Uneinheitliche Notenberechnung

  • Bei uns wird das auch einheitlich gehandhabt. Ich war an verschiedenen Realschulen in Bayern und alle haben nach dem gleichen System die Jahresnoten berechnet.
    Wenn das an deiner Schule im Kollegium nicht klappt, würde ich dir dringend vorschlagen das in der nächsten Konferenz zum Thema zu machen und ein einheitliches System einzuführen.

    Es gab neben deiner Aussage jetzt mehrere Stimmen, die betonen, dass dies einheitlich geregelt sei. Gut zu hören, der Anlass für mein Posting war ja, dass ich damit mehrfach andere Erfahrungen gemacht habe. Kann am Bundesland liegen, meine Interpretation ist eher: Solche Vorschriften sind geduldig und haben oft wenig Einfluss darauf, wie konkret wirklich gearbeitet wird.
    Mal ein Beispiel aus einem anderen Fach: Es gibt Studien, die zeigen, dass die aktuellen medizinischen Leitlinien nur bei einer Minderheit der praktischen Ärzte Anwendung finden.


    Allein die Aussagen in diesem Thread zeigen doch schon, dass einige dies komplett selbst entscheiden, wodurch jegliche Vorgaben zur Gewichtung obsolet werden, während andere sich an Vorgaben bspw. bezüglich der Gewichtung halten. Ergo: Völlig uneinheitlich. Stört euch das nicht? Sehr ihr darin kein Problem? "Haben wir schon immer so gemacht"?

  • Allein die Aussagen in diesem Thread zeigen doch schon, dass einige dies komplett selbst entscheiden, wodurch jegliche Vorgaben zur Gewichtung obsolet werden, während andere sich an Vorgaben bspw. bezüglich der Gewichtung halten. Ergo: Völlig uneinheitlich. Stört euch das nicht? Sehr ihr darin kein Problem? "Haben wir schon immer so gemacht"?

    Wen meinst du mit "ihr"? Die Mehrheit lebt in Bundesländern, in denen es Vorgaben gibt, die klar genug sind. Willst du über Hamburg diskutieren unter Einbeziehung von Sachsen-Anhalt, wo es offenbar keine Vorgaben gibt? Willst du forenweit diskutieren, also 16 Bundesländer, Schweiz, Österreich, Luxemburg (und ein paar stille Mitleser aus anderen Ländern vermutlich noch dazu)? Wenn es nur um sagen wir Hamburg geht, dann präzisiere entsprechend deine Beiträge. Geht es dir um die Beiträge aller User, dann hör auf immer wieder auf pauschale Fragen à la "Seht ihr darin kein Problem?" die schon mehrfach beantwortet wurden zurückzukommen, nur, weil die Antworten nicht zu deiner Meinung zu passen scheinen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Für mich sprichst du wie jemand, der noch nie Noten gegeben hat. Ich sehe in der Art und Weise, die du bei deinen Kommentaren und Pointen an den Tag legst, nicht den grundsätzlichen Schmerz, der für Lehrer mit der Notengebung einhergeht. Man zermartert sich den Kopf darüber, was eine 5 (oder manchmal eine 4 oder 3 oder ...) für einen Schüler bedeuten könnte. Gerade bei schlechteren Noten denkt man meist doch recht lange darüber nach und will diese Note vor allem vor sich selbst gerechtfertigt wissen.


    Was dann aber echt das geringste Problem ist, ist die Art und Weise, wie man die Noten verrechnet. Durch Erlasse und Gesetze sind die Rahmenbedingungen geregelt, Fachkonferenzen legen zumeist den Rest fest. In gewissen Bereichen (z.B. Tests, die zur SoMi gehören sollen) obliegt es dann der eigenen Entscheidung, die den Schülern (zu Beginn) transparent zu machen ist.


    Übrigens: Wenn du eine absolut transparente und einheitliche Regelung haben willst, dann bin ich davon überzeugt, dass bei einer solch kriterialen Vorgehensweise in der Bewertung alle mit schlechteren Noten heraus gehen. Nicht weil die Schüler schlecht vorbereitet wären, sondern weil niemand einem engen Erwartungshorizont 100% entsprechen kann.


