Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Hallo Wollsocken,


    zu Beginn waren die Maßnahmen gut, bei den ersten Fällen in Bayern.

    Seither sind die Maßnahmen aber eher undurchsichtig:

    Aus dem Urlaub in Südtirol Zurückgekehrte sind eine Woche lang zur Arbeit/Schule gegangen, um dann die Nachricht zu erhalten, man möge doch zu Hause bleiben. Eine Befragung der Südtirolurlauber findet nicht statt, es gibt keinen Testzwang.

    Ich weiß von drei Familien, die etwa eine Woche nach dem Südtirolurlaub erkältet sind, sich aber nicht testen lassen, weil es ja nur eine Erkältung ist. Familienmitglieder gehen weiter zur Arbeit, auch mit Halsschmerzen, ein Jugendlicher geht weiter zur Schule, weil er bald Abschlussprüfung hat und hustet fleißig.

    Insofern könnten diese Personen das Virus weiterverbreiten, wenn sie es haben,, was man nicht weiß und nie feststellen wird.


    Für mich ist das beileibe kein Containment.


    Ich wünsche mir keine Panik, aber die ersten Worte von Spahn sind auf fruchtbaren Boden gefallen: die Grippe ist schlimmer, es besteht keine Gefahr. Die Leute wollen keinen Ärger (Quarantäne, auf der Arbeit sagen müssen, dass man erkrankt ist).

  • Ich denke, dass die Infektionszahlen in Italien viel höher liegen als staatlich bestätigt. Kann man schon daher ableiten, dass in Südtirol selbst kaum Fälle bekannt sind, hier aber viele Rückkehrer positiv getestet wurden. Und das bei Touristen, die eher weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind und sich eher seltener bei öffentlichen Veranstaltungen aufhalten Für mich relativiert das die Todeszahlen beachtlich.

  • Und vielleicht würde gerade deswegen, ein bisschen mehr Panik dazu führen, dass das Ganze ernster genommen würde.


    Der Corona-Wirtschaftsgipfel ist wirklich eine Farce. Dass die Wirtschaft leider ist klar. Aber ist das wirklich unser dringendstes Problem?

  • Wg. der Kritik an Spahn hier im Forum: Gibt's denn auch Kritik aus der Opposition?
    (Eine Meldung wie "Oppositionspolitiker Xy fordert sofortige Schließung von Schulen etc." ging total an mir vorbei, falls es sie gab.)

  • Der Verlauf von Erkrankungen verläuft allgemein exponentiell, das ist erst einmal weder positiv noch negativ

    Da hast Du völlig recht, darauf wies ich vor x Seiten schon mal hin. Dazu kommt hier aber noch der Faktor "Biologie" und der macht es leider ein wenig weniger überschaubarer. Mutationen und Immunisierung sind zwei wichtige Faktoren, die die Statistik im Verlauf der Zeit verändern werden. Die Zahl der Todesfälle wächst zum Glück übrigens nicht exponentiell sondern eher so linear.


    Die meisten Mediziner sind alles, aber keine Forscher, der Dr. med. oder der M.D. wird quasi in keinem Land der Welt als gleichwertig zum Doktorgrad anerkannt...

    Auch da hast Du recht und auch darauf wies ich vor x Seiten schon mal hin. Alexander Kekulé ist aber Biochemiker und kein Arzt. Der hat auch mal Medizin studiert und wohl auch mal als Arzt gearbeitet, im Moment spricht er aber als Virologe mit biochemischer Grundausbildung.


