Quereinstieg

  • Hallo zusammen,


    Ich habe nach meiner Fachhochschulreife eine Ausbildung zum Notfallsanitäter absolviert und habe in dieser Zeit den Spaß am lehren gefunden.


    Da ich es mir definitiv finanziell nicht leisten kann ein Vollzeitstudium zu absolvieren, stellt sich mir natürlich die Frage wie ich nun am besten Lehrer werde.


    Ich habe mir schon überlegt ein Ingenieursfach als Fernstudium zu absolvieren und damit den Quereinstieg zu probieren. Hat das Aussicht auf Erfolg? Oder wie werde ich "am einfachsten" Lehrer?


    Fächer könnte ich mir vor allem berufliche Fächer vorstellen, gerne auch in die medizinische Richtung. Allerdings bin ich auch technisch-mathematischen Fächern nicht abgeneigt. Als Schulform würde ich gerne an eine Berufsschule.


    Danke für eure Antworten im Vorfeld!


    Bundesland: RLP oder NRW

  • Hallo und willkommen hier :) ,


    ich hoffe, dir können Berufschullehrer*innen weiterhelfen. Hast du dich schon auf den Seiten der Ministerien umgesehen, wie Quereinstieg dort jeweils an deiner Wunschschulart geht?

  • Zuerst einmal solltest du dir den Unterschied zwischen Berufsschule und Berufskolleg klar machen. Die Berufsschule ist nur eine Untermenge von dem, was dich als Lehrer am Berufskolleg erwartet.


    Bevor du irgendwelche Fernstuduengänge beginnst, weil du "Spaß am Lehren" hast, hospitiere lieber erst einmal an einer Schule. Dann kannst du für dich evaluieren, ob der Job wirklich was für dich ist.

  • Hallo und willkommen hier :) ,


    ich hoffe, dir können Berufschullehrer*innen weiterhelfen. Hast du dich schon auf den Seiten der Ministerien umgesehen, wie Quereinstieg dort jeweils an deiner Wunschschulart geht?

    Das Bildungsministerium schreibt das ein Masterabschluss mit 300 ECTS in einem Mangelfach notwendig sind und ein allgemeinbildendes Zweitfach mit 40 SWS oder 40 ECTS. Dazu noch ein Jahr Berufspraxis.


    Dabei stellt sich mir die Frage ob der Notfallsanitäter ggfs. in irgendeiner Art und Weise angerechnet werden kann? Schließlich habe ich dort auch ein Staatsexamen abgelegt?



    Zuerst einmal solltest du dir den Unterschied zwischen Berufsschule und Berufskolleg klar machen. Die Berufsschule ist nur eine Untermenge von dem, was dich als Lehrer am Berufskolleg erwartet.


    Bevor du irgendwelche Fernstuduengänge beginnst, weil du "Spaß am Lehren" hast, hospitiere lieber erst einmal an einer Schule. Dann kannst du für dich evaluieren, ob der Job wirklich was für dich ist.

    Aus Rheinland-Pfalz kenne ich nur die Berufsschule - wobei dort natürlich zwischen verschiedenen Bildungsgängen unterschieden wird. Berufskollege klingt für mich eher nach NRW.
    Ich habe tatsächlich schon in einer Berufsfachschule und in einer allgemeinbildenden Schule hospitiert. Daher kommt auch der Wunsch zum Lehrerberuf.

  • Das Bildungsministerium schreibt das ein Masterabschluss mit 300 ECTS in einem Mangelfach notwendig sind und ein allgemeinbildendes Zweitfach mit 40 SWS oder 40 ECTS. Dazu noch ein Jahr Berufspraxis.
    Dabei stellt sich mir die Frage ob der Notfallsanitäter ggfs. in irgendeiner Art und Weise angerechnet werden kann? Schließlich habe ich dort auch ein Staatsexamen abgelegt?

    Der Notfallsanitäter ist eine Berufsausbildung. Für den Quereinstieg brauchst du ein abgeschlossenes Studium auf Master-Niveau (Diplom oder Magister). Vielleicht findest du eine FH, die dir irgendwas aus der Ausbildung anerkennt und dir so ein oder zwei Semester spart.
    Für einen echten Quereinstieg ins Referendariat (also mit 2.Stex und Option auf das Beamtentum) kommst du nicht an einem mehrjährigen Studium vorbei. Da du noch kein Studium abgeschlossen hast, bietet es sich an, gleich grundständig Lehramt zu studieren.



