@Lehramtsstudent:
Bremen ist seit 9 Jahren zweigliedrig.
Die Gemeinschaftsschule in Sachsen (Kl. 1-12) kommt
-
-
Unwichtig. Hauptsache Sachsen wird weniger "rechts"!
Gruß !
Ich finde es ziemlich betrüblich, dass man fast schon bald gezwungen ist, konservativ zu wählen, möchte man eine Bildungspolitik unterstützen, die vor allem solide und verlässlich und nicht ideologisch durchsetzt daher kommt.Als alter SPDler tue ich mich gerade schwer mit dem Mist, der da von Herrn Stoch in Sachen Bildung kundgetan wird. Dass ich hier der schwarzen Bildungspolitik einst dankbar bin - ich hätte es mir vor einigen Jahren nicht träumen lassen!
-
Danke nochmal an Jule13 für deine differenzierte Darstellung, man merkt, wie viel Erfahrung du an Gesamtschulen gesammelt hast.
Ich glaube, das Problem das MarlenH anspricht, fasst es gut zusammen: Eltern "tun alles", dass ihr Kind nicht auf die Oberschule muss. Ist das nicht schlimm? Und was ist mit den Eltern, die "nicht alles dafür tun können", bzw. mit ganz normalbegabten Kindern, die in der 4. Klasse die Noten 2,3,3 haben? Sind sie dazu verdammt, mit Verhaltensauffälligen überproportional in Klassen versammelt zu werden und von zu vielen Quereinsteiger*innen notbetreut zu werden?
Offenbar wird die Gesamtschule kein Problem lösen, wenn nicht strukturell was getan wird. Ich sehe eher eine weitere oberschulähnliche Schulform neben der Oberschule auftauchen und lediglich in einer von der Uni betreuten Modellschule wird alles super sein.
Ich verstehe übrigens auch Gymnasiallehrer*innen, die für ihre Schulart kämpfen, auf Verhaltensstörungen und soziale Probleme hat halt keiner Lust.Trotz alledem haben viele Eltern für Gemeinschaftsschulen Unterschriften gesammelt, die Landesregierung kommt diesem Wunsch nun nach. Ich fände es hilfreich, wenn Lehrer*innen jetzt gefragt würden, wie das Ganze nun ausgestaltet werden soll. Träumen darf man ja wohl
-
Ich finde es ziemlich betrüblich, dass man fast schon bald gezwungen ist, konservativ zu wählen, möchte man eine Bildungspolitik unterstützen, die vor allem solide und verlässlich und nicht ideologisch durchsetzt daher kommt.
Sage nicht man, wenn du ich meinst. Du siehst also nur die Wahl zwischen "solide konservativ" und "ideologisch durchsetzt". Und wie bringt uns deine Wahlentscheidung jetzt in der oben gestellten Frage weiter?
-
Es geht doch ganz wesentlich darum beim längeren gemeinsamen Lernen, dass die Kinder sich an der gleichen Schule täglich begegnen und miteinander Kontakt haben und sich über Leistungsniveaus und unterschiedliche Elternhäuser hinweg kennenlernen. Gab es dafür nicht im "alten Westdeutschland" die Konzepte der integrativen und der kooperativen Gesamtschulen? Man hat sie für gescheitert erklärt, aber nicht viel darauf geschaut, warum sie gescheitert sind - eben ganz wesentlich, weil nebenher Gymnasien bestanden.
Eine (mögliche) Antwort habe ich dazu ganz oben gegeben - auch wenn ich nicht ninale bin.
---
Wie schon gesagt, ich wiederhole es nur, weil es beim "Schlechtreden" der Gesamt-/Gemeinschaftsschulen bisher ausgeblendet wurde, wir haben das gemeinsame Lernen doch auch in den Grundschulen bis Klasse 4 oder 6. Wir hatten das gemeinsame Lernen ohne Qualitätseinbußen doch im Osten bis Klasse 8 oder 10. (Ja, jemand kennt da jemand, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der sich immer gelangweilt hat. Kennen wir solche Kinder in oder aus dem gegliederten Schulsystem nicht auch? Wäre das dann also ein Argument gegen das gegliederte Schulsystem? Ich kenne ganz viele Kinder, die heutzutage Schule doof finden - trotz all dem, was da in den letzten Jahrzehnten reformiert wurde.)
