Uneinheitliche Notenberechnung

  • Soll das eine Reaktion auf meinen Beitrag sein? Falls ja, hast du ihn offenbar nicht wirklich gelesen.

  • Ich teile die erreichte Punktzahl in einer schriftlichen Prüfung durch die Punktzahl, die für die Note 6 (= Bestnote) nötig ist, multipliziere mit 5 und zähle 1 dazu.

    Gurkensalat?


    Moment, bevor du es erklärst, lass doch mal die andern versuchen, hier sind doch noch mehr Naturwissenschaftler :thumbup:

  • Nein, nicht auf deinen, das war allgemein zum Thema.


    Der TE hinterfragt ein Thema, das eine Facette von potenzieller Ungleichbehandlung zeigt.
    Ich behaupte, dass es nichts bringt zu versuchen, diese Facette zu lösen, weil es in unserem Job immer Ungleichbehandlung geben kann und auch wird, weil wir alle unterschiedliche Menschen sind und Menschen mit unterschiedlichen Noten bewerten.

  • Wenn du jetzt zwei Schüler A und B hast, welche beide 2 Klassenarbeiten mit folgenden Noten geschrieben haben:

    • A: sehr gut (100 Punkte); ausreichend (65 Punkte)
    • B: gut (81 Punkte); gut (82 Punkte)

    Dann würde, wenn man das arithmetische Mittel bilden würde,

    • Schüler A: (1 + 4) / 2 = 2,5 die Note befriedigend bekommen
    • Schüler B: (2 + 2) / 2 = 2 die Note gut.

    Betrachtet man jetzt aber die insgesamt erreichten Punkte, dann ist das ungerecht, weil

    • Schüler A insgesamt 165 Punkte erreicht hat,
    • Schüler B aber nur 163 Punkte

    Tatsächlich finde ich dieses konkrete Beispiel überhaupt nicht ungerecht. Ich *möchte* bei dieser Leistung, dass Schüler B die bessere Note bekommt. (Ob Schüler A bei 2,5 die Note "befriedigend" bekommen muss, ist sowieso eine andere Frage.) Das liegt daran, dass die zwei Klassenarbeiten trotz gleicher Gesamtpunktzahl nicht vergleichbar sein müssen - dass das etwas anderes ist, als hätte ich beide Arbeiten auf einmal geschrieben. Aber das ist vielleicht fach- oder schulartspezifisch.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • ich glaube, ich kapier's gerade: "1" heißt einfach nur "alles gewusst" und "6" "zu wenig gewusst" hätten wir statt 1-6 die Noten ABCDEF könnte man auch nicht rechnen A+B geteilt durch 2= Endnote. Oder?

    • Offizieller Beitrag

    Gurkensalat?
    Moment, bevor du es erklärst, lass doch mal die andern versuchen, hier sind doch noch mehr Naturwissenschaftler :thumbup:

    z.B.: 35 Punkte erreicht, 40 wären für die 6 (bei uns 1, Wollsocken ist aus der Schweiz) nötig gewesen: 35:40 = 0,875
    0,875 x 5 + 1 = 5,375. Gerundet wird an Wollsockens Schule (oder in der Schweiz generell?) auf Zehntel: 5,4. (entspräche in D einer 1,6.)


    Oder auch: 20 Punkte erreicht: 20:40 = 0,5. 0,5 x 5 + 1 = 3,5. (entspräche in D einer 2,5)


    Oder: 10 Punkte: 10:40 = 0,25 - 0,25 x 5 + 1 = 2,25 --> 2,3. (3,7 bei uns)




    (Edit: Schon geklärt... Kann nicht rechnen... Das heißt, eine 6 gibt es bei dir gar nicht, das Schlechsteste wäre die 5?)

  • ich glaube, ich kapier's gerade: "1" heißt einfach nur "alles gewusst" und "6" "zu wenig gewusst" hätten wir statt 1-6 die Noten ABCDEF könnte man auch nicht rechnen A+B geteilt durch 2= Endnote. Oder?

