Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Ich habe es schon mal erwähnt (Quelle habe ich jetzt nicht wieder zur Hand):

    70% der deutschen Arbeitnehmer arbeiten im Augenblick mehr oder weniger normal.

    Das mag ich momentan nicht wirklich glauben. Luftfahrt, Touristik, Gastronomie und große Bereiche des Einzelhandelns sind mehr oder weniger komplett raus. Viele große Unternehmen haben auf Kurzarbeit umgestellt oder die Produktion eingestellt. Viele Menschen im Homeoffice. Behörden arbeiten teilweise in Schichten. Ich kann mir auch vorstellen, dass man das nicht wirklich nachvollziehen kann.

  • um Vergleich: mein Schwager im Großraumbüro mit Mundschutz und 2 m Abstand zum nächsten Arbeitnehmer. Und ehe jetzt wieder die Verkaufskraft ins Feld geführt wird: Plexiglas hab ich auch nicht. Der Herr Kurz hat heute übrigens die Pressekonferenz hinter einer Plexiglaswand gemacht. Es wäre übrigens interessant zu wissen, wie viele Arbeitnehmer gerade wirklich ihren Job ohne weitere Schutzmaßnahmen machen. Sogar der Klempner, der heute hier war, trug Mundschutz.

    Ich kenne im Bekanntenkreis auch niemanden, der nicht in Kleinstgruppen arbeitet oder ganz zuhause.

    Wie absurd ist das bitte, dass man da überall höchste Vorsicht walten lässt, aber uns nach Ostern tagtäglich in eine wahre Großveranstaltung schickt.

    Selbst wenn man wieder Geschäfte usw. öffnet, dann prophezeie ich, dass man in diesen sehr vorsichtig sein wird. Leute werden Abstand halten. Zu volle Geschäfte werden nicht betreten. Und bei uns drängeln dann morgens erstmal 800 Schüler durch eine Eingangstür.

  • Wir reden aber beide schon von dem österreichischen System?!?


    Dort sollen ja als erstes die kleineren Läden aufmachen, die haben aber keine Kinderbetreuung und sind und waren nicht systemrelevant, also ist die Frage, wie das funktionieren soll.

    Mir sind viele Fälle bekannt oder wo eben auch Grundschüler 1./2. Klasse dann mehrere Stunden unbetreut zuhause sind oder wo eben doch Oma, Nachbarn usw. zur Betreuung kommen

    Reden wir nun von Österreich oder Deutschland? Ich kenne die österreichische Notbetreuung nicht genau. Da kennst du dich anscheinend bessser aus. Ich habe nur gelesen, dass es gelobt wurde.

    Die Fälle aus der 1./2. Klasse würden in Nds. anders gehandhabt. Wenn du deinen Job verliertst, weil du keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung hast, dann darfst du zur Notbetreuung. Du sollst nur erstmal andere Möglichkeiten finden. Bei uns haben wir zum Beispiel kaum Kinder in der Notbetreuung. Die berufstätigen Eltern haben sich anders organisiert.


    Ich kann dir aber sagen, dass alleine ich 3 Familien im Bekanntenkreis habe, die von den Schließungen betroffen sind. Alle drei haben massive Existenzängste. 2 eigene Geschäfte, ein Mitarbeiter beim lokalen Autohändler. Die haben das Problem, dass sie seit Wochen null Einnahmen und weiter Ausgaben haben. Der Autohändler hat angekündigt, dass bis Ende Mai Schluss ist, wenn keine Einnahmen entstehen. Die Kinderbetreuung ist für die das kleinste Problem.


    Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass du deine eigenen häuslichen Erfahrungen zu Grunde legst. Das ist aus Sicht einer Mutter vielleicht verständlich, aber ich denke dass die Situation bei anderen Familien nicht so kritisch ist. Ihr scheint euch da ja mit der Schule nicht ganz grün zu sein. Bei uns freuen sich zwar viele Kinder wieder auf die Schule aber ich habe bisher keine Fall, wo es wirklich Probleme gibt. Eher im Gegenteil. Ich würde gerne mehr über mögliche Probleme hören aber laut Eltern läuft alles. Es ist bei uns allerdings auch freiwillig.

