Sportunterricht Lehrer m/w

  • Ich stimme dir zu, dass es da im Studiendesign einige Schwächen gibt, einige hängen aber sicher mit der Rekrutierung der Stichprobe zusammen: Du wirst keine repräsentative Stichprobe von sexuell missbrauchten Personen zusammenstellen können, weil da das Dunkelfeld so massiv hoch ist und die Bereitschaft sich einer intensiven Befragung zu unterziehen eher gering sein dürfte, gerade bei den Personen die nie therapeutisch begleitet worden sind (Verdrängung, Selbstschutz). Im Gefängnis haben die Leute in Bezug auf therapeutische Begleitung wenig Wahl (wenn sie möglichst kurz dort bleiben möchten), weshalb ich nachvollziehen kann, warum so herum gearbeitet wurde. Du erwischt eindeutig nachgewiesene Täter und du bekommst eine klare Aussage, ob sie selbst Opfer gewesen sind.


    Die Aussage der Studie ist meiner Meinung nach übrigens auch logisch falsch herum (was aber nicht an den Daten, sondern an der Interpretation liegt):
    Es müsste nicht: "pädosexuell viktimisierte Personen [weisen] eine gesteigerte Chance [auf], im Erwachsenenalter ein pädosexuelles Delikt zu begehen"
    heißen, sondern: "Erwachsene die ein pädosexuelles Delikt begehen, weisen eine gesteigerte Chance auf selbst in der Kindheit pädosexuell viktimisiert worden zu sein."

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Mal zum Sportunterricht: Wo siehst du denn da konkret das Problem, bei einem männlichen Lehrer und Schülerinnen?
    Umkleide: Es gibt Lehrerumkleiden und Schülerumkleiden und da geht man nur rein, wenn irgendwer kollabiert und dann, bei allem Respekt, hat man ein wichtigeres Problem als Schamempfinden.

    Doch, als Lehrkraft muss man häufiger in die Umkleide.
    Auch dort treten ähnliche Probleme wie im Klassenzimmer zur Pausenzeit auf. Das lässt man doch auch nicht ohne Aufsicht.
    Wenn es drinnen Zeter und Mordio gibt, und ich mal eine Jungen Klasse als Frau habe, ist es doof, wenn man nicht direkt reingehen kann.

  • Normalerweise kann ich auch ohne in die Klasse reinzugehen (Jungenklasse) 2-3 Namen rufen, es wird instant ruhig und in 95% der Fälle hab ich zumindest keinen falschen Schüler erwischt und in den 5% der Fälle in denen man jemanden anmault, der gar nicht da ist, führt das auch immer zu Erheiterung und beendet den vorherigen Blödsinn. Oder du faltest sie nach dem Rauskommen zusammen und die Trainingsstunde wird massiv unwitzig. Aber bei mir sind die Leute auch freiwillig, das passiert einmal, danach haben die keinen Bock mehr auf sowas.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Die Aussage der Studie ist meiner Meinung nach übrigens auch logisch falsch herum (was aber nicht an den Daten, sondern an der Interpretation liegt):
    Es müsste nicht: "pädosexuell viktimisierte Personen [weisen] eine gesteigerte Chance [auf], im Erwachsenenalter ein pädosexuelles Delikt zu begehen"
    heißen, sondern: "Erwachsene die ein pädosexuelles Delikt begehen, weisen eine gesteigerte Chance auf selbst in der Kindheit pädosexuell viktimisiert worden zu sein."

    Ja, so rum wird dann ein Schuh daraus, war den Autoren aber wohl zu profan und naheliegend, da man dafür keine neue Studie benötigt hätte. Zu irgendeinem neuen, kontroversen Ergebnis muss eine Studie mit so einer eingeschränkten Stichprobe ja kommen, um sich selbst zu legitimieren und neue Forschungsgelder zu sichern...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Doch, als Lehrkraft muss man häufiger in die Umkleide.Auch dort treten ähnliche Probleme wie im Klassenzimmer zur Pausenzeit auf. Das lässt man doch auch nicht ohne Aufsicht.
    Wenn es drinnen Zeter und Mordio gibt, und ich mal eine Jungen Klasse als Frau habe, ist es doof, wenn man nicht direkt reingehen kann.

