Kostüme vorschreiben im Theaterkurs

  • Hallo!
    Ich werde nun im folgenden Halbjahr einen Theaterkurs in der Oberstufe an meiner Schule anbieten. Ich mache das zum ersten mal und habe daher noch wenig Erfahrung. Es handelt sich um ein von SuS selbst geschriebenes Stück, in dem es um Freundschaft, Einsamkeit, Depression usw. gehen wird. Ich war mir nun unsicher, was die Kostüme angeht. Das würde ich jedoch zu Beginn des Kurses schon gerne festlegen, damit dieser Eckpfeiler schon mal gesetzt ist.
    Die ursprüngliche Idee, dass die SuS alle in Alltagskleidung spielen könnten, habe ich aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Ich fände auch schon bei den Proben gut, eine gewisse Theateratmosphäre zu schaffen, indem die TeilnehmerInnen sich dafür umziehen. Ich habe mir jetzt gedacht, dass es für die Inszenierung sehr gut wäre, wenn alle einheitlich in dunklen Hosen und dunklen Oberteilen auftreten würden (bzw. dann auch schon bei den Proben). Eine Kollegin hat mir zudem empfohlen, dass dazu auch alle SchülerInnen barfuß sein sollten, also ohne Schuhe und Socken. So richtig begründen konnte sie es aber nicht.
    Ich finde das an sich erst mal eine sehr gute Idee, da ich es mir irgendwie von der Wirkung her ganz gut vorstelle. Ich meine auch, dass ich das schon des Öfteren im Schultheater so gesehen habe – habe allerdings auch ehrlich gesagt nie so darauf geachtet. Jedoch frage ich mich, ob ich das überhaupt so entscheiden kann, dass alle SuS in diesem Kostüm (einschließlich barfuß) auftreten müssen. Denn wenn, dann müsste es m.E. schon einheitlich sein, also selbst wenn es manchen unangenehm ist, müsste ich da eine klare Vorgabe machen die dann auch für alle gilt. Kann man sich dann einfach darauf berufen, dass es Teil des Unterrichts ist und daher obligatorisch?
    Hat jemand hier schon mal einen Theaterkurs geleitet und Erfahrungen mit dieser Frage gemacht?
    Liebe Grüße

  • Warum besprichst du es nicht mit der Theatergruppe? Kannst du nicht ihre Vorstellung der Umsetzung mit einbeziehen? Es ist Oberstufe! (Ich würde das sogar mit meinen "Kleinen" besprechen). Sie müssen ja schließlich die Rollen glaubhaft verkörpern.

  • Ich werde es natürlich mit ihnen besprechen. Aber erfahrungsgemäß gibt es ja oft Leute die sich querstellen wenn man sie fragt, daher dachte ich, ich sollte schon mit einer klaren Vorstellung ankommen, die dann auch umgesetzt wird. Denn was ich nicht will, ist dass es jeder am Ende dann für sich entscheidet und auf der Bühne dann ein Wirrwarr herauskommt. Also wenn mit Kostümen, dann auch konsequent für alle. Daher wollte ich vorher mal fragen, ob man das verlangen kann und wie die Erfahrungen so sind, die andere evtl gemacht haben.

  • Es gibt bald auch ein Vortreffen aller TeilnehmerInnen. Aber ich wollte dann eher schon mit einem Konzept zu ihnen hingehen und es ihnen dann vorstellen. Daher wollte ich einfach ein paar Dinge vorher abchecken, wie es aussieht und was die Möglichkeiten sind :)

  • Ist das Stück schon fertig? Sollten die Kostüme/Requisiten nicht zur Rolle passen? Sollten die SuS da nicht Mitspracherecht haben? Wenn da allerdings z.B. die personifizierte Depression in Form mehrerer Schüler auftaucht, stelle ich mir in dem Fall für diese SuS einheitliche Outfits gut vor, ansonsten sehe ich den Sinn nicht wirklich. Welchen Effekt möchtest du damit erzielen? Barfuß verstehe ich auch nicht. Müsst ihr nichts aufbauen ( Verletzungsgefahr)? Hygiene? Willst du wirklich so viel Probenzeit mit Umziehen verbringen lassen? Ich arbeite allerdings mit Grundschülern, da dauert das alles natürlich länger... Einheitliches Outfit für Aufführungen anzuordnen ist mMn kein Problem (barfuß schon), aber das für alle Proben durchzusetzen wäre mir zu anstrengend.

