Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Artikel mit der Überschrift "Patienten über 80 werden im Elsas nicht mehr beatmet!" habe ich heute mehrfach gelesen. Teilweise wurde dann aber irgendwo weiter unten im Text sinngemäß ergänzt "Dies entspricht der in Pflegeheimen allgemein gültigen Praxis". Mit möglichst reißerischen Überschriften die Aufmerksamkeit der Leser zu ködern ist ja nun nicht neu, im Augenblick fällt es aber in der Summe besonders negativ auf. Wer schon mal einen Angehörigen in der Situation erlebt hat, weiß, dass die Frage "Wie viel Intensivmedizin macht man nicht" im hohen Alter wirklich nicht leicht und allgemein zu beantworten ist.


    Und tatsächlich habe ich eine zweifelhafte inhaltliche Qualität auch besonders bei SPON in den letzten Tagen wahrgenommen.

    Liegt vielleicht auch daran, dass es im Augenblick einfach überhaupt kein anderes Thema als Corona gibt. Da müssen jetzt reihenweise Autoren aus den Ressorts Politik oder Feuilleton, die eher einen gesellschaftswissenschaftlichen Hintergrund haben, Artikel schreiben, deren Inhalt sich auf medizinische, naturwissenschaftliche oder mathematische Dinge bezieht, von denen sie schlicht wenig verstehen.

    Man sollte sich wahrscheinlich von der Erwartungshaltung verabschieden, dass der Autor eines Artikels zum Thema Corona derzeit automatisch auch Sachverstand auf diesem Gebiet hat.

  • Laut DNA wurden rund 40 Patienten aus der Region Grand Est per Helikopter und Flugzeug in andere Regionen ausgeflogen, ein Krankenhauszug (eigentlich ein normaler TGV, der für diesen Zweck eingesetzt wurde) hat gestern 20 Patienten aus der Region u.a. nach Nantes, Angers, Le Mans gebracht, Le Monde erwähnt 6 Patienten die nach Marseille und Toulon gebracht wurden in Militärkrankenhäuser und dass vor Ort im Elsass ein Militärkrankenhaus errichtet wurde (seit Di in Betrieb). Die letzten Tage wurden offenbar sehr regelmäßig Patienten in andere französische Regionen gebracht. Mulhouse- das besonders betroffen ist in der Region genau wie Colmar- hat inzwischen seine Betten für Covid-19-Patienten verdoppelt und verfügt über 326 Betten , davon 48 intensivmedizinische Plätze (Stand Sonntag mussten laut DNA in der Region Grand Est rund 480 Patienten wegen Covid-19 intensivmedizinisch behandelt werden, vor 5 Tagen waren es in der Region 1767 Patienten die stationär wegen Covid-19 behandelt werden mussten, davon 435 intensivmedizinisch, Le Monde schreibt gestern von 468 intensimedizinisch zu behandelnde Patienten in der Region.). Offenbar sind 1/3 der bislang bekannten Toten Frankreichs in der Region Grand Est verstorben. Die ARS (verlinkt über den Artikel bei Franceinfo) berichtet gestern von über 3000 hospitalisierten Covid-Patienten in Grand Est, davon rund 650 die intensivmedizinisch betreut werden müssen, bei aktuell rund 900 Intensivbetten in der Region (die ja nicht nur von Covid-19-Patienten benötigt werden).

    L'Agence régionale de santé (ARS) et l’agence nationale de santé publique ont publié mercredi 25 mars un nouveau bilan du covid-19 dans la région Grand Est : 3.068 personnes sont hospitalisées, dont 651 en réanimation. Selon l'ARS, "les capacités d’accueil à l’échelle régionale sont de 900 lits en réanimation dans le Grand Est".