    Arithmetisch verrechnen _kannst_ du grundsätzlich alles, was sich auf Zahlen zurückführen lässt. Auch ABCDEF lässt sich durch Zahlen darstellen. Die wichtigere Frage ist, ob es Sinn macht, das zu tun. Zahlen tragen nicht per se irgendeine Bedeutung, noch dazu eine, die Rechenoperationen begründet. Du kannst auch das arithmetische Mittel von zwei Postleitzahlen bilden und dann auf der Karte suchen, ob das Ergebnis eine Postleitzahl zwischen den Ursprungsgemeinden ist.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Das heißt, eine 6 gibt es bei dir gar nicht, das Schlechsteste wäre die 5?

    Natürlich gibt es die 6.


    Um bei deinem Beispiel mit den 5 Punkten zu bleiben:


    O Punkte in der Leistungsüberprüfung: 0:40 = 0 --> 0 x 5 + 1 = 1 --> Note: 1 (entspricht in der Schweiz der Note 6 bei uns)


    So habe ich das jedenfalls verstanden.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Moment, bevor du es erklärst, lass doch mal die andern versuchen, hier sind doch noch mehr Naturwissenschaftler

    Komisch ... bei uns schaffen das auch die Romanisten, Anglisten, Germanisten, Historiker ... sogar die dummen Primarschullehrpersonen bekommen das gebacken. Sorry, musste jetzt sein, mit vermeintlicher Blödheit kokettieren finde ich nämlich ausgesprochen mühsam.


    @Conni Du rechnest grundsätzlich richtig, transformierst dann aber falsch ins deutsche Notensystem. Die 3.5 wäre auch in Deutschland eine 3.5 (unsere 4 ist bei euch ja eine 3 und dann noch mal 0.5 schlechter), die 2.3 wäre dementsprechend eine 4.7 bei euch. Natürlich gibt es theoretisch die Note 1.0 (also eure 6), nämlich für genau 0 Punkte. Der Quotient wird dann 0, da ich aber + 1 rechne, ergibt sich also die Note 1.0. Ich schreibe "theoretisch" weil das zumindest bei uns am Gymnasium praktisch nie vorkommt, dass man eine 1.0 auf ein Prüfungsblatt schreibt. Die tiefste Note, die ich je auf ein ausgefüllltes Prüfungsblatt geschrieben habe, muss sowas wie eine 1.6 gewesen sein. Das kommt aber sehr selten vor, das grenzt ja an Totalverweigerung. Mit so tiefen Noten ist jemand ganz einfach am falschen Ort, mit "normaler" Faulheit aber grundsätzlich ausreichenden kognitiven Fähigkeiten fürs Gymnasium schafft man es bei uns kaum unter 3.0. Wirklich "übersetzen" ins deutsche Notensystem kannst Du sowieso nicht, weil bei uns die 3.5 ja schon ungenügend ist und es - wie oben bereits geschrieben - egal ist, ob die 3.5 in Mathe oder im Zeichnen im Zeugnis steht.


    Vorteil der Unterteilung in Zehntelnoten ist, dass sowas wie in Kimettos Rechenbeispiel eben gar nicht passieren kann. Zwei Schüler, die bei mir in zwei Prüfungen insgesamt die gleiche Punktzahl erreicht haben, erhalten am Ende auch exakt die gleiche Note. Das erscheint aus Schülerperspektive durchaus "gerecht", zumindest gibt es keine Diskussionen warum x jetzt eine besser Note hat als y obwohl ... etc. Ausserdem bildet die Note 2 z. B. auf einer Ordinalskala gar nicht ab, wie dicht der Schüler jetzt an dieser Note überhaupt dran war. Ist es eine glatte, eine gute oder eine schlechte 2? Mit der Verrechnung von Zehntelnoten komme ich natürlich viel dichter dran und ja, bei mindestens 5 Einzelnoten pro Schuljahr bildet das Mittel die Leistung des Schülers dann auch halbwegs vernünftig ab. Ich schrieb ja oben schon mal, dass es hin und wieder vorkommt, dass ein eigentlich sehr schlauer Schüler am Ende vielleicht nur eine 4 oder so im Zeugnis hat. Dafür gibt es aber immer nachvollziehbare Gründe, z. B. leidet jemand an ausgesprochener Prüfungsangst oder, was bei speziell bei unseren Schülern gar nicht so selten vorkommt, die Sprachkompetenz im Deutsch ist zu schlecht und der Schüler kann sich folglich auch in allen anderen Fächern bei Textaufgaben nicht vernünftig ausdrücken. Ich bewerte aber nun mal nicht die reine Fachkompetenz, also ist die vermeintlich "schlechte" 4 dann eben doch gerechtfertigt.


