Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

Zitat von Lehramtsstudent

indem die angesetzten Maßnahmen greifen

Nein, das werden sie nicht. Letztes Wochenende ist hier die Hysterie losgebrochen. Bis dahin war es echt total friedlich obwohl man längst schon absehe konnte, dass die Fallzahlen bei uns *sehr* schnell steigen. Ich denke es war kontraproduktiv, dass der Bundesrat am Freitag die Massnahmen verschärft, aber immer noch nicht die "aussergewöhnliche Lage" ausgerufen hat. Das hat den Leuten Angst gemacht, ab da fing es an mit den krassen Hamsterkäufen die ich zuvor nur in Deutschland gesehen habe. Gestern wirkte das Szenario in der Stadt auf mich wie "scheiss drauf, noch ein Bier bevor die Welt untergeht". Das hat Simonetta Sommaruga heute auch in der Pressekonferenz angemahnt. Man habe übers Wochenende beobachtet, dass viele Personen sich nicht an die Weisungen halten und deswegen heute entschieden die nächste Stufe zu zünden. Tatsächlich haben gestern aber noch einige Kantone mit einer Eskalation nach oben (also den kantonalen Notstand ausrufen) Druck aufgesetzt um den Vorgang zu beschleunigen. Bis heute am Mittag waren ohnehin schon 8 Kantone im Notbetrieb, spätestens dann war allen klar was jetzt kommt. Jetzt wird sich die Hysterie aber noch verschärfen, weil man auch nicht mehr nach Deutschland zum Hamstern fahren kann. Die Leute werden morgen Coop und Migros regelrecht niederreissen. Und bis spätestens Ende der Woche haben wir die Ausgangssperre. Jede Wette.

Zitat von Zauberwald

Mir fällt auf, dass das Virus in den ärmeren Ländern wie Afrika oder Südamerika gar nicht so zu Gange ist.

Ja, warum wohl nicht. Die Leute haben kein Geld zum Verreisen und sowas wie "Schengen" gibt es auch nicht. Dazu müsste es ja erst mal Arbeit dort geben. Corona ist eine ganz üble Wohlstands-Watschn die sich ganz Europa da gerade einfängt.

Zitat von Zauberwald

Ich persönlich glaube ja nicht dass das Virus dann checkt, dass die Osterferien vorbei sind und es jetzt weg sein muss.

Das denkt unser Bundesrat auch nicht (mehr). Wir haben jetzt schon im Briefchen vom Kanton stehen, dass wir uns auf Fernunterricht bis zu den Sommerferien einstellen sollen. Trotzdem ist es vernünftig die entsprechenden Erlasse erst mal bis und mit Osterferien zu verhängen. Die Dynamik ist so irrsinnig schnell, dass man einfach nicht mehr weiter vorausschauen kann.

Und wen interessiert das? Ich habe hier auf 107 Seite immer noch keinen einzigen Post eines Virologens oder Epidemiologens gelesen. Fachlich am nächsten dran wäre ein studierter Biologe und auch davon gibt's hier im Thread soweit ich weiss keinen. Insofern ist mir das eigentlich wurscht wer sich hier was zusammenrechnet. Eigentlich ist es auch wurscht, was der Neher sich zusammenrechnet, der ist nämlich theoretischer Physiker. Wenn wir aber vom Worst-Case-Szenario ausgehen, dann ist mir die Notlage oder auch eine drohende Ausgangssperre allemal lieber als 38000 Tote in der Schweiz. Wenn's gut geht, dann ist mir hinterher auch wurscht, ob's nicht mit weniger drastischen Massnahmen vielleicht auch gegangen wäre. Einige werden das sicher anders sehen. Aber die sind mir auch wurscht.

Niemand weiß, wie sich das Ding genau weiter verhalten wird. Man kann natürlich auf Modelle der Vergangenheit schauen, aber keiner weiß, ob und wie die Maßnahmen greifen oder ob wir schon in einer linearen Phase sind.

Ich wiederhole mich ;-): Mein Punkt von Beginn an war, dass alles was wir wissen, daraufhin deutet, dass es schlimm wird. Mehr kann man nur hoffen. Jetzt haben wir aber ein Bewusstsein und Maßnahmen und genug Klopapier. Das wird schon was machen.

Ich poste nochmal diesen Link hier, der in Chart 7 sehr schön darstellt, welchen Einfluss die Maßnahmen in Hubei/ China auf den Verlauf hatten. Einerseits sieht man die Diskrepanz zwischen echten und gemeldeten Fällen (weil die Testung ja hinterher hinkt). Andererseits sieht man aber auch sehr schön, wie mit Beginn der Maßnahmen die Steigerungsrate der tatsächlichen Fälle augenblicklich zurückgeht. Das macht Hoffnung. Deutschland und andere sind noch davon entfernt, so gut greifende Maßnahmen wie China zu verhängen, aber die kommen bei uns auch.

Was ein wenig ärgerlich ist (und mir tatsächlich beim ersten Mal als ich das gelesen habe überhaupt das erste Mal in dieser ganzen Sache ein wenig Angst gemacht hat): Hubei hat den Lockdown bei einer täglichen Steigerungsrate von 400 absoluten Neuinfizierten verhängt. Über diesen Schritt sind wir schon zu viele Tage hinaus.

