Vorbereitung Chemieunterricht

  • Hallo zusammen, ich überlege auf Chemie (Gymnasium) zu wechseln, weil ich mir davon im Arbeitsalltag weniger Arbeit verspreche ( im Gegensatz zu meinem jetzigen Fach Deutsch). Könnt ihr das so bestätigen oder nimmt Versuchsplanung etc. auch viel Zeit ein?

    LG

  • Welches in denn dein Zweitfach?


    Chemie und Deutsch zu vergleichen ist halt nicht leicht.

    Im Studium sind auch viele in Chemie an Mathe und Physikalischer Chemie gescheitert.


    Vorbereitung kommt drauf an.

    Klausuren gibt es in der Oberstufe durchaus, auch LKs sind möglich.

    Aber grundsätzlich würde ich sagen, ist die Korrektur leichter/einfacher zu gestalten.


    Dafür hat man je nach Einsatz (Mittelstufe) sehr viele Klassen mit wenig Stunden. Ist dann also anders anstrengend.


    Versuchsvorbereitung, ausprobieren etc. braucht natürlich auch seine Zeit.

  • Die Versuchsvor- und nachbereitungen unter Beachtung aller Sicherheitsregeln in den naturwissenschaftlichen Fächern, insbesondere Chemie und Physik, sind nicht zu unterschätzen. Ob sich durch die vielleicht leicht kürzeren Korrekturen damit nennenswert Arbeitszeit einsparen lässt (die eigenverantwortlich ja ohnehin an die Sollarbeitszeit angepasst werden soll), halte ich für eher unwahrscheinlich. Den Hinweis von Kiggie

    Dafür hat man je nach Einsatz (Mittelstufe) sehr viele Klassen mit wenig Stunden. Ist dann also anders anstrengend.

    halte ich auch für sehr wichtig.

  • Puh, das ist so eine Frage, die schnell zu sinnlosen Diskussionen mit dem Vergleich der individuellen empfundenen Arbeitsbelastungen führen kann. Eine klare Antwort kann dir wohl nur geben, wer selbst einerseits Chemie und andererseits ein klassisches Korrekturfach, idealerweise direkt Deutsch, hat und damit den direkten Vergleich hat.

    Als Korrekturfachlehrer (D/E) kann ich dir sagen, dass es möglicherweise nicht nur die reine Arbeitszeit ist, die du berücksichtigen solltest, sondern auch die Art der Arbeit. Von allen Arbeiten, die in meinem beruflichen Alltag anfallen, ist die Korrkektur das, was mich am meisten belastet und alles andere blockiert. Alles andere, wirklich alles andere, mache ich lieber und es geht mir leichter von der Hand.

    Ob das bei dir auch so wäre, weiß ich nicht. Auch kann ich nicht einschätzen, wie es für mich wäre, statt so viel korrigiren zu müssen, so viel Zeit mit Versuchsaufbauten (und alles was damit in Vor- und Nachbereitung zusammenhängt) zu verbringen. Die Erfahrung habe ich nicht.

  • Ein wesentlicher Unterschied ist, dass das Ausprobieren von Experimenten in naturwissenschaftlich-technischen Fächern in der Regel nicht zu Hause geht. Die wenigsten haben ein Labor zu Hause. Alle neuen Experimente mußt du mindestens einmal gründlich selbst durchführen.

    Darüber hinaus hast du im Unterricht eine andere Präsenzanforderung als in Fächern ohne potentielles Unfallrisiko.

  • Darüber hinaus hast du im Unterricht eine andere Präsenzanforderung als in Fächern ohne potentielles Unfallrisiko.

    Beispiel Projektwoche Chemie:

    Wir bieten eine Chemieprojektwoche für die Mittelstufe an, in der die SuS eigentlich durchgängig experimentieren, auswerten usw.

    Es braucht jedes Mal sehr viel Zeit die Materialien und Chemikalien für die einzelen Stationen bereitzustellen (man kann schlecht die Aufbewahrungsgefäße hinstellen, die werden verunreinigt) und man ist von vormittags bis zum frühen Nachmittag konstant im Einsatz, weil man ständig die SuS im Labor beaufsichtigen muss und ständig helfen muss. Die Chemie-KuK gehen nach dieser Woche alle am Stock. Wir sind eine kleine Fachschaft und im Dauereinsatz in diesen Tagen, selbst bei Doppelbesetzung schlaucht es total. Ab und an muss man doch auf Toilette und kommt ins Lehrerzimmer, wo KuK korrigieren, lachen, schwätzen. Wie geht das? Na so!