    Unsere Schüler kennen zu jedem Zeitpunkt alle Einzelnoten und wissen demnach auch immer, wie die aktuelle Zeugnisnote aussehen würde. Am Ende wird dann eben mathematisch auf 0.5 Notenpunkte gerundet und mei, dann kommt es halt mal vor, dass jemand mit einer 4.74 die 4.5 ins Zeugnis bekommt und jemand mit einer 4.75 die 5.0. Ui, wie gemein, dass am Ende 0.01 Notenpunkte über eine halbe Note hin oder her entscheiden. Der Punkt hierbei ist aber, dass die Jugendlichen ja zum Zeitpunkt der letzten Prüfung, die im fraglichen Fach geschrieben wird, genau ausrechnen können, welche Einzelnote nötig ist, damit aufgerundet wird. Wer also Arschbacken klemmen kann, der hat die bessere Note schlichtweg verdient, so sehe ich das. Zumal ich als Lehrperson bei der Korrektur eben dieser letzten Prüfung ja auch eine Auge aufs Gesamtbild habe und allenfalls hier oder dort noch ein Pünktchen "finde", das schlussendlich zur besseren Note führt. Das ist dann natürlich eine "pädagogische Operation", die ich auf die gesamte Klasse anwende, unsere Jugendlichen sind nämlich sehr fix im Reklamieren wenn die sehen, dass einer bei einer Aufgabe einen halben Punkt mehr hat obwohl der gleiche Antworttext da steht.


    So viel erst mal zur Rechnerei, vielleicht habe ich gleich noch Lust über den Begriff "Gerechtigkeit" im Kontext Notengebung allgemein zu philosophieren.


    Edit: Um @Connis indirekte Frage noch zu beantworten - ja, Noten werden bei uns tatsächlich im ganzen Land an allen Schulformen genau gleich gerechnet. Die Unterteilung in Zehntelnoten bei Einzelleistungen bzw. halbe Noten im Zeugnis wird überall so gemacht.

    • Offizieller Beitrag

    Mit der Verrechnung von Zehntelnoten komme ich natürlich viel dichter dran und ja, bei mindestens 5 Einzelnoten pro Schuljahr bildet das Mittel die Leistung des Schülers dann auch halbwegs vernünftig ab.

    Das, fürchte ich, ist die Illusion, die hinter der Rechnerei steckt - und nein, sie bildet nicht "die Leistung des Schülers" halbwegs vernünftig ab: sie bildet das (vielleicht) halbwegs vernünftig ab, was du festgelegt hast, das es im Kontext deiner Erwartungen "die Leistung" sein soll.
    Und im nächsten Absatz schreibst du noch dazu, dass es Faktoren - zB Sprachkompetenz - gibt, aufgrund derer du ganr nicht die "reine Leistung" (wobei das ja auch bei jedem anders bewertet wird) bewertest.


    Wozu dann, ernst gemeinte Frage - die ganze Rechnerei auf Zehntelnoten hin genau?


    Ich fürchte, es bleibt dabei: rechnen oder nicht rechnen - es wird davon werder fairer noch objektiver. Ich zB hätt was Besseres vor, als Zehntelnoten zu geben und damit rumzurehnen und irgendwas durch Gesamtpunktzahlen zu teilen und dann mit Faktoren zu multiplizieren bis irgendwas Kompliziertes bei rauskommt. Meine Noten werden dadurch weder gerechter noch ungerechter. Sie sind nur meine Noten.


    Ich sorge dafür, dass jeder Schüler die Kriterien dazu von Tag 1 an kennt, sich jederzeit über den aktuellen Stad informieren kann und eine konstruktive Antwort und Angebote dazu bekommt, wenn er fragt, wie er sie verbessern kann. Diskussionen hab ich auch nicht.

