Gedächtnisspiele für zu Hause für Grundschüler

  • Ich suche nach Gedächtnisspielen, die ich Eltern empfehlen kann, deren Kinder Merkschwächen haben, am besten für 8-10 Jährige.


    Gerade habe ich einen aktuellen Fall, da konnte sich das Kind (sonderpäd. Förderbedarf, akkustische Hörverarbeitungsprobleme) zum ersten Mal in meiner Laufbahn als Lehrerin ein Gedicht, das bisher alle nach einer gewissen Zeit auswendig konnten, trotz hohem Übungsaufwand nicht auswendig merken. Das Kind liest regelmäßig laut.


    Meine Frage besonders an KollegInnen und Sonderpädagogen:
    Kennt ihr da etwas Spielerisches, das man zuhause machen kann und wo effektive Fortschritte zu sehen sind? Mit irgendetwas muss man doch seine Gehirnzellen trainieren können.
    Mir fällt da erst einmal nur das altbekannte Memory ein. Doch das arbeitet mit Bildern und nicht mit Wörtern. Aber das ist wenigstens etwas.

    • Offizieller Beitrag

    Versteht das Kind sicher alle Wörter im Gedicht? (Problem bei Schwerhörigen)
    Gedicht um Bilder ergänzen, mit Bewegungen versehen? Eventuell ein anderes Gedicht aussuchen, bei dem das möglich ist und die Bilder zum Vortrag erlauben? (Nachteilsausgleich)
    Kann das Kind Reimwörter finden und bilden? Dann wäre noch eine Möglichkeit, das Gedicht von den Reimwörtern ausgehend zu lernen.


    Was meinst du mit "Das Kind liest regelmäßig laut."? Dass es laut lesen kann? Dass es nicht leise lesen kann? Dass ihr das als Strategie zum Erlernen von Gedichten geübt habt?

  • Soweit ich weiss ist so eine Art "Gehirnjogging" gar nicht möglich. Will heissen, wenn das Kind viel Memory spielt, dann wird es halt besser im Memory aber die allgemeine Gedächtnisleistung verbessert sich dadurch nicht. Was dagegen hilft ist ein Musikinstrument zu spielen oder regelmässig eine koordinativ anspruchsvolle Sportart zu trainieren. Gelesen (mit original Quellen) in "Abschied von der Küchenpsychologie" von Hans-Peter Nolting.

  • Danke für deine Tipps für Schwächere, konkret ein Gedicht zu lernen.
    Ich bin bei der Benotung jetzt schon großzügig gewesen und habe weniger erwartet - eine kleine Minimalleistung war sichtbar - obwohl sonst kein Nachteilsausgleich besteht.


    Zum laut lesen:
    Ich wollte damit sagen, dass keine großen Leseschwierigkeiten in Bezug auf das Gedicht bestanden.
    Schwerhörig ist das Kind nicht, es hat einen Notenschutz bei der Rechtschreibung und einen Nachteilsausgleich bei längeren Lesetexten.


    Mir ist aber durch diese Aktion bewusst geworden, dass es Kinder gibt, die dringend zusätzlich ihr Gedächtnis trainieren sollten. Und da sie schulisch schon genug gefordert sind, dachte ich daran, mich einmal schlau zu machen, was man den Eltern spielerisch außer das bekannte Memory empfehlen kann, das man so in der Freizeit machen kann. Darum geht es mir in diesem Thread.

    • Offizieller Beitrag

    Zum laut lesen:
    Ich wollte damit sagen, dass keine großen Leseschwierigkeiten in Bezug auf das Gedicht bestanden.
    Schwerhörig ist das Kind nicht, es hat einen Notenschutz bei der Rechtschreibung und einen Nachteilsausgleich bei längeren Lesetexten.

    Eine schwere AVWS (auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) hat ähnliche Auswirkungen wie eine Zentralschwerhörigkeit und kann daher (längerfristig) durchaus zum Förderbedarf "Hören" führen. Die Kinder hören und lesen, aber sie verstehen die Wörter im Zweifelsfall nicht, weil der Wortschatz weit hinter dem durchschnittlich Hörender zurückbleibt.
    Ob das das Problem ist, können wir aus der Ferne nicht beurteilen.

  • Die Frage wäre für mich, warum das Kind nicht lernen kann. Ein Gedicht kann doch eigentlich jeder lernen, der reden kann. Wo kommt die Blockade her? Wenn die Familie das nicht herausfinden kann oder will, nützt m.M.n. auch kein Lernspiel. Wäre es z.B. möglich, dass besagtes Kind Angst vor dem Vortragen hat?


    Ansonsten hat Conni schon Strategien überlegt, ich finde, es gibt keine bessere Möglichkeit etwas zu lernen, als an der Sache selbst. Ich suche in der Regel nach Strategien zum Aufbau einer Kompetenz, um die Aufgabe selbst zu lösen, nicht nach etwas, das "spielerisch" angeblich eine Grundkompetenz fördert.

