Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Kläre uns doch bitte auf, wie das konkret aussieht, so ein 100%iges Durchregieren nach Notstandsregeln.

    Ich wüsste es eben wirklich gerne, unter welchen Umständen das in Deutschland möglich ist und wie das dann aussieht. CDL könnte das vielleicht wissen? In der Schweiz hat während des ersten Shutdowns der Bundesrat de facto ohne die Zustimmung des Parlaments "durchregiert". Aber das Epidemiegesetz gibt das halt auch her.

  • Ich wüsste es eben wirklich gerne, unter welchen Umständen das in Deutschland möglich ist und wie das dann aussieht. CDL könnte das vielleicht wissen? In der Schweiz hat während des ersten Shutdowns der Bundesrat de facto ohne die Zustimmung des Parlaments "durchregiert". Aber das Epidemiegesetz gibt das halt auch her.

    https://www.tagesschau.de/inla…etze-deutschland-101.html

  • Nö, das sicher nicht. AIDS ist auch ne weltweite Pandemie, die schon lange anhält und zu keinen nennenswerten Grundrechtseinschränkungen geführt hat (hat sie überhaupt?). Polemik ist der Sache halt nicht zuträglich.

    AIDS ist nicht so ansteckend wie Corona. Außerdem kann man eine HIV-Infektion mittlerweile so gut behandeln, dass die Krankheit AIDS nicht ausbricht. Und es gibt noch die Pillen, die eine Infektion verhindern. Der Vergleich mit Corona gilt gewaltig.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Ich glaube dieses "gut drauf sein" ist in vielen Fällen auch eine Art Abwehrmechanismus. Einige stecken den Kopf nicht in den Sand und wiederum andere versuchen so mit der Situation umzugehen.

    Ich merken nur, dass ständige Nachrichten von Corona Fällen in der Familie oder Schule, Diskussionen über Quarantäne und die Ungewissheit wer wann wie lange zu Hause bleiben muss, nicht unbedingt förderlich ist.

    Das könnte natürlich sein. Bei uns in der Schule sind die Corona-Fälle aber sowohl bei SuS wie auch bei Familienmitgliedern gering. In den Klassen, in denen ich unterrichte, wurde noch kein Schüler positiv getestet und es waren auch erst vier SuS in Quarantäne, weil Familienmitglieder positiv waren. Diskussionen über Qurantäne gibt es nicht und dementsprechend auch keine Ungewissheit darüber, wer wie lange daheim bleiben muss (es waren bisher in allen Fällen 14 Tage).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Es gibt jede Menge Beispiele aus den letzten 6 Monaten, bei denen Gerichte Verordnungen über Einschränkungen gekippt haben.

    "Durchregiert" wird in China oder in Deutschland vor 80 Jahren bei uns heute zum Glück nicht.


    Bezeichnend übrigens, dass diejenigen, die sich ein "Durchregieren" wünschen, immer automatisch voraussetzen, dass das dann auch in ihrem Sinne passiert.

    "Durchregiert" wurde auch in Brasilien mit der klaren Ansage des Staates, dass keine Einschränkungen des Lebens und der Wirtschaft gewünscht werden und Tote in kauf genommen werden, weil ja eh nur Leute an Covid sterben, die sonst an anderen Krankheiten gestorben wären.

  • Vielleicht ändert sich für deine SuS nicht viel, weil sie trotzdem Party machen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der durchschnittliche 18-28-Jährige in Ausbildung oder Studium es total super findet, dass er weder Leute treffen, noch saufen, noch tanzen noch Stadion gehen darf. Für die ist es doch am allerätzendsten.

    Ich glaube nicht, dass die großartig "Party machen". Die meisten haben wenige gute Freunde, mit denen sie sich auch in ihrer Freizeit treffen. Viele von den Jungs "zocken" Online-Games (also allein in ihrer Bude hockend). Typisch norddeutsche Mentalität vielleicht?! ;)

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  • Ja, man merkt bei uns doch beim genaueren Hinschauen, dass es so schlimm ist. Bei der GK kam raus, dass das gesamte Kollegium z.B. aktuell unter Schlafstörungen leidet. Unterschiedlicher Art, sprich der eine kann nicht einschlafen, der nächste schläft nicht mehr durch, der Dritte wacht bereits um 2 Uhr wieder auf und dann ist die Nacht vorbei oder oder oder Aber betroffen sind irgendwie alle.

    Unter Schlafstörungen leide ich leider schon seit Jahren... Die sind durch Corona weder besser noch schlimmer geworden :( .