    Dementsprechend: Die sich zwangsläufig durch die Individualität der Schüler ergebende Varianz um den Erwartungshorizont herum begründet den pädagogischen Freiraum, den Lehrkräfte verantwortungsbewusst wahrnehmen (müssen). Und dass da dann leichte (!) Varianz in der Bewertung existiert, stört mich tatsächlich nicht.


    In den harten Dingen (z.B. Gewicht mündlich <-> schriftlich, etc.) sind die Dinge (normalerweise) klar geregelt. Wenn das bei der Schule, die dir vorschwebt, anders ist, ist dies vermutlich ein Missstand.

  • Kann am Bundesland liegen, meine Interpretation ist eher: Solche Vorschriften sind geduldig und haben oft wenig Einfluss darauf, wie konkret wirklich gearbeitet wird.

    Ersetz "kann" durch "Liegt sicher", dann stimmt es. 8)
    Wenn dir nicht gefällt, wie bei euch gearbeitet wird, dann lies im betreffenden Landesgesetz nach, wie es geregelt ist und biete deinen Kollegen eine SCHILF dazu an.

  • @Methodiker Ich kann mich nur wiederholen: werde mal konkret und schildere mindestens einen Fall, in dem das Problem der Unterschiedlichkeit oder Willkür bei vergleichbaren zugrunde liegenden Sachverhalten aufgetreten ist. Nur darauf kann man sich ja beziehen, wenn da irgendetwas nicht ordentlich geregelt ist.
    Falls es auf fehlerhafte Anwendung von Regeln seitens der KollegInnen beruht, schließe ich mich meinen Vorrednerinnen an: bring das Problem zur Sprache und löst es in einer Konferenz/Fachkonferenz.


    Deine Argumentation, wenn du ein Vater wärst, hättest du dich zu einem anderen Zeitpunkt gemeldet, lässt mich eher vermuten, dass du ein Elternteil bist. Soll mir aber gerade mal nix ausmachen, dein Unbehagen bezüglich der Notengebung können wir dir hier nicht nehmen. Es lässt sich nebenbei auch gar nicht mit Gold-Standards in der Medizin vergleichen!

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • ...meine Interpretation ist eher: Solche Vorschriften sind geduldig und haben oft wenig Einfluss darauf, wie konkret wirklich gearbeitet wird...

    wie du sagst: deine Interpretation. Wenn es vereinzelt Lehrer geben mag, die sich nicht an Vorgaben halten, dann ist das so. Was willst du daran ändern? Wichtig ist für dich, dass du deine Vorgaben kennst und dich daran hältst.




    Allein die Aussagen in diesem Thread zeigen doch schon, ....

    du begreifst offenbar nicht, dass es in jedem Bundesland und jeder Schulart andere Vorgaben gibt. Jede*r Lehrer*in weiß aber in welchem Bundesland er oder sie lebt und welche Vorgaben dort gelten.


    Davon ab sind Noten nie 100% gerecht, genau oder bilden nicht die Person und ihre Fähigkeiten ab. Sie sind ein Versuch, den Lernstand eines Schülers halbwegs objektiv einzuschätzen. Dass eine "3" in Mathematik am Ende der 7. Klasse letztlich nur aussagt, dass der Stoff des 7. Schuljahres so okayermaßen beherrscht wird. Die 3 spiegelt nicht wider, ob jetzt die Winkel klarer waren als der Dreisatz und sie meldet vor allem nicht zurück, ob das Kind einen coolen Charakter hat. Wenn dir das nicht gefällt, kämpfe für die Abschaffung der Notengebung, es gibt auch Schulen, die mit Wortgutachten arbeiten.


  • [...] Allein die Aussagen in diesem Thread zeigen doch schon, dass einige dies komplett selbst entscheiden, wodurch jegliche Vorgaben zur Gewichtung obsolet werden {...]