  • Zur AVWS: Wurde mehrmals geprüft, das ist Kind durchgecheckt, mehr kann man nicht machen. Es waren keine akustischen Hörhilfen notwendig.
    Aber es ist eine Idee, dass der Wortschatz hinterherhinkt. Letztes Jahr war das Weihnachtsgedicht kürzer und sprachlich nicht ganz so anspruchsvoll, das hat das Kind noch bewältigt. Das könnte deine These bestätigen, Conni.


    Ansonsten, danke für eure Gedanken.


    Wie ich aus den bisherigen Beiträgen sehe, ist man wohl zuhause eher beschränkt, das Gedächtnis allgemein zu trainieren und muss das Kind zu einem koordinationstechnischen Sport schicken oder es muss ein Instrument lernen. Das besagte Kind ist sportlich und auch koordinationsmäßig ziemlich gut (was ich so im Sportunterricht sehe und wenn ich die Ergebnisse in den künstlerischen Fächern sehe) und spielt Fußball.

    • Offizieller Beitrag


    Kind (sonderpäd. Förderbedarf, akkustische Hörverarbeitungsprobleme)


    Zur AVWS: Wurde mehrmals geprüft, das ist Kind durchgecheckt, mehr kann man nicht machen. Es waren keine akustischen Hörhilfen notwendig.

    1. Hörhilfen helfen bei AVWS oder zentraler Schwerhörigkeit nicht.
    2. Was genau meinst du eigentlich mit "akustisches Hörverarbeitsungsproblemen"? Ich bin automatisch von auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsschwäche ausgegangen und verstehe das jetzt nicht ganz: Was ist der Unterschied zur AVWS? Was genau kann das Kind nicht gut verarbeiten?

  • Was mir noch einfiele: kennt das Kind Weihnachts- , Kinderlieder oder Weltmeisterschafthymnen? wäre eine Möglichkeit, den Eltern und dem Kind zu zeigen, dass es natürlich auswendiglernen kann. Vertrauen geben: klar schaffst du das, ich weiß es und sieh selbst, du kannst das. Ganz sicher.


    Dem Text mit Wortbedeutungen und Bildern Sinn zu geben und mit Bewegung oder Emotionen zu verknüpfen sind auch klassische Langzeitgedächtnisstützen.



    Soweit ich weiss ist so eine Art "Gehirnjogging" gar nicht möglich.

    Weißt du, ob es dazu noch mehr Veröffentlichungen gibt? Wäre nicht uninteressant für die Lehrerausbildung. Ich sehe z.B. wie Referendare Schüler Mandalas ausmalen lassen, um die Konzentration zu fördern o.ä.

  • Ich meinte die AVWS, ich hatte es nur etwas salopp ausgedrückt.

    Ich komme auch nicht ganz mit.
    Ist das nun diagnostiziert oder nicht?
    In welchen Bereichen der auditiven Wahrnehmung/Verarbeitung ist das Kind wie eingeschränkt?
    Wie zeigt sich das, z. B. bei diesem Gedicht, konkret?

  • Meinst du mit Gedächtnisspielen sowas wie "Ich packe meinen Koffer..." oder "Quatschsilben merken und nachsprechen"?


    Ich muss ehrlich sagen, dass die meisten Kinder, die ich kenne und bei denen eine AVWS diagnostiziert wurde, nahe an der Grenze zur "Lernbehinderung" waren und somit oft in den Bildungsgang Lernen abrutschten. IQ war meist sehr grenzwertig schwach und die Merkfähigkeit so wenig ausgeprägt, dass sie nicht zielgleich unterrichtet werden konnten.


    Ich habe mich immer gefragt, welche Hilfen es im Unterrichtsalltag bei AVWS für die Kinder gibt? Was kann man tun, damit sie besser lernen können?

  • Meinst du mit Gedächtnisspielen sowas wie "Ich packe meinen Koffer..." oder "Quatschsilben merken und nachsprechen"?

    Nicht nur das, vielleicht irgendwelche gezielten Lernspiele (Brettspiele, Kartenspiele), die die Merkfähigkeit schulen. - Wenn es etwas nutzt, da der Beitrag von Wollsocken besagt, dass das nichts nutzen soll.


    Und Shadow, die Merkmale, die du beschreibst, treffen auf "meinen Fall" ähnlich zu, nicht ganz so ausgepägt in den Bereichen, weshalb noch zielgleich unterrichtet wird.

  • Gezielte Lernspiele fallen mir da gerade nicht ein, vielleicht spuckt google was aus.
    Allerdings wage ich auch zu bezweifeln, dass das wirklich allzu viel bringt.