    -> Beispiel: Religion in der Projektwoche

    Die Religionsfachschaft richtet in der Zeit die Projektwoche für die Unterstufe aus. Die SuS bekommen verschiedene Bibelstellen, sowie den Auftrag diese visuell zu gestalten, Texte dazu zu schreiben oder eine Art kleines Theaterstück dazu zu entwickeln.

    Die Arbeitsaufträge und Texte werden kopiert (Vorbereitungszeit ein minimaler Bruchteil dessen, was die Experimente der Chemie bedürfen), mit einer Instruktion am Montag morgen an die SuS verteilt und dann die SuS nur noch beaufsichtigt. Dabei wechseln sich die Religionskollegen locker ab, die SuS arbeiten in kleinen Gruppen in der Aula, dem Klassenraum und an verschiedenen anderen Sitzgelegenheiten der Schule. Ab und an schlendert man da als Religionslehrer mal vorbei, fragt man nach Fortschritten. Dann geht man zurück ins Lehrerzimmer, korrigiert oder chillt einfach entspannt ne Runde.

    Am Freitag setzt man sich gemütlich hinten ins Klassenzimmer und lauscht den Präsentationen der SuS. Pünktlich Freitag Mittag startet man schon vorentspannt in das Wochenende. O-Ton:"Nach der Projektwoche bin ich immer sowas von entspannt, da habe ich immer richtig neu Kraft. Und der Korrekturstapel ist auch weg".


    Die Chemiefachschaft muss Freitag Mittag erstmal die ganzen Chemikalien und Gerätschaften wegräumen (oftmals noch sauber machen, da SuS das doch nicht so richtig machen und die Spülmaschine eh gleich voll ist) und geht am späteren Nachmittag hundemüde, gestress und ko ins Wochenende. Dort wartet dann der Korrekturstapel.

    Den SuS machts riesig Spaß und Naturwissenschaft läuft bei uns an der Schule... aber auf Kosten der KuK, die das aber natürlich der Kinderaugen wegen in der Form weitermachen. Fast alle anderen Fachschaften lassen die SuS irgendetwas ausarbeiten und beaufsichtigen ganz locker. Eine Fachschaft ist sogar so geschickt und bildet ältere SuS dazu aus die Unterstufenschüler zu beschäftigen und chillt dann noch mehr.


    Ähnlich beschissen wie in Chemieprojektwochen läuft es übrigens für Biologen im mündlichen Abitur: Während andere KuK korrigieren und chillen, sich Prüfungen anschauen, müssen die Biologen, weil jeder Idiot Bio als Naturwissenschaft im mündl. Abi wählt, unzählige Prüfungen vorbereiten und im Akkord abnehmen. Auf Teilzeit nimmt man natürlich keine Rücksicht, denn es ist ja Abitur. Also schön 25 Prüfungen vorbereiten und abarbeiten. Chemie / Bio ist eine Todeskombo bei uns.


    Meine Empfehlung: Nimm Sport, Reli, Musik oder Kunst als Fach zu Chemie.

  • Ähnlich beschissen wie in Chemieprojektwochen läuft es übrigens für Biologen im mündlichen Abitur: Während andere KuK korrigieren und chillen, sich Prüfungen anschauen, müssen die Biologen, weil jeder Idiot Bio als Naturwissenschaft im mündl. Abi wählt, unzählige Prüfungen vorbereiten und im Akkord abnehmen. Auf Teilzeit nimmt man natürlich keine Rücksicht, denn es ist ja Abitur. Also schön 25 Prüfungen vorbereiten und abarbeiten. Chemie / Bio ist eine Todeskombo bei uns.

    Die eingangs erwähnte Belastung rund ums Experimentieren kann ich ja bestätigen, aber hier werde ich stutzig. Unterschlägst du dabei nicht eventuell, dass die Fachkolleginnen und -kollegen, die wenige mündliche Prüfungen haben, umso mehr schriftliche Prüfungen haben könnten? Mit etwas korrigieren und chillen ist es bei den meisten jedenfalls nicht getan. Aber ja, Biologie ist tatsächlich ein beliebtes mündliches Prüfungsfach...mit entsprechend weniger schriftlichen Prüfungen.


    Nebenbei: anders als die schriftlichen Zentralprüfungen, die innerhalb kurzer Zeit zu korrigieren sind, weiß man i.d.R. bereits knapp zwei Jahre vorher, wieviel mündliche Prüfungen man haben wird als Kurslehrkraft. Es ist überhaupt nicht notwendig, diese erst zwei Wochen vorher unter Zeitdruck vorzubereiten (Stichwort: eigenverantwortliches Arbeitszeitmanagement).