Ich war an einer Gesamtschule, die bis heute einen guten Ruf hat und über die Anmeldezahlen definitiv nicht klagen kann. Für ein reines Gym hätte man in die Stadt fahren müssen, weswegen die Gym-Schiene ziemlich breit vertreten war. Bei 4 Klassen in meinem Jahrgang gab es immer zwei A-Kurse. Wir wurden ab 5.2 in Englisch und Mathe in dreistufiges Kurssystem aufgeteilt. Später kamen noch Deutsch, Wahlpflicht (für mich also die zweite Fremdsprache) und die naturwissenschaftlichen Fächer dazu. In den Fächern, die wir als Klasse hatten, habe ich mich in der Tat sehr häufig gelangweilt. Das war in den Kursen anders. Da ging nicht nur mir so! Wir waren 30 Kinder in einer Klasse. Wo soll denn da groß Differenzierung stattfinden?
Befreundet war ich fast nur mit den Leuten aus den A-Kursen. Der Rest war aus den B-Kursen. Mit den C-Kurslern hatte ich kaum etwas zu tun. Ich konnte einfach wenig mit denen anfangen. Dass eine Durchmischung per se dazu führt, dass man sich annähert, halte ich für Sozialromantik. Die Unterschiede werden zum Teil nur noch offensichtlicher. Das funktioniert in kleinen Gruppen wie z.B. unseren Förderschulklassen von max. 10 Kindern pro Klasse, aber in größeren Gruppen nicht. Da differenziert sich das ganz schnell von alleine aus. -
Ich war an einer Gesamtschule, die bis heute einen guten Ruf hat und über die Anmeldezahlen definitiv nicht klagen kann. Für ein reines Gym hätte man in die Stadt fahren müssen, weswegen die Gym-Schiene ziemlich breit vertreten war. Bei 4 Klassen in meinem Jahrgang gab es immer zwei A-Kurse. Wir wurden ab 5.2 in Englisch und Mathe in dreistufiges Kurssystem aufgeteilt. Später kamen noch Deutsch, Wahlpflicht (für mich also die zweite Fremdsprache) und die naturwissenschaftlichen Fächer dazu. In den Fächern, die wir als Klasse hatten, habe ich mich in der Tat sehr häufig gelangweilt. Das war in den Kursen anders. Da ging nicht nur mir so! Wir waren 30 Kinder in einer Klasse. Wo soll denn da groß Differenzierung stattfinden?Befreundet war ich fast nur mit den Leuten aus den A-Kursen. Der Rest war aus den B-Kursen. Mit den C-Kurslern hatte ich kaum etwas zu tun. Ich konnte einfach wenig mit denen anfangen. Dass eine Durchmischung per se dazu führt, dass man sich annähert, halte ich für Sozialromantik. Die Unterschiede werden zum Teil nur noch offensichtlicher. Das funktioniert in kleinen Gruppen wie z.B. unseren Förderschulklassen von max. 10 Kindern pro Klasse, aber in größeren Gruppen nicht. Da differenziert sich das ganz schnell von alleine aus.
Das war bei mir ähnlich. An meiner integrierten Gesamtschule gab es aber leider nur E- und G-Kurse (E für die "guten" Schüler, G für die "schlechten" Schüler). Die E-Kurse bewegten sich auf Realschulniveau, die G-Kurse auf Hauptschulniveau. Ich habe mich von der 5. bis zur 10.Klasse an dieser Schule im Unterricht zu Tode gelangweilt und auch nicht gelernt, zu lernen, weil es einfach nicht notwendig war und ich trotzdem einen 1er Schnitt hatte. Befreundet war ich mit den Schülern, die sich genauso wie ich gelangweilt haben (und zwei schlechteren Schülern, die ich aber auch so kennengelernt hätte, da ich mit denen bzw. dem Bruder des einen im Sportverein war). In der Oberstufe eines Wirtschaftsgymnasiums wurde es leider nicht besser.
Gesamtschulen sind für mittelmäßig leistungsfähige Schüler vielleicht sinnvoll, für gute Schüler sind Gesamtschulen der intellektuelle Tod.Dass es dumme, faule, intelligente, begabte, fleißige, wohlhabende, arme, musisch-begabte, und was nicht noch alles für Kinder gibt, sieht man auch am Gymnasium. Und auch, dass schulische Leistung nicht zwangsläufig etwas mit dem Familieneinkommen zu tun hat.
