Zeigt her eure Bullshit-Sätze!

  • Was wir in der Fortbildung gehört haben, hab' ich alles schon gewusst.

    Eine m.E. berechtigte Kritik angesichts der bereits besuchten Fortbildungen mit Wollknäuel-Werfen. Nach Nennung des Themas dann folgender Satz:


    "Finden Sie sich in Gruppen zusammen, erörtern Sie das Thema der Fortbildung dort eigenständig, finden Sie selbst Lösungen und bereiten diese für eine Präsentation vor."

  • Eine m.E. berechtigte Kritik angesichts der bereits besuchten Fortbildungen mit Wollknäuel-Werfen. Nach Nennung des Themas dann folgender Satz:


    "Finden Sie sich in Gruppen zusammen, erörtern Sie das Thema der Fortbildung dort eigenständig, finden Sie selbst Lösungen und bereiten diese für eine Präsentation vor."

    Waren wir auf den gleichen Fortbildungen? Vom Wollknäuel-Werfen bis zum "erörtern Sie eigenständig und finden Sie Lösungen".

  • ...Fortbildungen mit Wollknäuel-Werfen. Nach Nennung des Themas dann folgender Satz:...

    sei froh, dass das Thema nicht pantomimisch dargestellt und erraten werden musste:rotfl:

  • sei froh, dass das Thema nicht pantomimisch dargestellt und erraten werden musste:rotfl:

    Genau das war, weswegen ich vor 28 Jahren ein schuldidaktisches Proseminar mit den gemurmelten Worten "Ich lass mich hier doch nicht verarschen..." verlassen und mich auf einen Magisterstudiengang umgeschrieben habe. 🤪


    (Heute würde ich nicht mehr murmeln.)

  • Genau das war, weswegen ich vor 28 Jahren ein schuldidaktisches Proseminar mit den gemurmelten Worten "Ich lass mich hier doch nicht verarschen..." verlassen und mich auf einen Magisterstudiengang umgeschrieben habe. 🤪


    (Heute würde ich nicht mehr murmeln.)

    P.S. Mit meinem Doppelhauptfachmagister bin ich mittlerweile verbeamteter Lehrer. Und vermisse die Inhalte und Klimmzüge des pädagogischen Begleitstudiums wenig überhaupt nicht. Vielleicht bin ich über Gebühr eitel, aber ich bilde mir ein, dass ich in meinem Job ganz gute pädagogische Leistung bringe, zumindest, wenn ich das Feedback meiner Studierenden (auch aus dritter Hand über die SL zugetragen) zur Kenntnis nehme. Ebenso eitel bilde ich mir ein, dass das wohl daran liegt, dass ich ziemlich viel über das nachdenke, was ich tue, lasse, und welchen Sinn das in meiner Arbeit hat.

    Was soll man daraus schließen? Ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Pädagogik (z.B. in beliebten Seminarthemen wie "Reformpädagogik von Montessori, Steiner et al.") wirklich entscheidend? Ließe sich ein verknappter aber sinnvollerer Ansatz finden?

  • Und vermisse die Inhalte und Klimmzüge des pädagogischen Begleitstudiums wenig überhaupt nicht.

    Eine Fortbildung, die zu oberflächlich gestaltet ist und keine Impulse und Ansätze vermittelt, zu kritisieren und zu erwähnen, dass man dort nichts Neues lernt, ist aber schon etwas anderes,

    als zu sagen, dass es kein Pädagogikstudium bräuchte und man die Aufgabe auch ohne dieses ganz gut meistert.


    Für mich endet das im Satz: "Im Studium und Seminar habe ich nichts gelernt."


    Auch das ist sicher individuell verschieden, so wie Seminare, Vorlesungen und Ausbildungsseminare sehr unterschiedlich sein können, wer aber die Hälfte seiner Ausbildung verneint, gräbt an seiner eigenen Professionalität und unterstreicht die weitverbreitete Annahme: "Lehrer kann jeder". Pädagogisches Wissen und Handeln fallen nicht vom Himmel, nicht im Alltag, nicht im Seminar und auch nicht in Wollknäuel-Fortbildungen.

  • dass es kein Pädagogikstudium bräuchte

    Hat er doch nicht geschrieben. Er schrieb:



    Ließe sich ein verknappter aber sinnvollerer Ansatz finden?

    Ich finde ja. Ich bin ja nach so einem "verknappten" Ansatz ausgebildet und möchte auch ganz eitel behaupten, dass ich meinen Job sehr gut mache.

  • Was soll man daraus schließen? Ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Pädagogik (z.B. in beliebten Seminarthemen wie "Reformpädagogik von Montessori, Steiner et al.") wirklich entscheidend? Ließe sich ein verknappter aber sinnvollerer Ansatz finden?

