Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Herr Drosten hat heue übrigens ein Preprint seiner Studie zur Infektiösität von Kindern veröffentlicht. Das Ergebnis war, das es kein Ergebnis gibt, zumindest nicht in Form irgendeiner belegbaren Auffälligkeit, weder in Richtung "Kinder als massiver Verbreiter", noch in Richtung "Kinder sind harmlos, was die Virenweitergabe betrifft".

  • Wir sitzen hier im Elfenbeinturm "Schule".

    Niemand von uns ist durch Arbeitslosigkeit bedroht (die Beamten ohnehin nicht). Das Gehalt fließt ohne Einschränkungen weiter.

    Es wird zwar in den nächsten Wochen durch die völlig verkorksten Schulöffnungen unsere Gesundheit bedroht, das gilt aber für das medizinische Personal, Verkäuferinnen, Postboten, Polizisten, ... schon seit Wochen. Das vorn weg.


    Ich möchte jetzt nicht noch einmal aufzählen, welchen Unfug Regierungsvertreter vor und am Anfang der Krise von sich gegeben haben. Der Mensch kann irren, nur sollte man ab einer gewissen Höhe seiner Stellung auch Konsequenzen aus dem eigenen Versagen ziehen.

    Zu Beginn der Krise wurde uns der magische R-Faktor als heilige Kuh verkauft. Wenn er unter 1 sinkt, hieß es, ist alles gut.


    Nun ist er unter 1 und getreu des Mottos "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" wird nun das Mantra von der virtuellen 2. Infektionswelle gebetet. Ich bestreite nicht, dass sie kommen kann, das weiß aber niemand. Und eine magische Glaskugel hat keiner.


    Bei der "Lockerung" der verhängten Maßnahmen wurde aber so getan, als wären das Geschenke für die Bevölkerung. Und da wir uns noch nicht so nett verhalten, wie man es sich wünscht, gibt's eben erst einmal keine weiteren Geschenke.


    Das sind keine Geschenke, sondern die Wiederherstellung elementarer Grundrechte.

    Die Corona-Maßnahmen sind extreme Einschränkungen der Grundrechte. Und so etwas muss begründet werden, wieder und wieder.

    Und es muss so begründet werden, dass man es nachvollziehen kann.

    Einige (wir nicht) wurden sogar mit Berufsausübungsverbot belegt. Wenn jemand vor einem halben Jahr behauptet hätte, das wäre in Deutschland möglich, hätte man ihn eine geschlossene Abteilung eingewiesen.


    Der ehemalige Präsident der Bundesverfassungsgerichts Papier sah in der Fülle der Maßnahmen sogar zu prüfende Verstöße gegen Artikel 1 des GG. Und der weiß, wovon er spricht.


    Die Begründungen für das Aufrechterhalten der Maßnahmen sind immer wieder die gleichen nichtssagenden Floskeln.

    In meiner Verwandtschaft und Bekanntschaft verstehen dies alle immer weniger (eigentlich im Moment gar keiner). Wenn das Volk aber zu blöd ist, dies alles zu verstehen, gibt es zwei Möglichkeiten:

    Entweder sind die Begründungen mangelhaft oder das Volk (inkl. mir) ist zu blöd.

    Auch der zweite Fall wäre von der Politik zu verantworten, denn dann hätte das Bildungssystem seit Jahrzehnten versagt, also auch wir.


    Und jetzt bitte nicht wieder mir vorwerfen, ich würde die Gesundheit und das Leben anderer bedrohen. Ich bin weiter für Abstand halten, die eigentlich selbstverständlichen Hygienemaßnahmen und eine freiwillige (!) Reduzierung des Umgangs mit anderen.

    Ich erwarte aber, dass wir nicht weiter verar... und wie kleine ungezogene Kinder behandelt werden.

    Die Mehrheit sind mündige Bürger und verhalten sich i.A. auch so.

    Für Conni: שמי מרים

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    Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord. (Einstein)

  • Die Virologen meinen wenige Wochen, in denen noch auf Lockerungen verzichtet werden sollte, reichen schon um eine ausreichende Eindämmung zu erzielen.

    ... was ja auch dem aktuelle geplanten Vorgehen im Wesentlichen entspricht, 90% der Maßnahmen werden mindestens bis Mitte Mai nicht gelockert, auch in den Schulen sieht man da vielleicht mal 10% der Schüler.

  • Die Mehrheit sind mündige Bürger und verhalten sich i.A. auch so.

    Kann ich leider nicht bestätigen... Wenn dem so wäre fände ich die Maßnahmen auf freiwilliger Basis auch angenehmer. Ich kenne genug, die der Meinung sind, wenn gelockert wird müsse man sich an gar nichts mehr halten. Denn wenn es Gefahr gäbe hätte man ja nicht gelockert.