  • Ich fürchte, es bleibt dabei: rechnen oder nicht rechnen - es wird davon werder fairer noch objektiver. Ich zB hätt was Besseres vor, als Zehntelnoten zu geben und damit rumzurehnen und irgendwas durch Gesamtpunktzahlen zu teilen und dann mit Faktoren zu multiplizieren bis irgendwas Kompliziertes bei rauskommt.

    Häh? Du hättest was Besseres vor, als einfach eine Prüfung zu korrigieren, eine Punktzahl und eine Note draufzuschreiben? Sorry, aber dafür werde ich unter anderem bezahlt. Was daran jetzt "kompliziert" sein soll ist mir wahrhaft ein Rätsel.



    sie bildet das halbwegs vernünftig ab, was du festgelegt hast, das es im Kontext deiner Erwartungen

    Meine Erwartungen sind die einer studierten Chemikerin also sind sie für das Schulfach Chemie ein ausgesprochen vernünftiger Massstab.



    Und im nächsten Absatz schreibst du noch dazu, dass es Faktoren - zB Sprachkompetenz - gibt, aufgrund derer du ganr nicht die "reine Leistung"

    Nein, so habe ich es nicht geschrieben. Ich schrieb, ich bewerte nicht ausschliesslich Fachkompetenz sondern natürlich auch, ob der Schüler in der Lage ist, diese in einer adäquaten Formulierung aufs Papier zu spucken. Das ist Teil seiner Gesamtleistung die ich bewerte. Ich ziehe keine Punkte für Rechtschreibfehler und falsche Grammatik ab solange es nicht sinnentstellend wird. Bei Jugendlichen mit sehr dürftiger Sprachkompetenz im Deutsch wird es das aber schnell mal und dann ist es eben sachlich falsch und wird dementsprechend bewertet.



    Wozu dann, ernst gemeinte Frage - die ganze Rechnerei auf Zehntelnoten hin genau?

    Ich glaube, das habe ich hinreichend erklärt. Dir gefällt unser System nicht, fein. Ist auch vollkommen egal, denn Du musst es nicht umsetzen genauso wenig wie ich euer System umsetzen muss. Betrachten wir das als rein bürokratischen Akt um den es sich überhaupt nicht zu streiten lohnt.

  • Selbst wenn es absolut klar festgelegte Kriterien gäbe, müssten ja auch alle Schüler an allen Schulen die gleichen Tests schreiben.
    Ich bin mir sicher, dass mit der Testerstellung viel mehr Einfluss auf die Note genommen wird als durch das unterschiedliche Bewerten (Jule schrieb ja schon zur sozialen Bezugsnorm).
    Ich kann jede noch so gute Klasse schlecht und jede schwache Klasse brilliant aussehen lassen, wenn ich nur die richtigen Aufgaben stelle.

    Mit der zweiten Tasse Kaffee nebendran dann hier noch mein philosophischer Erguss zum Thema im Allgemeinen. Bzw. eigentlich ist mit dem gewählten Zitat von Zirkunskind schon alles geschrieben, was es dazu zu schreiben gibt, der Beitrag müsste eigentlich VIEL mehr likes bekommen!


    Ich "drohe" meinen Jugendlichen sogar manchmal damit, dass ich sie jederzeit beliebig versenken könnte, wenn ich wollte und dabei trotzdem problemlos aufzeigen könnte, dass die Prüfungsfragen vor dem Hintergrund dessen, was vorher im Unterricht besprochen wurde, absolut angemessen waren. Als Fachlehrperson habe ich aber eine klare Vorstellung davon, was meine Schüler inhaltlich können sollen und vor allem habe ich als Naturwissenschaftlerin eine klare Vorstellung davon, welche Kompetenzen meine Schüler erwerben sollen. Letzteres ist dann ja auch in unseren Rahmenlehrplänen verschriftlicht, "gefüllt" werden die Kompetenzen halt mit Fachinhalt bei denen in unseren Lehrplänen aber sehr häufig ein "z. B." zu lesen ist. Verschiedene Lehrpersonen setzen inhaltlich verschiedene Schwerpunkte, das Drumherum bleibt aber zumindest in meinem Fach immer das gleiche und so sollten am Ende auch alle ungefähr die gleichen Kompetenzen erwerben.