    Auf welchen Post genau beziehst du dich mit dieser Aussage? Ich kann hier nur herauslesen, dass die Lehrkräfte, die dir geantwortet haben, sich an die in ihren Bundesländern geltenden Vorschriften oder aber - für den Fall, dass es diese nicht gibt - an die in den Konferenzen (Fachkonferenzen o. ä.) an ihrer Schule beschlossenen Vorgaben halten und keinesfalls "komplett selbst entscheiden"!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    In Hessen ist eh nix mit Noten ausrechnen:

    Zitat

    VOGSV § 26
    Grundsätze der Leistungsfeststellung
    und Leistungsbewertung

    Die Leistungsfeststellung und Beurteilung nach § 73 des Hessischen Schulgesetzes erstreckt sich unter Berücksichtigung der Richtlinien nach Anlage 2 auf die Leistungen in den einzelnen Fächern und Lernbereichen sowie auf das Arbeits- und Sozialverhalten. Sie stützt sich auf die Beobachtungen im Unterricht und auf die mündlichen, schriftlichen und, sofern solche vorgesehen sind, die praktischen Leistungsnachweise und Leistungskontrollen. Leistungsfeststellung und -bewertung beziehen sich auf die gesamte Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers im Beurteilungszeitraum und umfassen sowohl die fachlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie die Leistungsbereitschaft, als auch Aussagen über das Verhalten der Schülerin oder des Schülers, wie es sich im Schulleben darstellt. Hierbei ist zu beachten, dass Leistungsbewertung ein pädagogischer Prozess ist, der im Dienste der individuellen Leistungserziehung steht und der sich nicht nur auf das Ergebnis punktueller Leistungsfeststellungen, sondern auf den gesamten Verlauf der Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers bezieht. Der Verlauf der Lernentwicklung ist daher in die abschließende Leistungsbewertung einzubringen und soll der Schülerin oder dem Schüler eine ermutigende Perspektive für die weitere Entwicklung eröffnen.

    Und ansonsten gilt:

    Zitat

    § 30


    Notengebung


    (1) Soweit Noten erteilt werden, erfolgt die Notengebung nach Maßgabe des § 73 Abs. 4 des Hessischen Schulgesetzes . Die Erteilung von Zwischennoten und von gebrochenen Noten, wie beispielsweise von Dezimalzahlen, ist unzulässig. Eine aufwärts oder abwärts gerichtete Tendenz kann bei einer Leistungsbewertung durch eine Anmerkung oder, mit Ausnahme von Zeugnissen, durch ein in Klammern gesetztes Plus (+) oder Minus (-) charakterisiert werden. Ergänzende verbale Hinweise zu Noten sollten gegeben werden, wenn dies pädagogisch geboten oder sinnvoll erscheint. Auf Wunsch der Eltern, bei Volljährigen auf deren Wunsch, sind Noten in einer Rücksprache von der Fachlehrerin oder dem Fachlehrer zu erläutern.
    (2) Zu Beginn eines Schuljahres sollen die Schülerinnen und Schüler und die Eltern darüber informiert werden, nach welchen Gesichtspunkten die Bewertung ihrer Leistungen erfolgt. Vor den Zeugniskonferenzen sollen die Noten gegenüber den Schülerinnen und Schülern in für sie sinnvoller und hilfreicher Weise von der Fachlehrerin oder vom Fachlehrer begründet werden. Darüber hinaus sind Schülerinnen und Schüler mindestens einmal im Schulhalbjahr über ihren Leistungsstand in den mündlichen und sonstigen Leistungen zu unterrichten.

    Und für die Oberstufe ist das Meiste ziemlich detaillert in §9 der OAVO dargelegt. Für alle Stufen gilt: es wird ein pädagogisch zu bewertender individueller Prozess benotet. Die grundsätzlichen Kriterien sind vorher darzulegen.

  • Im Prinzip kann ich die Frage schon nachvollziehen ohne gleich Elternalarm zu vermuten. Auch bei uns im Kollegium gibt es Lehrer/innen, welche beispielsweise zur Errechnung der Note eine 3+ mit 2,7 rechnen während andere mit 3,0 rechnen. Auch die Rechnung HJ 1 + HJ 2 + Tendenz des Schülers im 2. HJ findet sich oft, während andere die Leistung des Jahres im Quartal summieren.


    Ich glaube dies ist zunächst mit "Uneinheitlichkeit" gemeint und wahrscheinlich in fast jedem Kollegium vorzufinden.


    Vielleicht würde eine Reglung wie in der GOS/BG (oder auch jetzt FOS) Sinn machen, indem man auch für die anderen Schulformen eine Punktesystem einführt und damit die Tendenzen auch eindeutig berücksichtigt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Siehe oben, in Hessen soll überhaupt nicht gerechnet werden. Schon gar nicht mit Nachkommazahlen.

