Ballade " Erlkönig" --Hilfeeeee

  • Hat euer Buch Fördermalterialien? Oder schau mal in die Klick!- oder Fit in-Bücher und -Arbeitshefte. Dort sind Balladen sehr schön aufbereitet. Die Bücher sind eigentlich für Förderschwerpunkt lernen konzipiert, lassen sich aber auch super für sehr schwache Schüler einsetzen.


    Ich bespreche auch sehr, sehr gerne "Nis Randers" v. Otto Ernst. Das ist von Achim Reichel gut vertont worden, und irgendein kreativer Kopf hat zu dem Lied ein sehr anschauliches Youtubevideo erstellt.

    Haben wir leider nicht. Ich habe mich jetzt so in den Erlkönig eingelesen und bin verliebt in diese Ballade. Ich werde evtl. die Materialien bestellen. Julie13& die anderen F-Mitgleder: Herzlichen Dank für die Tipps!!!

  • Im Förderheft zu unserem Deutschbuch steht beim Erlkönig folgende Aufgabenstellung:


    Unterstreiche in der Ballade die vier Sprecherrollen:
    Erzähler (blau): Wer reitet so spät ...
    Vater (grün): „Mein Sohn, mein ...
    Sohn (rot): „Siehst Vater, du ...
    Erlkönig (gelb): „Du liebes Kind, komm ...


    Finde ich gar nicht schlecht. Vielleicht kann man für ganz Schwache eine Sprecherrolle oder die ersten Strophen schon vormarkieren?


    Wenn man den Schülern zu Beginn die Ballade selbst erst einmal vorliest, kann man das Verständnis mit der richtigen Betonung auch stark lenken. (Hörverständnis, anderer Zugang ...)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Das ist so schrecklich abstrakt. Mich würde das entsetzlich langweilen.


    Dabei ist die Story beim Erlkönig so wunderbar eingängig. Gruselige Verfolgungsjagd auf dem Pferd durch den Wald. Wer ist der Erlkönig eigentlich? Wie fasst er den Jungen an? Wie kann man sich das vorstellen? Die meisten Balladen haben spannende und interessante Handlungen - deswegen sind sie traditionell sehr beliebte Schullyrik.


    Nur hat das früher (d.h. in der ersten Hälfte des 20. Jh.) so ausgezeichnet geklappt, weil verschriftlichte Text Leitmedium war. Heutzutage haben wir visuell-auditiv gestaltete Leitmedien (es geht nicht um Wertung!) In reiner Schriftlichkeit wird das Kopfkino der SuS nicht aktiviert, vor allem nicht, wenn es sich um die beschriebenen Lerngruppen handelt. Da muss man andere Wege gehen und ich glaube sehr wohl, dass das möglich ist. Es ist nicht so, dass sie SuS die Geschichten nicht "verstehen", man muss ihnen andere Wege in die Sprache öffnen.


    Handlungsorientiert und mit medialen Transfers lässt sich da sicher was reißen:

    Zitat

    Wenn man den Schülern zu Beginn die Ballade selbst erst einmal vorliest, kann man das Verständnis mit der richtigen Betonung auch stark lenken. (Hörverständnis, anderer Zugang ...)

    Vorlesen ist gut, kreatives Schreiben ist gut, vielleicht ein Polizeiverhör oder das Protokoll eines Gerichtsmediziners später? Ein innerer Monolog aus der Sicht des Erlkönigs? Vielleich ein Stop-Motion-Film? Wie lassen sich die Emotionen in der Ballade umsetzen?


    Ich denke, man kann mit so einer Ballade ohne weiteres zwei Wochen Unterrichtszeit mit verschiedensten Aktivitäten füllen.

  • ...mit all diesen vorschlägen wäre gym 7 größtenteils deutlich überfordert. die kinder haben nicht nur probleme, schriftliches zu verstehen sondern (noch viel mehr) es ina nderen formen als denen ihres alltags (= whatsapp) zu produzieren. ein gerichtsprotokoll, na dann, viel erfolg.


    am ehesten geht niedrigschwelliger einstieg über bilder (film, comic), die parallel zum orinigaltext vorgestellt werden, oder gleich vorweg als vorentlastung übers bild. und gaaanz viel vokabelarbeit, auch und gerade bei muttersprachlern. und bitte, mach dich auf was gefasst, sobald es darum geht, "wie der mann das kind anfasst", gerade in dem alter und mit jungs in der klasse.


    arbeitsteilig jede strophe nach voriger textklärung als vertiefung irgendwie handelnd umsetzen - verfilmen, stop motion, comic, szenisch, vertonen... - geht am ehesten auf verschiedenen niveaus auch für die schwächsten.


    mit verschiedenen farben anmalen, wer was sagt, finde ich gar nicht abstrakt sondern wunderbar konkret. das muss man nur handlunhgsorientiert verpacken ("wir zeichnen einen comic. dazu brauchen wir sprechblasen. wer sagt hier was? wir markieren mit verschiedenen farben...").

  • Gute Ideen, @keckks, greift im Prinzip meine Vorschläge von Seite 1 auf :) ! Ich bin da ganz deiner Meinung: Auch mit Hauptschülern muss man lyrische Texte behandeln, der Zugang muss aber vermutlich ein (ganz) anderer sein, sodass einem die Schüler nicht sofort aussteigen.