  • Und ich sehe immer noch nicht die besondere Gefahr, die von der Öffnung von Schulen ausginge.

    Die Gefahr ist, dass demnächst dann so einige, darunter vor allem auch Lehrer, erkranken und, so wie Boris Johson, nach vielleicht anfänglich durchaus milderem Verlauf, plötzlich auf die Intensivstation kommen und beatmet werden müssen.

    Beatmet werden heißt unter Umständen, du kannst nicht mehr selber atmen, sondern dein Leben hängt an einer Maschine.

    Die es hoffentlich überhaupt gibt, weil die Kapazitäten passen.

    Ich muss nicht erwähnen, dass so eine Maschine nicht das sichere Überleben heißt, sondern nur die Überlebenschancen stark erhöht?

  • Mir sind viele Fälle bekannt oder wo eben auch Grundschüler 1./2. Klasse dann mehrere Stunden unbetreut zuhause sind oder wo eben doch Oma, Nachbarn usw. zur Betreuung kommen

    Aber jetzt mal ernsthaft, ich verstehe das Problem da gar nicht so richtig. Ich war von Klasse 1 an in den Ferien alleine zu Hause und meine Mutter hat halbtags gearbeitet. Wenn was war, sollte ich bei der Nachbarin klingeln und fertig.

    Kann es sein, dass das vermeintliche Betreuungsproblem auch was damit zu tun hat, dass die Kinder einfach krass unselbstständig sind?




    Ich finde den österreichischen Weg sehr schlüssig. Das Infektionsrisiko in Gastronomie und Einzelhandel ist wohl geringer, als in der Schule. Für mich ist total pausibel, die Schulen ans Ende des Hochfahrens zu stellen.

  • Ich frage nochmal: Warum nicht nur ein wenig länger warten und die Zahlen aus Österreich oder Dänemark beobachten und dann hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen

    Dann müsstest du nach dem Start mind. 14 Tage warten. Da werden die Entscheidungen früher fallen. Die Frage ist ja welche Prioritäten du setzt. Schutz vor Infektion oder nur Überlastung des Gesundheitssystem vermeiden?

  • Die Fälle aus der 1./2. Klasse würden in Nds. anders gehandhabt. Wenn du deinen Job verliertst, weil du keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung hast, dann darfst du zur Notbetreuung. Du sollst nur erstmal andere Möglichkeiten finden. Bei uns haben wir zum Beispiel kaum Kinder in der Notbetreuung. Die berufstätigen Eltern haben sich anders organisiert.

    Tja, das mag in Niedersachsen so sein, in Berlin und Brandenburg ist es nicht so und auch aus NRW, Bayern und BaWü habe ich anderes gehört. Auch Hamburg hatte ja gesagt, kein Kind wird abgewiesen, das sehen die o.g. Bundesländer eindeutig in der Regel anders.


    Und klar spielt da meine Erfahrung als Mutter und als Lehrerin mit rein und die Erlebnisse, die ich im Bekanntenkreis habe.

  • Es wäre übrigens interessant zu wissen, wie viele Arbeitnehmer gerade wirklich ihren Job ohne weitere Schutzmaßnahmen machen. Sogar der Klempner, der heute hier war, trug Mundschutz.

    Ich war heute beim Notar. Bei Eintritt wurde man sofort zum Händewaschen geleitet, die Dame am Empfang saß hinter Plexiglas. Im Wartezimmer standen die Stühle auf ausreichend Abstand, im Arbeitszimmer ebenfalls. Alle Mitarbeiter waren mit Mundschutz und Handschuhen ausgestattet. Wir waren mit insgesamt 4 Leuten auf gefühlt 100 Quadratmetern Raum. Vorbildlich, so würde ich auch recht entspannt arbeiten..