    Natürlich stellt das grundsätzlich ein Problem dar. Und es ist wichtig, dass die Schule derlei Dinge offen kommuniziert. Wie wird in welchen Situationen gehandelt? Man kann auch Schülerumfragen machen, in welchen örtlichen Bereichen, zeitlichen Situationen usw. sie sich sicher oder unsicher fühlen. Da sind aber umfassendere Planungen, Einbeziehen vieler Beteiligter etc. notwendig.


    Wichtig ist es v.a., dass man nicht den einzelnen mit der Aussage allein lässt, er solle sich halt durchsetzen/irgendeine Lösung finden/das sei doch alles keiner Rede wert. Spätestens wenn sich ein*e Schüler*in über eine Lehrkraft beschwert kann das Problem plötzlich sehr groß für die betreffende Person sein, der vielleicht dann keiner mehr zuhören mag.

  • Du meinst als Metaanalyse den Spektrumartikel, oder?

    Nein, ich meine die 2005 von Janet Shibley Hyde veröffentlichte Studie "The Gender Similarities Hypothesis", die im von mir verlinkten Spektrumartikel (den alle hier lesen können) wiederum verlinkt ist (die meisten hier werden nicht wissen, wie sie sich darauf Zugriff verschaffen). Diese wird wiederum auch auf der von Dir verlinkten Wiki-Seite erwähnt und aus der zitiere ich jetzt mal:


    "Most IQ tests are constructed so that there are no overall score differences between females and males. Areas where differences have been found include verbal and mathematical ability.[15][16] IQ tests that measure fluid g and have not been constructed to eliminate sex differences also tend to show that sex differences are either non-existent or negligible.[16][17] 2008 research found that, for grades 2 to 11, there were no significant gender differences in math skills among the general population.[18] Differences in variability of IQ scores have been observed in studies, with more men falling at the extremes of the spectrum.[19][20]
    Because social and environmental factors affect brain activity and behavior, where differences are found, it can be difficult for researchers to assess whether or not the differences are innate. Some studies showing that differences are due to socially assigned roles (nurture), while other studies show that differences are due to inherent differences (natural or innate).[21] Studies on this topic explore the possibility of social influences on how both sexes perform in cognitive and behavioral tests. Stereotypes about differences between men and women have been shown to affect a person's behavior (this is called stereotype threat).[22][23]"

    Weiter unten heisst es dann mit Verweis auf die Hyde-Studie dass es bei rund 80 % aller untersuchten Merkmale keine geschlechtstypischen Unterschiede gäbe und unter den restlichen 20 % dann halt Merkmale auftauchen, die der unterschiedlichen Physiologie geschuldet sind, so sind Frauen nun mal im Durchschnitt kleiner als Männer. Aber dazu schrieb ich auch schon vor einigen Seiten, dass das natürlich klar ist nur spielt es im Alltag eines halbwegs zivilisierten Mitteleuropäers eigentlich keine Rolle. Ich bin z. B. sogar noch kleiner als die mitteleuropäische Durchschnittsfrau habe dadurch im Alltag aber sicher keinen signifikanten Nachteil und wüsste deshalb auch nicht, warum man speziell Rücksicht darauf nehmen sollte bzw. wird auf dieses Merkmal (und zwar unabhängig vom Geschlecht!) in unseren Breitengraden ohnehin ausreichend Rücksicht genommen indem im Supermarkt halt Elefantentritte oder Leitern rumstehen die man zur Not benutzen kann um ins Regal reinkrabbeln zu können. Oder anders ausgedrückt (bzw. sinngemäss nach Hyde): Die Varianzen innerhalb der Geschlechtergruppen sind grösser als zwischen ihnen.



    Schau dir einmal Studien zu geschlechtsbedingten Verhaltensunterschieden bei Tieren (Menschen ausgeschlossen) an.