    keckks Weil Du in letzter Zeit Zahlen so gerne magst: Der erste Fall in der Schweiz wurde etwa 4 Wochen nach dem ersten Fall in Deutschland diagnostiziert. Trotzdem haben wir unterdessen 2.75 Diagnostizierte pro 100000 Einwohner, in Deutschland kommt nur knapp 1 Diagnostizierter auf 100000 Einwohner. Mathematisch gesehen ist x bei e^x bei uns also grösser als bei euch. Sofern ich weiss, habt ihr noch keinen einzigen Todesfall (ich verliere allmählich den Überblick ...), wir hingegen schon. Wer von uns beiden sollte sich demnach in die Hosen scheissen? Es geht halt nicht allein um Fallzahlen sondern auch um Altersstrukturen, Infektionswege sowie um den Zustand des Gesundheitssystems und das politische Handeln. Das alles zusammengenommen ist in Deutschland beileibe günstiger als in Italien und wir haben halt im Moment viel zu tun aber auch ein ausgesprochen gut aufgestelltes Gesundheitssystem.

  • Hallo Morse,


    das ist ein wenig schwierig:


    Die Grünen als kleinste Oppostionspartei sind nicht so tief in der Gesundheitspolitik drin, von der FDP habe ich etwas vernommen. Inwiefern die größte Oppositionspartei im Bundestag sich geäußert hat, weiß ich nicht, im Moment herrscht da wegen Hanau ein Nicht-Berichten vor.

    So wurde besipielsweise bei der Abstimmung über den Vorschlag der Grünen, 5000 Flüchtlinge aus GR aufzunehmen, nicht über das Abstimmungsvrhalten der größten Oppositionspartei berichtet, in keinem gängigen Medium. Auf epochtimnes habe ich aber nicht nachgelesen....

  • Auch wenn der Vergleich mit der Influenza hier unpopulär ist: hat jemals jemand von euch am Radar verfolgt, wie sich Leute mit Grippeviren infizieren? Natürlich kann man Panik verbreiten, selbst wenn man nicht aufgeregt umherhüpft. Z.B. allein dadurch, dass man irgendwelche Zahlen nimmt und diese hochhält. Was weiß ich denn über das italienische Gesundheitssystem? Wir sind letzten Sommer ein Stück durch Norditalien gegurkt, ich war erstaunt, wie armselig es dort mitten in Europa aussieht... Und wenn uns Italien sonst nie interessiert, uns interessiert offenbar auch Deutschland nicht, ich fänd's hervorragend, wenn man jetzt endlich über deutsche Krankenhäuser diskutieren würde! Dass die Profit machen müssen ist eine Sauerei und dass dann im Notfall nicht genug Betten da sind auch. Und von mir aus auch darüber, ob Gesundheitsämter föderal vor sich hin wurschteln sollten, das kann bestimmt ein Fachmensch beurteilen.


    Aus Fehlern lernen und die richtigen Leute zu den richtigen Themen ansprechen, anstatt der Bevölkerung zu suggerieren, sie wäre dem Tode nah, völlig ungeschützt und müsste Nudeln-mit-Klopapier-Rezepte beim Postillon bestellen.

  • Bitte betreibt Social distancing, so gut ihr könnt

    Hat das BAG ausdrücklich angeordnet. Kein Handschlag mehr zur Begrüssung und Verabschiedung, das ist in unserem kleinen Kulturkreis durchaus ein markanter Einschnitt. Aber weisst Du ... hier kommt auch keiner vorbei um das im Detail zu überprüfen, ob die Leute sich daran halten. Wie soll denn das auch gehen?

  • Dass die Wirtschaft leider ist klar. Aber ist das wirklich unser dringendstes Problem?

    Ja klar ist das ein Problem, das uns alle angeht. Arbeitsplätze und so. Woher soll den das Geld kommen um den Laden am Laufen zu halten? Aus irgendwelchen EU-Fördertöpfen oder so? Es sind doch mittlerweile so viele Länder betroffen dass da keine Solidarität mehr zu erwarten ist. Die Politik muss gut abwägen, wie viel Quarantäne man der Wirtschaft zumuten kann, das sind in der Tat sehr schwierige Entscheidungen.