  • Aber jetzt mal ernsthaft, ich verstehe das Problem da gar nicht so richtig. Ich war von Klasse 1 an in den Ferien alleine zu Hause und meine Mutter hat halbtags gearbeitet. Wenn was war, sollte ich bei der Nachbarin klingeln und fertig.

    Kann es sein, dass das vermeintliche Betreuungsproblem auch was damit zu tun hat, dass die Kinder einfach krass unselbstständig sind?

    Ich glaube, dass auch viele Eltern einfach genervt sind. Da geht es dann weniger um die Betreuung der Kindern, sondern dass die Eltern sich den ganzen Tag um sie kümmern müssen. Keine Schule, keine Sportverein, kein Weggehen. Das wird dann schnell anstregend. Gerade wenn ich keinen Garten etc. habe oder sowieso schwierige Familienverhältnisse.

  • Da geht es dann weniger um die Betreuung der Kindern, sondern dass die Eltern sich den ganzen Tag um sie kümmern müssen.

    Doch, da geht es um die Betreuung, weil die Eltern nämlich da nicht mehr wirklich arbeiten können oder eben nicht oder kaum noch schlafen usw. Und das mit dem alleine lassen ist in der heutigen Zeit ja auch ein Problem, was dir dann schnell das Jugendamt beschert.

  • Aber jetzt mal ernsthaft, ich verstehe das Problem da gar nicht so richtig. Ich war von Klasse 1 an in den Ferien alleine zu Hause und meine Mutter hat halbtags gearbeitet. Wenn was war, sollte ich bei der Nachbarin klingeln und fertig.

    Na ja, das kann man nicht verallgemeinern. Mein Sohn ist in der 1. Klasse und macht einen Haufen Mist, wenn ich gerade nicht hinschaue. Neulich war er der Meinung, eine Münze in die Steckdose stecken zu müssen, die passte so toll da rein... (und: Selbstverständlich weiß er, was aus der Steckdose rauskommen kann und dass Metall Strom leitet usw. - er hat sogar einen Experimentierkasten, wo er das ausprobieren hat, aber "in echt" ist es halt spannender...).

    Er würde sicherlich noch mehr Experimente machen, wenn ich mehrere Stunden nicht da wäre. Der könnte auf keinen Fall alleine bleiben. Aber es gibt solche und solche Kinder...

  • Doch, da geht es um die Betreuung, weil die Eltern nämlich da nicht mehr wirklich arbeiten können oder eben nicht oder kaum noch schlafen usw. Und das mit dem alleine lassen ist in der heutigen Zeit ja auch ein Problem, was dir dann schnell das Jugendamt beschert.

    Ich habe nicht gesagt, dass alle Familien das Problem haben. Es gibt auch Familien, die nicht arbeiten und trotzdem genervt sind. Ich habe im Verwandtenkreis eine Mutter, die zur Zeit nicht arbeitet und trotzdem tierisch genervt ist. Du selber hast doch auch geschrieben, dass du genervt bist, obwohl du Überstunden abfeierst und frei hast? Auf der anderen Seite habe ich Eltern, die beide im Home-Office arbeiten und überhaupt kein Problem mit ihren beiden Grundschulkindern haben. Doch heute konnte sie Zoom nicht starten, da sie selber eine Telefonkonferenz hatte. Ich glaube - nein ich weiß, dass Familien extrem unterschiedlich sind. Und ich keine genug Familien, die nicht arbeiten und trotzdem genervt sind. Es gibt bei uns immer mehr Familie, die auch während der Schulzeit eigentlich kein Bock haben sich um ihre Kinder zu kümmern oder nur Zeit mit ihnen zu verbringen. Das mag bei euch anders sein. Aber davon gibt es genug. Ehrlich gesagt, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass das Jugendamt ein Problem damit hat wenn ein Grundschüler eine Zeit alleine ist. Das kommt ja ganz auf das Kind an. Ich kenne Viertklässlern, den würde ich das nicht zutrauen. Ich kenne aber auch Zweitklässler, wo das unproblematisch ist.