    Um welche Tiere soll es denn genau gehen? Um Schildkröten, bei denen die Weibchen die Eier in der Erde verbuddeln und sich wieder verpissen, genau wie die Männer sich einen Scheiss um die Babys kümmern? Oder um Seepferdchen bei denen die Brutpflege allein den Männern aufgehalst wird? Oder um Trauerschwäne, bei denen Männlein und Weiblein gemeinsam das Nest baut, die Eier ausbrütet und die Küken abwechselnd auf dem Rücken durch die Gegend schippert? Oder doch eher um Katzen, bei denen allein die Weiblein die Kleinen versorgen während sich die Männer um die Revierpflege kümmern und sich gegenseitig die Augen auskratzen? Will heissen, die artspezifischen Varianzen (die eben genetisch bedingt sind) sind so viel grösser als die geschlechtsspezifischen, dass dieser Hinweis im Kontext jetzt wohl eher unglücklich war. Aber bleiben wir kurz bei Tieren mir kommt da nämlich ein schönes Beispiel für hormonell bedingtes vs. erlerntes Verhalten in den Sinn: Ich hatte 20 Jahre lang Kaninchen auf meinem Balkon sitzen, natürlich immer paarweise, hier dann aber alle Kombinationen mal durch. Männliche Tiere lässt man in der Heimtierhaltung immer kastrieren und da kommt es entscheidend auf den Zeitpunkt des Eingriffs an, wie die Kerlchen sich hinterher verhalten werden. Lässt man eine sogenannte Frühkastration durchführen, bei der die Hoden noch vor der Geschlechtsreife entfernt werden, hat man ein Männchen, das gar nicht weiss, was es mit dem eigentlich art- und vermeintlich geschlechtstypischen "Rammeln" auf sich hat. Frühkastrierte Männeken rammeln und balzen einfach nicht. Lässt man die Böller nach der Geschlechtsreife entfernen, wird das Kerlchen auch weitestgehend ohne Testosteron weiter rammeln und balzen, gelernt ist gelernt. Abgesehen davon sind zwei Weiber selbst im kastrierten (und ich meine wirklich kastriert und nicht sterilisiert ...) Zustand zusammen meist eine üble Plage während ich zuletzt zwei kastrierte Jungs vollkommen friedlich zusammen auf Balkonien hatte.


    Auch beim Menschen entscheidet bei weitem nicht allein der Testosteronspiegel über das Level an Aggressivität. Ein Zusammenhang wurde lediglich schwach signifikant festgestellt, ausschlaggebend scheint viel eher das Verhältnis von Testosteron zu Cortisol. Zudem war ich bislang der Ansicht, dass der entscheidende Unterschied zwischen Mensch und Tier sei, dass unsereins sich der eigenen Biologie bewusst sei und man dieser demnach nicht hilflos ausgeliefert ist. Zugegeben habe ich aber genau an der Stelle immer schon ein arges Problem mit dem Feminismus denn einerseits will Frau ja die bedingungslose Gleichberechtigung und andererseits soll man dann doch wieder Rücksicht nehmen auf die geschlechtsspeziefische Biologie, für die Frau nichts kann und die die vermeintlich unkontrollierbar das eigene Verhalten bestimmt? Das will mir nicht einleuchten. Emanzipation funktioniert meiner Ansicht nach (persönliche Meinung!) nur, wenn man sich vor allem auf die 80 % besinnt, die restlichen 20 % nicht zwanghaft ignoriert aber zumindest situativ angemessen kontrollieren kann. Unsere gesellschaftlichen Strukturen sind für mein Empfinden lange genug durch die Verteilung der Geschlechtschromosome kontrolliert und zementiert worden, das finde ich nicht mehr zeitgemäss.



    Wenn die Frauen ganz frei, ohne äußere Zwänge und möglichst gleich sozialisiert ihr Studium wählen (Schweden), dann wählt fast niemand die Ingenieurswissenschaften und EW ist überlaufen.

    Das (fett markiert) scheint mir unmöglich. Ich kenne dieses Beispiel natürlich und ich finde das ein sehr interessantes Phänomen das ich im kleinen Massstab ja auch bei meinen Jugendlichen beobachte (im Profil Mathe/Physik sitzen 80 % Jungs, in den Sprachprofilen sitzen 80 % Mädchen). Meine Interpretation der Dinge ist, dass wir heute eben wieder an einen Punkt gelangen, an dem es als Zeichen der weiblichen Emanzipation gilt, sich auf die "Mädchen-Biologie" rückzubesinnen. Trotzdem ist eben keine Frau und auch kein Mann jemals frei von gesellschaftlichen Zwängen. Wie viel biologisch determiniert und wie viel wirklich gesellschaftliche Erwartungshaltung ist werden wir demzufolge nie so genau wissen. Damit müssen wir uns meiner Ansicht nach aber auch eingestehen, dass es eben keine rationalen Argumente z. B. für einen geschlechtergetrennten Sportunterricht gibt. Argumente müssen aber auch gar nicht immer rational sein, nur darf man eben auch nicht so tun, als wären sie das.