    Leider stimmt das so aber nur bedingt und dann sind wir eben wieder beim Thema "Gerechtigkeit". Ich behaupte nämlich, wenn ich das mit den Kompetenzen ernst nehme (und ich tue das halbwegs), dann steigt das Anforderungsniveau zwangsläufig gegenüber dem Unterricht eines Kollegen, der - weil man es in der Chemie seit gefühlt 100 Jahren halt so macht - nur rechnen und Reaktionsmechanismen auswendig lernen lässt. Ich war während der Ausbildung an vielen verschiedenen Schulen und zudem bekommen wir auch von anderen Schulen im ganzen Land immer mal wieder Maturprüfungen zur Einsicht, da bekommt man eben einen Eindruck davon, was an anderen Orten so gemacht wird. Demnach divergieren die Anforderungen im Fach dann eben leider doch sehr stark und damit sind Noten eben absolut nicht mehr vergleichbar. Kleine Anekdote: Ich hatte mal eine Schülerin aus Lausanne, die ein Schuljahr bei uns verbracht und die Noten (Sprachaustausch im eigenen Land ... sehr praktisch ...) dann wieder mit nach Hause genommen hat. Ich hab mir ihr Heft angeschaut, was sie in Lausanne bisher so gemacht hatte ... naja, sehr viel gerechnet und sich mit so unfassbar spannenden Dingen beschäftigt wie der Molekülstruktur des Xenontetrafluorids. Bei mir im Unterricht sollte sie dann plötzlich anhand einer gegebenen Molekülstruktur abschätzen können, ob eine potentiell toxische Verbindung sich im Körperfett anreichern kann oder nicht. Man erkennt natürlich schon an meiner Ausdrucksweise, welche Art der Fragestellung ich für geistreicher halte ... nun ja. Nota bene: Natürlich müssen meine Schüler auch rechnen können, allerdings sind wir sehr schnell an einem Punkt, an dem die Stöchiometrie nur noch Mittel zum Zweck ist, denn nichts anderes ist sie im wahren Leben eines Chemikers auch. Das Mädchen brach bei der Rückgabe der ersten Prüfung in Tränen aus, da stand nämlich eine 2.5 auf dem Blatt und in Lausanne hatte sie zuletzt eine 5.5 im Zeugnis. Es kann sich jeder selbst ausrechnen, was sie übers Jahr geleistet hat um am Ende auch bei uns eine 5.0 im Zeugnis stehen zu haben. ;)


    An die Geschichte denke ich immer mal wieder denn sie hat für mich die Frage aufgeworfen, ob es schlussendlich nicht doch wurscht ist, welche Inhalte ich auswähle und die 5.5 des Kollegen aus Lausanne eben doch genauso viel wert war/ist wie meine 5.0 (rechnet da mal die eine schlechte Prüfung raus). Dann wird es auch wurscht sein, durch welche Art von pädagogischer oder mathematischer Operation ich zu meiner 5.0 gekommen bin, sie wäre wohl immer gleich rausgekommen. Die Rechnerei, die wir betreiben, ist bürokratisch betrachtet sehr bequem und aus Sicht des Schülers eben sehr gut nachvollziehbar. Den eigentlichen Vorteil unseres Systems sehe ich aber gar nicht in der Rechnerei sondern in der Gleichgewichtung aller Fächer. Einige Kollegen nerven sich tierisch daran, weil sie finden Mathe z. B. sei ja unglaublich viel wichtiger als Zeichnen. Jemand der in Mathe nur eine 3.0 hat, kann aber durchaus in den Naturwissenschaften ganz gut sein und dann ist es eben *kein* Totalausfall in einem ganzen Bereich und damit geht das für mich völlig OK, wenn Mathe mit Zeichnen kompensiert wird und der Schüler am Ende besteht.


