...allerdings gibts derzeit aufgrund dieses immer krankeren Systems auch genug Leute, die "arbeiten", aber so wenig dafür bekommen, dass sie so oder so in der Altersarmut (und dann bei der Tafel) landen.
Referendariat abbrechen / Beruf wechseln
-
-
...allerdings gibts derzeit aufgrund dieses immer krankeren Systems auch genug Leute, die "arbeiten", aber so wenig dafür bekommen, dass sie so oder so in der Altersarmut (und dann bei der Tafel) landen.
Das System wird nicht "immer kranker". Die Bedingung für einen Arbeitsplatz ist früher wie heute, dass er sich für den Arbeitgeber (!) rentieren muss. Ob der Lohn für den Arbeitnehmer hoch genug ist, damit dieser davon leben kann, ist dabei kein Kriterium. Die Lohnkosten (für eine bestimmte Leistung) müssen grundsätzlich möglichst niedrig sein. Der Staat greift hier nur ein, wenn er die Reproduktion der Arbeitskraft gefährdet sieht.
Wer dem Prinzip des maximalen Profits einiges abgewinnen kann, wie z.B. dass die Menschen früher noch keine Flachbildfernseher und Viagra hatten, kann aber auch sagen: früher haben so viele bis zum Umfallen gearbeitet, dass es gar keine Tafeln gebraucht hat - also sei doch alles halb so wild heute und man könne, im Rückblick, doch froh sein.
Früher wurde anders produziert als heute (Strukturwandel), aber das Prinzip ist gleich. (Nicht "kranker")
Trotz Finanzkrisen mit ihrem Spekulationsblasen usw. gibt es immer noch weiteren Spielraum für die "Schere" zum aufklappen bzw. Potentiale.
Das ist die historische Entwicklung, aber eben die eines gleichen Prinzips.
-
...wenn die AGs nicht bald umdenken, werden sie wohl zu spät bemerken, dass ihre kontinuierliche Existenz auch ein "lohnendes Ergebnis" sein kann... find ich nicht witzig, aber ist so. Dann brauchts auch keinen Staat mehr um "einzugreifen".
-
Mein Ref ist noch nicht so lange her, um mich nicht an unzählige lange Abende und stressige Momente zu erinnern. Ich habe mindestens zehnmal überlegt es zu hinzuschmeißen. Und genauso oft dann weitergemacht und es nachher nicht bereut. Zu Deinem Anliegen ist zweierlei zu sagen:
1. Du musst Dir ein Netzwerk aus Kolleginnen und Kollegen aufbauen - wenn Du keine gute Schulgemeinschaft hast, dann wenigstens im Seminar. Geteiltes Leid ist halbes Leid, nach diesem Motto habe ich seinerzeit im Ref Freunde für's Leben gewonnen.
2. Du wirst nach dem Ende des Refs von jetzt auf gleich eine komplett andere Wahrnehmung des gleichen Jobs erleben. Bedeutend eigenverantwortlicher, mit mehr Entscheidungsspielräumen, weniger Beurteilungsdruck und einer Besoldung, die ihren Namen verdient. Aber, auch das sollte man benennen, zumindest in den ersten beiden Berufsjahren nicht entspannter (erste Klassenleitung, höheres Deputat, eine mehr oder weniger strenge Revision).
-
Das mag wohl so sein, das macht es aber nicht besser.
Eher im Gegenteil. Deshalb ist mir die Formulierung ja so aufgestoßen.
-
Meiner Meinung nach würde ich mal bei Online-Lernplattformen oder bei Schulbuchverlagshäusern nach Stellen suchen. Sofatutor usw. gibt es ja. Außerdem wachsen ständig neue Dinge aus dem Boden. Tivola macht auch gute Kindersoftware - andere APPs laufen auch mehr und mehr.
Als ob das so einfach wäre. Auch da sind die Stellen rar. Und wenn man nicht schon Redaktionserfahrungen hat, div. Praktika in dem Bereich gemacht hat und am besten noch ein Volontariat, dann wird es auch in den Bereichen nichts. Es wird immer eine Illusion geschaffen, dass man da "locker" eine Stelle bekommt, da man schließlich studiert habe und vom Fach ist....die Realität sieht da aber schon ganz anders aus.