  • Hallo Rena,
    Die Idee hinter den einheitlichen Outfits ist zum einen, dass unterschiedliche Kleidung oder gar Alltagsklamotten ziemlich ablenken können. Einheitliche Kleidung in einer Farbe sollte nach meiner Vorstellung dagegen eher die schauspielerische Leistung der SuS an sich hervorheben. Zudem wirkt es einerseits betont schlicht und bescheiden, indem nichts an der Kleidung irgendwie hervorsticht oder z.B. einen sozialen Status impliziert. Und die Einheitlichkeit sowie die dunkle Farbe zeigen dann auch, dass alle beteiligten Rollen in der einen oder anderen Weise von den Problemen um die es geht, betroffen sind. Ich hoffe, das erklärt es etwas besser.


    Hygiene sollte kein Problem sein. Es gibt einen eigenen Theaterraum zum Proben, der immer recht sauber ist. Das Umziehen sollte nicht mehr als 5 Minuten in Anspruch nehmen, aber das ist es mir wert, auch damit es einen klaren Cut gibt, den die SuS auch so empfinden: So, jetzt ziehe ich mich um, jetzt beginnt die Probe. Vielleicht muss man es auch nicht von der ersten Stunde an machen, aber irgendwann dann halt schon.

  • Ah und barfuß findest du schon problematisch? Ich war mir da auch unsicher, aber andrerseits wird es im Sportunterricht ja auch so gefordert und eigentlich ist es ja nichts Schlimmes. Könntest du vielleicht noch mal sagen, warum es problematisch wäre, das zu verlangen?

  • Ah und barfuß findest du schon problematisch? Ich war mir da auch unsicher, aber andrerseits wird es im Sportunterricht ja auch so gefordert und eigentlich ist es ja nichts Schlimmes. Könntest du vielleicht noch mal sagen, warum es problematisch wäre, das zu verlangen?

    Habt ihr Fußbodenheizung in eurem Probenraum? Wenn nicht: Wie warm ist der Boden denn nach 30, 60 oder 90min barfuß noch in dieser Jahreszeit? Einfach mal selbst testen, ehe du das deinen SuS abverlangst.


    Davon abgesehen: Welche inhaltliche Aussage hat das Schuhwerk bzw. dessen bewusstes Weglassen an dieser Stelle?


    Was die Kostümwahl anbelangt: Wenn es inhaltlich sinnvoll ist, ein einheitliches Farbkonzept zu haben, dann wäre das der Rahmen, den du setzt und welche Farbe es wird könntet ihr gemeinsam festlegen, wenn ihr das Stück kennengelernt habt, alles andere klingt für mich extrem entmündigend gerade in der Oberstufe (würde ich aber auch bei meinen Hasen in 5-10 nicht machen, da das Teil der Erarbeitung des Stücks ist meines Erachtens und auch der Teamarbeit, hier eine gute, gemeinsame Lösung zu finden, die zum Stück passt). Wichtig dafür ist ja auch, dass alle ein komplettes Outfit in der Farbe zur Verfügung haben (nein, nicht alle besitzen ein schwarzes Outfit), denn eine Familie die von ALG II lebt kann nicht mal eben für ein Theaterprojekt neue Klamotten kaufen, womöglich noch mehrere Sätze davon, weil man ja für jede Probe passend eingekleidet sein muss und bei mehreren Pribentagen am Ende mal was gewaschen werden muss.