  • Die Varianzen innerhalb der Geschlechtergruppen sind grösser als zwischen ihnen.

    Doofes Gegenbeispiel, ein besseres fällt mir aus dem Stegreif nicht ein:
    Die Unterdrücker verdienen zwischen 0 und 1000000 Euro pro Tag (Mittelwert 30 000), die Unterjochten bekommen alle jeden Tag 10 Euro.


    Da kann die Varianz innerhalb der einen Gruppe auch größer als der Unterschied im Mittelwert zwischen beiden Gruppen sein und keiner käme auf die Idee, nicht zu differenzieren.

  • Doofes Gegenbeispiel

    In der Tat. Es macht in diesem Beispiel halt einfach keinen Sinn *zwischen* den beiden Gruppen zu differenzieren, sondern viel mehr Sinn *innerhalb* der Gruppen zu differenzieren. Das machen wir als Lehrpersonen im Unterricht doch sowieso ständig.

  • Haha, netter Konter. ;)


    Das Argument, dass innerhalb einer Gruppe große Varianzen sind, verhindert allerdings nicht eine mögliche Unterscheidung zwischen Gruppen. Nicht mehr und nicht weniger. Und das ist völlig unabhängig davon, ob jetzt nun eine Aufteilung konkret in Sport rational begründbar ist oder nicht.



    Ich habe da tatsächlich keine Meinung zu, finde nur die Auswirkungen der Gerichtsentscheidung auf das System Schule spannend.


    Um daher mal wieder zurück zum Ausgangsthema zu kommen:
    Anscheinend gab es tatsächlich eine zeitlang andere Prüfungsanforderungen (thematisch) für Frauen und Männer im Staatsexamen für Sportlehrkräfte, in aktuellen Prüfungsordnungen kann ich dazu allerdings nichts finden.

  • Und das ist völlig unabhängig davon, ob jetzt nun eine Aufteilung konkret in Sport rational begründbar ist oder nicht.

    Damit müssen wir uns meiner Ansicht nach aber auch eingestehen, dass es eben keine rationalen Argumente z. B. für einen geschlechtergetrennten Sportunterricht gibt. Argumente müssen aber auch gar nicht immer rational sein, nur darf man eben auch nicht so tun, als wären sie das.

    Ja ... hab ich jetzt was anderes geschrieben?

  • Ja, so habe ich Dich verstanden.


    Du schriebst, dass es aus Deiner Sicht keinen rationalen Grund für monoedukativen Unterricht gäbe und begründest das unter anderem mit dem Varianzen-Argument. Mit meinem Beispiel wollte ich zeigen, dass das mit den Varianzen allerdings dafür kein geeignetes Gegenargument ist.

  • Doch, tatsächlich ist es noch das rationalste aller Argumente. Folglich ist nämlich das Leistungsspekrum innerhalb einer Geschlechtergruppe so gross, dass man bei einer Leistungsbewertung vor allem die leistungsschwachen Jungs benachteiligt wenn man nach Geschlechtern getrennt bewertet. Man möge mich korrigieren falls mir da jetzt ein Logikfehler unterläuft.

  • Vielleicht konkreter:
    Du bestrafst leistungsschwache Jungs nicht, wenn sie eine leistungsgerechte Note bekommen. Du bestrafst oder bevorzugst Kinder, wenn Du einen unpassenden Maßstab anlegst.


    Bin kein Sportwissenschaftler, aber es ist doch nirgends so einfach die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu messen, wie im Sport. Von außen betrachtet scheint es mir durchaus sinnvoll, dass schlechte Jungs eine schlechtere Note bekommen als gute Mädchen, obwohl die Jungs vielleicht genauso schnell rennen oder springen oder ... Eben weil die Jungs auf ihre Bezugsgruppe schlecht sind, die Mädchen auf ihre Bezugsgruppe aber gut.