-
Und wenn man nicht schon Redaktionserfahrungen hat, div. Praktika in dem Bereich gemacht hat und am besten noch ein Volontariat, dann wird es auch in den Bereichen nichts.
So schwarz würde ich das nicht sehen - gerade im Online-Bereich wird häufig nicht mehr vorausgesetzt als eine "flotte Schreibe" und ein wenig Netzaffinität. Woran es da eher hapern wird, ist vernünftige Bezahlung.
Was sich - bei entsprechendem Einsatz - nach wie vor lohnen könnte, ist die Gründung und Leitung einer Niederlassung von "Schülerhilfe" und Konsorten. Ich kenne einen Kollegen, der so einen Laden aufgegeben hat, um als Seiteneinsteiger anzuheuern. Der hat immer gesagt, er habe nun (im Schuldienst) weniger Geld als vorher (aber auch weniger Stress). Startkapital braucht man da auch.
-
Also ich kann dir nur empfehlen, dein Referendariat zu Ende zu machen. Du hast auf den Job hinstudiert, da sollte man nicht nach ein paar Wochen den Kopf in den Sand stecken.
In dem Unterricht, den du alleine hältst, kannst du dich ausprobieren. Du musst unterscheiden zwischen den Bedingungen, die das Referendariat dir auferlegt, und der Arbeit generell. Unterrichten scheint dir Spaß zu machen? Das ist doch super, dann zieh durch.
Ich habe zwischenzeitlich auch gezweifelt und für mich entschieden, dass mir die Arbeit bei den Kleinen keinen Spaß macht. Daher bin ich in der Erwachsenenbildung untergekommen und mehr als zufrieden, ich habe eine Freunde an der Arbeit, die ich mir während des Referendariat in 6. Klassen gar nicht mehr vorstellen konnte.
Es gibt andere Schulen, es gibt andere Schulformen und es gibt vor allem die Zeit ohne Beurteilungsdruck. Zieh durch und orientiere dich dann.
-
Zitat
Als ob das so einfach wäre. Auch da sind die Stellen rar. Und wenn man nicht schon Redaktionserfahrungen hat, div. Praktika in dem Bereich gemacht hat und am besten noch ein Volontariat, dann wird es auch in den Bereichen nichts. Es wird immer eine Illusion geschaffen, dass man da "locker" eine Stelle bekommt, da man schließlich studiert habe und vom Fach ist....die Realität sieht da aber schon ganz anders aus.
Das möchte ich mal GANZ DICK unterstreichen. Und nein, eine nette Schreibe reicht nicht. Der Markt ist dermaßen überlaufen mit Leuten, die das machen, machen können oder glauben, zu können (Studium sowieso vorausgesetzt). Und ja, manche können das sogar wirklich, aber selbst von denen gibt es genug. Die Verlage und Agenturen können sich die Leute aussuchen - aus Hunderten! Es reichen auch längst keine Praktika mehr oder ein Volontariat (ich glaube, DAS interessiert tatsächlich meist nicht mehr). Was zählt, ist Agenturerfahrung. Möglichst lange, möglichst bekannte Agenturen, und möglichst hip. Und natürlich braucht man Referenzen von Veröffentlichungen. Das ist das Mindeste. Arbeitszeiten werden sowieso mit quasi "rundum freier Verfügbarkeit" vorausgesetzt. Die erhoffte ruhige Kugel in Kombination mit stets pünktlichem Feierabend ohne Feierabend-E-Mails oder gar Anrufe von Vorgesetzten, Kunden und dem Chef kann man sich abschminken. Das ist ein derart hartes Pflaster...
-
es gibt z.b. für geisteswissenschaften beim marktführer im schulbuchbereich hier noch eine inhaltliche redakteurin. in ziffern: 1. und die ist extrem gut und sehr erfahren. da haben die nicht eben auf abgebrochene refis gewartet, zumal sie einen sehr großen pool an mitarbeitenden erfahrenen und sehr guten lehrkräften haben, die für fast kein geld die eigentlichen inhalte basteln.