    Bezüglich Anforderungsniveau noch ein weiterer Gedanke ... Wir haben hier ja generell eine recht tiefe Übertrittsquote ans Gymnasium, landesweit sind es etwa 20 % eines Jahrgangs die mit der allgemeinen Hochschulreife abschliessen. Kantonal betrachtet ist das aber noch mal sehr unterschiedlich, z. B. hat Basel-Stadt unterdessen eine Übertrittsquote von knapp über 50 %, wohingegen in der Zentral- und Ostschweiz nur etwa 10 - 15 % aller Kinder ans Gymnasium gehen. Jetzt müsste man ja meinen, dass in St. Gallen z. B. nur die absolut Schlauesten am Gymnasium sitzen und dementsprechen das Niveau deutlich besser sein müsste, als z. B. bei uns im Baselland mit einer Übertrittsquote von etwa 25 %. Nun hatten wir bei uns an der Schule in letzter Zeit mehrere junge Kollegen, die ihre Ausbildung an der ETH in Zürich absolvierten und dementsprechend die Schulpraktika auch in dieser Region ableisten mussten. Ein Kollege hat versucht mit den gleichen Unterlagen, die er bei uns an der Schule benutzt, in St. Gallen zu unterrichten und ist damit kläglich gescheitert. Der kam völlig verzweifelt zurück und meinte, es sei ihm unbegreiflich wie unterirdisch schlecht das Niveau dort sei. Noten ... Vergleichbarkeit ... Fehlanzeige. Oder hätte er nur einfach länger dort sein müssen und die Schüler hätten am Ende genau das gleiche geleistet wie bei uns an der Schule? Siehe erstes Beispiel oben.

  • Komisch ... bei uns schaffen das auch die Romanisten, Anglisten, Germanisten, Historiker ... sogar die dummen Primarschullehrpersonen bekommen das gebacken. Sorry, musste jetzt sein, mit vermeintlicher Blödheit kokettieren finde ich nämlich ausgesprochen mühsam.

    Ich finde Arroganz mühsam. Ich hab nur geschrieben, dass ich das Problem mit der Notenverrechnung noch nicht verstanden habe und es offenbar vielen so geht, sonst wäre das Schnittausrechnen nicht gang und gäbe. Daraufhin stellst du (seufzend natürlich) euer Rechensystem vor, von dem sich mir nicht sofort erschloss, wie es funktioniert und was der Vorteil zu "unserer" Rechnerei ist. Kannst du dies verzeihen?


    Puh, warum wende ich eigentlich so viele Worte der Erklärung auf? Vermutlich weil ich versuche, alle hier immer respektvoll zu behandeln. Gelingt mir sicher nicht immer, aber ich arbeite stets daran.

  • Ergo: Völlig uneinheitlich. Stört euch das nicht? Sehr ihr darin kein Problem?

    Ah ... um mal konkret die "Frage" des TE zu beantworten: Guckst Du ... bei uns wird im ganzen Land super einheitlich gerechnet und trotzdem kommt nichts Vergleichbares raus.



    seufzend natürlich

    Ja, weil's die Diskussion schon dröflmillionen mal gab und sie immer gleich verläuft. Es wird nie, nie, nie irgendein neuer, in irgendeiner Art und Weise hilfreicher Aspekt aufgeworfen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, das habe ich hinreichend erklärt. Dir gefällt unser System nicht, fein. Ist auch vollkommen egal, denn Du musst es nicht umsetzen genauso wenig wie ich euer System umsetzen muss. Betrachten wir das als rein bürokratischen Akt um den es sich überhaupt nicht zu streiten lohnt.

    Nein, mir gefällt dein System nicht nur nicht (wie jedes), ich verstehe vor allem nicht, wieso es gut/besser als andere, die auf Rechnen basieren, sein soll, da die Rechnerei nur eine Zusammenrechnerei vorher von dir oder Kollegium X subjektiv festgelegter Maßstäbe ist. Es wird dadurch nicht besser=objektiver, dass man subjektiv festgelegte Bausteine komplex zusammenrechnet.

    Zitat

    Häh? Du hättest was Besseres vor, als einfach eine Prüfung zu korrigieren, eine Punktzahl und eine Note draufzuschreiben? Sorry, aber dafür werde ich unter anderem bezahlt. Was daran jetzt "kompliziert" sein soll ist mir wahrhaft ein Rätsel.

