don't touch?

  • Hallo Ihr Lieben,


    mir geht den ganzen Tag etwas durch den Kopf, das vielleicht ganz läppisch ist, mir aber trotzdem Gedanken macht: Im Seminar hatten wir letztens eine heftige Diskussion darüber, ob /wie man Schüler berühren darf, ohne dass es als Gewalt angesehen werden kann. Auslöser war glaube ich ein zeitungsartikel über Eltern, die einen Lehrer wegen körperverletzung verklagt hatten. Von roher Gewalt bin ich wohl weit entfernt, aber wo liegt sonst die Grenze?
    Ich bin heute mit einem Schüler aus der sechsten Klasse aneinandergeraten, der in der Stunde (Gruppenarbeitsphase) meinte, seinen Müll (Chipstüte, Getränkeverschluss etc) unter den Tischen verteilen zu müssen. Meine Aufforderung, den Mülleimer zu holen und aufzuräumen, hat er zunächst nur mit einem Grinsen quittiert, hat sich aber irgendwann nach längerer Diskussion doch dazu bequehmt den Mülleimer zu holen, wollte sich allerdings sogleich unverrichteter Dinge auf den Rückweg machen - und den habe ich ihm dann versperrt, wobei ich ihn mit einer Hand an der Schulter festgehalten habe. War eher eine 'symbolische' Handlung, also ohne Krafteinsatz, aber ist mir in dem Moment gar nicht so bewußt gewesen: ich wollte einfach, dass er nicht an mir vorbei läuft während ich mit ihm spreche, und deshalb habe ich ihn gewissermaßen reflexhaft festgehalten.
    In der seminardiskussion vertraten einige die Meinung, man solle nie nie nie einen Schüler berühren, da alles gegen einenverwendet werden könne. Wie seht ihr das? Ich will keinesfalls körperliche Gewalt gegen Schüler anwenden, aber grade bei den 'Kleinen' passiert es mir doch hin und wieder, dass ich sie z.B. auf die Schulter tippe wenn sie so vertieft unterm Tisch Mathe machen, während ich über dm Tisch mit ihnen rede, dass sie mich überhaupt nicht wahrnehmen - wird's da schon strafbar oder pädagogisch fragwürdig?


    ratlos,


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

    • Offizieller Beitrag

    Huch, "meine" Kleinen knuddeln mich immer und ich berühre sie auch öfter. Warum nicht? Hab mir da noch keine weiteren Gedanken drüber gemacht, aber in der 1. Klasse ist das vielleicht was anderes?
    Allerdings ist es mir mal in einer "Chaotenklasse" in der ich Vertretung hatte, passiert, dass ich ein Kind, das einfach nicht aufhörte, auf ein anders Kind loszugehen, etwas unsanft packte und auf seinen Stuhl schubste - sozusagen im Affekt.
    Darüber habe ich mir schon länger Gedanken gemacht. Passiert mir auch nicht mehr. Der Schüler hat es mir allerdings überhaupt nicht nachgetragen; weiß gar nicht, ob es für ihn so ein Problem darstellte, wie für mich.
    Sonstige Berührungen finde ich nicht problematisch, solange sie nicht übergriffig sind.
    Und Schultertippen gehört meiner Meinung nach nicht dazu.


    LG,
    Melosine

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

    Einmal editiert, zuletzt von Melosine ()

  • Melosine: Danke für die Antwort, ich fand meine Gedanken auch etwas übertrieben (bezog sich mehr auf's Festhalten als auf das Antippen), aber die Seminardiskussion hat mich schon etwas unsicher werden lassen, da dort sehr strikte Meinungen geäußert wurden..... (Normalerweise halte ich 'von Natur aus' auch eher viel räumliche Distanz, Wutsituationen scheinen da eine Ausnahme zu sein!)


    Schöne Osterferien!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • ich persönlcih würde es tunlichst vermeiden schüler in irgendeienr art und weise zu berühren, aber mehr daher, dass ich selbst damit negative erfahrungen gemacht habe und es ausgesprochen unangenehm finde von menschen, die mir nicht sehr nahe stehen berührt zu werden. wir hatten mal einen ähnlcihen fall im seminar, nach einem rollenspiel sollten wir aus den rollen entlassen werden und die fachleiterin hat uns dambei an den schultern berührt, was ich auch als sehr störend empfand. sicherlich sieht das nicht jeder so eng, aber es reicht ja, wenn es einem schüler unangenehm ist.

  • Im Primarbereich wird es in bestimmten Fällen sogar empfohlen, störenden Schülern einfach die Hand auf die Schulter zu legen. Dadurch wird sich der betroffene schnell der Störung bewusst und stellt sie (meist) ab, ohne dass ich es extra thematisieren muss. Aber vielleicht hat Melosine recht und es ist in der Grundschule etwas anderes. Wenn man die Schüler aufmerksam beobachtet, merkt man aber auch schnell, ob es ihnen unangenehm ist oder nicht - die stürmischen Umarmungen gerade der kleineren Schüler kennen wir schließlich auch.
    Britta

  • Hallo,


    meine Mentorin legt unruhigen Schülern auch zur Beruhigung die Hand auf die Schulter/den Rücken und so ist es mir auch geraten worden.


    Allerdings hat sie gleichzeitig meinen männlichen Referendarskollegen davor gewarnt, Schüler (vor allem Schülerinnen) zu berühren, da dies sehr leicht (absichtlich) missinterpretiert werden kann.


    In dem Zusammenhang noch ein ganz wichtiger Tipp aus meinem Seminar:


    Immer die Tür offenlassen, wenn man mit Schülern spricht bzw. Zeugen dazuholen. Man weiß nie, was einem später angehängt wird. Insbesondere gilt dies natürlich für männliche Lehrer und Schülerinnen. Und einmal erhobene Anschuldigungen lassen sich nur schwer wiederlegen.


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Zitat

    Allerdings hat sie gleichzeitig meinen männlichen Referendarskollegen davor gewarnt, Schüler (vor allem Schülerinnen) zu berühren, da dies sehr leicht (absichtlich) missinterpretiert werden kann. [...] Insbesondere gilt dies natürlich für männliche Lehrer und Schülerinnen. Und einmal erhobene Anschuldigungen lassen sich nur schwer wiederlegen.


    Vor diesem Hintergrund kann man(n) sich ja noch mal die "Büßerhemd"-Debatte in Erinnerung rufen.

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