  • Doch, tatsächlich ist es noch das rationalste aller Argumente. Folglich ist nämlich das Leistungsspekrum innerhalb einer Geschlechtergruppe so gross, dass man bei einer Leistungsbewertung vor allem die leistungsschwachen Jungs benachteiligt wenn man nach Geschlechtern getrennt bewertet. Man möge mich korrigieren falls mir da jetzt ein Logikfehler unterläuft.

    Ich vermute, man könnte jetzt im Umkehrschluss sagen, dass man die leistungsstarken Mädchen benachteiligt, wenn man nicht nach Geschlechtern getrennt bewertet.
    ... oder?


    Im Endeffekt sagst du mit deinem Beitrag aus, dass leistungsschwache Jungs im Vergleich mit Mädchen, die wohl generell etwas schwächer sind, besser dastehen. Hab ich dich da richtig verstanden?
    Dann gibt es ja aber doch die Unterschiede, die du eigentlich leugnest.
    ... oder?

  • Kathie, ich "leugne" überhaupt nichts. Ich habe auf Studien verwiesen, die zu diesem Thema gemacht wurden und ich habe meine Meinung geäussert.


    Du hast natürlich Recht, dass auch leistungsstarke Mädchen benachteiligt werden, wenn man sie mit den Jungs zusammen bewertet. Dann sollte aber das Sortierkriterium generell ein anderes sei als das Geschlecht, nicht? Die ganze Diskussion hier hat aber ohnehin gezeigt, dass es um die Leistungebeurteilung primär gar nicht geht.

  • Die von dir gemeinte Metanalyse ist öffentlich zugänglich: The Gender Similarities Hypothesis
    Die Leistungsbeurteilung im Sport muss geschlechtsgetrennt erfolgen (in fast allen Sportarten), da sagt auch die Metaanalyse nichts anderes, weil sich da teilweise die größten Diskrepanzen auftun und auch da finden sich jede Menge Unterschiede im Verhalten und diese sind teilweise definitiv nicht durch Sozialisation entstanden. Einfaches Beispiel: Mädchen schauen sich schon direkt nach der Geburt (!) Gesichter länger an als Jungen, die schauen dafür länger auf abstrakte Gegenstände (dieselben Befunde gibt es auch für andere Affenarten). Ich such die Studien nachher raus, wenn Interesse besteht. Hat die Gesellschaft das arme Kind schon im Mutterleib geformt?


    BTW: Dein Punkt, dass die Varianz innerhalb der Geschlechter größer ist, als die zwischen den Geschlechtern, ist wahr aber wertlos. Das gilt quasi immer wenn du Menschen dichotom aufteilst und sagt mehr über die Varianz der Gesamtspezies aus. ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Valerianus ()

  • Die Leistungsbeurteilung im Sport muss geschlechtsgetrennt erfolgen (in fast allen Sportarten), da sagt auch die Metaanalyse nichts anderes

    Die Studie äussert sich überhaupt nicht zur Sinnhaftigkeit einer geschlechtergetrennten Bewertung im Sportunterricht. Sie stellt lediglich fest, dass der grösste Teil, der geschlechtsypischen Unterschiede im Bereich Physiologie zu finden ist und dort auch erst *nach* der Pubertät. Im Fazit der Studie heisst es allerdings, dass man angesichts der Ergebnisse eine zu starke Thematisierung von Geschlechtsunterschieden, die in dem Ausmass eben gar nicht nachweisbar sind, für schädlich im Bezug auf die Entwicklung eines gesunden Selbstverständnisses bei Heranwachsenden hält.



    Dein Punkt, dass die Varianz innerhalb der Geschlechter größer ist, als die zwischen den Geschlechtern, ist wahr aber wertlos.

    Das ist nicht *mein* Punkt, sondern der Punkt auf dem das Fazit der Studie fusst.