    Zitat von Pter11

    Aus Rheinland-Pfalz kenne ich nur die Berufsschule - wobei dort natürlich zwischen verschiedenen Bildungsgängen unterschieden wird. Berufskollege klingt für mich eher nach NRW.Ich habe tatsächlich schon in einer Berufsfachschule und in einer allgemeinbildenden Schule hospitiert. Daher kommt auch der Wunsch zum Lehrerberuf.

    In RLP heißt das Berufsbildende Schulen (BBS). Das ist nicht dasselbe, wie Berufsschulen, die sind nämlich nur ein möglicher Bildungsgang innerhalb der BBS. In NRW heißt es Berufskolleg.

  • Du könntest Wirtschaftspädagogik an der Allensbach Hochschule als Fernstudium studieren und danach regulär Referendariat machen und in den Schuldienst einsteigen. Erkundige dich aber vorher, ob dein Bundesland den Abschluss anerkennt (sicher weiß ich das nur von Ba-Wü, Bayern,Bremen und Hamburg).

  • Nichts für ungut, aber der ausgangspost klingt für mich sehr nach "ich erfülle zwar keinerlei Voraussetzungen, will aber möglichst schnell und einfach Lehrer sein, ohne dass mich das etwas 'kostet'." Wenn du Lehrer werden möchtest, dann studier grundständig und mach keine komischen Experimente, mit denen man vielleicht irgendwann irgendwie einen quereinstieg machen könnte.
    Du hast die FH Reife und eine Ausbildung als Notfallsanitäter. Damit bekommst du ohne größeren zusätzlichen Aufwand keinen Fuß in die Tür und das ist auch gut so. Die Stellenlage am Berufskolleg ist gut, aber ohne "richtige" Ausbildung kommst du da nicht rein. Und richtige Ausbildung beinhaltet ein abgeschlossenes Studium und idR auch das Ref, falls du dauerhaft bleiben willst. Und ehe du aufgrund vermeintlicher Zeitersparnis irgendwas nur aus dem Grund studierst, um irgendwann einen Quereinstieg zu machen, würde ich direkt grundständig lehramt studieren. Finanzielle Ausstattung hin oder her - es gibt in Deutschland kein Grundrecht aufs Lehrerwerden, auch wenn man das manchmal denken könnte, wenn man sich so umhört.
    Das klingt jetzt alles garstiger als eigentlich beabsichtigt, aber mich ärgert dieser häufig wahrnehmbare Unterton: Ich will Lehrer werden, aber das darf nix kosten. Jede Ausbildung kostet Zeit und Geld, auch die Lehrerausbildung. Entweder möchte man investieren oder man lässt es. Das ist beim lehramt nicht anders als bei anderen Berufen.

    • Ein Studium der Medizinpädagogik mit anschl, Einsatz in der Notfallsanitäter Ausbildung ist keine Alternative?

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • ... aber mich ärgert dieser häufig wahrnehmbare Unterton: Ich will Lehrer werden, aber das darf nix kosten. Jede Ausbildung kostet Zeit und Geld, auch die Lehrerausbildung. Entweder möchte man investieren oder man lässt es. Das ist beim lehramt nicht anders als bei anderen Berufen.

    Naja, der TE wird nach Fachabitur und dreijähriger Ausbildung immerhin schon 20 Jahre alt sein. Kann er, als Angehöriger der Generation Z, doch nichts dafür, dass sich irgendwann einmal "alte, weiße Männer" so komische Sachen ausgedacht haben, z.B. dass man auf eigene Kosten studieren muss, um Lehrer zu werden, und dass das Ganze inkl. Referendariat noch einmal sechs bis sieben Jahre dauert. So etwas passt doch gar nicht mehr in die heutige Zeit, wo jeder dank Internet (auch so eine komische Erfindung der "alten, weißen Männer") doch alles weiß und kann und der Staat soll es am Besten bezahlen. "OK, Boomer"?


    Gruß !

