Mehrbelastung für (Grundschul-)Lehrer in Bayern u.a.

  • es ist nur nicht sonderlich attraktiv, aufs gs-lehramt umzuschulen, wenn man was komplett neues, was man eigentlich nicht studiert hat, als fertiger gym-lehrer mit mehr wochenstunden für weniger geld machen soll...

    Ja, das stimmt schon. Dazu gibt es derzeit in Bayern eine relativ einfache Umschulungs-Maßnahme und ich kenne einige fertige Gymnasiallehrer, die nun kurzfristig an die GS gehen, weil sie keine (feste) Stelle am Gymnasium bekommen. Dennoch ist es eine mögliche vorübergehende Lösung, da sie später auch wieder zurück ans Gymnasium können, das finde ich eigentlich gar nicht so schlecht, v. a. für die, die definitiv nicht in ein anderes Bundesland wollen/können.


    Und in 2025 fehlen sie dann wegen der 13. Klasse (Rückkehr zu G9) wieder am Gymnasium. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass gerade dann (auch wenn das wieder lange vorher absehbar war...) alles klappt und die Versorgung mit Lehrern am Gymnasium dann ausreichend ist... Na ich bin gespannt.

  • ...ich glaube erst, dass irgend jemand zurück ans gym kommt, wenn welche von der gs tatsächlich zurückkommen. das halte ich für sehr unwahrscheinlich, zumindest dann, wenn die leute nicht eh schon nah an den aktuellen staatsnoten waren. wer mit 2,.. oder schlechter in die umschulung ist, kann das gym imo für immer vergessen. dafür ist die not an den gs jetzt schon und in den kommenden jahren vermutlich noch mehr viel zu groß. eventuelle lücken am gym werden dann eher mit den besten der jeweils aktuellen absolventen gefüllt, zumal am gym noch keine mehrarbeit (außer in kunst, soweit ich weiß), teilzeitsperren etc. angeordnet sind. diese instrumente wird man ausfüllen, bevor man sich neue planstelleninhaber am gym anlacht, die man dann bis zur pension und dann bis zum ableben versorgen muss.


    und selbst wenn man zurückkäme - man hätte dann die gleiche arbeitsbelastung wie alle anfänger am gym, weil man bisher nur an der gs war. die arbeitsfülle in den ersten berufsjahren ist sehr, sehr groß, v.a. wenn man das letzte mal vor jahren mit einem anderen lehrplan oberstufe unterrichtet haben sollte, nicht in der materie eingearbeitet ist, vieles davon noch nie gemacht hat, das letzte mal im ref - vielleicht - selbst eine oberstufenklausur gebastelt hat usw... ich bezweifle mal, dass sich das viele antun werden.


    insofern sind die "man kann zurück ans gym"-aussagen in meinen augen nur das - unverbindliche aussagen des km. sich darauf zu verlassen ist meiner erfahrung nach sehr optimistisch.


    edit: vergessen: sehr viele *wollen* auch gar nicht mehr zurück ans gym. sehr viele studieren gym lehramt, weil es da mehr geld gibt, weil sie irgendwie ihre fächer mögen, weil sie nichts anderes wirklich kennen außer der gs, weil sie selber nirgendwo anders waren - gs, dann gym. dann arbeitet man sich anderswo ein, es läuft, es ist alles viel schöner als im ref (das is ja fast immer so, sobald man 'frei' ist nach dem ref), und schon ist man irgendwie an einer anderen schulart zuhause. außer bei den wirklich fachlich sehr, sehr, sehr interessierten - und das ist nicht die mehrheit sondern das sind wenige, die meist eh eine stelle bekommen, weil sie die entsprechenden fachlichen noten aus dem ersten examen mitbringen; viele refis sind fachlich ziemlich mau- ist dann oft der drang zurück ans gym nicht so groß. ich kenne eine große menge "nie wieder gym"-umschulungen nach ref an fos/bos, mittelschule, förderzentrum, bs. teils auch an die gs, aus den letzten jahren. sometimes the grass is greener on the other side. auch wenn sie anfangs auf keinen fall dorthin wollten, "dort" isses nach ner weile dann doch ziemlich gut.

