Klassenfahrt gestrichen, Staatsanwaltschaft ermittelt

  • https://www.spiegel.de/panoram…97-4d63-8956-82aa5a1d9eaf


    Kurzversion: Online sind bearbeitete und beleidigende Bilder von Lehrerinnen und Lehrern aufgetaucht, daraufhin gibt es mindestens eine Strafanzeige und 2 gestrichene Klassenfahrten in Jgst.9.

    Und Eltern, die in einem (laut Radiobericht anonymen) Brief die Absetzung der Schulleiterin fordern


    Ich wünsche den betroffenen Kolleginnen und Kollegen, dass sie Rückhalt erfahren und es ihnen gelingt, die Dinge nicht zu persönlich zu nehmen. Und auch, dass sie bald damit abschließen können.

    Der Schulleiterin wünsche ich ebenfalls Rückhalt von innen und von außen (öffentlich gemacht!) und ein starkes Nervenkostüm.

    Den Eltern, die die Absetzung der Schulleiterin fordern, wünsche ich, dass sie selbst eine Klassenfahrt organisieren und durchführen. Und in einer stillen Stunde mal ein wenig über Erziehung nachdenken.

    Den Schülern wünsche ich, dass sie erwachsen werden und sich so verhalten. Den Schülern, die von der Absage betroffen sind, ohne beteiligt gewesen zu sein, wünsche ich, dass sie im späteren Leben nicht mehr in die Situation geraten, dass sie für den Mist, den andere Leute verzapft haben, geradestehen müssen.

  • "Einige Eltern haben in einem Brief an Schule und NRW-Schulministerium die Absetzung der Schulleiterin gefordert. "Hier wird mit pädagogischen Fähigkeiten aus den Siebzigerjahren agiert", schimpfen die Eltern darin [...]"


    :rofl:

  • Niedliche Reaktion der Eltern. Dabei scheint mir das auch nach modernen Maßstäben eines der wenigen adäquaten Mittel bei einem massiv gestörtem Vertrauensverhältnis zwischen Lehrkräften und Schülerschaft zu sein. Hut ab vor der Schulleiterin, sich hier schützend vor die betroffenen Lehrkräfte zu stellen!

  • Ich finde die Reaktion der Schulleiterin und des Kollegen, der Strafanzeige gestellt hat, toll!

    Statt sich über die Maßnhmen wie in den 70er Jahren aufzuregen, sollten die lieben Eltern lieber mal darauf achten, was der eigene Sprössling so im Internet treibt und dass dieses Verhalten (bzw. das von den Klassenkameraden / den anderen Schülerinnen und Schüler) so gar nicht geht.

    Aber leicht ist es natürlich, wenn man über die Maßnahmen der SL meckert.

  • Unmögliche Reaktion von den Eltern. Zumal in einem anderen Artikel steht, dass es sehr viele Likes für die beleidigenden Veröffentlichungen gab. Daran waren nicht nur Einzelne beteiligt.

    Ich finde die Reaktion sehr gerechtfertigt und auch pädagogisch sinnvoll. So lernen die SchülerInnen, dass Hetze im Netz unangenehme Folgen hat.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Absolut nachvollziehbare und wie ich finde auch folgerichtige Reaktion. Es geht ja darum, dass das Vertrauensverhältnis gestört ist.

    Und ich als Lehrer hätte auch keine Lust, auf eine Klassenfahrt zu gehen, wenn ich nicht darauf vertrauen kann, dass meine Schüler diese Situation nicht ausnutzen um dort umbemerkt Fotos von mir zu machen, die sie dann missbräuchlich verwenden. Und es reicht eben nicht, nur die identifizierten Täter auszuschließen, sondern auch diejenigen, die das geliked haben. Und so lange man nicht 100% sicher sein kann, dass in den betroffenen Klassen wirklich keiner daran beteiligt war, kann dann halt niemand fahren. Bitter für die unbeteiligten Schüler, aber als Elternteil eines solchen, wäre ich trotzdem froh, wenn die Schule meiner Kinder so reagiert. Eine klare Haltung gegenüber (Cyber)mobbing ist für mich alles andere als 70er Jahre, sondern im Gegenteil absolut notwendig und gerade hochaktuell. Der Witz ist: wenn Kinder von Mobbing betroffen sind, sind die Eltern ganz schnell dabei, der Schule die Schuld zuzuweisen und entschlosseneres Handeln zu fordern. Dass Mobbing gegen Lehrer der gleichen Geisteshaltung entspringt und ein entschiedenes Vorgehen dagegen auch Mobbingopfer unter den Schülern schützt erscheint mir logisch. Gerade in Bezug auf die Klassenfahrt: Schüler, die keine Hemmungen haben Lehrer im Netzt zu diffamieren werde erst recht nicht davor Halt machen, auch von Mitschülern entsprechende Bilder zu machen. Gerade auf Klassenfahrt bieten sich dafür ja zahlreiche schöne Gelegenheiten.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Und es reicht eben nicht, nur die identifizierten Täter auszuschließen, sondern auch diejenigen, die das geliked haben.