-
Sage nicht man, wenn du ich meinst. Du siehst also nur die Wahl zwischen "solide konservativ" und "ideologisch durchsetzt". Und wie bringt uns deine Wahlentscheidung jetzt in der oben gestellten Frage weiter?
Wieso fährst du mich denn so ungestüm von der Seite an?? -
@Frapper @Schmidt
Das sind eure persönlichen Erfahrungen.
Meine persönliche Erfahrung, konkret die meines Sohnes, mit dem Gymnasium sieht so aus:
Langeweile ab Klasse 5, nie Hausaufgaben zu Hause gemacht, weil die schon immer im Unterricht fertig waren. Keine Differenzierung, weil halt Gymnasium. Nur sehr wenige Zusatzangebote, außer dritte Fremdsprache. Also Chinesisch dazu. Kein Lernen gelernt. Innerlich bis Klasse 9 durchgehalten, dann vollkommen ausgestiegen im Hinblick auf irgendwas, was man mit Anstrengungsbereitschaft bezeichnen könnte. Durchgezogen bis zum Ende. Schulkarriere vom fitten Kind bis Abi mit 2,3. Toll.
Fazit: Einerseits, es gibt keine leistungshomogenen Gruppen, andererseits Differenzierung ist überall erforderlich und es müssen mehr Ressourcen ins System.Das sind Einzelfälle. Aber zu glauben, dass man meinetwegen 20 Kinder, die kaum lesen können, möglicherweise nur wenig Erfahrung im echten Leben haben, wenig Unterstützung von Elternseite bekommen, eventuell traumatisierte sind, mit einem Lehrer ohne weitere Unterstützungssysteme in einen Raum sperren kann, und am Ende kommt etwas dabei heraus, halte ich für weltfremd. Da bin ich sehr gerne „sozialromantisch“.
-
Fazit: Einerseits, es gibt keine leistungshomogenen Gruppen, andererseits Differenzierung ist überall erforderlich und es müssen mehr Ressourcen ins System.
Das sind Einzelfälle. Aber zu glauben, dass man meinetwegen 20 Kinder, die kaum lesen können, möglicherweise nur wenig Erfahrung im echten Leben haben, wenig Unterstützung von Elternseite bekommen, eventuell traumatisierte sind, mit einem Lehrer ohne weitere Unterstützungssysteme in einen Raum sperren kann, und am Ende kommt etwas dabei heraus, halte ich für weltfremd. Da bin ich sehr gerne „sozialromantisch“.
Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Gesamtschulen mwhr Ressourcen zur Verfügung haben. Wir saßen mit zum Teil 28 Schülern in einem Kurs, das ist an der Schule.
Wenn Differenzierung zur Zeit im Gymnasium schon nicht klappt (wovon ich nicht überzeugt bin, aber nehmen wir es mal an), wie soll das in noch homogeneren Klassen besser funktionieren? -
Bitte noch mal richtig lesen.
-
Dann lebe ich in einer sozialen Utopie. (Wie schön für mich!)
In meiner Klasse sind zweimal zwei Mädchen beste Freundinnen, fahren mit der jeweiligen Familie zusammen in den Urlaub und teilen viele Freizeitaktivitäten. Bei beiden Pärchen sind die Eltern der einen Akademiker und wohlhabend, die der anderen am Existenzminimum und - wie sagt man neudeutsch - bildungsfern. Stört die Mädels null. (Die Eltern indes waren zu Beginn leicht irritiert. )
Ja, die Leistungsstarken bleiben bisweilen unter sich: Im Falle meiner Klasse besteht eine Clique aus mehreren urdeutschen Akademikerkindern, einem sog. Nafri und einem Flüchtling.
Klar haben wir auch homogene Cliquen, aber wenn es darum geht, draußen eine Runde kicken, sind wieder alle dabei. Da wird dann zwar eiskalt nach Fußballkompetenzen sortiert, nicht aber nach E- oder G-Kursen.Ob sich Leistungsstarke langweilen, hängt nicht so sehr von der Schulform ab, sondern von der Differenzierung jedes einzelnen Fachlehrers. Deshalb meinte ich oben, dass bei breiterer Leistungsheterogenität auch der Aufwand der Unterrichtsvorbereitung steigt. Hier würde ich mir wünschen, dass die Schulbuchverlage die Bezeichnung "für differenzierende Schulformen" endlich einmal ernst nehmen, und nicht nur Sternchenaufgaben hinzufügen, sondern auch die Texte auf mind. zwei versch. Niveaus anbieten (und zwar zum selben Thema, damit man die Sicherung wieder gemeinsam machen kann!). Bisher kann ich keinen signifikanten Unterschied zwischen Realschul- und Gesamtschulausgaben feststellen. Wenn man also die Starken und Schwachen fördern will, muss man die Texte aufwändig selbst abändern. (Kann man mal machen, aber nicht jedes Mal. Der Tag hat nur 24h.)