    La région compte 5.479 personnes testées positives au covid-19. Par ailleurs, 774 personnes sont sorties d’hospitalisation, leur état de santé ayant été considéré comme satisfaisant. (...)

    https://www.dna.fr/sante/2020/…s-a-bord-du-tgv-sanitaire

    https://www.dna.fr/sante/2020/…ients-alsaciens-en-images

    https://www.dna.fr/sante/2020/…des-patients-est-en-cours

    https://www.dna.fr/economie/20…sforme-en-train-sanitaire

    https://www.dna.fr/sante/2020/…le-point-sur-la-situation

    https://www.lemonde.fr/planete…semblee_6033625_3244.html

    https://www.lemonde.fr/planete…ritique_6034319_3244.html

    https://www.sr.de/sr/home/nach…st_steigen_weiter100.html

    https://france3-regions.france…g-pays-loire-1806074.html

    https://france3-regions.france…ars-mulhouse-1806050.html

    https://france3-regions.france…er-grand-est-1796745.html


    Mal so als kleiner Einblick in die Situation in der Region aus französischer Perspektive.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Um noch mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Ich denke schon, dass die Krankenhäuser in Deutschland einen gewissen Vorlauf brauchten, um sich auf die Situation einzustellen. Material fehlt ja immer noch. Dazu kommt, dass das Verschieben unwichtiger Operationen auch erst nach und nach Wirkung zeigt. Außerdem war uns ja auch nicht bewusst, wie schnell es bei uns kritisch wird. Auf dem Papier haben wir immerhin fast doppelt so viele Fälle wie Frankreich. Vor ein paar Tagen war noch nicht bewusst, ob unsere Maßnahmen Wirkung zeigen. Daher finde ich es durchaus legitim erstmal abzuwarten, welche Kapazitäten überhaupt vorhanden sind. Letztlich geht es ja nicht darum 1-2 Personen aufzunehmen, sondern 100-200.

  • Wir haben drei Rechner daheim, die seit Tagen rund um die Uhr laufen. Macht schön warm und der Stromzähler hat was zu tun.

    Wir haben aktuell vier bis fünf Rechner hier laufen, die Stromrechnung wird lustig, wobei die auch sonst oft gelaufen sind, lediglich seit Weihnachten gibt es eben noch einen mehr als vorher.

  • Deutschland hat auch ein paar Einwohner mehr als Frankreich.

    Aber nicht in dem Maße 67 Mio zu 82 Mio.

    22.000 aktive Fälle zu 37.000 aktive Fälle.

    Das passt schon. Ich denke eher, dass es daran liegt, dass Frankreich viel weniger testet.


    Wenn man 1700 Tote dort zu 300 Tote bei uns in Beziehung setzt, scheinen es doch deutlich mehr Fälle in Frankreich zu geben.


    Letztlich geht es ja auch darum, dass es nicht einzuschätzen war wie sich die Situation entwickelt. Wenn man überlegt, wie es in Italien bei 30.000 Infektionen aussah, konnte man ja nicht davon ausgehen, dass wir mit 40.000 Fällen relativ problemlos klarkommen. Daher war es auch aus meiner Sicht in Ordnung erstmal abzuwarten. Mir persönlich war vor einer Woche noch nicht klar, dass es Frankreich signifikant schlechter läuft als bei uns.

  • Aber nicht in dem Maße 67 Mio zu 82 Mio.

    22.000 aktive Fälle zu 37.000 aktive Fälle.

    Das stimmt, ja. Wenn Du's relativ haben willst:



    Ich denke eher, dass es daran liegt, dass Frankreich viel weniger testet.

    Siehe Beitrag Nr. 3099.


    Wenn man überlegt, wie es in Italien bei 30.000 Infektionen aussah, konnte man ja nicht davon ausgehen, dass wir mit 40.000 Fällen relativ problemlos klarkommen.

    Doch, davon konnte man ausgehen. Deutschland hat offensichtlich ein funktionierendes Gesundheitssystem.