    Eine klare Haltung gegenüber (Cyber)mobbing ist für mich alles andere als 70er Jahre, sondern im Gegenteil absolut notwendig und gerade hochaktuell.


    h finde die Reaktion der Schulleiterin und des Kollegen, der Strafanzeige gestellt hat, toll!


    Absolute Zustimmung für diesen Teil!

    Und so lange man nicht 100% sicher sein kann, dass in den betroffenen Klassen wirklich keiner daran beteiligt war, kann dann halt niemand fahren.

    Den Teil finde ich bedenklich, auch wenn ich mich damit in diesem Thread vielleicht unbeliebt mache. Es gibt aus gutem Grund keine Kollektivstrafen. Ich halte nichts davon, Menschen für etwas zu bestrafen, was sie weder ausgeführt noch unterstützt haben. Der Ansatz in einem Rechtsstaat ist aber nicht der zitierte (100% Sicherheit, dass jemand es nicht war, sondern er ist genau umgekehrt (100% Sicherheit, dass jemand es war). Beispielsweise würde eine Sachbeschädigung in einem Klassenraum ja auch nicht dazu führen, dass die gesamte Klasse diesen begleichen muss, außer bei den SuS, die nachweisen, dass sie es nicht waren.


    Der aus meiner Sicht richtige Weg wäre, dass die SuS, die nicht auffällig waren, die Reise durchführen können. Die SuS, die diese Straftat (nennen wir es beim Namen!) durchgeführt oder unterstützt haben, bleiben zuhause, zahlen aber natürlich trotzdem.


    Und Eltern, die in einem (laut Radiobericht anonymen) Brief die Absetzung der Schulleiterin fordern

    Der Teil ist natürlich auch übertrieben.

  • Die nicht durchgeführte Klassenfahrt ist auch keine Strafe, hier geht es um den Schutz der Kollegen. Bestrafen kann in dem Fall die Staatsanwaltschaft.

  • Wenn die Betroffenen genug Distanz verspüren, um eine Strafe (als pädagogische Maßnahme) zu verhängen, dann ist das vermutlich die falsche Strafe.


    Wenn die Betroffenen aber auch ehrlich getroffen sind, dann muss man das nicht als Strafe, sondern darf es logische Konsequenz lesen.


    Die Arbeit mit Menschen impliziert auch die eigene Menschlichkeit, mit aller Verletzlichkeit, Emotionalität und Verwundbarkeit.


    Natürlich kann man sowas professionell einordnen, aber man kann nicht jede Art von Professionalität verordnen. Nicht, wenn man will, dass die Kinder von Menschen unterrichtet werden.

  • DIe Klassenfahrten abzusagen ist die einzig richtig Konsequenz, falls strafbare Inhalte im Internet veröffentlicht wurden.


    Erstens ist das Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrkräften zerstört und gerade auf einer Klassenfahrt muss man sich auf die Schüler verlassen können, sonst ist das für eine Lehrkraft pädagogischer und rechtlicher Leichtsinn. Falls auf der Klassenfahrt Schülern etwas passieren sollte, wird dieses "fehlende Vertrauensverhältnis" möglicherweise von einer übereifrigen Staatsanwaltschaft gegen die Lehrkräfte verwendet werden.