    Für Proben würde ich den Fokus noch nicht auf die Kostüme legen. Erarbeitet euch das erstmal spielerisch und inhaltlich, ehe ihr in den letzten Proben die passende Gewandung dazunehmt. Das macht es deutlich stressärmer, weil nicht jede Woche jemand sein Zeug vergessen hat, man sich nicht jedes Mal noch umziehen muss und ggf. für eine Generalprobe und die Aufführungen auch einfach etwas von einer Freundin leihen kann, wenn man nichts in der Farbe bestitzt und auch nicht über die finanziellen Mittel zur Anschaffung verfügt (wird schwieriger, wenn man die Kleidung wöchentlich benötigt).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich denke das mit der Kleidung ist kein Problem. Ich denke schon, dass eine dunkle Hose und ein dunkles T-Shirt wirklich fast jeder hat und wenn es jemand nicht hat, kriegen wir das schon hin. Natürlich muss sich niemand extra was kaufen!
    Aber ok, man kann mit den Kostümen auch später anfangen, da es sicher stimmt, dass es zuerst darum gehen sollte, sich das Stück inhaltlich zu erarbeiten.
    Der Probenraum hat eine Art Teppichboden, also so kalt wird er zum Glück nicht. Man darf diesen Boden sowieso nur ohne Schuhe betreten, aber sicherlich kann man dann erst mal auch die Socken anlassen und erst bei den späteren Proben diese dann ausziehen, um sich an das Gefühl zu gewöhnen und auf die Aufführungen vorzubereiten. Die Aufführungen sind auch erst im Sommer, sodass die Temperatur dann kein Problem sein wird (sonst würde es ja auch mit T-Shirts kaum gehen).
    Also Kälte ist wohl eher kein Hinderungsgrund was barfuß angeht. Ich dachte eher in die Richtung, dass es jemandem einfach unangenehm sein könnte.


  • Barfuß würde ich nicht erzwingen, wegen Verletzungsgefahr.

    Auch da kann ich beruhigen. Es liegen keine Scherben oder ähnliches herum. Und wenn alle barfuß sind, verletzt sich auch niemand. Die Gefahr würde ich eher im Sportunterricht sehen, wenn einzelne SchülerInnen barfuß teilnehmen und der Rest mit Schuhen. Aber da macht man es ja auch und ich hab da auch noch nie gehört, dass da etwas ernsthaftes passiert ist.

  • Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen. Einheitliche Kleidung vorzuschreiben wagt selbst die Leiterin der Tanzgruppe meiner Tochter, und deren Auftritte bewegen sich schon in sehr bescheidenem Rahmen. Ich würde wahrscheinlich sogar so weit gehen, die Kleidung wirklich einheitlich anzuschaffen - "dunkle Hose, dunkles Oberteil" kann am Ende doch ganz schön bunt sein. Schwarzes T-Shirt, dazu irgendwas Leggings-artiges, fertig. Dafür ließe sich vielleicht sogar ein Förderverein o.ä. gewinnen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich würde mir nicht so viele Gedanken machen. Einheitliche Kleidung vorzuschreiben wagt selbst die Leiterin der Tanzgruppe meiner Tochter

    Einheitliche Anschaffung ist vielleicht eine gute Idee. Ja, wahrscheinlich denke ich zu viel darüber nach. Denkst du es ist dann auch ok zu verlangen, dass alle die Schuhe und Socken bei den Aufführungen ausziehen sollen?

  • Auch da kann ich beruhigen. Es liegen keine Scherben oder ähnliches herum. Und wenn alle barfuß sind, verletzt sich auch niemand. Die Gefahr würde ich eher im Sportunterricht sehen, wenn einzelne SchülerInnen barfuß teilnehmen und der Rest mit Schuhen. Aber da macht man es ja auch und ich hab da auch noch nie gehört, dass da etwas ernsthaftes passiert ist.

    Fällt deinem Schüler eine Theaterlampe auf den Fuß....
    ...dann sagt die Unfallkasse "Grob fahrlässig, dass die keine Schuhe tragen, weil vorhersehbare Gefahr."


    Vielleicht bin ich da auch wegen meines Fachs Technik etwas paranoid...

  • Nee, bist du nicht, fossi...
    meine AG ist zwar Selbstverteidigung für Mädchen, aber deren Eltern müssen mir auch immer n Haftungsausschluss unterschreiben - eben weil Verletzungen nicht ausgeschlossen werden können (toi toi toi, noch ist nicht wirklich schlimmes passiert, und ja, die Mädels trainieren auch barfuß...)

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wenn die Schüler das Stück selber geschrieben haben, würde ich sie auch selber entscheiden lassen, was an Kleidung jeweils zur Rolle passt. Denn auch die Verkörperung in einem Kostüm gehört doch zur schauspielerischen Leistung.