    Ich denke viel steht und fällt mit der Auswahl der Seminare, die man belegt: Geht man den Weg des geringsten Widerstandes (und belegt das Seminar beim drögesten Dozenten, der am wenigsten Eigenleistung für einen Schein erwartet), hangelt man sich stur am Pflichtprogramm entlang oder sucht man sich vielleicht sogar schon mit Blick auf den Beruf und dort relevante Probleme und Fragestellungen entsprechende Seminare aus mit tatsächlichem Praxisbezug. Ich habe bedingt durch meine Berufserfahrung insbesondere im pädagogischen Bereich ausschließlich darauf geachtet Seminare zu belegen, die mich a) persönlich interessierten und/oder (nicht immer war beides möglich) b) eine hohe Relevanz für den weiteren Beruf hatten, wie beispielsweise die Arbeit mit besonders marginalisierten Gruppen oder auch der Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Das hat mir bereits während meiner studienbegleitenden Berungstätigkeit geholfen, aber war auch im Vorbereitungsdienst eine wertvolle Entlastung, sowohl was den praktischen Umgang anbelangte als auch noch zu füllende Wissenslücken für das Päd-Kolloquium. Über Reformpädagogik aller Art weiß ich bis heute deutlich weniger als meine früheren Kommilitonen und späteren Mitanwärter das im Regelfall wussten (das war offenbar ein Kurs, den fast alle belegt hatten außer mir- mir hat es gereicht, mich fürs Examen einzulesen in die relevanten Aspekte), was ich persönlich für verschmerzbar halte. Wird es relevant arbeite ich mich entsprechend ein, ansonsten vertraue ich darauf, dass um mich herum Dutzende Experten für Reformpädagogik ihr Wissen einzubringen vermögen bei Bedarf, während ich eben anderes Fachwissen einzubringen vermag. ^^

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ließe sich ein verknappter aber sinnvollerer Ansatz finden?

    Ja: "Mach, was funktioniert. Und wenn es nicht funktioniert, mach was anderes."

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • ...Ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Pädagogik (z.B. in beliebten Seminarthemen wie "Reformpädagogik von Montessori, Steiner et al.") wirklich entscheidend? Ließe sich ein verknappter aber sinnvollerer Ansatz finden?

    ich fragte einst eine mir bekannte Krankenschwester, ob das bei "Scrubs- die Anfänger" realistisch dargestellt sei, dass die erfahrenen Schwestern am Anfang den Ärzten auf Station erklären, wie der Alltag läuft und was die Patienten so brauchen. Und sie antwortete mit einem selbstverständlichen "Hajaa, klar". Trotzdem bedarf's halt einer Medizin als Wissenschaft und eines Studiums, damit den Schwestern erstmal jemand sagt, welches Medikament wann wie oft und so.


    Natürlich kann man auch ohne Studium, Ref und Pädagogik irgendwie unterrichten. Was dabei rauskommt, sieht man z.B. momentan an sächsischen Oberschulen, die zur Hälfte mehr schlecht als recht von Quereinsteigern bestritten werden.


    Ich bin ganz froh darum, dass sich jemand die Mühe macht herauszufinden, ob es denn nun wirklich "Lerntypen" gibt und ob und wann Hausaufgaben Sinn ergeben und ob Prügelstrafe gut oder hinderlich ist. Alles was wir machen fußt doch auf Erkenntnis und gerade im Bereich der Pädagogik eh schon viel zu viel auf subjektiven Theorien. Ich fänds beängstigend, das letzte bisschen Theorie da auch noch rauszunehmen.

  • Ich bin ganz froh darum, dass sich jemand die Mühe macht herauszufinden, ob es denn nun wirklich "Lerntypen" gibt und ob und wann Hausaufgaben Sinn ergeben und ob Prügelstrafe gut oder hinderlich ist. Alles was wir machen fußt doch auf Erkenntnis und gerade im Bereich der Pädagogik eh schon viel zu viel auf subjektiven Theorien. Ich fänds beängstigend, das letzte bisschen Theorie da auch noch rauszunehmen.

    Mhmhmh. Ich bin da skeptischer. Ja, "ohne Studium, Ref und Pädagogik irgendwie unterrichten" ist schlecht, aber mit Studium und Ref zusammen? Das reicht beziehungsweise macht keinen großen Unterschied. Und das mit den Lerntypen: So etwas kommt ja auch daher, dass die wissenschaftliche Pädagogik und Didaktik aus universitätspolitischen Gründen immer wieder gezwungen ist, Neues zu entdecken, auch da, wo es vielleicht gar nichts Neues gibt. Und daher kommen dann die regelmäßigen Moden und Schlagwörter, um kurz darauf von neuen abgelöst zu werden. Das passt so ein bisschen zum Thema, von wegen Bullshit-Sätze. Wenn nicht irgendwer mit den Lerntypen angefangen hätte, müsste man sie jetzt nicht den Köpfen wieder austreiben.