  • ...mit all diesen vorschlägen wäre gym 7 größtenteils deutlich überfordert. die kinder haben nicht nur probleme, schriftliches zu verstehen sondern (noch viel mehr) es ina nderen formen als denen ihres alltags (= whatsapp) zu produzieren. ein gerichtsprotokoll, na dann, viel erfolg.

    Ich bin völlig mit deinen Beispielen und Ansätzen d'accord und meine übrigens darüber hinaus, dass das keine intellektuell inferioren Methoden sind, die man anwendet, bloß weil man seiner Lerngruppe nicht die Methoden der Gymnasialen zumuten könnte.


    Das mit den Gerichtsprotokollen etc. Mir geht es nicht um reale "ernste" Textsorten sondern um eine Perspektiveverschiebung. Auch die SuS an einer Hauptschule kennen Fernsehserien wie "CSI" etc. Warum soll man nicht die Handlung einer Ballade in so eine Richtung entwickeln? Muss doch nicht authentisch sein.

  • Ich habe den Erlkönig in meiner 7. mit diesem Manga (sind bei uns gerade total in) eingeführt. Die Zeichnungen sind einfach toll und beeindruckend.
    https://lehrerselbstverlag.de/…oenig-das-Manga::223.html
    Habe dazu jede Seite auf OhP-Folie kopiert und Stück für Stück gezeigt und besprochen. Hat für die SuS tatsächlich eine Tür zur Ballade aufgestoßen. Wenn du nur eine Ballade behandeln willst, könnte sich auch die Anschaffung als Klassensatz lohnen.

  • Mangas finde ich als Text-Bild-Kombinationen verhältnismäßig anspruchsvoll - gerade im Vergleich zu der "Poesie für Kinder"-Ausgabe. Waren deine Kids, @Angestellte eher leistungsstark oder -schwach?
    Hier ist noch eine Animation mit Musikuntermalung vom "Erlkönig". Ich kann mir sowas als Vorentlastung vor der Texteinführung gut vorstellen :) .

  • ...Ich kann mir sowas als Vorentlastung vor der Texteinführung gut vorstellen

    @Lehramtsstudent, eine Frage an Leute, die Deutschahnung haben: sowohl den Film als auch das Manga finde ich persönlich sehr ansprechend. Ich frage mich nur gerade, ob die Interpretation, die dadurch bereits stattfindet, fachwissenschaftlich gesehen okay ist? Meine Bilder waren andere im Kopf. Wenn ich also Bilder sehe, bevor ich den Text kenne, wird mir nicht ein Teil des Lesevergnügens genommen?

  • Kommt auf die Lerngruppe an: Wenn die SuS die Ballade rein schriftlich so überhaupt nicht verstünden, würde ich die graphic novel nutzen. Stärkere könnten ihr Kopfkino auch kreativ zu Papier bringen, sobald sie den Text inhaltlich und atmosphärisch erfasst haben.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich frage mich nur gerade, ob die Interpretation, die dadurch bereits stattfindet, fachwissenschaftlich gesehen okay ist

    Prinzipiell spricht nichts dagegen, würde ich sagen. Ich bin aber grundständig auch FS-Lehrerin und da ist das eine ganz gängige Methode, um für alle Schüler einen Zugang zum Text zu schaffen.


    Aber auch in Bezug auf Muttersprachendidaktik kann es ein gutes Mittel sein, um sich an die etwas ungebräuchliche Sprache Goethes anzunähern.
    Man muss ja nicht das ganze Video zeigen, sondern nur einzelne Standbilder aus dem Film und dann zu zweit oder im Plenum über den Inhalt spekulieren, worum es in der Ballade gehen könnte. So kann gut eine Erwartungshaltung aufgebaut werden. Die Schüler könnten zum Beispiel Fragen an den Text stellen und mögliche Antworten vermuten, die sie dann im Nachhinein mit Textbelegen konkret beantworten.
    Die anschließende erste Interpretation, die man vor dem Lesen gesehen hat, kann man evtl. nachträglich mit der eigenen Interpretation (innere Monologe, Metaphern und Allegorien finden und erklären etc.) abgleichen und schauen, ob es übereinstimmt und einen Kommentar dazu schreiben.

  • Mangas finde ich als Text-Bild-Kombinationen verhältnismäßig anspruchsvoll - gerade im Vergleich zu der "Poesie für Kinder"-Ausgabe. Waren deine Kids, @Angestellte eher leistungsstark oder -schwach?

    Es war eine eher leistungsschwache Klasse, in der aber einige begeisterte Manga-Leser waren. Wir haben uns viel Zeit gelassen (2 oder 3 U-Stunden nur für das Manga) und Bild für Bild besprochen. Auch wie die einzelnen Teile der Bilder wirken und wie das zum Text passt. Die Bilder geben 1 zu 1 den Text wieder. Da es ein Manga war, waren sie bereit, sich damit zu beschäftigen. Den Film, den du vorgeschlagen hast, finde auch super, er ist aber leider auch schnell konsumiert. Den würde ich tatsächlich erst später zeigen.

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