  • Unabhängig vom Rest ... der Funktionär sagte:Schlecht qualifizierte Seiteneinsteiger vor Schulklassen zu stellen, „ist ein Verbrechen an den Kindern


    Ich hoffe, Du merkst den Unterschied selbst.


    Natürlich ist das, was anderes. Erschreckend, was die Medien daraus gemacht haben.


    Personalbedarf steigt weiter
    Lehrerverband: Quereinsteiger sind «Verbrechen an Kindern»


    Gerade eben noch mal gegoogelt.


    Das sollten wir alle deutlich zurückweisen!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Liebe Moderatoren, wäre es wohl möglich, im Titel das in diesem Fall nicht unwichtige Wörtchen "Bayern" zu ergänzen. Zumindest im Moment geht es nur um Bayern bei diesen Maßnahmen, was auch im Einstiegsbeitrag nur indirekt erkennbar ist, durch die verlinkte Zeitung....


    Das ergibt sich doch aber sofort aus den verlinkten Quellen und es geht (mir) schon genau darum, dass in die anderen Bundesländer "überschwappt", was in dem einen beginnt - wenn es dort erfolgreich ist.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Diese Maßnahmen werden jedoch sicherlich nichts bringen, wenn nicht gleichzeitig eine Anpassung von Deputat und Besoldung an RS und Gym erfolgt. Warum sollte ich als Studienanfänger ein Lehramt wählen mit 4-5 Stunden mehr Deputat und gleichzeitiger Einguppierung in einer niedrigeren Besoldungsstufe? Darüber hinaus ohne Regelbeförderung (ohne Funktionsamt) wie an Gym und berufl. Schulen?


    Wie Bayern seit 10-15 Jahren mit GS- und MS- Lehrern umgeht, ständig neue Arbeit aufhalst ohne zeitlichen Ausgleich zu schaffen, hat mit Fürsorgepflicht nichts mehr zu tun.
    Gerade aktuelles Beispiel: Während RS und Gym statt eines Zwischenzeugnisses nur Notensammellisten austeilen, sind seit 2 Jahren an der MS 2-seitige Zwischenzeugnisse mit ausführlichen Wortgutachten Pflicht. Zeitausgleich: Fehlanzeige!

    Du hast den Nagel auf dem Kopf getroffen!
    Die Grundschulen werden schon seit dem alten 2000 Lehrplan, also vor ca. 20 Jahren mit diesen Berichten traktiert. Grundschulen haben immer die kleinste Lobby in den ganzen Interessenvertretungen.


    In den Mittelschulen herrscht seit ca. 15- 20 Jahren ein ständiger Mangel, da traf es öfter die Grundschullehrer mit Abordnungen und Zwangsversetzungen.
    Außerdem haben die Lehrerverbände, vor allem der BLLV massiv darauf aufmerksam gemacht, dass in diesen Jahren viele Lehrer in Pension gehen werden. Da hat man nicht entgegengesteuert, weil man immer noch der Annahme war, dass die Schülerzahl, wie vor ca. 5 Jahren in den Grundschulen zu merken, abnimmt.
    Kurz vor der Flüchtlingskrise stiegen die Geburtenraten und kurz danach mussten Flüchtlingskinder beschult werden. Gleichzeitig wurden mehr Ganztagesklassen eingerichtet. Um das gut zu machen, brauchte man ab da mehr Personal. Erst seit wenigen Jahren muss man in Bayern das Staatsexamen in der Grundschule nicht mehr mit einer 1,... bestehen, um sofort übernommen werden. Innerhalb von 3-4 Jahren waren sämtliche Wartelisten abgeräumt und jeder, der die beiden Staatsexamen besteht, wird bis zu einem Schnitt von 3,5 in Grund- und Mittelschule übernommen.