    Ich werde es natürlich mit ihnen besprechen. Aber erfahrungsgemäß gibt es ja oft Leute die sich querstellen wenn man sie fragt, daher dachte ich, ich sollte schon mit einer klaren Vorstellung ankommen, die dann auch umgesetzt wird. Denn was ich nicht will, ist dass es jeder am Ende dann für sich entscheidet und auf der Bühne dann ein Wirrwarr herauskommt. Also wenn mit Kostümen, dann auch konsequent für alle. Daher wollte ich vorher mal fragen, ob man das verlangen kann und wie die Erfahrungen so sind, die andere evtl gemacht haben.

    Willst du mit deinen Schülern arbeiten oder dein Konzept umsetzen?

    Ah und barfuß findest du schon problematisch? Ich war mir da auch unsicher, aber andrerseits wird es im Sportunterricht ja auch so gefordert und eigentlich ist es ja nichts Schlimmes. Könntest du vielleicht noch mal sagen, warum es problematisch wäre, das zu verlangen?

    Ich finde barfuß auch problematisch.
    Und wo wird das im Sportunterricht gefordert? Ohne Sportschuhe durften wir nie am Sportunterricht teilnehmen.

  • im Sportunterricht u.a. beim Schwimmen, und bspw. auch in diversen Kampfsportarten.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • im Sportunterricht u.a. beim Schwimmen, und bspw. auch in diversen Kampfsportarten.

    Nachvollziehbar, auch im Turnen.
    Aber nicht grundsätzlich. Und auch beim Schwimmen darf ich in Badelatschen bis zum Becken, wenn mir barfuß laufen nicht behagt.

  • Hallo Rena,
    Die Idee hinter den einheitlichen Outfits ist zum einen, dass unterschiedliche Kleidung oder gar Alltagsklamotten ziemlich ablenken können. Einheitliche Kleidung in einer Farbe sollte nach meiner Vorstellung dagegen eher die schauspielerische Leistung der SuS an sich hervorheben. Zudem wirkt es einerseits betont schlicht und bescheiden, indem nichts an der Kleidung irgendwie hervorsticht oder z.B. einen sozialen Status impliziert. Und die Einheitlichkeit sowie die dunkle Farbe zeigen dann auch, dass alle beteiligten Rollen in der einen oder anderen Weise von den Problemen um die es geht, betroffen sind. Ich hoffe, das erklärt es etwas besser.


    Hygiene sollte kein Problem sein. Es gibt einen eigenen Theaterraum zum Proben, der immer recht sauber ist. Das Umziehen sollte nicht mehr als 5 Minuten in Anspruch nehmen, aber das ist es mir wert, auch damit es einen klaren Cut gibt, den die SuS auch so empfinden: So, jetzt ziehe ich mich um, jetzt beginnt die Probe. Vielleicht muss man es auch nicht von der ersten Stunde an machen, aber irgendwann dann halt schon.

    Ok, das leuchtet mir einerseits ein, andererseits kann doch aber ein Kostüm auch helfen, sich in eine Rolle zu versetzen. Und verkleiden macht auch (vielen) Spaß! Neben Verletzungsgefahr und Hygiene finde ich Füße auch eine ziemlich private Sache und würde nicht verlangen, dass die SuS barfuß sein sollen, wenn ich das nicht mal begründen kann. Macht ihr irgendwelche Körperarbeit? "Erdet" ihr euch irgendwie? Das könnte die vergessene Begründung der Kollegin sein. Bei uns machen nur Kinder barfuß beim Sport mit, die ihre Turnschuhe vergessen haben. Auf Socken ist wegen der Rutschgefahr nicht erlaubt. Noch ein letzter Gedanke zum Outfit: Probiert es doch aus! Übt eine Szene ein, spielt sie einmal in Alltagsklamotten und einmal im einheitlichen Outfit und schaut, was besser wirkt und was sich besser anfühlt.

    • Offizieller Beitrag

    warum "barfuss" und nicht "mit Socken"?
    Bei einigen Theaterkursen mussten wir auch die Schuhe ausziehen, es gehört halt dazu, ich hätte mir aber sehr schwer damit getan, richtig barfuss (ohne Socken) zu laufen.
    und ich glaube nicht, dass du sowas "verlangen" kannst.
    als Schülerin hätte ich mich wirklich nicht wohl gefühlt. (ich bin auch unsicher, was dieses "einheitliche Anziehen" bei Proben zu tun hat. Bequeme Kleidung, ja. Farbe für ein halbes Jahr Unterricht vorgeben? Nee.)

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