Ich stimme dir zu, dass es da im Studiendesign einige Schwächen gibt, einige hängen aber sicher mit der Rekrutierung der Stichprobe zusammen: Du wirst keine repräsentative Stichprobe von sexuell missbrauchten Personen zusammenstellen können, weil da das Dunkelfeld so massiv hoch ist und die Bereitschaft sich einer intensiven Befragung zu unterziehen eher gering sein dürfte, gerade bei den Personen die nie therapeutisch begleitet worden sind (Verdrängung, Selbstschutz). Im Gefängnis haben die Leute in Bezug auf therapeutische Begleitung wenig Wahl (wenn sie möglichst kurz dort bleiben möchten), weshalb ich nachvollziehen kann, warum so herum gearbeitet wurde. Du erwischt eindeutig nachgewiesene Täter und du bekommst eine klare Aussage, ob sie selbst Opfer gewesen sind.
Die Aussage der Studie ist meiner Meinung nach übrigens auch logisch falsch herum (was aber nicht an den Daten, sondern an der Interpretation liegt):
Es müsste nicht: "pädosexuell viktimisierte Personen [weisen] eine gesteigerte Chance [auf], im Erwachsenenalter ein pädosexuelles Delikt zu begehen"
heißen, sondern: "Erwachsene die ein pädosexuelles Delikt begehen, weisen eine gesteigerte Chance auf selbst in der Kindheit pädosexuell viktimisiert worden zu sein."