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  • Beneidenswert, wenn es kaum Fälle und Quarantänen an der Schule gibt :) Bei uns kam eben die Nachricht, dass die Q1 schon wieder geschlossen in Quarantäne geht (vorerst - bis das Gesundheitsamt Kapazitäten hat, die Kontakte genau zu entwirren). Langsam nervt es. Ich habe morgen nach jetzigem Stand EINE Lerngruppe, in der niemand mehr in Quarantäne ist.


    Unabhängig davon frage ich mich, ob die hohen Zahlen hier (wir sind nach wie vor näher an der 300er als an der 200er Inzidenz) auch einfach dem offensichtlich etwas begrenzten IQ der Nachbarschaft geschuldet sind. Meine Nachbarin erzählt mir gestern über den Gartenzaun, dass sie in Quarantäne sei. Sowohl gestern als auch heute ging anschließend gefühlt die komplette Familie dort aus und ein - ich hänge explizit nicht den kompletten Tag am Fenster, aber ich habe vom Schreibtisch aus alle 3 Kinder, zwei der Enkelkinder (Teenageralter) und ihre Eltern gesehen. So langsam wundert mich nichts mehr.

  • Die Landjugend ist gewohnt, die Partys selbst auszurichten.

    Sie weiß aber auch, das Oma oder Opa mit im Haus oder gleich nebenan wohnen.

    Genau das ist m. E. für viele meiner SuS ein Grund, sich mit dem Feiern derzeit sehr zurückzuhalten!

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  • AIDS ist nicht so ansteckend wie Corona.

    Das ist völlig klar. Ich bezog mich aber auf die Aussage eine Pandemie sei ein Grund für Grundrechtseinschränkungen. Ist sie nicht. Ein Grund ist ein drohender Kollaps des Gesundheitssystems und der liegt im Moment auf jedem Fall im Rahmen des Möglichen. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob dieser Zustand durch eine Pandemie oder sonstwas ausgelöst wurde.


    Edit:


    Das kann man doch wirklich nicht vergleichen. Aids ist doch eine Krankheit, die man weitgehend steuern kann. Oder muss man fürchten, z.B. im Kino oder in der S-Bahn sitzend, an Aids zu erkranken?

    Siehe oben. Bitte einfach mal genau lesen, in welchem Kontext was geschrieben wurde.

  • Ich wüsste es eben wirklich gerne, unter welchen Umständen das in Deutschland möglich ist und wie das dann aussieht. CDL könnte das vielleicht wissen? In der Schweiz hat während des ersten Shutdowns der Bundesrat de facto ohne die Zustimmung des Parlaments "durchregiert". Aber das Epidemiegesetz gibt das halt auch her.

    Ergänzend zum Artikel, den Tom verlinkt hat in #13.929 kann man auch noch bei der bpb nachlesen: https://www.bpb.de/nachschlage…22619/notstandsverfassung. Nachdem es diesen Fall in Deutschland- zum Glück- noch nie gab, ist es letztlich etwas schwer zu sagen, wie das dann in der Realität aussehen würde. Auch wenn das Infektionsschutzgesetz einige recht weitreichende Eingriffe erlaubt, hat man auch hier ja wiederholt gesehen, dass früher oder später die Gerichte Grenzen setzen, parlamentarisch legitimierte Nachbesserungen, Ergänzungen, Präzisierungen einfordern etc. Einfach von oben runter "Durchregieren" gab es, auch wenn das manche öffentlich vermuten, die sich mit unserem politischen System zu wenig auskennen, auch jetzt in der Corona-Lage nicht hier in Deutschland. Die Anwendung des Infektionsschutzgesetzes ist- trotz der dort formulierten teilweise massiven Eingriffe und Grundrechtsbeschränkungen- nicht einfach gleichzusetzen mit einem inneren Notstand gemäß der Notstandsgesetze. Hoffen wir, dass wir einen für deren Inkrafttreten erforderlichen militärischen Angriff von außen oder eine ernsthafte Bedrohung der demokratischen Grundordnung von innen niemals erleben werden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Nö, das sicher nicht. AIDS ist auch ne weltweite Pandemie, die schon lange anhält und zu keinen nennenswerten Grundrechtseinschränkungen geführt hat (hat sie überhaupt?).

    Das kann man doch wirklich nicht vergleichen. Aids ist doch eine Krankheit, die man weitgehend steuern kann. Oder muss man fürchten, z.B. im Kino oder in der S-Bahn sitzend, an Aids zu erkranken?