    Zitat

    Leistungsfeststellung und -bewertung beziehen sich auf die gesamte Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers im Beurteilungszeitraum und umfassen sowohl die fachlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie die Leistungsbereitschaft, als auch Aussagen über das Verhalten der Schülerin oder des Schülers, wie es sich im Schulleben darstellt. Hierbei ist zu beachten, dass Leistungsbewertung ein pädagogischer Prozess ist, der im Dienste der individuellen Leistungserziehung steht und der sich nicht nur auf das Ergebnis punktueller Leistungsfeststellungen, sondern auf den gesamten Verlauf der Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers bezieht. Der Verlauf der Lernentwicklung ist daher in die abschließende Leistungsbewertung einzubringen und soll der Schülerin oder dem Schüler eine ermutigende Perspektive für die weitere Entwicklung eröffnen.

    Wie "berechnet" sich denn der "gesamt Verlauf der Lernentwicklung" in Nachkommazahlen?


    Ich vermute aber mal, dass das genau das Problem des TE ist: es GIBT zwar genügend Regeln, die aber auch immer auslegungsfähig sind, bzw noch genauer: auslegungserzwingend, denn kein noch so spezifisches und differenziertes Schema fasst die Leistung aller SchülerInnen nachkommastellengenau, egal, was man für Bürokratie erfindet. Oder Exceltabellen, oder teachertools, oder mathematische Berechnungsformeln, Ordinalskalen oder sonst irgendwas.


    In Englisch haben sie jetzt zB. so ein wahnsinnig objektives Bewertungsraster erfunden für die sprachliche Leistung - das trifft die Probleme, die Oberstufenschüler ggf. haben (oder nicht haben) halt überhaupt nicht. Man soll damit mehr oder weniger punktgenau die sprachliche Leistung festlegen können - und das ging komplett nach hinten los: die mit dem fußnägelhochroll-Eglisch bekommen jetzt eigentlch immer noch mindestens um die 5 Punkte (weil der Maßstab jetzt "verständlich" ist - verständlich ist auch das irrste Gruselenglisch meist), und auch die wirklich Guten kann man nur unter größten Mühen nach diesem grid noch passend bewerten. Mal davon ab, dass die 5 Bereiche nicht gewichtet sind. Zählen sie gleichviel? Oder ist Lexik 60% und die anderen Bereiche nur 40? Oder gar umgekehrt? Und selbst wenn man sie gleich gewichten würde: wie rechtfertigt man das? Gibt es Erhebungen darüber, was Sprachqualität um wie viele Prozent stärker beeinflusst - Lexik, Ortographie, Syntax, Textgestaltung, Fachvokabular (wie trennt man das von Lexik) und Satzbau (wie trennt man das von Syntax) ... ? Die Frage was ist "im Wesentlichen grammatisch korrekt" und "weitestgehend grammatisch korrekt" - ist die geklärt? 12 Grammatikfehler auf 400 Wörter = im Wesentlichen"? und 6 Fehler "Weistestgehend"? Oder 20? Oder 3? Und dasselbe bei allen anderen Kategorien auch? Fragen über Fragen. Was macht also der geneigte Englischlehrer mit diesem Raster? Und was macht der Jurist? Diese "objektivierten" Noten trägt man dann in eine wie auch immer geartete Berechnungsskala ein. Die fünf Kommastellen genaue Noten ausrechnet. Ja und?


    Meine Kollegen haben aus jahreslanger Erfahrung ein gutes Gefühl dafür, was gutes Englisch und grausliges Englisch ist. Bei den Vergleichen mit den Ergebnissen der Cambridge-Prüfungen, bei denen viele unseer Schüler mitmachen, stellen sich die Einschätzungen meist als "richtig" heraus (wobei Cambridge und TOEFL das ja im Prinzip auch nur willkürlich festgelegt haben, ne? Ist ja nicht gottgegeben. Und was machen dann die Atheisten, und überhaupt). Auch bei den Abiturkokorrekturen liegen bei uns Kollegen höchstens mal einen Punkt auseinander. Was dabei NICHT hilft, ist das Raster. Was dabei hilft, ist koordiniertes Arbeiten und gute Kommunikation. Funktioniert für DIESE Schule. Und die Nachbarschule?
    Who the fuck knows. :gruebel:


    Alle Fragen der Objektivierbarkeit und Standardisierbarkeit sind meiner Meinung nach bisher komplett unbeantwortet geblieben. Und so wie ich das sehe, ist da keine echte Abhilfe in Sicht.