-
und damit ist dann halt das niveau für die starken auf die dauer nicht zu halten, ohne dass die lehrer sich zu schanden arbeiten. und dann noch die abwanderung der finanzstarken sus auf die privatschulen, die man ohne gym massiv verstärkt, vgl. gb und sein schulsystem, so sozial selektiv wie nur irgendmöglich. damit haste dann die soziale selektion durch die gesamtschulen verstärkt anstatt vermindert. ich verstehe nicht, wie man die empirie in dieser frage so deutlich ignorieren kann.
gesamtschulen mit starkem gymnasialen zweig sind nunmal extrem selten, solange man die für die begabten kinder sinnvollere alternative gym auch hat. und wenn du die zwangsweise abschaffst, haste das oben genannte privatschulproblem und damit noch mehr soziale selektion als davor und damit zudem eine noch stärkere benachteiligung begabter kinder aus finanzschwachen familien als wir sie jetzt schon haben, weil die dann eben nicht an die teuren privatschulen wechseln könne, von ein paar charity-stipendien mal abgesehen (siehe usa, siehe gb). außerdem verstärkt man damit die vorstellung von bildung als dienstleistung, für die man zahlt, was ich ebenfalls für fatal halte.
hier gibt es hervorragende realschulen und mittelschulen, die ihre sus eben nicht in die arbeitslosigkeit entlassen sonderrn in asubildungen, weil eklatanter lehrlingsmangel herrscht. die probleme der mittelschulen in manchen (bei weitem nicht allen) regionen deutschlands sind in erster linie eine frage der wirtschaftslage einer region, und die wiederum ist vor allem abhängig von einem neoliberalen politikstil weg vom "gleichwertigen leben" in allen regionen, die eigentlich in d vorgesehen ist, aber schon längst nicht mehr wirklich durchgesetzt wird. mit reformen im schulsystem selber ändert man an der sozialen selektion genau nichts, bestenfalls. vermutlich ändert man dadurch was zum schlechteren in dt., vgl. argumente oben.
-
Das sind Einzelfälle. Aber zu glauben, dass man meinetwegen 20 Kinder, die kaum lesen können, möglicherweise nur wenig Erfahrung im echten Leben haben, wenig Unterstützung von Elternseite bekommen, eventuell traumatisierte sind, mit einem Lehrer ohne weitere Unterstützungssysteme in einen Raum sperren kann, und am Ende kommt etwas dabei heraus, halte ich für weltfremd. Da bin ich sehr gerne „sozialromantisch“.
Das sind sicherlich keine Einzelfälle, denn ich höre es immer wieder.
Du schmeißt hier auch etwas durcheinander. Nur weil ich nicht für die Gesamtschule bin, heißt das nicht, dass ich den leistungsschwächeren Kindern keine weitere Unterstützung zukommen lassen will. Das sehe ich schon als wünschenswert an, aber da passiert halt leider wenig seitens der Politik. Diese Gruppe hat einfach keine starke Lobby. Mit der äußeren Schulform hat das nichts zu tun.
-
@kekks
Naja, wenn man Deine Argumentation zu Ende denkt, könnte man ebensogut die Privatschulen abschaffen. Das ist möglich, ob es politisch gewollt ist, wenn die meisten Politiker ihre Kinder auf Privatschulen schicken, mag man bezweifeln dürfen.Mal davon ganz abgesehen: Ich bin tatsächlich eher im Zweifel, ob Gesamtschulen den schwachen Schülern nützen, die eben 10 Jahre lang ständig vor Augen gehalten bekommen, wie wenig sie können, aber vielleicht ist das meine spezielle Filterblase.
