Hintergrund: Morse schreibt, dass die Bezahlung nur oder vor allem durch Angebot und Nachfrage geregelt wird, ich reagiere ab und zu darauf mit einem Hinweise, dass das nicht stimmt. Eigener Thread, weil nicht wichtig, und vielleicht Worklauberei, eher so eine Rechthabensache.
Wenn "Angebot und Nachfrage" nur metonymisch gebraucht wird für "der Arbeitgeber zahlt so wenig, wie möglich, um die erwartete Leistung zu kriegen", dann stimme ich zu, und der Rest hier ist unnötig. Wenn damit gemeint ist, dass Angebot und Nachfrage die Bezahlung regeln, dann nicht.
Mein aktuelles Gegenbeispiel war: In Bayern ist das Angebot an Grundschullehrkräften gerade gering; die Nachfrage sehr hoch (wenn auch die eines mehr oder weniger Monopol-Arbeitgebers). Diese Änderung an Angebot und Nachfrage wirkt sich aber nicht auf die Bezahlung aus. Stattdessen müssen Grundschullehrkräfte eine Wochenstunde mehr arbeiten und auf einem Arbeitszeitkonto parken, bis sie diese Stunde später wieder zurückkriegen. (War bei Gymnasium vor einigen Jahren auch so. 5 Jahre lang Mehrarbeite, die danach auch 5 Jahre lang zurückbezahlt wurde. Schummelmöglichkeit nur bei wissenschaftlich/nicht wissenschaftlichen Fächern; anderes Thema.)
>Kannst Du Deine Einwände nochmals vorbringen oder den/die Beiträge verlinken? Vielleicht können wir das ja der Reihe nach mal durchgehen.
Ich denke nicht.
>Dass Löhne/Gehälter nicht von einer Moral oder Gerechtigkeit etc. bestimmt werden, scheint bisher gebilligt zu werden.
>Ebenso, dass Qualifikation, "Verantwortung" und ähnliches nur
>mittelbare, aber keine unmittelbaren Gründe für die Lohnhöhe sind.
>Dann würde ich schon gerne mal die Gegenfrage stellen: woran solls denn
>dann liegen, wenn nicht daran und auch nicht am Arbeitsmarkt (Angebot
>und Nachfrage)?
Die Lohnhöhe ist in Gesetzen (oder Verordnungen? festgehalten, die letztlich von Volksvertretern festgelegt werden. Die müssen zum Beispiel auf Wählerwillen oder Wiederwahlwillen schauen und Haushalt. Angebot und Nachfrage ist ja sicher, oder zumindest vielleicht, ein Faktor, aber beileibe nicht der einzige. Tradition ist ein weiterer wichtiger. Und vor allem: womit man halt durchkommt. Manche Berufe sind gesellschaftlich weniger respektiert und kriegen weniger bezahlt - traditionell Berufe mit hohem Frauenanteil. Das ändert sich nur langsam.