    Also lassen wir's vielleicht mal irgendwann ganz. Das wäre meine Hoffnung.

  • Es gibt kein korrektes Rechnen, da man Noten nicht miteinander verrechnen kann. Stichwort: Ordinalskala

    Kann mir das nochmal jemand erklären? Angenommen, ein Kind schreibt die Noten 1,2,3 und 5, (der offenbar nicht erlaubte) Durchschnitt wäre 2,75, gäbe ne 3.


    Würde ich die Punkte (13 von 20, 24 von 30, 9 von 34 und 15 von 16) zusammenrechnen hätte das Kind 61 von 100 und eine 4.


    Was macht die Rechnerei mit Ordinalzahlen? Bewertet man dadurch "zu gut" wie im Beispiel? Ist das Problem der Abstand von 2 Noten (soundsoviel bis soundsoviel % richtig gibt noch eine Note x?) Zählt das Problem auch für das Notenpunktesystem in der Oberstufe?
    Ich kapiere es tatsächlich noch nicht ganz. Und was sage ich Eltern, die das noch weniger kapieren? "Pädagogisch gesehen, schätze ich ihr Kind auf einer 3 ein, rechnerisch kann ich es leider nicht angeben, da Noten irgendwie nicht verrechnet werden können, Stichwort Ordinalzahlen oder so"


    Edit, ich oute mich hiermit mal wieder als Mathegenie. Da bei uns aber alle mit dem Taschenrechner vor dem Notenbuch sitzen bin ich nicht die einzige... nur erklären können müsste ichs, wenn mich jemand fragt, wie ich auf die Endnote komme, wenn ich keinen Durchschnitt bilde.

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

  • Und noch ein Fass aufgemacht: in Sachsen legt die Konferenz jeder Schule Anzahl Klassenarbeiten und Notenschlüssel fest. Abgesehen davon, dass das sowieso alles ganz ungerecht und ungenau ist: die eine Schule hat so bei 100% die eins, die andere bei 98 oder 95%. O-Ton KL: "die Noten waren zu gut an dieser Schule, da haben wir den Schlüssel verschärft." Das gab Freude beim Elternabend :sterne:

  • Kann mir das nochmal jemand erklären? Angenommen, ein Kind schreibt die Noten 1,2,3 und 5, (der offenbar nicht erlaubte) Durchschnitt wäre 2,75, gäbe ne 3.
    Würde ich die Punkte (13 von 20, 24 von 30, 9 von 34 und 15 von 16) zusammenrechnen hätte das Kind 61 von 100 und eine 4.


    Was macht die Rechnerei mit Ordinalzahlen? Bewertet man dadurch "zu gut" wie im Beispiel? Ist das Problem der Abstand von 2 Noten (soundsoviel bis soundsoviel % richtig gibt noch eine Note x?) Zählt das Problem auch für das Notenpunktesystem in der Oberstufe?
    Ich kapiere es tatsächlich noch nicht ganz. Und was sage ich Eltern, die das noch weniger kapieren? "Pädagogisch gesehen, schätze ich ihr Kind auf einer 3 ein, rechnerisch kann ich es leider nicht angeben, da Noten irgendwie nicht verrechnet werden können, Stichwort Ordinalzahlen oder so"


    Edit, ich oute mich hiermit mal wieder als Mathegenie. Da bei uns aber alle mit dem Taschenrechner vor dem Notenbuch sitzen bin ich nicht die einzige... nur erklären können müsste ichs, wenn mich jemand fragt, wie ich auf die Endnote komme, wenn ich keinen Durchschnitt bilde.