wer in die medien oder in den agenturbereich will, kommt über mehrere praktika, dann volo, dann feste freie mitarbeit und dann vielleicht erstmal eine schwangerschaftsvertretung etc. nicht herum. und reich wirste dann immer sicher noch nicht damit, zumal print gerade stirbt. nicht zu vergessen: man muss wirklich sehr gut sein, um da unter zu kommen. ein bisschen schreiben können reicht *nicht*. nie und nimmer. es hat schon grund, warum da fast nur bildungsbürgerkinder aktiv sind - die anderen können sich die langen ausbildungzeiten mit geringem bis keinem gehalt nicht leisten.
und nicht zu vergessen: das muss eher schon im studium anfangen als zweites standbein neben dem lehramt. magister/masters-studierende wissen das und machen das entsprechend frühzeitg, auch durch passende werkstudenten-jobs. lehramtler sind leider oft sehr aufs lehrmt fixiert und merken zu spät, dass sie doch lieber was anderes machen wollen.
-
Als ob das so einfach wäre. Auch da sind die Stellen rar. Und wenn man nicht schon Redaktionserfahrungen hat, div. Praktika in dem Bereich gemacht hat und am besten noch ein Volontariat, dann wird es auch in den Bereichen nichts. Es wird immer eine Illusion geschaffen, dass man da "locker" eine Stelle bekommt, da man schließlich studiert habe und vom Fach ist....die Realität sieht da aber schon ganz anders aus.
"nobody ever said it would be easy" - sagt schon "ice-t". Es ist natürlich schwer. Das habe ich nicht in Frage gestellt.
-
Hallo Gumba, hallo zusammen, wie ist die Entscheidung nun? ziehst du es durch?
Mir geht es derzeit ähnlich und würde euch gerne meine Situation schildern...
Ich befinde mich auch seit Anfang letzten Jahres im Referendariat und habe höchstwahrscheinlich die erste Lehrprobe in den nächsten zwei Wochen. Ich fühle mich mittlerweile auch sehr "ausgebrannt" und spiele mit dem Gedanken, an den Lehrproben gar nicht teilzunehmen. Ich träume mittlerweile von meinem Abbruch und die "schlimme" Zeit danach. Ich weiss auch nicht, ob das Unterrichten das richtige für mich ist. Eigentlich komme ich mit den Schülern und Kollegen sehr gut klar. Es macht auch Spaß zu unterrichten, aber ich habe meistens keine Motivation, den Unterricht vorzubereiten... Auch mein lebenslang das machen zu müssen belastet mich sehr... Ich möchte einfach endlich ankommen und einfach nur meinen Job machen... Nach Hause kommen und danach nichts mehr für die Arbeit machen zu müssen.
Ich glaube, dass es auch etwas mit meinem Ausbilder in einem Fach zutun hat.... Ich habe das Gefühl, dass er mich sowieso nicht durchlassen will. Ich würde ja die Lehrproben und das letzte halbe Jahr noch durchziehen aber mittlerweile fühle ich mich seelisch echt am Ende... Mein bester Freund, der mich seit über 22 Jahre schon kennt, sagte letztens, dass er mich zum ersten Mal so erlebt...
Ich weiss nicht, ob das der Angst vor den Lehrproben ist oder, ob ich wirklich am Ende mit den Nerven bin.... Hätten wir derzeit die Pandemie nicht, hätte ich definitiv aufgehört... Mir eine Alternative gesucht.... Jetzt ist mein Gedanke, mich nebenbei zu bewerben und zu versuchen, die Lehrproben einigermaßen gut zu machen... Ich habe auch 2-3 Praktika in der Wirtschaft gemacht und auch als Werkstudent in der Beratung bei einem Big4 gearbeitet... Ich überlege mir auch, ob ich mit 33 noch die Chance in der Wirtschaft bekommen würde...
Ich freue mich auf eure Antworten.
Grüße -
Lieber Economiys77, ich frage mich, was du jetzt als Antwort erwartest? Dass man dir die Entscheidung abnimmt...., sicher nicht.