  • Interessant ist doch, dass es in Sachsen-Anhalt noch immer keinen Coronafall gibt, im Osten der Republik sehr wenige. Das kann daran liegen, dass es sich um eine ältere und eher arme Bevölkerung handelt, die weder reist noch Fasching feiert. Zudem sind diese BLänder nicht allzu dicht besiedelt.


    Es könnte auch sein, dass nicht getestet wird.

    Oder, wie in vielen Memes gewitzelt wird, Faschisten nicht an Corona erkranken...

  • Wg. der Kritik an Spahn hier im Forum: Gibt's denn auch Kritik aus der Opposition?
    (Eine Meldung wie "Oppositionspolitiker Xy fordert sofortige Schließung von Schulen etc." ging total an mir vorbei, falls es sie gab.)

    Diese Forderung gibt es von der AfD. Kann leide gerade nicht die Quelle nennen. Hatte ich im Net als Nachricht gelesen. Findet man aber durch Googlen bestimmt.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Daran merkst Du doch schon, dass es ein "unser" bzw. ein Ideal des "wir" in der Gesellschaft gar nicht gibt.

    Unterschiedliche Gruppen haben unterschiedliche (materielle) Interessen.

    Ich bin was die harten Zahlen und Fakten angeht totaler Laie. Aber mich darüber auf dem Laufenden zu halten, ist das einzige, was mich gerade vor totaler Panik bewahrt.


    Was ich aber begriffen habe und kommentieren kann: Die offizielle Kommunikation über das Virus unterscheidet sich in D markant von beispielsweise der in Frankreich oder auch im Vereinigten Königreich.


    Hier in D war und ist die Devise: Für 80-90% der Bevölkerung nicht gefährlich, ein paar unerklärliche Sonderfälle gibt es immer, aber man kann auch sterben, wenn man über die Straße geht und von einem Auto angefahren wird.


    Aus Frankreich heißt es aber: Wir müssen jetzt alles tun, um die gefährdetsten Teile der Bevölkerung zu schützen. Sie gehören zu uns und es ist unsere Verantwortung sich um die Alten und Kranken als Gefährdete zu kümmern. Es sind eure Eltern, Großeltern, Freunde, Bekannte, die sterben könnten, nur weil ihr unachtsam seid.


    DAS müsste hier in D passieren.


    Und das kritisiere ich unter anderem auch an Virologen wie Drosten: Es stürben, man solle das nicht falsch verstehen, nur Menschen, bei denen statistisch gesehen ohnehin nicht mehr so viele Jahre Lebenszeit zur Debatte stehen. Ich weiß, er sagt, man solle das richtig verstehen. Ich verstehe es richtig, aber es ist ein ganz falsches Signal, es so zu 'framen'.

  • Hier in D war und ist die Devise: Für 80-90% der Bevölkerung nicht gefährlich, ein paar unerklärliche Sonderfälle gibt es immer, aber man kann auch sterben, wenn man über die Straße geht und von einem Auto angefahren wird.

    Die Divise gilt hier auch und wir haben relativ gesehen - Wiederholung - mehr diagnostizierte Infizierte. Die Mentalität der Franzosen ist grundsätzlich eine andere als die der Deutschen. Die stehen immer schon auf markige Worte. Uh oh ... Klischee-Alarm.

  • Ja klar ist das ein Problem, das uns alle angeht. Arbeitsplätze und so. Woher soll den das Geld kommen um den Laden am Laufen zu halten?

    Aber genau deshalb sollte doch oberstes Ziel sein, die Ansteckungen für die nächste Zeit so gering wie möglich zu halten. Hätte man die Südtirolrückkehrer konsequent mit entsprechenden Androhung von Konsequenzen bei Nicheinhaltung erst einmal die 14 Tage in Quarantäne geschickt, sähe es doch jetzt anders aus. Das wäre dann auch für die Wirtschaft von Vorteil, von der Gesundheit der Menschen nicht zu sprechen.

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