    Bei einer Ordinalskala geht es darum, die in ihr enthaltenen Werte in eine Rangfolge zu bringen. Am Beispiel der Notenskala: Sehr gut ist besser als gut, gut besser als befriedigend usw. Es ist jedoch so, dass die Abstände zwischen den Werten der Skala nicht quantifizierbar sind. Deshalb ist es auch nicht möglich, mit diesen Werten zu rechnen.
    Bei der Notenskala ist es also nun so, dass die Notenstufen "sehr gut" ... "ungenügend" lauten. Wenn du nur diese Wörter betrachtest, würdest du ja intuitiv vermutlich nicht auf die Idee kommen, befriedigend + mangelhaft = ausreichend zu rechnen. In Deutschland ist es jetzt so, dass die Notenstufen neben ihrer eigentlichen Bedeutung auch als Zahlen kodiert sind, was den Eindruck erweckt, man könnte mit ihnen rechnen. Das kann mitunter ungerechte Folgen für Schüler haben. Als Beispiel sei hier einmal der Notenschlüssel der IHK angeführt:

    • 100 - 92 Punkte: sehr gut
    • <92 - 81 Punkte: gut
    • <81 - 67 Punkte: befriedigend
    • <67 - 50 Punkte: ausreichend
    • <50 - 30 Punkte: mangelhaft
    • <30 Punkte: ungenügend.

    Wenn du jetzt zwei Schüler A und B hast, welche beide 2 Klassenarbeiten mit folgenden Noten geschrieben haben:

    • A: sehr gut (100 Punkte); ausreichend (65 Punkte)
    • B: gut (81 Punkte); gut (82 Punkte)

    Dann würde, wenn man das arithmetische Mittel bilden würde,

    • Schüler A: (1 + 4) / 2 = 2,5 die Note befriedigend bekommen
    • Schüler B: (2 + 2) / 2 = 2 die Note gut.

    Betrachtet man jetzt aber die insgesamt erreichten Punkte, dann ist das ungerecht, weil

    • Schüler A insgesamt 165 Punkte erreicht hat,
    • Schüler B aber nur 163 Punkte
    • Offizieller Beitrag

    Das Allerungerechteste ist dabei ja, dass irgendwer auf einer nicht in Stein gemeißelten und auch nicht von Gott gegebenen Basis (hab jedenfalls in der Bibel nix gefunden) mal festgelegt hat, dass 100-92 Punkte eine eins = sehr gut sind. Oder 100-90. Dieses Jahr jedenfalls. An der einen Schule. Und an der Nachbarschule... oder im Nachbarbundesland...oder der Welt...


    Diese ganze Scheinobjektivierbarkeit ist völlig für den Arsch.


    Man kann bestenfalls an einer Schule so transparent und ähnlich wie möglich bewerten. Oder es wenigstens versuchen.
    Wirklich taugen tut das Ganze nix, außer dass schüler für die Noten lernt. Und sich alle ständig drüber uffreschen. Über den Kollegen, der die "Stadards verwässert" und "die Preise verdirbt", oder den, der "gnadenlos siebt" und "alle über die Klinge springen lässt" oder über die Kriterien, siehe mein Beispiel oben, oder über die Gewichtung mündlich/schriftlich, oder man streitet sich darüber, was ist "sonstige Leistungen" und wie viel zählt das und ist eine Präsentation wertvoller als eine kreative Arbeit oder eine längere Hausarbeit oder eine Klausur oder ein eigenständig durchgeführter Versuch und wenn ja, wie viel Prozent und überhaupt...
    Völlig irre alles.


    Ich versuch's seit Jahren so ordentlich und transparent und "fair" wie möglich zu machen, zum Glück mit vielen gleichgesinnten Kollegen an meiner Seite - aber wir hadern alle auch immer wieder und mit zunehmendem Altersüberblick gefällt es vielen immer weniger.

  • Danke dir, mir dämmert auch gerade, dass wir schon mehrfach darüber gesprochen haben. Egal, irgendwann leuchtets mir noch ein.


    Dass man nicht ausreichend mit gut "verrechnen" kann klingt irgendwie logisch, aber... 3 liegt halt zwischen 2 und 4 :gruebel:


    Und dein Punktebeispiel zeigt ja ähnlich dem meinen, dass die gesamte Punktzahl aller Arbeiten nicht den zugeordneten Einzelnoten entspricht. Aber woran liegt das, weil die "prozentualen Abstände" zwischen den Noten nicht gleich sind?


    Und wie begründet man, dass jemand mit 7 verschiedenen Noten eben genau eine bestimmte bekommt, wenn man nicht rechnet? Ich vermute halt, dass deswegen an vielen Schulen Durchschnitte mit gerundeten Werten entstehen, weil die Objektivität scheinbar gegeben ist.