  • Auch wenn das Infektionsschutzgesetz einige recht weitreichende Eingriffe erlaubt, hat man auch hier ja wiederholt gesehen, dass früher oder später die Gerichte Grenzen setzen

    Mhm, das ist bei uns tatsächlich nicht passiert, also nicht dass ich mich daran erinnern könnte. Aber wir hatten es kürzlich eben schon mal, dass die Schweiz ja gar keine Verfassungsgerichtsbarkeit kennt. Was das Volk einmal angenommen hat, das gilt dann, dann darf nicht mehr "geheult" werden. Der Gewerbeverband in Basel hat's gerade mal versucht mit Klage einreichen weil die sich durch die kantonal angeordneten Massnahmen ungerecht behandelt fühlten, Baselland hat ja nicht zugemacht. Hat aber nüscht genützt.

  • AIDS ist nicht so ansteckend wie Corona. Außerdem kann man eine HIV-Infektion mittlerweile so gut behandeln, dass die Krankheit AIDS nicht ausbricht. Und es gibt noch die Pillen, die eine Infektion verhindern. Der Vergleich mit Corona gilt gewaltig.

    Das war zu Beginn, als man die Erkrankung neu entdeckt hatte, aber auch noch nicht bekannt. Bis heute ist nicht allen Menschen klar, dass man sich nicht einfach durch Berührung mit HIV infizieren kann, geschweige denn, dass es HIV-Infizierten heutzutage möglich ist gesunde Kinder zu bekommen, weil es möglich ist die Viruslast entsprechend tief zu senken. Zu Beginn sind viele, bei denen AIDS ausgebrochen ist einen verdammt einsamen Tod gestorben, weil es sogar medizinisches Personal gab, dass sich aus Angst vor einer Infektion weigerte, die Infizierten zu berühren. Insofern ist das finde ich durchaus ein sehr passender Vergleich, vor allem, wenn man sich ansieht, wie viele Menschen weltweit noch immer an den Folgen einer HIV-Infektion sterben mangels zahlbarer Medikamente oder auch welch krude "Behandlungsoptionen" (wie sexuelle Gewalt gegenüber Klein- und Kleinstkindern) Menschen mangels Aufklärungskampagnen wählen (ich sag nur "Desinfektionsmittel trinken als Corona-Vorbeugung"). Wir machen glücklicherweise vieles besser bei Corona- das liegt aber schlichtweg daran, dass diese Pandemie die Gesellschaft in ihrer Breite betrifft und nicht zuerst in einer diskriminierten Minderheit auftritt die man dadurch weiter stigmatisieren konnte oder- wie Ebola- "lediglich" in Entwicklungs- und Schwellenländern massiv um sich greift, deren Rechte und Bedürfnisse für die G9 keine Priorität haben bei politischen Entscheidungen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Zu Beginn sind viele, bei denen AIDS ausgebrochen ist einen verdammt einsamen Tod gestorben, weil es sogar medizinisches Personal gab, dass sich aus Angst vor einer Infektion weigerte, die Infizierten zu berühren.

    Die Hysterie hat leider verdammt lange angehalten, ich mag mich daran noch in den 90ern erinnern. Erstaunlich, wie viele das schon wieder vergessen und verdrängt haben.

  • Das ist völlig klar. Ich bezog mich aber auf die Aussage eine Pandemie sei ein Grund für Grundrechtseinschränkungen. Ist sie nicht. Ein Grund ist ein drohender Kollaps des Gesundheitssystems und der liegt im Moment auf jedem Fall im Rahmen des Möglichen. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob dieser Zustand durch eine Pandemie oder sonstwas ausgelöst wurde.


    Edit:


    Siehe oben. Bitte einfach mal genau lesen, in welchem Kontext was geschrieben wurde.

    Dann habe ich das falsch verstanden. Entschuldige.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Das kann man doch wirklich nicht vergleichen. Aids ist doch eine Krankheit, die man weitgehend steuern kann. Oder muss man fürchten, z.B. im Kino oder in der S-Bahn sitzend, an Aids zu erkranken?

    Zum Glück nicht. Muss man aber auch bei Corona nicht.

  • Was heißt das eigentlich? Hab ich noch nie drüber nachgedacht. Es gibt kein Grundgesetz in der Schweiz?

    Ein Grundgesetz haben eh nur wir Deutschen, der Rest der Welt nennt das "Verfassung", die es auch in der Schweiz gibt. Eine Institution wie das deutsche Bundesverfassungsgericht, dass die Beachtung der Verfassung bei Gesetzen, Verordnungen und Co. prüfen und Nachbesserungen verbindlich einfordern könnte gibt es so aber nicht in der Schweiz und wird- wenn ich das richtig sehe- in der Schweiz auch von vielen Bürgern für nicht erforderlich gehalten. (Ich denke, das hat wie so oft bei derartigen Debatten einerseits damit zu tun was man kennt oder nicht kennt, andererseits aber auch mit dem Schweizer Stolz auf die Legitimität ihrer direkten Demokratie).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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