Liebes Forum,
mich plagt schon seit Jahren ein Thema: in Bälde werde ich mein Lehramtsstudium beenden und dann sollte eigentlich laut Plan dieses Referendariat anstehen. Davon abgesehen, dass ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt gerade überhaupt nicht mehr weiß, ob ich das Ref unmittelbar nach dem Studium gleich angehen soll (und in erster Linie überhaupt kann und will), kämpfe ich gerade akut wieder mit leichten psychosomatischen Beschwerden (für die nicht so fachkundigen: das sind Beschwerden, für die es keine körperlich/organischen Ursachen gibt, aber dennoch vorhanden sind - man nennt sie auch funktionelle Störungen). So eine Phase hatte ich vor 4 Jahren schon einmal durch. Tief in mir weiß ich schon seit vielen Jahren, dass es da einiges gibt, was alles mal auf den Tisch gehört und in Form einer Psychotherapie mal angegangen gehört - so auch meine ab und an auftretenden (hypochondrischen) Angstneigungen, auch Zukunftsängste, Prüfungsängste und Versagensängste sind dabei.
Wenn ich ehrlich zu mir selber bin (und da wir es ja auch gerade von Ängsten haben), habe ich auch Angst vor dem Referendariat. Einerseits wegen der ganzen Horrorgeschichten, die man nicht nur liest, sondern mir auch von meinem Umfeld berichtet werden und andererseits da ich tief in mir merke, dass ich in diesem Zustand, mit diesen Ängsten, Selbstzweifel, Selbstunsicherheiten so eine psychisch-belastende Ausnahmesituation wie das Ref NIE packen würde. Die Ausgangsbedingungen sind also momentan nicht gerade optimal, meine Fächerkombination (Deutsch & Englisch) erst Recht nicht, noch dazu die Tatsache, dass ich mit der ganzen Berufswahl ohnehin schon immer gezweifelt habe und ursprünglich eigentlich immer in die Medienbranche wollte, aber (und erneut kommen hier wieder die Ängste und Unsicherheiten zum Vorschein) mir die Medienbranche zu "unsicher" und zu risikoreich war und ich etwas "sicheres", stabiles wollte.
Ausgangslage nun: aufgrund meiner momentanen, akuten Beschwerden, die etwas an einen Reizdarm erinnern (Verdauungsbeschwerden), entschloss ich mich im Gegensatz zu vor 4 Jahren die Sache nicht erneut wieder auszusitzen, sondern dieses Mal endlich etwas zu unternehmen, um mein Leben umzukrempeln. Nach ärztlichen Untersuchungen, bei denen organisch nichts festgestellt wurde, die Beschwerden aber dennoch anhielten, entschloss ich mich, zur psychosomatischen Ambulanz der Uniklinik meiner Stadt zu gehen.
Diesen Schritt habe ich jahrelang gemieden wie der Teufel das Weihwasser, weil man mir immer eingebläut hat, dass alles in Richtung Psyche leider Gottes auch heutzutage immer noch mit Risiken und Nachteilen behaftet ist. Und ein wenig Googlen gerade zeigte mir, dass dies wohl aktuell immer noch der Fall ist.
Was also tun? Ich habe bei der Anmeldung in der Ambulanz Selbstzahlung angegeben. Ein Unterfangen, das sich als nebenjobbender Student auf 450-Euro-Basis wohl kaum dauerhaft halten lassen wird. Anscheinend findet in der psychosomatischen Ambulanz auch gar keine Therapie in dem Sinne statt, sondern es wird eine oder zwei Sitzungen zur Anamnese geben, dann stellen die anhand dessen eine Diagnose und man wird an niedergelassene Therapeuten weitervermittelt, oder aber kann in Form einer Tages- oder stationären Klinik bei denen direkt aufgenommen werden, aber für so schlimm erachte ich meine Situation nun nicht, als das ein Klinikaufenthalt (egal ob Tages oder stationär) in Frage käme.