    Und zweitens hat die Schulleiterin die Fürsorgepflicht gegenüber den Lehrkräften. Lehrkräfte dazu zu verpflichten, mit Schülern zusammen auf Klassenfahrt zu fahren, obwohl der Verdacht besteht, dass einige von diesen Straftaten gegenüber Lehrkräften verübt haben, verstößt meines Erachtens nach gegen diese Fürsorgepflicht und könnte Grund für eine Dienstaufsichtsbeschwerde und ggf. sogar für disziplinarische Maßnahmen gegen die Schulleiterin sein.


    Gruß !

  • Vor allem wenn Leute mit Kollektivstrafe als no-Go argumentieren: wenn die Bilder ja scheinbar bei Instagram gepostet wurden und viele Likes bekommen haben, muss man ja auch erst auswerten und nachforschen wer von den Schülern überhaupt beteiligt war und so lange würde ich die auch nicht begleiten wollen. In einem anderen Artikel steht auch, dass die Fahrt abgesagt wurde, weil sich kein Lehrer mehr bereit erklärt die Fahrt zu begleiten. Das ist wiederum eine ganz andere Begründung.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • M.m.n. muss man da gar nichts diskutieren, es ist selbstverständlich, dass die Schulleitung den "Notstand" ausruft und klare Kante zeigt. Seltsam finde ich es, den Artikel damit zu beenden, was die Eltern finden. Wenn man schon ein Problem medial breittritt, dann bitte das Wesentliche: wie sollten wir als Gesellschaft, Schule und Eltern gemeinsam, angemessen mit Fehlverhalten von Kindern umgehen.

  • Die Anspruchshaltung der Eltern befremdet mich schon. Es gibt nur ganz wenige Exkursionen / Fahrten bei uns, die tatsächlich im Lehrplan verankert sind (und damit NOTWENDIG). Alle anderen sind ein "kann" und somit eine Zusatz"leistung" der Schule. Klar sind einige Fahrten durch ihre lange Tradition eigentlich unantastbar, aber einen Anspruch darauf gibt es nicht ... und sie sind nur möglich, weil LehrerInnen bzgl. Zeit (und auch Finanzen) sich oft weit über ihre eigentlichen Verpflichtungen hinaus freiwillig einsetzen. Eine solche Fahrt abzusagen ist keine Strafe, sondern der Ausdruck, dass das Vertrauensverhältnis / die Beziehung zu den SuS insgesamt so gestört ist, dass man diesen freiwilligen Mehreinsatz nicht mehr bringen möchte (ja, in Bayern kann man zu Fahrten verpflichtet werden - die dann aber voll bezahlt werden müssen - aber den Beschluss, wann und wohin gefahren wird, trifft die Konferenz).

  • Die nicht durchgeführte Klassenfahrt ist auch keine Strafe, hier geht es um den Schutz der Kollegen. Bestrafen kann in dem Fall die Staatsanwaltschaft.

    Der Staatsanwalt straft aber in einem Rechtstaat nicht. ;) Aber ansonsten volle Zustimmung!

  • Hier ist ein alternativer Artikel: https://www.wz.de/nrw/duesseld…cebook#Echobox=1580835828


    "Wie es in einer Stellungnahme aus dem NRW-Schulministerium hieß, liegen dort im Moment keine konkreten Zahlen zum Thema Mobbing vor: „Mobbing ist ein vielschichtiger, systemischer Prozess, bei dem nicht die einzelnen Straftaten die ‚Schwere’ eines Mobbingprozesses ausmachen, sondern die zusätzliche, gruppendynamische Komponente. Darunter fallen dann zum Beispiel auch Ausgrenzungsprozesse innerhalb von Klassengemeinschaften.“ Daher sei eine pädagogische Einflussnahme auf die Kinder und Jugendlichen notwendig, die an Mobbingprozessen mittelbar und unmittelbar beteiligt sind. Auch um zukünftigen Mobbingprozessen vorzubeugen."

    Gewohntes Wischiwaschi aus dem Ministerium. Ganz offenkundig die Strategie "Etwas sagen, ohne etwas zu sagen." Man eben niemanden verprellen, erst recht nicht den mächtigen Verband der Elternschaft an Gymnasien e.v. Wen interessieren da schon die LehrerInnen.

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