem wird. Am Lehrertisch steht nämlich eine grosse Scheibe, hinter der man sich als Lehrperson "verstecken" kann. Die muss man aber vom Tisch nehmen spätestens wenn man einen Film schauen will, weil die Jugendlichen sonst das Beamerbild nicht mehr sehen können. In manchen Zimmern sind die Lichtverhältnisse so ungünstig, dass man auch den Tafelanschrieb nicht mehr lesen kann. In Folge sind bereits mehrere dieser Scheiben kaputt gegangen, weil sie beim entnervten hoch und runterstellen wohl mal etwas unpfleglich angepackt wurden. Was eine riesen Geldverschwendung und was ein gigantischer, unsinniger Müllhaufen, der da jetzt entsteht. Ich bin froh, dass wir in den NaWi-Fachräumen sowieso keine Scheiben bekommen haben, bei uns gilt einfach "Maske auf" sobald 2 Personen an einem Tisch sitzen.
Stattdessen sollen wir jetzt Einzeltische mit arretierbaren Rollen dran bekommen (die ersten sind schon da). Ja, toll, dass wir auch mal neue Tische bekommen, wie genau die jetzt unsere Zimmer grösser machen sollen bleibt mir aber unverständlich. Mit 24 Jugendlichen in einem Raum wird das einfach nichts mit den 1.5 m Abstand in alle Richtungen, auch nicht mit Einzeltischen. Das erste zaghafte Feedback der Jugendlichen ist zudem, dass sie gar keine Einzeltische wollen. Zitat einer Schülerin: "Wenn ich in Mathe einzeln sitzen muss, dann bin ich aufgeschmissen". Die sind eigentlich ganz "zufrieden" mit den Masken. Ich habe mehrere kleine Kurse, da können die Jugendliche zwischendurch mal einzeln sitzen und die Masken abziehen. Wenn sie dann Aufgaben lösen etc., hocken sie eh wieder zusammen und ziehen die Masken halt wieder auf. Das tun die freiwillig, also ich verstehe das Gekaspere um die Einzeltische wirklich gar nicht.
Vorhin las ich übrigens, dass man in Brüssel jetzt gemeinsame Reisebestimmungen für den Schengen-Raum bestimmen möchte, da gehören wir ja auch dazu. Als "Risikogebiet" soll demnach gelten, wo es innert 14 Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner gibt und zugleich die Positivrate bei den PCR-Tests über 3 % liegt. Ja nun. Wir sind dann wohl mal Risikoland. Spass beiseite ... Ich bin echt gespannt, wie die Regeln dann konkret umgesetzt werden. Eigentlich müsste Frankreich ja schon auf der Risikoliste der Schweiz stehen, was es aber nicht tut wegen der unzähligen Grenzgänger, die jeden Tag nach Genf und Basel kommen. Wenn Brüssel dann umgekehrt uns aber zum Risiko erklärt, kann der Bund da wohl nicht mehr viel machen. Heieiei.