Jetzt habe ich mich doch dazu hinreißen lassen, eine eigene grobe Rechnung zu machen. Ob es so kommt, weiß man natürlich nicht (s.o.):

Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich finde, der Artikel hier fasst es schön zusammen:

Zu spät ... oder doch nicht?

Deutschland ist halt nicht China. In Deutschland kann man nicht so schnell so rigoros auf den Tisch hauen. Da ist der Preis, den wir für Freiheit und Demokratie zahlen.

In der Schweiz hat der Bundesrat schon am 28. Februar die ersten einschneidenden Massnahmen verhängt. In Basel wurde die Fasnacht abgesagt. Bei gerade mal 15 diagnostizierten Corona-Fällen. Da dachten alle noch so ... hmm ... OK, ja schon leicht übertrieben?! Oder nicht? Na wird schon richtig sein so. Das ging überhaupt nur, weil das Epedimiegesetz, das dem Bundesrat solche Befugnisse einräumt, per Volksentscheid demokratisch legitimiert ist. Gut 2 Wochen später ist die Notlage verhängt und wer weiss, was noch kommen wird. Ich finde, dass "meine" Regierung richtig gehandelt hat und schliesse mich damit vollumfänglich dem Artikel aus der NZZ an. Ich schreibe übrigens "meine" weil Deutschland mich ab sofort nicht mehr haben will. Ausser ich begebe mich in Quarantäne, ich komme ja jetzt aus einem offiziellen Risikogebiet.

Zitat von SteffdA

Könnte man schon. Man muss nicht immer erst drei Sitzkreise abhalten um sich zu überlegen, was man sich überlegen will.

Kann man nicht. Weil Deutschland - soweit ich weiss - zuerst mal den bundesweiten Notstand ausrufen müsste (oder wie auch immer das gleich wieder heisst) und dafür braucht es wohl einen Beschluss vom Bundestag. Da müssten jetzt mal so Leute wie CDL ran um das zu erklären. In jedem Fall geht's bei uns schneller weil der Bundesrat durch das Epidemiegesetz in dieser Frage schneller handeln kann. Das Gesetz an sich ist aber vom Stimmvolk gutgeheissen worden.

Zitat von SteffdA

Könnte man schon. Man muss nicht immer erst drei Sitzkreise abhalten um sich zu überlegen, was man sich überlegen will.

Sitzkreis mit hygienischem Redestein bitte

Naja, es macht schon Sinn, die Verfassung im Blick zu haben und es ergibt ebenfalls Sinn, dass europäische Staatsoberhäupter miteinander reden. Ich finde es bedenklich, wenn die Kanzlerin "hofft", dass wir irgendwann wieder offene Grenzen haben und man morgen "vielleicht" Zeit findet, sich über Corona in Flüchtlingslagern Gedanken zu machen. Wie es mit Selbständigen, Künstlern und Einzelhandel weitergeht sei mal dahingestellt. Deutsche Lehrer sind trotz alledem nicht die einzigen Menschen auf der Welt...

Zitat von samu

Deutsche Lehrer sind trotz alledem nicht die einzigen Menschen auf der Welt...

Die Erkenntnis des Tages. Ich finde, es wäre an der Zeit einen neuen Thread aufzumachen um über die möglichen globalen Folgen dieser Krise zu diskutieren. Hier geht es mir zunehmend mehr um ach so kleinliche Details wie ob jetzt Abschlussprüfungen regulär stattfinden oder nicht. Das interessiert mich längst nicht mehr. Ich wohne in Laufreichweite zur Grenze zu Deutschland bzw. Frankreich und ich finde es ausgesprochen bedrückend, dass ich die ab sofort nicht mehr ohne spezielle Bewilligung überqueren kann. Ich meine nicht nur Grenzkontrollen wie ich die aus meiner Kindheit noch kenne, ich meine, dass man an der Grenze einfach wieder zurück nach Hause geschickt wird. Das finde ich krass. Und ich finde es unfassbar, dass an der Aussengrenze der EU jetzt tausende von Menschen verrecken werden, weil Corona neuerdings ein wichtigeres Problem ist.

@Wollsocken80 : Grenzenschließen ist nicht die Lösung auf alle Probleme, aber gerade aktuell mit den zwei gesellschaftlichen Herausforderungen stellt es ein probates Mittel dar, sodass der Staat wieder die Kontrolle über alles erhält. Auch aus Klimagründen ist uneingeschränkter Grenzübergang problematisch und ich fände es gut, wenn dieser in Zukunft reformiert wird. Ich muss nicht ständig in der Weltgeschichte herumreisen, um meinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen, und wenn ich mich dafür bewusst entscheide (Wenn man nicht Berufspendler ist, kommt das ja sehr selten vor.), darf man mich ruhig beim Grenzübertritt kontrollieren.

@Wollsocken80 , halte durch, das wird wieder! (ich trau mich mal, Smileys zu posten, die sich anfassen)

Es werden ja zunehmend Videogipfeltreffen stattfinden, hoffen wir, dass die Presse hartnäckig bleibt in diesen Fragen!