    Ich nehme an, dass du mich schon vorher verstanden hattest, und verstehe auch deine durchklingende Verärgerung nicht, aber gerne nochmal: Natürlich korrigiere ich Prüfungen und gebe mir Mühe dabei - vor allem beim Aufschreiben der Ratschläge zur Verbesserung für den Schüler/die Schülerin. Das hier:

    Zitat

    Ich teile die erreichte Punktzahl in einer schriftlichen Prüfung durch die Punktzahl, die für die Note 6 (= Bestnote) nötig ist, multipliziere mit 5 und zähle 1 dazu. Das gerundet auf 0.1 gibt die Note. Da wir eben auf Zehntel runden ergibt sich ein deutlich detailliertes Notenbild als bei einer reinen Ordninalskala und so verrechnen wir eben alle Einzelnoten zu einem arithmetischen Mittel und runden auf eine halbe Note fürs Zeugnis.

    finde ich genauso unnötig kompliziert, dafür, dass die aufs Zehntel gerundete Note ja auch nur auf subjektiv und individuell oder kollegial beschlossenen Maßstäben beruht, individuell öfter als kollegial:

    Zitat

    Mitarbeitsnoten gebe ich gar nicht, das ist mir zu heikel

    - der Kollege X tut's aber. Damit ist die Vergleichbarkeit schon hin.Nebst anderen Faktoren, die jede größere Rechnerei überflüssig machen. zB:

    Zitat

    Wenn ich einen Vortrag bewerte habe ich einen Notenbogen auf dem ich für verschiedene Kriterien eben Einzelnoten ankreuze und dann miteinander verrechne. Tatsächlich sitze ich aber da, höre den Vortrag und denke mir ... das ist eine 5.5. Dann kreuze ich die Teilnoten halt so an, dass es eine 5.5 gibt.

    Dann kan man das Ankreuzen auch lassen. Das meinte ich. Man kann Subjektives malnehmen, addieren, subtrahieren, die Wurzel daraus ziehen, auf Ordinalskalen anordnen, dividieren oder in Hühnerbrühe kochen: es ändert nix. Nix.


    Daher befremden mich diese "was ist das bessere System"-Fragen immer. Es nimmt sich nix.


    Was natürlich schon stimmt, ist, dass Schüler*innen und Eltern oft einen höheren Glauben an die Objektivität entwickeln, wenn der Rechenweg komplex ist. Am besten so komplex, dass sie ihn nicht mehr verstehen. Genauso wie sie bisher noch allen Noten, die ihnen auf einem tablet in digitaler Form - am besten in einem Kuchendiagramm, dekoriert von Anmerkungen und Symbolen - präsentiert werden, mehr glauben, als wenn lehrer*in einfach ausm Kopp raus sagt: ich habe ihm ne 3 gegeben. :D

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Altes Leid - alte Diskussion.
    Ich kann den Ärger, der aus dem Startbeitrag spricht, durchaus nachvollziehen. Als Mathematiker drehen sich bei mir auch bei manchen Notenskalen und (scheinobjektiven) "Notenberechnungen" die Zehennägel hoch.


    Die Juristen haben das für ihre Examina bundeseinheitlich gerichtlich geklärt und auf eine einfache Formel gebracht:
    "Lineare Punkteskalen in Klausuren müssen linear auf die Notenskala übertragen werden"
    Dazu braucht's kein Berechnungsprogramm, das macht der Taschenrechner:


    |(erreichte Punktzahl/erreichbare Punktzahl)*5 - 6| = Betrag der Dezimalnote, die durch Grenzwerte auf die 21-stufige Notenskala umgerechnet (gerundet) wird.
    Damit ergibt sich bei 50% der Punktanzahl die Note 3-4


    Zuhülf! Zuleicht! Noteninflation!
    ...höre ich rufen. Schmarrn! Hier kommt es eben darauf an, wofür man wie viele Punkte vergibt. Schwierigere Aufgaben geben mehr, leichte eben weniger Punkte.
    Mit der Formel kann ich problemlos auch 167 Punkte als Gesamtpunktzahl festlegen (was bei der Addition Vorteile bringt, wenn man nicht mit halben oder gar Viertels-Punkten rechnen muss).