  • Semi-off-topic:


    Unterhaltsame Realsatire im aktuellen Heftle des Berufsschullehrerverbands B.-W.:

    Zusammenfassung Leserbrief: "mimimimimimimi"
    Mich nervt diese Mentalität dermaßen. "Ich kann xyz nicht machen, deshalb möge man bitte sofort das System ändern, damit mir der weg freigeräumt wird".
    Nicht dass ich etwas dagegen hätte, echte Fehler im System anzuprangern und zu beheben. Aber grenzenlose hürdenlosigkeit auf dem Weg zum Pult darf nicht das Ziel sein. Und "ich habe Kinder und kann mir das zusätzliche Studium nicht leisten" ist für mich kein Argument, ein System zu ändern. In keinem anderen Beruf würde man ein solches Argument gelten lassen. Das Leben ist kein ponyhof und kein "wünsch-dir-was", auch wenn Mama und Papa manchen Menschen das vielleicht haben glauben lassen. Je früher die Menschheit hierzulande das realisiert, desto schmerzfreier funktioniert das Leben. Konkurrenz, wettkampf, harte Arbeit und Schwierigkeiten lauern überall, das ist nunmal so und wird sich nicht ändern, sondern bestenfalls verschieben. Um diese Hürden zu überwinden hilft kein "mimimi" sondern nur Backen zusammenkneifen. Wenn es anders wäre, dann wäre das nicht Planet Erde sondern Schlaraffenland. So, genug gemeckert von meiner Seite :mad:

  • Du meinst, wenn ich jetzt noch einmal Arzt werden will, müsste ich noch einmal komplett neu studieren? Finde ich aber total ungerecht und könnte ich mir auch gar nicht leisten! Ich habe doch schon einmal studiert und zwei Staatsexamina habe ich auch! Ich bin für eine sofortige Änderung der Approbationsordnung für Ärzte und bereite gleich einmal eine Online-Petition vor!


    Gruß !

  • Hallo Pter11,


    wenn dein Wunsch ist, Lehrer zu werden und du noch am Beginn deines Berufslebens stehst, wäre meiner Ansicht nach ein reguläres Lehramtsstudium der einfachste und vor allen Dingen der sicherste Weg. Die Regelungen für den Seiteneinstieg ändern sich häufiger und werden sicherlich auch mal irgendwann wegfallen bzw. wieder reduziert werden. Hinzu kommt: Das normale Referendariat ist ja schon stressig, die OBAS in NRW aber auch - und zwar nicht zu knapp. Zu hoffen, in einigen Jahren dann über den Seiteneinstieg den Weg in die Schule zu finden, wäre mir persönlich zu riskant, wenn doch das Berufsziel eigentlich feststeht und sowieso ein Studium absolviert werden muss. Hast du dich denn schon mal bei in Frage kommenden Universitäten erkundigt, wie der Studienweg aussieht, was evtl. aus der Ausbildung anerkannt werden könnte und ob es die Option gibt, in Teilzeit zu studieren?

  • Es ist aber schon ein Unterschied, ob ich als Ingenieur für Maschinenbau Fertigungstechnik unterrichten möchte oder als Deutsch/Geschichtslehrer als Chirurg tätig sein möchte.

  • Tja, wo ziehen wir die Grenze?


    Beim M.Sc. Ingenieur? Beim B.Sc. Ingenieur? Beim Notfallssanitäter mit Fachabitur? Könnten die nicht alle irgendwie innerhalb ihres Spezialgebiets Schüler erfolgreich unterrichten? Genu wie auch ein Friseur erfolgreich den einen oder anderen Zahn ziehen könnte, so wie früher?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Es ist aber schon ein Unterschied, ob ich als Ingenieur für Maschinenbau Fertigungstechnik unterrichten möchte oder als Deutsch/Geschichtslehrer als Chirurg tätig sein möchte.

    Tja, wo ziehen wir die Grenze?


    Beim M.Sc. Ingenieur? Beim B.Sc. Ingenieur? Beim Notfallssanitäter mit Fachabitur? Könnten die nicht alle irgendwie innerhalb ihres Spezialgebiets Schüler erfolgreich unterrichten? Genu wie auch ein Friseur erfolgreich den einen oder anderen Zahn ziehen könnte, so wie früher?


    Ihr habt beide recht.



    Kommt mir das nur so vor oder gibt es allgemein im Schul"system" immer weniger klare Regeln und zunehmend mehr Grauzonen und "Gewurschtel"?
    In einem Schuljahr wird ein Bewerber vom RP abgelehnt wg. mangelnder Qualifikation, im nächsten darf er dann aber überraschend doch ... Und Zwischenzeitlich macht mal ein Student als Nebenjob die Abschlussklassen usw. (Je nachdem wer gerade am Schreibtisch sitzt oder was es in der Kantine gab.)

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