-
ich persönlich glaube (!), dass eine gesamtschule genauso gut oder schlecht wie ein gym funktionieren kann, letztlich hängt es immer von der finanzlage, sozialstruktur und den leuten vor ort (und deren kommunikation untereinander und nach außen) ab. man kann aus allem was machen oder es verderben.
privatschulen verbieten wäre eine gg-änderung. das ginge sehr weit, deutschland hat zudem eh schon ein extrem restriktives schulrecht (verbot des hausunterrichts). ich halte es für müsig, das zu diskutieren, das ist politisch nicht durchsetzbar (und ob wünschenswert - ich weiß nicht, verbot von privatschulen ist eher was für autoritäre systeme, nicht für offene gesellschaften).
vor allem sollte man meiner meinung nach die einzelnen schulen einfach mal machen lassen, wie auch die einzelnen lehrer (bei bessser ausbildung und mehr selektion in der lehrerausbildung in allen phasen, lehramtsstudium als ähnlich einem arztstudium, der beruf ist mindestens so komplex wie der des arztes). vertrauen in menschen stärkt menschen ganz ungemein, viele leisten dann besser und mehr (und glücklicher sind sie auch). das gilt für alle, für kinder, eltern, lehrer, alle. selbstwirksamkeit lässt grüßen.
dagegen ist der kontrollwahn des "durchregierens" bis ins klassenzimmer (sozialtechnollogie, steuerung der gesellschaft durch politische interventionen..., beispiel für lehrer: vorschreiben der methode des lesenlernens durch die landesregierung, meine fresse) a) sowieso zum scheitern verurteilt, das verhalten sozialer systeme ist kontingent und nicht kausal berechenbar (und damit steuerbar, beispiel für lehrer: der schweinezyklus der planstellen) und b) hindert dieses ständige eingreifen von außen mit der neuesten sau im pädagogischen dorf die leute vor ort am sinnvollen (und selbstbestimmten) arbeiten und machen. ständig neuer plan hier, neue struktur dort, neuer test dort hinten links. bitte geht doch alle (vor allem alle laien, die alle schulexperten sind, weil sie auch mal in der schule waren, ja nee, is klar) nach hause und lasst kinder und lehrer ihr ding über längere zeit alleine machen. schule kann das.
-
Dieses Gefühl nimmt man den Gesamtschülern weg, wenn man sie in leistungshomogenen Gruppen unterrichtet, sodass ein ehemals schwacher Schüler innerhalb dieser Gruppe die Chance erhält, zu den Leistungsstarken zählen zu können. Dadurch werden die Karten neu gemischt. Wenn man allerdings 10 Jahre lang immer zu den Schwachen zählt, ist das sicher nicht gut für das Ego.
Und selbst für die Starken ist es sicher nicht verkehrt, zu erfahren, dass sie auch mal nicht die Nr. 1 sind, sondern auch mal nur im Mittelfeld. Dann ruht man sich nicht auf den Lorbeeren aus, sondern bleibt am Ball. -
... Die Unterschiede werden zum Teil nur noch offensichtlicher. Das funktioniert in kleinen Gruppen wie z.B. unseren Förderschulklassen von max. 10 Kindern pro Klasse, aber in größeren Gruppen nicht.
Das heißt, in deinen Förderschulklassen sind die Gruppen automatisch homogen? Oder findet zwischen den je 5-10 Jugendlichen keine Segregation statt?
-
Das heißt, in deinen Förderschulklassen sind die Gruppen automatisch homogen? Oder findet zwischen den je 5-10 Jugendlichen keine Segregation statt?
Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, hier von Automatismen auszugehen. Es handelt sich doch in aller Regel immer nur um Tendenzen; wie sich etwas in der Realität darstellt, hängt von zu vielen Faktoren ab, um da klare "wenn-dann"-Gefüge draus backen zu können.Tendenziell ist die Binnendifferenzierung (und das ist ja an Gemeinschaftsschulen großes Programm) didaktisch/methodisch dermaßen anspruchsvoll, dass entweder kleine Lerngruppen und/oder deutlich mehr Lehrkräfte pro Lerngruppe notwendig sind, soll das Konzept so funktionieren, wie es beabsichtigt ist.
Binnendifferenzierung läuft normalerweise über Selbstdifferenzierung, d.h. die Lehrenden stellen für möglichst jede/n SoS passende Aufgaben bereit, die diese dann selbständig (eigenmotiviert) aussuchen und bearbeiten. Die Lehrkraft begleitet dann diesen Prozess und leistet ggf. Coaching. Soweit die Theorie.