  • hmm... könnte doch schwieriger sein als ich dachte Infektionsketten komplett zu verfolgen. Ich lese immer wieder von Menschen, die sich bei leichten Symtomen nicht testen lassen würden, weil sie Angst haben dann 2 Wochen in Quarantäe gehen zu müssen.

  • volker: Das Problem ist doch, dass viele gar nicht getestet werden. Bei uns wurdest du in letzter Zeit nur noch getestet, wenn du einen Bezug zur kritischen Infrastruktur hast.

  • Ich war heute beim Notar. Bei Eintritt wurde man sofort zum Händewaschen geleitet, die Dame am Empfang saß hinter Plexiglas. Wir waren mit insgesamt 4 Leuten auf gefühlt 100 Quadratmetern Raum.

    Richtige Berufswahl würde ich sagen. Naja, aber wir haben als Lehrer ja vorher gewusst, dass im Falle einer potentiell tödlichen Pandemie für uns solche Schutzmöglichkeiten und 4 Leute auf 100 m² Räume nicht möglich sein werden.

  • Tom, du bringst hier schon wieder einiges durcheinander, jetzt wird es ruhiger weil wir Ferien haben und ich Überstunden abbummle, das geht natürlich in der Schulzeit nicht.

    Aber in der war und bin ich genervt und zwar nicht von den Kindern, sondern den Kollegen bei denen meine Kinder Unterricht haben, zumal da ja auch noch ein Kindergartenkind da ist, was auch betreut werden muss und Ein WLAN, was bei 5 Personen im Netz irgendwann auch muckt.

  • hmm... könnte doch schwieriger sein als ich dachte Infektionsketten komplett zu verfolgen. Ich lese immer wieder von Menschen, die sich bei leichten Symtomen nicht testen lassen würden, weil sie Angst haben dann 2 Wochen in Quarantäe gehen zu müssen.

    Bei uns würden in der Schule mit Sicherheit auch zig schniefende Kinder sitzen.

    Und auch zig Kollegen würden nicht zuhause bleiben. Wird hier im Forum ja auch vermittelt, diese "wenn du wegen Schnupfen zuhause bleibst, dann bist du ein Kollegenschwein, weil die ARbeit bei anderen hängen bleibt".

    Also weder Testen noch Zuhausebleiben wird bei uns das Credo sein. Allein schon, weil Eltern ihre Kinder einfach ganz oft krank in der Schule abladen.

  • Ich glaube, dass auch viele Eltern einfach genervt sind. Da geht es dann weniger um die Betreuung der Kindern, sondern dass die Eltern sich den ganzen Tag um sie kümmern müssen. Keine Schule, keine Sportverein, kein Weggehen. Das wird dann schnell anstregend. Gerade wenn ich keinen Garten etc. habe oder sowieso schwierige Familienverhältnisse.

    Das kann sehr gut sein, aber DAS kann ja wohl kein Grund für zu schnelle Wiedereröffnungen sein.



    Lehrerin2007

    Okay, im Einzelfall mag das je nach Kind dann schwierig sein.

  • Das kann sehr gut sein, aber DAS kann ja wohl kein Grund für zu schnelle Wiedereröffnungen sein.

    Über die Wiederöffnung entscheiden Leute in Ministerien, die unter besten Bedingungen arbeiten (Großraumbüro, mega Abstand zueinander, Desinfektionsmittel auf den Toiletten usw.). Die schicken das Fußvolk dann los, weil die Wirtschaft Druck macht. Verantwortungsgefühl, keine Spur.

    Man sitzt ja safe im Ministerium.

  • @Tim123: Ja, ich weiß. Aber es werden immer mehr und solche Personen machen es dann noch schwerer. Die müssen natürlich erstmal die testen, die es auch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit haben (also Kontakt zu einer infizierten Person haben). Alle anderen können die nicht testen. Aber wenn sich da auch schon einige weigern...

    Bei uns im Kreis (~300.000 Einwohner) können maximal 80 pro Tag getestet werden. Vorrausgesetzt es sind so viele Testkits da. Real konnten sie nur ~60 pro Tag testen. Und in den letzten 7 Tagen haben die knapp 200 Infizierte gefunden.

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