Ich gab zudem an, dass der Diagnosebericht auch ausschließlich NUR an mich gesendet werden darf und selbst auf die externe Abrechnungsgesellschaft habe ich verzichtet, sodass mir die Uniklinik persönlich die Rechnung schicken muss.
Bisher hat eine dieser Anamnese-Sitzungen stattgefunden. Nächste Woche soll die zweite und eventuell letzte sein und dann auf dieser Basis die Diagnose gestellt werden.
Ich hänge momentan ziemlich in der Luft: schwanke hin und her, ob ich nächste Woche noch einmal hingehen soll, oder ob ich da demnächst anrufen und sagen soll, es hat sich erledigt, ich zahle die bereits stattgefundene erste Sitzung, sie brauchen mir keine Diagnose o.Ä. erstellen und damit hat sich das.
Oder ob ich diese Sitzungen noch fertig machen soll, dann eine Diagnose erhalte und dann ewig auf einen Therapieplatz warten muss. Eine Therapie, die ich höchstwahrscheinlich als Selbstzahler eh nicht werde zahlen können auf Dauer.
Ich habe diese Bedenken bei der ersten Sitzung erwähnt. Da war man natürlich erstmal überrascht, dass ihre Gilde als so verpöhnt und nachteilhaft angesehen wird und man hat mir geraten, sich doch nochmal genaustens zu informieren, ob eine kassenabgerechnete Therapie denn tatsächlich so schädlich sei, wie behauptet.
Meine Frage ist nun:
Angenommen, ich würde es finanziell gestemmt bekommen, jede Sitzung aus eigener Tasche zu zahlen und es somit an der Krankenkasse und anderen aktensammelnden Behörden vorbeigeschmuggelt bekommen, wäre ich dann verpflichtet, diese selbstgezahlte Therapie immer noch bei der Verbeamtung anzugeben und falls ich lügen würde, wie sollte so eine selbstgezahlte Therapie denn jemals ans Licht kommen, wenn sie nirgends aktenkundig ist aufgrund der Selbstzahlung?
Ich nehme an, der Amtsarzt wird nicht auf Verdacht hin sämtliche in der EU tätigen, deutschsprachigen Ärzte abtelefonieren, ob ich denn mal Patient gewesen sein könnte?
Mich kotzt dieses ganze System nur noch an. Man soll ein Leben lang dienstfähig sein, aber bittschön sich auch vorher nicht darum kümmern, dass das auch so bleibt. Die Katze beißt sich selbst in Schwanz. Lieber alles in sich reinfressen, die geheiligte Verbeamtung kassieren und dann mit Ende 30 wegen Burnout ausscheiden. Stellt sich das der Dienstherr so vor??
Jetzt werden eventuell einige sagen: eine Therapie muss nicht zwangsläufig zum Aus der Verbeamtung führen. Das mag sein. Allerdings gibt es neben Lehramt noch andere Berufe im Beamtenverhältnis, bei denen eine auftauchende psychologische Therapie aber von Vorneherein das Aus darstellt. Zwar weiß ich nicht, ob ich jemals in solchen Berufen landen könnte, aber ich will mir natürlich nicht schon von Vorneherein Mauern hochziehen. Möglichst alle Türen offenhalten. Deswegen möchte ich das erstmal nirgends aktenkundig auftauchen sehen.
Meine Angst ist jetzt sogar, ob ich durch diese Vorgespräche, von denen ich ja eines bereits hatte, bereits gebranntmarkt bin - aber das kann doch wohl noch nicht als eigentliche Therapie gelten, oder? Das dient ja nun erstmal eher der Diagnoseerhebung. Wenn ich das jetzt abbreche und sage, es hat sich erledigt, dann zählt dieses eine Gespräch sicher nicht als Therapie, oder?
Ich weiß hier nicht mehr weiter. Ich fühle mich wie in einem Minenfeld - setze ja keinen falschen Schritt und verbaue dir deine Zukunft!