    Ich hatte in der Klasse mal zwei Familien, die wirklich SEHR engagiert waren und zu Hause mit ihrem AVWS-Kind alles Mögliche geübt und trainiert haben. Viele Übungen kann man eben auch gut in den Alltag einbauen, man braucht sich ja nur Einkaufszettel zu merken oder sonstwas.
    Was ich sagen wollte, ist, dass sie wirklich viel getan haben, auch Sport, Instrument und spielerische Gedächtnisübungen, es hat aber die Merkfähigkeit nicht wirklich trainiert, zumindest nicht so, dass man in der Schule Fortschritte feststellen konnte.
    Ich denke, da sind einfach irgendwo Grenzen, über die man nicht hinauskommt.


  • Ich muss ehrlich sagen, dass die meisten Kinder, die ich kenne und bei denen eine AVWS diagnostiziert wurde, nahe an der Grenze zur "Lernbehinderung" waren und somit oft in den Bildungsgang Lernen abrutschten. IQ war meist sehr grenzwertig schwach und die Merkfähigkeit so wenig ausgeprägt, dass sie nicht zielgleich unterrichtet werden konnten.

    Kommt vermutlich auf den durchgeführten Test an. Wenn das Kurzzeitgedächtnis nur oder weitgehend auf auditiver Ebene überprüft wird und einen erheblichen Anteil am Gesamtresultat ausmacht, dann wundert das nicht. Ebenso wenn kristalline Fähigkeiten mit überprüft werden. (Siehe z. B. KABC-II, WISC-V.) Interessant ist da ja das Intelligenzprofil bzw. der Vergleich mit anderen Bereichen, z. B. der visuellen Verarbeitung oder der Verarbeitungsgeschwindigkeit, auch um Kompensationsmöglichkeiten zu eruieren.

    Ich habe mich immer gefragt, welche Hilfen es im Unterrichtsalltag bei AVWS für die Kinder gibt? Was kann man tun, damit sie besser lernen können?

    Für einen guten einführenden Artikel in die Thematik halte ich: https://www.uni-potsdam.de/fil…og/Borgward_2016_AVWS.pdf (zum Unterricht ab S. 5 unten)


    Auch im Anhang der offiziellen Leitlinie finden sich einige Tipps zu Schule und Unterricht: http://www.dgpp.de/cms/media/d…P-Leitlinie-AVWS-2015.pdf (ab S. 78)

  • Nicht nur das, vielleicht irgendwelche gezielten Lernspiele (Brettspiele, Kartenspiele), die die Merkfähigkeit schulen. - Wenn es etwas nutzt, da der Beitrag von Wollsocken besagt, dass das nichts nutzen soll.

    Finde ich auch einleuchtend, was muss man denn tun, um Memory zu spielen? Man nutzt doch wiederum mehr oder weniger bewusst Lernstrategien. Mnemotechniken wie "die zweite Karte rechts außen ist ein Hund, daneben lag das Reh, das auch bellt" könnte man sich aneignen. Das müsste einem aber ein Erwachsener zeigen. Und die erworbene Technik, wenn überhaupt möglich, auf das Gedicht bewusst übertragen werden. Dann kann ich auch gleich Strategien für das Gedicht suchen.


    "Merken" macht das Gehirn mehr oder weniger gut von Geburt an, das ist ja auch ein Teil dessen, was wir Intelligenz nennen, die wiederum nicht beliebig entwickelbar ist. (Kaputtmachen kann man da schon eher was, bei mangelnden Anreizen in der frühen Kindheit z.B.)


    Bei aller Mühe, unsere "lernbehinderten" Schüler kommen an bestimmten Punkten auch nicht weiter, da können wir noch so viel und lange fördern. Aber: Gedichte auswendig zu lernen, das bekommen sie eigentlich hin.

  • Wobei Memory und Gedicht ja schon zwei verschiedene Dinge sind. Ein Memory ist rein visuell, da muss ich die Bilder nicht einmal benennen können, um das zu spielen; und das Gedicht ist ja das komplette Gegenteil.

  • @ Plattenspieler: Danke für die Links! Hab ich gerade mal überflogen.
    Interessant finde ich u.a., dass es "in der Forschungswelt umstritten ist, ob eine AVWS als Ursache für eine Sprachentwicklungsstörung und Lernstörung gelten kann".
    Aufgrund meiner Erfahrungen kann ich das bestätigen.

  • Wobei Memory und Gedicht ja schon zwei verschiedene Dinge sind. Ein Memory ist rein visuell, da muss ich die Bilder nicht einmal benennen müssen, um das zu spielen; und das Gedicht ist ja das komplette Gegenteil.

    ja sicher, es geht darum, ob man durch eine Tätigkeit "Gedächtnis" oder "Konzentration" gesondert fördern kann, allein dadurch, dass man sie ausübt. Also kann ich Memory spielen (o.ä., bei dem man sich etwas merken muss) und sich dadurch automatisch etwas anderes auch besser merken. Also selbst wenn Kinderreime spielerisch geübt würden, was wäre da der Merkeffekt beim Gedicht? Die Strategien wären Sprechrhythmus, Wiederholung, Bewegung. S.o.

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