Das scheitert nur eben schon daran, dass leistungsschwächere SuS weder die nötige Eigenmotivation mitbringen, noch in der Lage sind, passende Aufgaben für sich selbst auszusuchen und lösungsorientiert zu bearbeiten. Diese SuS bleiben in offenen Lernsettings zumeist "auf der Strecke". Man müsste sie instruktiv beschulen, das ist aber in Gemeinschaftsschulen allenfalls im Rahmen von "Input-Phasen" vorgesehen.
Und hier beißt sich die Katze eben in den Schwanz: Da Gemeinschaftsschulen eine bestimmte Unterrichtsideologie mit sich bringen, sind sie letztlich nicht in der Lage, die SuS wirklich individuell zu unterrichten. Wer also die direkte Instruktion benötigt, bleibt auf der Strecke, da diese im Schulkonzept in der Regel nicht vorgesehen ist und diesem diametral entgegen steht. Das entspricht demnach nicht einer auf Empirie fußenden Orientierung am Lernprozess --> ideologisch motiviert.
Praktisch scheitern viele Gemeinschaftsschulen schlicht daran, dass - wie im Thread immer wieder erwähnt wurde - die hohen personellen Ressourcen vor Ort nicht zur Verfügung stehen.
-
Ich gebe dir bezogen auf deinen letzten Beitrag recht Buntflieger, allerdings stimmt das nur bezogen auf die Gemeinschaftsschule in BW, die - anders als beispielsweise die Modellgesamtschulen die es in BW gibt- mit diesem speziellen Setting arbeiten müssen, das in den meisten Fällen nicht zur Hauptzielgruppe unsere Gemeinschaftsschulen in BW passt.
Wichtig für Sachsen wäre insofern, dass es eine derartige methodische Festlegung vorab nicht gibt @samu, sondern die Lehrkräfte die pädagogische Freiheit haben zielgruppengerecht methodisch und didaktisch zu arbeiten. Weiterhin wäre sicherlich wichtig, dass die Schulen personell entsprechend großzügig ausgestattet sind, um die SuS, die man wohl mehrheitlich beschulen dürfte auch ausreichend fördern zu können (Sprachförderung, ausreichend Personal für funktionierende Inklusion,...) und auch die finanzielle Ausstattung muss gerade zu Beginn ausreichend sein, da sehr viel verschiedenes Material angeschafft werden muss, um die erforderliche Differenzierung leisten zu können. Ich weiß von Mitanwärtern, die an Gemeinscaftsschulen ohne jedweden Materialpool unterrichten müssen. Da gibt es in vielen Fächern noch nicht einmal Schulbücher, die bereits differenzierend arbeiten, geschweige denn eine Lehrerbibliothek mit Schulbüchern von Sonderschul- bis Gymnasialbereich zu den Fächern, um eben selbst adäquates differenzierendes Material zu den Niveaustufen erstellen zu können, ohne vielleicht JEDE Aufgabe und JEDES Arbeitsblatt am Ende selbst entwerfen zu müssen. Ich habe ja selbst eine Inklussionsklasse, mit 3 verschiedenen Bildungsplänen und 5 verschiedenen Niveaustufen, die ich bei der Aufgabenerstellung und Stundenplanung mit berücksichtigen muss. Ich bin zum Glück recht flott darin zielführende AB zu entwerfen, dennoch kosten mich die 3 Wochenstunden in der Klasse wöchentlich wenigstens 90min für die Materialerstellung, weil ich eben auf keinerlei Materialpool zurückgreifen kann dabei. Bei einem vollen Deputat und nur solchen Lerngruppen ist das nicht leistbar. (Und ich bin noch nicht einmal an der Gemeinschaftsschule, habe also nur eine solche Klasse bedingt durch die Inklusion.) -
Das ist das Problem an offenen Konzepten wie Planarbeit oder Dalton: Um sein Lernen selbst organisieren zu können, braucht man einen gewissen Überblick über die Fachinhalte. Den haben schwache Schüler nicht. Hinzu kommt, dass schwache Schüler oft generell ein Problem mit Selbstorganisation haben, das oft schon damit beginnt, das Arbeitsblatt in den richtigen Hefter zu heften und den Hefter in das richtige Fach zu legen.
Das Gruselige an der Sache: Schüler, die schon in der Grundschule mit Arbeitsplänen überfordert waren, kommen an Schulformen, wo es noch mehr Planarbeit gibt. Wer sich das ausgedacht hat, hat doch garantiert eine Allergie gegen Chancengleichheit.
Werbung