  • @Methodiker
    Allein die soziale Bezugsnorm der Leistungsbewertung erklärt schon die Unterschiede auch innerhalb einer Schule. Da kommt es durchaus vor, dass jemand mit seinen Testergebnissen in einer schwachen Klasse eine gute Note bekommt und in einer schwachen Klasse nur eine mittelmäßige.
    Echte Objektivität (vulgo: Gerechtigkeit) wird man nie erreichen.


    Das ist aber schon seit Jahrzehnten in der Diskussion, und viele Schulen haben die Notengebung ausgesetzt, soweit es rechtlich möglich ist, und sind zu Kompetenzbögen oder Wortzeugnissen übergegangen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Selbst wenn es absolut klar festgelegte Kriterien gäbe, müssten ja auch alle Schüler an allen Schulen die gleichen Tests schreiben.
    Ich bin mir sicher, dass mit der Testerstellung viel mehr Einfluss auf die Note genommen wird als durch das unterschiedliche Bewerten (Jule schrieb ja schon zur sozialen Bezugsnorm).
    Ich kann jede noch so gute Klasse schlecht und jede schwache Klasse brilliant aussehen lassen, wenn ich nur die richtigen Aufgaben stelle.


  • Was ich in diesem Zusammenhang seltsam finde, ist, dass es laut Schulrechtsautor Günther Hoegg zwar ein Gerichtsurteil gibt, nach dem Schuljahresendnoten auf Grundlage der Noten des ganzen Schuljahres und nicht nur des 2. Halbjahres gebildet werden sollen (wenngleich die Noten des 2. Halbjahres stärker gewichtet werden dürfen), sich aber manche Bundesländer trotzdem nicht daran halten bzw. das anders praktizieren. Da gibt es dann eigentlich keine Schuljahresendnoten, sondern nur 2 x Halbjahresnoten. Das kann man ja so machen, sicher sprechen Gründe dafür und welche dagegen, aber wo bleibt denn da die bundesweite Vergleichbarkeit? In dem einen Bundesland ist die Note am Ende des 2. Halbjahres eine Schuljahresendnote auf Grundlage aller Noten des ganzen Schuljahres, in dem anderen Bundesland nur eine 2.-Halbjahrnote auf der Grundlage der Noten des 2. Halbjahres.


    Und dann kommt noch sogar noch hinzu, dass es in verschiedenen Klassenstufen des gleichen Bundeslandes unterschiedlich gehandhabt wird.


    Ansonsten, ja, man sollte das wohl alles einheitlich regeln, aber eigentlich wird mir jetzt schon zu viel geregelt, will sagen mir vorgeschrieben bis ins kleinste Detail, will ich da wirklich noch mehr haben...??? Zumindest solltest du dich nicht der Illusion hingeben, dass durch die von dir angestrebten Regelungen (Vereinheitlichungen) alles wirklich restlos objektiv wird. Subjektivität wird immer da sein. Schon, wenn ich die Aufgaben für eine Klassenarbeit zusammenstelle und entscheide, wofür ich wie viele Punkte gebe usw.-usf.


    Man muss Noten als Orientierung sehen, nicht als Feststellung.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ach ... die Notengebung *seufz*


    @samu Das Thema hatten wir wirklich schon oft, aber ich schildere Dir gerne nochmal in möglichst kurz, wie wir es machen:


    Ich teile die erreichte Punktzahl in einer schriftlichen Prüfung durch die Punktzahl, die für die Note 6 (= Bestnote) nötig ist, multipliziere mit 5 und zähle 1 dazu. Das gerundet auf 0.1 gibt die Note. Da wir eben auf Zehntel runden ergibt sich ein deutlich detailliertes Notenbild als bei einer reinen Ordninalskala und so verrechnen wir eben alle Einzelnoten zu einem arithmetischen Mittel und runden auf eine halbe Note fürs Zeugnis. Pro Schuljahr muss ich mindestens 5 Noten pro Nase beibringen. Unser Notensystem ist für die SuS sehr transparent, jedoch ist die Notengebung an sich natürlich auch nur begrenzt objektiv. Jeder von uns entscheidet individuell ab welcher Punktzahl in einer Prüfung die Note 6 gegeben wird. Ich wähle z. B. meist 90 % der Maximalpunktzahl und passe nur äusserst selten mal an. Viele Kollegen machen das auch so. Einige passen aber regelmässig an wenn sie finden, der Klassenschnitt kommt sonst zu schlecht oder zu gut raus. Ich mache das nicht. Ich habe meine Ansprüche und wenn die nicht erfüllt sind, ist eben verkackt und verkackt ist verkackt. Dann steuere ich natürlich das Gesamtergebnis einer Prüfung über das Anforderungsniveau. Ich habe wie gesagt meine Ansprüche, aber es kann schon mal vorkommen, dass ich mir denke ... ach, die armen Häschen haben so viel Stress gerade, machen wir eine einfache Prüfung. Das ist mein pädagogischer Freiraum. Ich habe meine Ansprüche und ich bewerte das Leistungsniveau einer Klasse als Ganzes. Ich habe bessere und schlechtere Klassen und entsprechen sehe ich zu, dass sich das am Ende auch in den Zeugnisnoten wiederspiegelt.


    Mitarbeitsnoten gebe ich gar nicht, das ist mir zu heikel. Die Arbeitshaltung eines Schülers dürfen wir per Notenverordnung sowieso nicht beurteilen. In den Sprachen werden natürlich auch mündliche Noten gegeben und das gibt immer mal wieder Diskussionen. Wenn ich einen Vortrag bewerte habe ich einen Notenbogen auf dem ich für verschiedene Kriterien eben Einzelnoten ankreuze und dann miteinander verrechne. Tatsächlich sitze ich aber da, höre den Vortrag und denke mir ... das ist eine 5.5. Dann kreuze ich die Teilnoten halt so an, dass es eine 5.5 gibt. Ich bin ehrlich zu meinen Schülern und erkläre ihnen das auch so.


    Das wirklich Besondere an unserem Notensystem ist, dass jedes Fach genau gleich zählt und alle Zeugnisnoten gegeneinander aufgerechnet werden. Alles >/= 4.0 ist genügend, alles < 4.0 ist ungenügend. Ungenügende zählen doppelt und müssen kompensiert werden um insgesamt auf einen Saldo von wenigstens 0 Differenznotenpunkten zu kommen. Beispiel: Eine 3.0 in Mathe ergibt - 2.0 Notenpunkte, die z. B. mit einer 6.0 im Zeichnen kompensiert werden können. Weil das so ist, haben wir eigentlich selten Beschwerden und Diskussionen. So etwa einmal pro Schuljahr gibt es halt einen Rekurs weil jemandem der Arsch auf Grundeis läuft, aber bitte, den darf er dann beim Schulrat einreichen, ist jedermanns gutes Recht. Ich mag mich bislang an einen einzigen Fall erinnern, da so einem Rekurs überhaupt nachgegeben wurde. Beleidigt sein muss man deshalb sicher nicht.


    Alles in allem bin ich - wie ich schon oft genug hier erwähnt habe - zufrieden mit unserem System, für mich geht das auf. Ich bin Chemikerin und ich habe eine dezidierte Meinung darüber, was ein junger Mensch mit bestandener Matura in meinem Fach wissen sollte. Zudem habe ich eine sehr klare Vorstellung davon, welche Kompetenzen dieser junge Mensch in meinem Fach bzw. den Naturwissenschaften allgemein erworben haben sollte. Es gibt einzelne Schüler, die am Ende mit einer für mein Empfinden "zu guten" Note abschliessen und es gibt die, denen ich gerne eine halbe oder ganze Note mehr ins Zeugnis geschrieben hätte. Bei genauerem Hinschauen gibt es dafür aber immer eine Erklärung (das führt zu weit jetzt ...). Alles in allem bin ich wie gesagt zufrieden.

  • Es ist doch unsinnig zu glauben, wenn alle die gleiche "Notenberechnung" hätten, wäre in irgendeiner Art und Weise eine Gleichbehandlung hergestellt.


    Wenn ein Lehrer für jeden Pups eine mündliche Eins vergibt und seine Klassenarbeiten so leicht sind, dass der Schnitt jedesmal besser als 2,0 ist und ein anderer Lehrer entsprechend strenger benotet, kommt es zu keiner Gleichbehandlung, nur wenn beide die gleiche Excel-Formel für ihre Noten verwenden.

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