  • @Wollsocken80 : Darf man fragen, welche Zahlen du nimmst? Ich habe mal versucht, was zu finden, aber das war schwierig. Dr. Droste sprach heute übrigens von rund 500.000 Test, die in D bisher durchgeführt wurden. Irgendwo wurde auch gesagt, dass man die genauen Zahlen nicht weiß, weil nicht alles gemeldet würde.

    • Offizieller Beitrag

    Wer von euch ist Teil des Superomputers?

    https://www.pcgameshardware.de…ber-ein-ExaFLOPS-1346502/

    Danke für den Tipp, gerade gestartet. Erinnert an Studizeiten, da lief der Rechner für SETI.

  • So, jetzt bin ich wider auf einem emotionalen Normallevel angekommen. Ich stelle mein Problem noch mal allgemeiner zur Diskussion: Ich fände es sinnvoll, wenn die Notbetreuungsregelung besser organisiert wäre und die Vorgaben klarer und transparenter. Zum Beispiel, ob chronisch Kranke im Haushalt berücksichtigt werden und ob dafür eine ärztliche Bescheinigung notwendig und auch hinreichend ist.


    Im Moment gibt es etwa solche Konstellationen:

    1) Lehrerpaar, Haus mit Garten, Grillnachmittage mit Freunden, keine Notbetreuung (Begründung: ein kleines Kind)

    2) alleinerziehend, kümmert sich um Homeschool-Sachen für 2 pubertierende Jugendliche in Stadtwohnung mit Ausgangssperre, ein Kind chronisch krank, mehrfach Notbetreuung (Begründung: die anderen haben ein kleines Kind)


    Wer sich jetzt angegriffen fühlt, sollte überlegen, warum und nicht mir vorwerfen, ich sei unkollegial. Ich mache meinen Job. Und noch eins: hier wurde, auch in diesem Thread, mehrfach gesagt man wolle sich krankschreiben lassen oder andere könnten das doch tun. Dies wurde zu Recht von der Moderation "abgemahnt". Es geht dabei nicht nur um strafrechtliche Relevanz oder sowas, sondern um das Funktionieren einer Gesellschaft. Ein Forum bildet immer auch die Gesellschaft ab und wenn sich 2 von 100 Kollegen jetzt krankschreiben lassen, obwohl sie es nicht sind, dann bleiben die Aufgaben an den anderen hängen. Wie im sonstigen Leben eben auch.

  • Bei uns hieß es ganz klar, dass sich zuerst Freiwillige finden sollen für die Notbetreuung. Ich finde es auch schwierig, objektiv da alles gegeneinander abzuwägen. Dazu kommt, dass es im Rahmen von Corona eben nicht sinnvoll ist, die Notbetreuung "gerecht" aufzuteilen, in dem Sinne dass jeder mal dran ist, weil dann Infektionsketten nicht mehr nachzuvollziehen wären, wenn die Kinder alle ein bis zwei Tage je 2 neue Betreuungspersonen vor sich haben.

    Diejenigen, die sich freiwillig für mehr Notbetreuung melden müssen natürlich an anderer Stelle entlastet werden. Andererseits ist die Notbetreuung bei uns an der Schule 4 Stunden bevor die OGS Erzieher übernehmen, d.h.Vollzeitkollegen kommen dabei immer noch recht gut weg, wenn sie eine Woche in die Notbetreuung gehen.

    Grundsätzlich ist es bei uns so, dass die meisten Kollegen selbstverständlich bereit sind, da was zu übernehmen. Bis auf die, die um sich oder enge Angehörige Sorge haben und die werden eben außen vor gelassen. Bei uns läuft das gut so und ich habe nicht das Gefühl, dass sich jemand drücken will.

    Die mit kleinen Kindern und Partner, der weiter arbeiten muss, übernehmen dafür selbstverständlich die Wochenenden.


    Ist natürlich blöd, wenn das bei euch im Kollegium anders ist.

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