    Für Ba-Wü ist das "Problem" der Halbjahresgewichtung ebenfalls einfach gelöst:
    Es gibt kein "Halbjahreszeugnis", sondern eine "Halbjahresinformation". Darin ist der momentane Leistungsstand dokumentiert. Im Zeugnis werden alle Leistungen des Schuljahres zusammengerechnet und (eventuell pädagogisch gewichtet) zur Endnote zusammengefasst. Da können die Noten aus Klassenarbeiten 4-fach zählen und die Noten aus Kurztests einfach, mündliche Leistungen zusammengefasst 5-fach.
    Alles locker mit einer Excel-Tabelle nachvollziehbar dokumentierbar. Und das Endergebnis wird pädagogisch gerundet. Eine 3,4 kann so durchaus eine 4 ergeben, eine 2,6 auch ein "gut". Das ist der pädagogische Spielraum, den uns die Notenverordnung gibt.
    Da ich mir die Dezimalwerte (siehe oben) ebenfalls in der Tabelle notiere, lässt sichh daraus ein Vergleichsmittelwert bilden, der mir bei der pädagogisch-fachlichen Gesamtwertung helfen kann.
    "Die Notenbildung ist nicht das Ergebnis einer arithmetischen Berechnung, sondern eine pädagogisch-fachliche Gesamtwertung der Schülerleistungen"
    Wenn ich es jedoch arithmetisch logisch nachvollziehbar darstellen kann, erspare ich mir die Diskussionen.
    So what?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Es wird dadurch nicht besser=objektiver

    Damit ist die Vergleichbarkeit schon hin

    ...

    Guckst Du ... bei uns wird im ganzen Land super einheitlich gerechnet und trotzdem kommt nichts Vergleichbares raus.

    Noten ... Vergleichbarkeit ... Fehlanzeige.


    Ist es jetzt schlauer oder richtiger geworden, weil Du es noch mal paraphrasiert hast? Oder ist das Motto heute "dagegen!" und falls ja, in wiefern ist das der Diskussion inhaltlich zuträglich?



    Am besten so komplex, dass sie ihn nicht mehr verstehen.

    Worin liegt genau die Komplexität einen Quotienten mit 5 zu multiplizieren und die Zahl 1 hinzu zu addieren? Moment ... vielleicht habe ich mich weiter oben doch vertan und die Rechenoperation ist für Anglisten zu hoch. Oder geht es doch darum auf möglichst polemische Art und Weise "dagegen" zu sein?



    Dann kan man das Ankreuzen auch lassen.

    Was spricht dagegen einen Bewertungsbogen als Hilfsmittel zu benutzen um dem Schüler im Gespräch nach dem Vortrag aufzuzeigen an welchen Stellen man abgezogen hat? Oder soll ich stattdessen jedes mal ein individuelles, schriftliches Gutachten verfassen um dem Schüler die Notengebung transparent zu machen? Hab ich dazu Lust bzw. hab ich vielleicht mit meiner Zeit was besseres anzufangen?



    Wenn ich es jedoch arithmetisch logisch nachvollziehbar darstellen kann, erspare ich mir die Diskussionen.
    So what?

    Danke, das meine ich eben auch.


    Edit: Natürlich habe ich vor allem deshalb nie Diskussionen, weil ich immer eine vollständige Positivkorrektur mache und vor der Prüfung absolut klar ist, was drankommt. Dabei gebe ich nicht mal "Lernziele" ab. Die ganze Rechnerei zeigt dem Schüler "aha ... hier, da und dort gab es so und so viel Abzug, das führ zu dieser Note und im Schnitt kommt das dabei raus". Einfach. Nachvollziehbar.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Ich erstelle bei jeder Matheklausur eine Bewertungsliste für alle SuS, so dass ich jederzeit sehen kann, bei welchen Teilaufgaben, welche Punktezahl erreicht wurde. Wenn jemand dann bei Halb- oder Endjahresnoten (die zählen in der Qualiphase ja einzeln) insgesamt eine Note durch Berechnen bekäme, die meinem Gesamteindruck widersprechen, schaue ich noch einmal in die Einzelbewertungen.


    Es wäre aber natürlich extrem blauäugig, zu glauben, dass irgendeine Form von Rechnen irgendetwas objektiver machen kann. Der Output kann nie genauer bzw. objektiver sein, als der Input in so ein Rechensystem.
    Abgesehen davon wäre der bessere Unterricht, dann auch ein so wesentlicher Faktor für die erreichten Kompetenzen, dass ich mehr Hirnschmalz darauf verwende, die Schwierigkeiten der SuS in Mathe zu verstehen und zu beseitigen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

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