Lautstärke in Treppenhäusern

  • Je älter ich werde, desto mehr geht mir das Gekreisch im Schulhaus auf die Nerven. Und wir sind eine verhältnismäßig kleine Einrichtung. Kürzlich war ich in einer Schule mit rund 700 Schüler*innen und es war Pause... ich dachte, ich fall' vom Glauben an die Jugend ab.


    Warum nur müssen Kinder brüllen? Und nicht nur als normale Unterhaltungslautstärke, wieso müssen manche Merkbefreite auch noch extra grölen oder kreischen?


    Liegt das an der allgemeinen Atmosphäre besagter Schulen? Könnte man durch Maßnahmen diesen Zustand verbessern und wenn ja, durch welche? Gern würde ich wissen, ob das überall so ist, oder ob's an der Klientel liegt oder gar am Schulkonzept?

    • Offizieller Beitrag

    Das ist eine aus meiner Sicht relativ normale Situation. Die Schüler haben zwischen 45 und 90 Minuten in einem Raum verbracht und sind froh, sich ein bisschen bewegen zu können, sich zu unterhalten etc.
    Ich merke allerdings auch, dass ich solche Geräuschpegel zunehmend schlechter vertrage.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ab welcher Jahrgangsstufe denn? Ich habe neulich eine Stunde Sport-Aufsicht in der Halle gemacht, die Jungs haben in Gruppen Ballspiele gespielt. Völlig zivile Lautstärke. (Weil die Sportlehrer und -lehrerinnen ja den den Korrekturfachlehrern gerne mal entgegenhalten: "Aber die Lautstärke!") Das war aber Unterstufe. Ich glaube, die kriegen das mit dem Schreien erst später beigebracht, im Lauf der 7. vielleicht. Weil, "das gehört zu einem Turnier einfach dazu." (Außer Golf, Tennis usw.) Und wenn man das mal gelernt hat, dann setzt man das überall ein.


    Nicht völlig ernst gemeint, aber ein bisschen schon.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Könnte man durch Maßnahmen diesen Zustand verbessern und wenn ja, durch welche?

    In den Flurbereichen kannst du das letztendlich nur durch Schallschutzpanele ändern. Die sind aber teuer und zumindest mein Schulträger will sie nicht bezahlen...

  • Das war aber Unterstufe. Ich glaube, die kriegen das mit dem Schreien erst später beigebracht, im Lauf der 7. vielleicht.

    lach ich hatte schon welche, die ganz gut schreien bzw. kreischen konnten. 2-3 haben so gekreischt als würden sie von irgendwelchen wilden Tieren verfolgt werden.


    Ich glaube es ist ein allgemeines Phänomen. Letztes Jahr hatte ich eine extrem laute Klasse, da wurde praktisch nur geschrien. Die jetzige ist leiser.


    Auf dem Pausenplatz weisen wir die Kinder schon mal darauf hin, dass rundherum noch andere Menschen wohnen. Das hilft manchmal, manchmal auch nicht.

  • Die Primarschüler bei uns gegenüber sind Weltmeister im Schreien. Die haben auch gefühlt ständig Pause, dann sind sie draussen auf dem Spielplatz und plärren was das Zeug hält. Unsere Schüler sind so leise, dass externe Kollegen das meist schon gruselig finden. Wir hatten mal eine Fachfortbildung bei uns im Schulhaus ausgerichtet, da wurden wir ernsthaft gefragt, ob unsere SuS wohl ausser Haus seien. Nein ... alle 800 (pi mal Daumen) anwesend, die machen einfach keinen Krach. Keine Ahnung woran das liegt.

  • Das Problem (Lärm im Schulgebäude) ist tatsächlich vorhanden und dürfte in jedem anderen Betrieb zum Einschreiten der Gewerbeaufsicht führen (Schutz der Beschäftigten). Nur im Schulbetrieb interessiert es keine Sau, weil... "war schon immer so, die Lehrer sollen mal nicht so herumjammern."


    Es wäre auch bautechnisch ein leichtes, durch entsprechende Schutzmaßnahmen den Schallpegel deutlich zu reduzieren (schalldämmende Bauelemente). Aber wird nicht gemacht, weil "zu teuer". Das Geld wird in der "Bildungsrepublik Deutschland" traditionell für "wichtigere Dinge" gebraucht. Aktuell z.B. für die Rettung der NordLB in Niedersachsen (wo der Steuerzahler selbstverständlich mit ca. 2 Milliarden Euro dabei ist).


    Wäre einmal ein Thema für die GEWerkschaft, aber die freut sich ja eher, wenn durch Inklusion, Integration usw. der Lärmpegel noch weiter steigt...


    Gruß !

  • Verstehe ich die Ironie nicht?
    "Warum müssen Kinder brüllen und kreischen?" Weil sie Kinder sind, das gehört zum Kindsein dazu. Und die Pause ist zum Kindsein gedacht.
    In den Fluren sieht das wieder anders aus.


    Eine Maßnahme dagegen wäre, Schulen zu kinderfreien Zonen zu machen. Oder etwas konstruktiver: Ruhe- und Entspannungbereiche auf dem Schulgelände einzurichten.