    Ich weiß nicht, ich fühle mich eigentlich nur wenig eingeschränkt (und schon gar nicht meiner Grundrechte beraubt). Sicher habe ich Tage, an denen ich gerne Mal wieder mit 5 Freunden plaudernd im Kaffee sitzen würde... Na gut, dann war's halt am Wochenende nur eine Freundin zum Kaffee in unserem Garten - mit Abstand. Wir haben das sehr genossen und waren überglücklich. Verboten ist das auf jeden Fall nicht, also kann man es auch wiederholen.

    Eingeschränkt ist man, ja, aber der Weltuntergang ist es für mich persönlich auch nicht.

    Ich genieße gerade den Fokus auf die kleinen Dinge. Die Buchläden sind voll mit Tipps zur Achtsamkeit und einem entschleunigten Leben, endlich hat man Mal Zeit dafür ;)

  • Genau, wenn jemand von ewig spricht, meint er auch immer wirklich bis zum Weltenende. Das ist jetzt Wortklauberei.

    Wortklauberei? :pfeifen: Das machst du mit dem "Weltenende" doch jetzt genauso.


    Naja, wenn deine Aussage der "ewigen" Situation nicht genau das implizieren sollte, dann verstehe ich die Wortwahl wirklich nicht.


    Im Endeffekt geht es auch nicht darum, wie du oder ich "ewig" verstehen, sondern darum, dass solche rhetorischen Fragen kein Argument für die Aufhebung von Beschränkungen sein sollten.


    Es geht bei dem oben beschriebenen Weg ja gerade nicht um einen extrem langen Zeitraum.

  • Menschen halten sich eher an Regeln und Empfehlungen, die sie verstehen und selbst durchdacht haben.

    Natürlich muss am Ende auch eine Entscheidung durch die Politik stehen, aber der Weg dahin sollte eben nachvollziehbar sein.

    Das sehe ich ganz genauso. Du siehst aber halt hier im Forum schon, wie komplett unterschiedlich die Wahrnehmung da ist.

  • ... was ja auch dem aktuelle geplanten Vorgehen im Wesentlichen entspricht

    Ganz und gar nicht! Die vielen Lockerungen, die es jetzt schon wieder gibt, die geplanten noch nicht mal eingerechnet, sind absolut falsch, wenn man die Strategie der Eindämmung fahren wollte, die alle Virologen gemeinsam dringend empfehlen.

  • Wichtig ist glaube ich noch zu sagen, dass das keine Empfehlung allein von Virologen ist (die dazu auch in den meisten Fällen denkbar unqualifiziert wären, das ist mehr ein Job für Epidemiologen und Mathematiker), sondern von Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft. Noch mehr wissenschaftlicher Druck geht nicht.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Herr Drosten hat heue übrigens ein Preprint seiner Studie zur Infektiösität von Kindern veröffentlicht. Das Ergebnis war, das es kein Ergebnis gibt, zumindest nicht in Form irgendeiner belegbaren Auffälligkeit, weder in Richtung "Kinder als massiver Verbreiter", noch in Richtung "Kinder sind harmlos, was die Virenweitergabe betrifft".

    Naja, warten wir mal ab, was er nachher dazu sagt. Das Argument war für die "massiven Verbreiter" war ja, dass Verhalten von Kindern und die Situationen in der Schule. Wenn Kinder genauso den Virus weiterverbreiten wie Erwachsenen, sich aber nicht an Abstandsregeln halten (können) und viele Kinder in Kita oder Schule zusammenkommen, wird es ein Problem. Bisher war ja die Argumentation oft, dass es unproblematisch ist, weil Kinder das Virus (vermutlich) nicht so weitergeben. Das Argument wäre dann ja weg.

  • Corona-Live-Ticker: Kinder laut Studie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene

    Kinder sind einer Analyse zufolge in der Coronavirus-Pandemie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene. Deshalb warnen Forscher vor der uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten.

  • Und du hast echt Naturwissenschaften studiert? Lies die Studie bitte und verbreite nicht irgendwelche Newstickerüberschriften... 8|

    An analysis of SARS-CoV-2 viral load by patient age


    Kinder genauso infektiös wie Erwachsene (Jones et al, 2020)


    P.S.: Drosten findet darin einen nicht-signifikanten Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Statistisch ist das vor allem deshalb problematisch, weil keine Power-Analysis gemacht wird und die Anzahl der Kinder im Vergleich zu den Erwachsenen sehr klein ist (z.B. nur 16 Grundschüler gegen mehrere Tausend Erwachsene) und man in den Viruslastverteilungen (Figure 2) eher Unterschiede zugunsten der Kinder sieht. Mediziner sind wirklich furchtbare Statistiker...o.O

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  • Und du hast echt Naturwissenschaften studiert? Lies die Studie bitte und verbreite nicht irgendwelche Newstickerüberschriften... 8|

    Ich habe zwar keine Naturwissenschaften studiert, aber vielleichst kannst du deine Kritik mal präzisieren. Ich finde die Überschrift trifft es doch relativ genau.