    Es stimmt: Vor ca. 15- 20 Jahren gab es schon einmal ein Arbeitszeitkonto, das danach wieder ausgeglichen wurde. Von daher denke ich, dass das passen wird.
    Obwohl alles ärgerlich ist und von wenig Voraussicht zeigt, frage ich mich, was hätte man kurzfristig anders machen können um dem Lehrermangel zu begegnen.
    Bei der Teilzeit geht es um die Antragsteilzeit ohne familiäre oder sonstige Gründe. Da musste man schon für dieses Schuljahr mindestens 21 Stunden machen. Nun muss man ab nächsten Schuljahr mindestens 24 Stunden unterrichten. Wer noch Kinder unter 18 hat, kann weiterhin weniger Stunden beantragen, diese Art von Reduzierung ist nicht betroffen. Das Sabbatjahr fällt weg und man kann auf Antrag frühestens mit 65 in den Ruhestand gehen. Die Altersermäßigung bleibt erhalten.
    Wegen Stressreduktion haben viele in der Grundschule auch ohne familienpolitische Gründe diesen Antragsteilzeitantrag gestellt.
    Ich denke, wer so kaputt ist, dass er die Vorgaben nicht mehr schafft, lässt sich eben krank schreiben. Ich bin einmal gespannt, ob die Maßnahmen wirklich zur Überbrückung helfen werden.


    Vielleicht ist das Kultusministerium so schlau und entlastet uns einmal von Zusatzaufgaben: Konzepterstellung, ständig neue pädagogische Konzepte, Evaluation und Zielvogaben, Zeugnisberichte, Vorgaben der 22 Proben in D, M und HSU im 4. Schuljahr, Herunterfahren des Fortbildungszwangs....
    Außerdem könnte man sich einmal überlegen, ob man das dreistündige Religion- und Ethikfach um eine Stunde kürzen kann. Selbst in Ba-Wü wird seit Jahr und Tag Religion nur 2stündig unterrichtet.


    Die Qualifizierungsmaßnahmen von jungen Lehrern anderer Schularten finde ich gut. Allerdings bin ich dagegen, irgendwelche Seiteneinsteiger betreuen zu müssen, die fälschlicherweise meinen, dass Grundschule ein Spaziergang sei. Denn ich glaube einfach, dass dadurch viel Unruhe in das ganze Grundschulsetting hineingetragen wird und die gesamte Professionalität leidet. Die pädaogische und erziehliche Herausforderung in der Grundschule ist groß - diese muss professionell geleistet werden und ist nicht zu unterschätzen. Da unterrichte ich lieber eine Stunde mehr.


    Um arbeitslose Lehrer anderer Schularten zu motivieren, muss erst einmal die Bezahlung gleichgestellt werden. Interessanterweise scheinen arbeitslose Gymnasiallehrer auch gerne an die Förderschulen zu gehen, obwohl die Herausforderung dort eine ganz andere ist als das, was sie ursprünglich studiert haben. Aber dort stimmt zumindest mit A13 die Eingangsbesoldung.

  • will man die förderzentren, musst du als fertiger gym-lehrer an manchen orten nur einen scan deines zweiten examens (für eine andere schulart...) an die zuständige behörde schicken. du bekommst den job unbesehen. viele geben dann auch schnell wieder auf, was man so hört, aber der bedarf scheint enorm zu sein.

  • Kann mir jemand folgende Frage beantworten:


    Bekommen Kollegen mit familienpolitischer Teilzeit in Bayern dann ab nächstem Jahr weniger Geld für gleichbleibende Stundenzahl? Denn sie arbeiten ja z.B. nicht mehr 16 von 28 Stunden, sondern 16 von 29 Stunden.

  • (...) Innerhalb von 3-4 Jahren waren sämtliche Wartelisten abgeräumt und jeder, der die beiden Staatsexamen besteht, wird bis zu einem Schnitt von 3,5 in Grund- und Mittelschule übernommen.(...)
    Obwohl alles ärgerlich ist und von wenig Voraussicht zeigt, frage ich mich, was hätte man kurzfristig anders machen können um dem Lehrermangel zu begegnen. (...)