    Das gilt quasi immer wenn du Menschen dichotom aufteilst

    Definition "Dichotomie": Zweigliedrige Einteilung *ohne* Schnittmenge. Fazit Studie: Schnittmenge = 80 %, daher Mann und Frau mehr gleich als unterschiedlich, vor allem im Bereich Psychologie und kognitive Fähigkeiten. Fazit Wollsocken: Gehe mit Studie konform.


    Wie wichtig nun die restlichen 20 % sind, da gehen die Meinungen auseinander, Kritiker der Studie finden z. B. dass man bestimmte Merkmale (natürlich sind diese unter den 20 % zu finden) stärker gewichten müsste.



    da finden sich jede Menge Unterschiede im Verhalten und diese sind teilweise definitiv nicht durch Sozialisation entstanden. Einfaches Beispiel: Mädchen schauen sich schon direkt nach der Geburt (!) Gesichter länger an als Jungen, die schauen dafür länger auf abstrakte Gegenstände (dieselben Befunde gibt es auch für andere Affenarten).

    Eben, *teilweise nicht* durch Sozialisation entstanden, das sind die verbleibenden 20 %. Hat Dein "einfaches" Beispiel irgendeine Relevanz für das tägliche Miteinander von Mann und Frau? Ich würde denken dass eher nicht. Ob diese Befunde auch für Affen gelten ist - wie ich bereits weiter oben schon mal schrieb - für uns Menschen irrelevant.



    aber es ist doch nirgends so einfach die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu messen, wie im Sport

    Und in kaum einem anderen Fach dürften die individuellen Voraussetzungen für "Leistungsfähigkeit" so unterschiedlich sein, wie im Sport. Es gibt eben die Vereinssportler und es gibt die, die in ihrer Freizeit keinen Sport machen. In Fächern wie Mathe, Englisch oder Chemie bringen die Jugendlichen ihre Vorkenntnisse fast ausschliesslich aus der schulischen Bildung mit, da wird sich kaum irgendjemand auch in der Freizeit noch hinsetzen und freiwillig üben (allenfalls noch in den Fremdsprachen). Dieser Tatsache wird bei uns Rechnung getragen indem Sport nicht zum Kanon der promotionsrelevanten Fächer gehört. Umso absurder finde ich es ja, dass auch bei uns am Gymnasium nur selten koedukativ unterrichtet wird. Das hat ja ohnehin nichts mit der allenfalls geschlechtergetrennten Bewertung zu tun, das kann man auch in einem koedukativen Unterricht so machen. Soweit ich von meinen Jugendlichen weiss, kann man im Kanton Aargau unterdessen zwischen den drei "Begabungsfächern" Kunst, Musik und Sport wählen, welche Note promotionsrelevant sein soll. Das finde ich einen guten Ansatz.

  • All diese Diskussionen und Probleme demonstrieren mir wieder einmal, dass Sport an einer Schule als "normales Fach" nichts verloren hat. Als extracurriculare Aktivität ohne Noten und engere Verpflichtungen, gerne. Aber ansonsten hat das ganze in einer Bildungseinrichtung nichts zu suchen.

  • Die Variable Geschlecht ist dichotom, es gibt zwei Merkmalsausprägungen und biologisch wird in der überwiegenden Zahl der Fälle exakt eine angenommen. 20% Varianzaufklärung durch eine dichotome Variable ist zudem ein ganz exorbitanter Batzen. Sorry, aber ich mache jetzt ganz sicher keine Statistikübung für Erziehungswissenschaftler, aus der Nummer bin ich jetzt fast 10 Jahre raus...


    Du hast eben noch behauptet, dass es keine verhaltentypischen Variablen gibt, bei denen die Unterschiede durch das Geschlecht zu erklären sind. Ich nenne dir ein Beispiel und jetzt sagst du: Ja, aber das ist doch nicht wichtig. Doch, das ist es. Es gib so viele Säuglingsstudien mit Geschlechtsunterschieden, das zu ignorieren ist einfach nur unwissenschaftlich.


    @Meerschwein Nele: Wir haben schon genug Pommespanzer und Körperclowns in der Gesellschaft, es schadet sicher nicht, wenn Kinder damit zumindest in der Schule mal in Kontakt kommen, in viele Familien ist das inzwischen einer der wenigen Bewegungsanlässe in der Woche. Mens sana in corpore sano.

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