Ich kann es verstehen, dass du dich mit der Entscheidung sehr schwer tust, weil es nun mal eine Entscheidung ist, die dein berufliches Leben betrifft. Früher gab es mal den Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" und manchmal ist da etwas dran. Klar ist das Ref stressig, man fühlt sich ausgebrannt, leer, ständig unter Druck und ist dann noch abhängig von anderen Personen, die nicht immer ihren Job gut erledigen. Leider. Wenn dir das Unterrichten Spaß macht, wenn du gut mit den Kollegen/Innen und Schülerinnen und Schülern auskommst, scheint es doch das richtige zu sein. Die Frage die du dir stellen musst, halte ich das Ref durch? Danach wird es im Normalfall besser (auch wenn es noch von anderen Faktoren abhängig ist). Ob man einen Beruf sein ganzes Leben machen muss? Heute sicher nicht mehr. Man kann sich durchaus umentscheiden. Mit 33 hast du noch so viele Möglichkeiten. Ich für meinen Teil habe erst mit 30 mein Studium angefangen und habe dann noch als Seiteneinsteiger meinem beruflichen Leben eine neue Richtung gegeben, da ich nicht auf Lehramt studiert habe.
Egal wie du dich entscheidest, habe Mut und Zuversicht, dass sich Lösungen schon finden werden.
-
Nach Hause kommen und danach nichts mehr für die Arbeit machen zu müssen.
als Lehrer???? Träum weiter.
Nee, im Ernst; man weiß doch, dass die Lehrerarbeitszeit mehr als das reine Unterrichten umfasst. Um einen Job mit oben zititertem Ziek zu ahben, solltest du in den Öffentlichen Dienst gehen; Verwaltung z.B.
-
als Lehrer???? Träum weiter.
Das stimmt, aber man kann auch bis 18 Uhr im Büro sitzen, da sitze ich lieber zu Hause an meinem Schreibtisch in der Nähe meines Kühlschrankes. Man genießt damit auch eine gewisse Freiheit.
-
Unmöglich ist das aber nicht, man kann auch seine Arbeit mittags in der Schule erledigen und zuhause nichts tun. Ist sogar gesünder. Ich habe diese Motivation aber auch nie gehabt.
-
Unmöglich ist das aber nicht, man kann auch seine Arbeit mittags in der Schule erledigen und zuhause nichts tun. Ist sogar gesünder. Ich habe diese Motivation aber auch nie gehabt.
Also ich mag gerade im Winter das tagsüber bei Licht 2-3 Stunden Radfahren und Abends Arbeiten können.
Und meiner Gesundheit ist es definitiv sehr zuträglich.
Noch nicht so gut bin ich im Trennen von beruflich und privat. Schwankt oft hin und her.
Gerade aktuell, wenn was nicht läuft, ne Runde zocken und dann noch einmal schauen
-
Ich fand die beschriebenen Arbeitsbedingungen immer als großen Vorteil des Lehrerlebens. Nach der Schule erst einmal zum Pferd fahren und abends in Ruhe bei einem Snack Unterricht vorbereiten zu können zum Beispiel.
Im Referendariat hätte ich allerdings auch beinahe hingeworfen, weil ich zumindest einen sehr gruseligen, menschenverachtenden Fachleiter hatte.
-
Economiys77 : Ich finde zwar auf der einen Seite, dass du diesen letzten Teil deines Refs noch "durchziehen" und nicht so kurz vor Ende der Ausbildung aufgeben solltest (sonst war deine ins Ref investierte Zeit ja komplett für die Katz). Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass es relativ schlechte Voraussetzungen für den Lehrerberuf sind, wenn du dich nicht zur Unterrichtsvorbereitung motivieren kannst und einen Beruf haben möchtest, bei dem du nach dem Heimkommen nichts mehr tun musst.
Hast du denn schon irgendeine Ausbildung in einem Beruf gemacht, in den du ggf. zurückkehren könntest (davon gehe ich eigentlich aus, da du ja sagst, dass du 33 bist)?
-
Unmöglich ist das aber nicht, man kann auch seine Arbeit mittags in der Schule erledigen und zuhause nichts tun. Ist sogar gesünder. Ich habe diese Motivation aber auch nie gehabt.
Ich versuche, soweit möglich, alles in der Schule zu erledigen - inklusive Korrekturen. Das bringt es mit sich, dass ich, auch wenn mein Unterricht schon am Vormittag endet, häufiger bis in die frühen Abendstunden in der Schule bleibe. Daher muss ich nur selten Arbeit wirklich mit nach Hause nehmen. Allerdings bin ich auch ungebunden und ohne Familie, ausserdem habe ich einen persönlichen Büroarbeitsplatz in der Schule - das sind Faktoren, die hier auch berücksichtigt werden müssen.
Werbung