    Was gut wäre: Nach dem Referendariat, nach ein paar Jahren Erfahrung, noch ein Pflichtsemester Didaktik. Denn ja, ich glaube schon, dass die Beschäftigung mit Didaktik ein bisschen was bringt. Mir zumindest aber erst nach einigen Jahren Erfahrung, nicht aus der Uni. Grundschule wird sicher anders sein, das kann ich nicht beurteilen.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • @samu Das mit der Prügelstrafe muss doch wohl nicht untersucht werden:autsch:

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • @samu Das mit der Prügelstrafe muss doch wohl nicht untersucht werden:autsch:

    Da hier im Forum immer wieder Hattie zitiert wird: Was wäre wohl, wenn Hattie herausgefunden hätte, dass, aus welchem Grund auch immer, die Prügelstrafe besonders nachhaltige positive, erzieherische Effekte hätte? Intuitiv sehen wir ja vieles anders als dann objektiv pädagogisch untersucht wird...

  • Was wäre wohl, wenn Hattie herausgefunden hätte, dass, aus welchem Grund auch immer, die Prügelstrafe besonders nachhaltige positive, erzieherische Effekte hätte?

    Ich drohe doch sowieso regelmässig Schülern, dass ich sie verheizen werde, wenn sie nicht gehorchen.

  • wo denn? Im Bunsenbrenner?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das mit der Prügelstrafe muss doch wohl nicht untersucht werden:autsch:

    Heute sagt sich das so einfach. Man vergisst leicht, dass wir zu einer der ersten Generationen gehören, für die das selbstverständlich ist.

    Verglichen mit der langen Geschichte des Schulwesens ist das Verbot der Prügelstrafe relativ neu.

    Es ist gut, dass da mal jemand geforscht hat, welche negativen Auswirkungen Körperstrafen langfristig haben.

    Ich möchte auch unbedingt, dass weiterhin geforscht wird, welche langfristigen Auswirkungen andere pädagogische Konzepte haben und ich möchte auch unbedingt, dass weitere Lehrergenerationen es gewohnt sind zu studieren, damit sie sich neue Konzepte theoretisch erschließen können und sie im positiven Sinne kritisch überdenken können.

    Ansonsten schließe ich mich Herrn Rau an, die Praxis und das Studium der Didaktik stärker zu verzahnen und abzuwechseln.



    Zurück zu den Bullshit-Sätzen: "Der müsste mal gehörig was hinter die Löffel kriegen, dann käme so ein Verhalten nicht vor."

  • ...Intuitiv sehen wir ja vieles anders als dann objektiv pädagogisch untersucht wird...

    Eeeeben, deswegen braucht's ja die Studien. Weil es nicht reicht, das persönliche Gefühl als Handlungsgrundlage zu nehmen. Subjektive Theorien sind übrigens ein eigener Forschungsgegenstand, weil sie eine wesentliche Grundlage unseres Verhaltens bilden.


    Sich zu überlegen, was wäre, wenn eine Studie etwas herausgefunden hätte, finde ich müßig.

  • Bei uns in der Schule gibt's einen neuen Bullshit-Satz, seit Mitte letzter Woche fast alle Schülertoiletten in dem Gebäude, in dem ich hauptsächlich unterrichte, verschlossen wurden und die SuS nun ziemlich weit zur nächsten Toilette laufen müssen. Das nahm die Schulleitung zum Anlass, die SuS noch einmal darauf hinzuweisen, dass sie Toilettengänge während der Unterrichtszeit doch bitte einschränken bzw. möglichst vermeiden sollten. Jetzt höre ich ständig: "Sie dürfen uns gar nicht verbieten auf's Klo zu gehen!!!" Wer, bitteschön, hat von "Verbot" gesprochen?!? :autsch:

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Der nächste Lieblingssatz:


    "Ich habe keine Lehrkraft für sie, aber sie bekommen noch einen Referendar."

    (... der fängt dann allein die fehlenden 2 Vollzeitlehrkräftestunden auf)


    und im Sommer:

    "Die Unterrichtsversorgung liegt bei 99,95 %"

    (... nachdem wir sämtliche Zusatzstunden und Zusatzbedarfe gestrichen und alle Referendare als 2 Vollzeitlehrkräftestunden gezählt haben.)

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