  • Ach Firelilly, mit dem schlimmen, schlimmen Schicksal der NaWi-Lehrerin. Das ist so ein Beispiel dafür, wie sich Kollegen gerne die Ohren vollheulen, wie sehr sie doch im Gegensatz zu anderen Kollegen belastet sind.


    Soll ich jetzt damit anfangen, dass alle Schüler in Bayern Deutsch verpflichtend als schriftliches Abiturfach haben, während Chemie so gut wie nie gewählt wird? Wie Fremdsprachenlehrer in Bayern, wenn die Schüler die Fremdsprache als schriftliches Fach wählen, diese Prüflinge zusätzlich auch noch mündlich prüfen müssen - was es in NaWi in dieser Form nicht geben dürfte? Wie es für Chemie und Bio keine Vera-Arbeiten gibt? Wie vor vielen Klassenarbeiten, die als Aufsatz geschrieben werden zusätzlich verbindlich Übungsaufsätze geschrienen und korrigiert werden müssen, eine Verpflichtung, die es weder für Chemie noch Bio gibt, usw. usw. usw.


    Oder wollen wir uns vielleicht nicht doch lieber darauf verständigen, dass jedes Fach seine eigenen Belastungen hat und diese vorstellen, ohne andere Fächer zu bashen?

  • ...Die Arbeitsaufträge und Texte werden kopiert (Vorbereitungszeit ein minimaler Bruchteil dessen, was die Experimente der Chemie bedürfen), mit einer Instruktion am Montag morgen an die SuS verteilt und dann die SuS nur noch beaufsichtigt. Dabei wechseln sich die Religionskollegen locker ab, die SuS arbeiten in kleinen Gruppen in der Aula, dem Klassenraum und an verschiedenen anderen Sitzgelegenheiten der Schule. Ab und an schlendert man da als Religionslehrer mal vorbei, fragt man nach Fortschritten. Dann geht man zurück ins Lehrerzimmer, korrigiert oder chillt einfach entspannt ne Runde.

    :rotfl:


    Chemie: wenn man im Ref aufgepasst und die paar üblichen Versuche einmal durchgeführt hat, kann man sie aus dem effeff. Dann zeigt man sie den Kindern einmal, lässt protokollieren, spült das Reagenzglas aus und geht gechillt nach Hause. Während Deutschkollegen 3x27 Erörterungen korrigieren und Relilehrer das Blut der Theatergruppe aufwischen.


    Also echt, das einzige, wobei sich nie die Arbeitsbelastung reduzieren wird ist die Korrektur.


    Und wie es WillG schon schrieb: was man individuell findet, kann eh kein anderer beurteilen.

  • Ich unterrichte Chemie und Englisch. Ich bin tatsächlich froh, dass ich in der Regel nur 1-2 Englischkurse habe. Mich persönlich stressen die Korrekturen deutlich mehr als die Vorbereitung von Versuchen. Die paar Chemieklausuren, die ich korrigieren muss, kann ich auch deutlich schneller abarbeiten, als eine vergleichbare Anzahl an Englischklausuren.

    Mit etwas Erfahrung kann ich die Vorbereitung für viele Versuche jetzt schnell in der Pause erledigen. Hin und wieder muss ich dann mal nachmittags oder in Freistunden was ausprobieren, aber auch das dauert nicht Stunden... Ich würde mich jederzeit wieder für das Fach Chemie entscheiden! :)

  • Da wir keinen naturwissenschaftlichen Zweig haben, gibt es bei uns in der Regel keine Schülerübungen in Chemie. Spülen von Dutzenden Reagenzgläsern etc. fällt schon einmal weg. Man hat längst nicht in jeder Chemiestunde ein Experiment, sondern immer wieder auch Theorieblöcke, wenn es z.B. um den Atombau, Formelgleichungen oder die Rechnerei geht. Die meisten Versuche sind in wenigen Minuten aufgebaut und später die Sachen gespült. Aufwendige Versuche kommen selten vor.

    Ich finde den Chemieunterricht häufig entspannter als Bio, weil man eine sehr strukturierte Vorgehensweise hat. Versuch, Beobachtung, daraus den Sachverhalt herleiten, Sicherung und evtl. Übung. Die Planung einer Stunde geht damit häufig recht einfach.


