@Buntflieger: Was sagen denn die Bürger (insbesondere eure Eltern) zu dieser Handhabe des Sek I-Schulsystems in BW? Zufrieden oder weniger? Könnte es Grund genug sein, die Grünen bei der nächsten Wahl abzuwählen? Ich meine, dass Unzufriedenheit mit der Umsetzung von Inklusion bei der letzten NRW-Wahl zum Wechsel von SPD zu CDU führte...
Umfragen dazu sind mir nicht bekannt, auch so habe ich eher den Eindruck, dass vor allem betroffene Lehrkräfte Kritik ausüben und weniger die Eltern; schließlich haben die Kinder auf der Gemeinschaftsschule die Möglichkeit, ein vermeintlich leichteres Abitur zu erhalten.
Problematisch finde ich übrigens nicht die Idee der Gemeinschaftsschulen selbst, sondern den Rigorismus bei der Umsetzung. Prinzipiell ist die Idee wunderbar, dass SuS möglichst aus eigenem Antrieb heraus lernen können sollten und man hierzu entsprechende Schulformen bereitstellen muss - sofern Grund zur Annahme besteht, dass SuS in relevantem Ausmaß über diesen Antrieb verfügen könnten oder würden.
Bislang war es so, dass die Schulzeit dazu diente, SuS in z.T. schwierigen bis schwierigsten Lebensabschnitten (z.B. Pubertät) trotzdem qua extrinsischer Motivation zu Bildung und (Selbst)Disziplin anzuleiten, damit sie später selbständig lernfähig (Studium, Ausbildung) werden. Es gab auch schon immer eine Minderheit von SuS, die diese Selbständigkeit vorzeitig ausgebildet hatten und/oder zu begabt waren und für die das allgemeine Schulsystem eher eine Belastung darstellte, da sie hier die notwendigen Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten nicht zur Verfügung hatten.
Großes Aber meinerseits: In der Regel läuft es vielfach nicht so ab. Die überwiegende Mehrheit der Kinder/Jugendlichen braucht eine klare Struktur und Erwachsene, an denen sie sich positiv wie negativ ausprobieren und abarbeiten können. Also Autoritätspersonen im eigentlichen Sinne. Die können mit unverbindlichen Lernbegleitern und selbständigen Lernangeboten nicht allzu viel anfangen.
Wenn solche Angebote vermehrt in der Oberstufe zur Wahl stehen, ist das was gänzlich anderes, als einem - als Beispiel - pubertierenden 14-Jährigen (beide Geschlechter sind gemeint) die Wahl zu lassen, wie er seine Lernwoche eigenverantwortlich gestaltet.
Das ist die pädagogische Seite, die schon nicht unproblematisch ist, wenngleich ich nicht davon ausgehe, dass junge Menschen allein auf Grund suboptimaler Beschulung gänzlich im Leben scheitern werden; die meisten werden ihren Weg so oder so machen.
Die andere Seite ist die der Rücksichtslosigkeit gegenüber denjenigen Menschen, die solch "fortschrittliche" Konzepte umsetzen müssen (in der Regel findet das nicht freiwillig statt). Die fehlenden Rahmenrichtlinien und die schiere Unmöglichkeit, den gesetzten Idealen in der Praxis gerecht werden zu können, wiegen meines Erachtens noch weit schwerer als die genannten pädagogischen Probleme.
Um damit den Bogen zur Politik zu lenken: Ich schrieb schon woanders, dass ich eine Politik, der das Wohl der Lehrpersonen im Grunde - salopp gesagt - wurscht zu sein scheint, nicht länger unterstützen möchte. Entsprechend orientiere ich mich gerade um, obwohl ich langjähriger SPD-Wähler bin (bzw. war). Es ist schade, dass allein die missratene Bildungspolitik eine solche Entscheidung nährt (obwohl die SPD derzeit ohnehin mehr und mehr an Profil verliert, aber das ist ein anderes Thema).