  • Ist doch schön, dass Firelilly auch mal anerkennt, dass die von Ihr verbreitete Theorie, dass Kinder besonders massiv zur Verbreitung der Infektion beitragen würden, sich nicht bestätigt.


    So ganz schlau werde ich aus der Studie allerdings nicht, wenn ich das richtig verstehe, wurden nur behandelte Erkrankungsfälle untersucht und darunter eben nur sehr wenig Kinder. Soweit ich das den bisher veröffentlichen Presseberichte entnehmen kann, ist die Erkenntnis der Studie nur, dass sich im Rachenraum von erkrankten Kindern genau so viel Bakterien befinden, wie bei Erwachsenen, und das es beim gemeinsamen Zusammenleben zur gleich häufigen Ansteckung anderer Familienmitglieder kommt.

    Ein echter Erkenntnisgewinn scheitert für mich daran, dass eben nur die aktiv erkrankten Kinder mit in die Studie eingeflossen sind und das sind halt nur sehr wenige.

  • Die Kritik ist, dass man aus einer fehlenden Signifikanz nicht auf einen nicht vorhandenen Unterschied schließen darf, vor allem nicht wenn die Gruppengrößen viel zu klein sind. Wie gesagt: Mediziner sind oft keine guten Statistiker, da sollte man Psychologen, Mathematiker oder Methodiker ranlassen, die sind was Statistik angeht deutlich fitter. Die Studie schreit nach einer power-analysis (wenn man nachweisen möchte, dass es keinen Unterschied gibt) und da wird nicht rauskommen, weil die Gruppengrößen Mist sind (n=16 für Grundschüler ist etwas...gewagt...), also ist man genauso schlau wie vorher. :)


    P.S.: Moebius Ausführungen sind ein weiterer Knackpunkt. Für eine power-analysis braucht es zumindest halbwegs ausgewogen gezogene Gruppen und hier wird aus massiv vorselektierten Stichproben gezogen (Kinder werden oft getestet, haben viele andere Erkrankungen, nur die Corona-Leute gehen in die Stichprobe, bei Erwachsenen viel höhere Corona-Inzidenz, andere Zusammensetzung der Stichprobe zumindest wahrscheinlich).

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    Einmal editiert, zuletzt von Valerianus ()

  • Wenn ich mich recht entsinne, gab es bezüglich der Hospitalisierungsrate von kleinen Kindern schon ähnlich skurrile Veröffentlichungen. Klar, wenn ich nur eine kleine Stichprobe nehme und von diesen Kindern dann verhältnismässige viele Kinder ins Spital kommen, dann sieht das bedrohlich aus. Wenn ich aber gar nicht weiss, wie viele Trillionen Kinder ohne Symptome infiziert sind ... Nun ja.

  • Nächste "wissenschaftliche Erkenntnis" des Tages: Der R0-Wert ist laut RKI gestern von 0,75 auf 0,76 angestiegen. Ich denke nächste Woche sind wir dann bei der dritten Nachkommastelle. Wenn die Fallzahlen dann bei 100 liegen, werden die Kennwerte zur Beurteilung vermutlich mit 5 Stellen Genauigkeit angegeben.

  • Jetzt sollen Spielplätze wieder geöffnet werden. In unserem Einzugsbereich spielen viele Kinder draußen miteinander. In der Schule wird für die 4.Klässler nächste Woche ein Heckmeck veranstaltet... unglaublich.

  • Also ich muss dazu was sagen.


    1. Ja. Uns geht es zum Glück gut, unsere Jobs sind sicher.


    2. Vor einem halben Jahr hat auch kaum ein "Normalbürger" mit einer weltweiten Pandemie gerechnet.


    3. Die Begründung für die Aufrechterhaltung der Maßnahmen sind keine Floskeln, sondern stets die Vermeidung einer Überlastung des Gesundheitssystems.


    4. Ah. Du bist für Abstand halten, aber gegen Masken, aber für eine Öffnung der Schulen, und deine Kinder in Sachsen Anhalt möchtest du jetzt bitteschön auch besuchen.


    Alles auf Freiwilligkeit basieren zu lassen funktioniert nicht, siehst du vielleicht an deinem Verhalten (ständiges Lamentieren über die Maskenpflicht, zum Beispiel).

    Deswegen gibt es ja den Maßnahmenkatalog, der sehr offen kommuniziert wird, und natürlich für alle eine Einschränkung bedeutet - aber was wäre denn die Alternative? Das ist eine rhetorische Frage.

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