    Zumindest ein wenig mehr wäre kurzfristig möglich gewesen wenn man davon abrücken würde nur bis 3,5 einzustellen und danach faktisch ein Berufsverbot zu erheben, weil auch nicht im Angestelltenverhältnis beschäftigt werden darf. Bestanden hat man bis 4,0. Das mögen nicht die herausragendsten Lehrkräfte sein, aber sie haben nicht grundlos bestanden, verfügen über eine volle Lehrbefähigung, werden gebraucht (und in anderen BL aktuell mit Kusshand genommen) und können sich wie alle anderen auch noch entwickeln, steigern und sind womöglich abseits von Prüfungssettings auch deutlich stärker als so eine 4,0 ausdrücken würde. Das ist definitiv ein Luxus, den Bayern sich an dieser Stelle auf dem Rücken der bereits Beschäftigen herausnimmt, die dafür jetzt entsprechende Mehrarbeit schultern müssen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Kann mir jemand folgende Frage beantworten:


    Bekommen Kollegen mit familienpolitischer Teilzeit in Bayern dann ab nächstem Jahr weniger Geld für gleichbleibende Stundenzahl? Denn sie arbeiten ja z.B. nicht mehr 16 von 28 Stunden, sondern 16 von 29 Stunden.

    ich würde sagen nein, denn die zusätzliche Stunde wird ja auf dem Arbeitszeitkonto gespeichert und in Folgejahren wieder abgebummelt. Die ist ja nicht mit der aktuellen Bezahlung abgegolten.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • @CDL
    Ich habe die Listen regelmäßig verfolgt. Wer schlechter war, bekam dann einen befristeten Arbeitsvertrag. In irgendeiner Weise bekamen alle etwas, die bestanden haben.

    Auch das lässt sich genau genommen angesichts der aktuellen Maßnahmen nicht rechtfertigen. Die Leute werden offenkundig dringend gebraucht, sind gut genug für befristete Verträge, also sollte das Land sie entfristen und vernünftig einstellen und ggf.verbeamten, ehe sie in andere BL abwandern, die ihnen direkt diesen Weg eröffnen ohne sich mit Befristungen herumschlagen zu müssen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Da unterrichte ich lieber eine Stunde mehr.

    Man kann abwägen, ob man lieber eine Stunde mehr Unterricht erteilt, die tatsächliche Arbeitszeit ist damit aber mehr als "eine Stunde", da ja der Unterricht nicht von alleine läuft und man womöglich noch in einer weiteren Klasse + einem weiteren Fach eingesetzt wird mit allen Konferenzen, die das mit sich bringt


    oder
    ob man stattdessen ungezählt ständig die Einarbeitung von abgeordneten Lehrkräften, Quer- und Seiteneinsteigern schultern muss.


    Das ist beides dämlich
    und in jedem Fall sollten die Gewerkschaften, wenn dem denn so ist, massiv auf andere Erleichterungen drängen. Die Arbeitszeit bleibt ja bei 41 Std. in der Woche, da werden andere Aufgaben liegen bleiben müssen, wenn man durch die zusätzliche Aufgabe eingebunden ist.
    Vielleicht muss das noch viel deutlicher zur Sprache kommen.


    Wie wäre es denn, wenn BY an der Stundentafel streicht? Schließlich gibt es dort in der GS 104 Std. , in anderen Bundesländern nur 93 verteilt auf 4 Jahre.
    siehe: https://www.kmk.org/fileadmin/…den_der_Schueler_2017.pdf

  • Fraglich, ob das rechtlich möglich ist. Es gibt gesetzliche Regelungen zur Teilzeit und da entscheidet der Arbeitnehmer über die Höhe und nicht der Arbeitgeber.

    das Teilzeit - und Befristungsgesetz sieht durchaus vor, dass der Arbeitgeber im begründeten Fall einen Teilzeitantrag nicht genehmigt.


    Ansonsten gilt das Teilzeit- und Befristungsgesetz nicht für Beamte.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

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