    Sarek

  • Hallo Samu, sprichst du aus Erfahrung oder vom Hörensagen? Die Einschätzungen gehen hier ja doch recht weit auseinander :engel:

  • Ich spreche Ironisch.

    Was ich sagen will: jedes Fach, jede Schulart und jede Altersstufe hat schöne und unschöne Seiten und es ist zudem individuell verschieden, was man als schön oder unschön einschätzt bzw. wie belastend man das Unschöne findet. Dass irgendein Fach nur lustig und frei von Arbeit ist, halte ich für ausgeschlossen.

  • Man sollte ein Fach auswählen, weil es einen selbst interessiert und das man Schülern

    vermitteln möchte.

    Wenn bei vielen Seiteneinsteigern die Frage ist, warum sie den Beruf des Lehrers ergreifen,

    frage ich mich bei vielen Lehramtsstudenten auch, warum dieser Beruf.

    Wenn man schon als Ref/Studi danach auswählt, was wohl am wenigsten Arbeit macht,

    ist man sicher an einer Schule falsch.

    Übrigens hast du viele Tätigkeiten, die Lehrer neben dem reinen Unterrichten machen,

    noch gar nicht in Betracht gezogen:

    mit Eltern nachmittags sprechen, den nächsten Wandertag und Tag der offenen Tür vorbereiten,

    Lehrpläne überarbeiten, den Umbau der Fachräume mitplanen und und und.


    Trotzdem viel Spaß bei Chemie, das ja zur Zeit auch wirklich an Schulen gebraucht wird.

  • Von Religion habe ich aber wirklich von noch niemandem gehört, dass die Arbeitsbelastung da überdurchschnittlich ist. :pfeifen:

    Ich will nicht wieder das Fass aufmachen, ob man Reli als Schulfach ganz abschaffen sollte. In der Oberstufe hatten wir jedenfalls seinerzeit ne Menge Philosophie, zu schreiben und zu korrigieren gab's da mehr als in Chemie :zungeraus:

    • Offizieller Beitrag

    Von Religion habe ich aber wirklich von noch niemandem gehört, dass die Arbeitsbelastung da überdurchschnittlich ist. :pfeifen:

    ich sehe vom Arbeitsaufwand gar keinen Unterschied zwischen Religion und z.B. Geschichte.
    Wir brauchen hier kein Fächerbashing, das bringt nichts außer Unfrieden.

  • Naja, die Threaderstelling hat nach den Belastungen gefragt. Da sollte man schon ehrlich sein.

    Sonst könnte man ja auch zu zwei Korrekturfächern raten, weil ja Religion da ja anscheinend auch vom Arbeitsaufwand mitspielt. Sport vermutlich auch.

    Sinnvoller wäre es ehrlich zu beraten und z.B. in Sport anzumerken, dass da zwar weniger Korrektur- und Vorbereitungsaufwand ist, aber man z.B. einer sehr starken Lautstärkebelastung ausgesetzt ist, was einen auch viel Kraft (und Gesundheit, denn die in normalen Berufen zulässige Lautstärke wird mit Sicherheit überschritten) kostet.

    Bringt den jungen Studenten mehr als hier Augenwischerei zu betreiben.

    Sonst steht da nachher jemand und sagt "Fuck, ich habe zwei Korrekturfächer, damals im Forum hat man mir gesagt Religion wäre keine Alternative, das ist genauso arbeitsaufwändig".

    Ich sehe es bei uns schon sehr deutlich im Kollegium, welche Fächer belastender sind und welche nicht.

    Das ist doch kein Geheimnis.

  • Am Gymnasium gibt es auch Sport als LK und auch Religion als Abi-Fach. Also auch da gibt es mehr Arbeit. Kommt also wie immer drauf an.

  • Am Gymnasium gibt es auch Sport als LK und auch Religion als Abi-Fach. Also auch da gibt es mehr Arbeit. Kommt also wie immer drauf an.

    Nicht jeder deiner Kurse ist aber ein Leistungskurs! Das ist nun eher ein kleiner Bruchteil der Stunden, die du als Sportlehrer gibts.

    Desweiteren ist auch beim Sportprofil die Sporttheorie nur ein Teil des sonst sehr praktischen Unterrichts.

    Aber dort werden auch Klausuren, das stimmt. Aber dafür in allen Grundkursen nicht und in der Mittel- und Unterstufe gibts auch keine schriftlichen Leistungen. Vergleiche das doch mal mit Englisch.

    Nun mal ganz ehrlich Leute.

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