  • Die effektivste Maßnahme ist Schalldämmung am Gebäude. Wird aber nicht gemacht, weil zu teuer. Da braucht man das Ganze nicht mit "Schulen zu kinderfreien Zonen zu machen" ins Lächerliche ziehen. Verantwortlich ist einzig und allein der Schulträger, d.h. der Staat, der das nicht finanzieren WILL.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Allgemein gilt: Ab 65 dB(A) reagiert der Körper eindeutig auf Lärm. Ab 80 dB(A) können Hörschädigungen auftreten, wenn keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
    Laut LärmVibrationsArbSchV muss der Arbeitgeber folgende Schutzmaßnahmen ergreifen:
    Ab Erreichen des unteren Auslösewerts von 80 dB(A) Tageslärmexpositionpegel:

    • Arbeitgeber muss Gehörschutz zur Verfügung stellen
    • Information der Mitarbeiter, Unterweisung
    • Angebotsvorsorge nach der Arbeitsmedizinischen Vorsorgeverordnung (ArbMedVV)

    Ab Erreichen des oberen Auslösewerts von 85 db(A) Tageslärmexpositionspegel:

    • PSA-Tragepflicht auch für Personen, die sich nur kurzfristig im Lärmbereich aufhalten
    • Kennzeichnung von Lärmbereichen als Gefahrenbereiche
    • Aufstellung eines Lärmminderungsprogramms
    • Pflichtvorsorge nach der ArbMedVV
    • Erstellung eines Lärmschutzkonzepts

    https://www.arbeitsschutz-port…aerm-am-arbeitsplatz.html


    Also: Handeln statt reden!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • In unserer Schule begleiten wir die Kinder "geordnet" hinein und nach draußen, so dass es im Normalfall weder Gerenne noch Geschrei im Treppenhaus gibt. Es gibt feste Regeln (in der Reihe und rechts gehen, nicht rennen z.B.), die immer wieder konserquent eingefordert werden, wenn nötig. In den Pausen auf dem Schulhof dürfen die Kinder nach Lust und Laune kreischen und schreien... Die Lautstärke variiert von Tag zu Tag, Gründe, warum es da manchmal fast unerträglich laut ist, haben wir noch nicht benennen können.
    Und im Unterricht... Da sind natürlich die "Lehrkörper*innen" :P gefragt.
    L.G. Pia

  • Das Problem ist der Tageslärmexpositionpegel, für den das gilt.
    Das ist der Mittelwert. Laut unserer Schulleitung sind wir der Lautstärke nicht ständig ausgesetzt, da in den Pausen ja keine SuS in der Halle sind.

  • Wäre interessant zu wissen, wie dieser Wert genau ermittelt wird. Denn bekanntermaßen ist der Schalldruckpegel bei 95 dB 10-mal so hoch wie bei 85 dB und über 3000-mal so hoch wie bei 60 dB (normale Unterhaltung).


    Wird da wirklich nur ein arithmetisches Mittel gebildet? Das wäre aber unglaublich verharmlosend!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Mit der Formel von hier (S. 22) komme ich auf einen Tageslärmexpositionspegel (mit den Angaben von oben für Sport und unter der Voraussetzung, dass ich gerade beim Querlesen die Formel richtig verwendet habe) von ca. 85 db.


    Schon krass. Würde sich lohnen, da mal konsequent nachzuforschen und valide Daten zu erheben.

  • Ich dachte tatsächlich, mit meinen Ohren stimmt was nicht, weil mir laute Geräusche rihtig weh tun. Meine Ohren sind aber laut Testung ganz normal.


    Wenn Wollsockens Schützlinge leise sein können, dann wäre es doch zumindest beachtenswert, auf welchen Faktoren das beruhen könnte. Ich denke manchmal, allein das konzentrierte Arbeiten führt doch nicht automatisch dazu, dass man hinterher explodieren muss, auch nicht als 8- oder 13-Jährige*r, oder?

  • Ich denke bei unseren SuS ist das so weil sie natürlich schon älter sind. Zudem sind die Stundenpläne bei uns sehr kompakt, d. h. sie haben effektiv auch nicht viel Zeit Krach zu machen. Manchmal singen sie, wenn sie ins Schulzimmer kommen, manchmal sind sie aufgeregt weil gerade Prüfung war, dann schnattern sie natürlich. Manchmal spielen die Männer auch irgendwelche Rumpelspiele mit PET Flaschen oder keine Ahnung was, aber ich empfinde das nie als störend. Wir haben aber halt auch Fachschaftszimmer und können die Tür zu machen, dann hat man seine Ruhe.

  • Die Formel von Seite 22 der von Rets genannten DGUV-Veröffentlichung ist nicht die eigentliche Mittelwertbildung. Die Mittelung steckt schon im A-bewerteten äquivalenten Dauerschallpegel.


    Das dürfte etwa so gehen:


    1 h mit 80 db und 1 h mit 90 dB und 6 h mit 60 dB
    -> 10* log (1/8*10^(0,1*80) + 1/8*10^(0,1*90)+6/8*10^(0,1*60)) = 81,4 dB


    Das Ergebnis entspricht dem Wert des Rechner hier: Berechnung des Lärmexpositionspegels mit dem IFA-Lärmexpositionsrechner.

  • Die Formel auf Seite 22 wird ja in den Folgeseiten durch Beispiele mit variabler Lautstärkebelastung ergänzt. Ich habe es genau wie du gerechnet, nur mit leicht anderen Zahlen: (ich erinnere die Zahlen nicht mehr exakt) 2-3 h täglich Sport mit 90 dB, 30 Minuten mit 80db Kindergeschrei in Pausen und auf dem Hof. Rest 60 dB (wobei die Gerade jüngere Klassen das ja z. B. In der sechsten Stunde auch nicht durchgehend halten).

Werbung