Hi Ho,
in der Financial Times Deutschland ist ein gar nicht so ungelungener Artikel zur Lehrerausbildung:
http://ftd.de/pw/de/1077011637837.html
Gruß,
JJ
Pressebericht über das Ref
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Hallo JJ,
den Artikel hat mir gestern ein Freund per Mail geschickt. Gelungen oder nicht - es sind einfach sachliche Fehler drin, die in einer seriös wirken wollenden Zeitung nicht vorkommen dürfen; es sei denn, sie vertiefen sich auf das polemische Niveau der BILD.Mir als "schulischem Insider" (eben Referendarin ;-)) erscheint es so, als ob der Verfasser einfach nicht im Thema drin steckt. Wer ein Forum wie referendar.de als einzige Quelle nennt und damit die Qualität des Referendariats beurteilt, der sollte sich vielleicht weiterhin auf seine Kernkompetenzen konzentrieren: Wirtschaft & Finanzen. Zwar ist es erfreulich, dass das Thema "Bildung" auch Eingang in fachfremde Zeitungen findet, wenn es jedoch so oberflächlich abgehandelt wird wie in der ftd, dann kann man es gleich bleiben lassen. Gute Ansätze erwähnt der Artikel (soweit ich mich erinnere) gar nicht; somit verhilft der Artikel eigentlich nur der Stabilisierung des Lehrer- und Lehrerbildungsklischees und verhindert konstruktive Diskussionen.
LG, das_kaddl
PS: Wenn jemand vermutet, dass ich an einer Schule bin, in der wirklich alles stimmt, mein Referendariat absolut harmonisch abläuft, ein gutes Klima im Kollegium und zu Fachseminarleitern herrscht: nein, so ist es nicht. Aber ich kann differenzieren und bin gegen Rundum-Kahlschläge.
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www.referendar.de ist doch nicht representativ!
Das ist ein Heulgelager!
ich kann nicht glauben, dass Zeitschriften einen Bericht auf der Basis dieses Forums macht.....
Isa -
Zitat
Wer sich in Deutschland über die Qualität der aktuellen Lehrerausbildung und den Gemütszustand der Pädagogen informieren will, muss nur einen Blick ins Internet werfen. Im Forum www.referendar.de berichten angehende Junglehrer von ihren - meist negativen - Erfahrungen bei ihren ersten Feldversuchen in Sachen Unterricht. Die Gefühlsausbrüche der Referendare, die dem Pisa-gebeutelten deutschen Schulsystem zu mehr Prestige verhelfen sollen, sind Beleg für die schlechte Qualität der deutschen Lehrerausbildung und die falschen Erwartungshaltungen vieler Lehramtskandidaten.
Ich finde das nicht so schlecht getroffen, und lieber ein Hinweis auf das Jammertal da drüben als irgendwelche Schönfärberei oder pauschale Vorwürfe wie sie von rechter und Wirtschaftsseite ja gern kommen, dass die Lehrer unmotiviert und faul seien. Eben genau diese Klischees werden hier mal nicht bedient, sondern die Defizite des (Ausbildungs)systems aufgezeigt. Denn das ist doch eines der großen Probleme, dass unsereiner als Ref unausgebildet vortanzen soll, die Ausbildung weiter zusammengestrichen wird zugunsten des BdU, und am Schluss gehen viele frustriert aus dem Ref und sind froh über ihren unkündbaren Job. Insofern find ich den Bericht nicht schlecht er legt den Finger in die Wunde!
Grüße,
JJ -
Also, nach genauerem Lesen sehe ich da , wie das kaddl, ein paar schwierige Verallgemeinerungen und Phrasen, die sich so leicht sagen, aber so seltsame Blüten treiben, wenn in die Tat umgesetzt.
ZitatDabei muss kaum ein anderer Berufsstand so wenig Rechenschaft über seine Leistung ablegen wie Lehrer. Umgekehrt wird Leistung nicht belohnt. Gehaltserhöhungen und Aufstiegsmöglichkeiten werden am Dienstalter und nicht an der Leistung festgemacht. Wer beamtet ist, steht außerhalb jedes Qualitätsnachweises.
Vorbild Rheinland-Pfalz
Kontrollen wie etwa in den Niederlanden gibt es keine. Dort prüfen Schulinspektoren den Erfolg der Lehrerarbeit.Zwar wird über schlechte Lehrerausbildung und die mangelnde Qualitätskontrolle in den Schulen schon seit Jahrzehnten diskutiert. Geändert hat sich bisher wenig. Rheinland-Pfalz ist das erste Bundesland, das sich nun an eine umfassende Reform der Lehrerausbildung wagt.
Der in ein schulartübergreifendes Bachelor- und spezialisiertes Masterstudium aufgeteilte Studiengang sieht eine starke Verzahnung von theoretischem Studium und Schulpraxis vor. Psychologie und Pädagogik werden aufgewertet, ohne dass die Fachwissenschaften an Bedeutung verlieren. Die Standards für die Ausbildung werden vom Ministerium verbindlich vorgeschrieben. Das Studium ist kürzer als bisher. Vom ersten Semester an wird eine Reihe von Schulpraktika für die angehenden Lehrer Pflicht. "Das Referendariat wird so zu 50 Prozent in der Studienzeit absolviert", erklärt Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner. Der Rest erfolgt auf ein Jahr reduziert nach dem Masterstudiengang. Angehende Pädagogen sollen verstärkt lernen, wie Wissen vermittelt wird. Rheinland-Pfalz will so den Missstand abschaffen, dass in der deutschen Lehrerausbildung bisher immer der Unterrichtsstoff im Mittelpunkt stand, nicht aber der Vermittlungsprozess von Wissen im Schulunterricht. Überlegt wird im Mainzer Wissenschaftsministerium auch, dass Lehrer künftig zu regelmäßigen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen verpflichtet werden. Außerdem sollen Junglehrer in ihrem ersten Jahr an einer Schule in einer Art "Berufseingangsphase" noch stark beraten und betreut werden.
Mainzer Modell rechnet sich
Das Mainzer Modell hat eine Menge Vorteile: Durch den engen Praxisbezug können Möchtegernlehrer schon frühzeitig überprüfen, ob sie für diesen Beruf geeignet sind, und im Zweifelsfall nach dem Bachelor-Abschluss eine andere berufliche Laufbahn einschlagen.Volkswirtschaftlich betrachtet wird der neue Studiengang billiger. Das Studium ist kürzer. Junglehrer fangen früher an zu arbeiten und zahlen entsprechend mehr Steuern und Sozialabgaben. Da das Referendariat von zwei auf ein Jahr verkürzt wird, kann das Land bei gleicher Bewerberzahl die Kosten für die Beamten auf Widerruf halbieren.
Ganz zu schweigen davon, dass die Zahl der Sitzenbleiber deutlich sinken müsste, wenn Lehrer es besser als bisher verstehen, schwache Schüler zu fördern, statt sie als Altlast dem nächsten Kollegen zu überlassen.
Erstens: Wie sieht "Schulleiterkontrolle" aus? Meistens so: Angekündigte Unterrichtsbesuche. Warum und wieso das keine angemessene Form der Kontrolle ist und nichts über den Unterricht aussagt, brauche ich ja keinem, der jemals einen UB hatte, zu erklären. Oder?
Zweitens: Wieso beschleicht mich nur der Verdacht, dass die enge Vernetzung zwischen Uni und Schule vor allem erstmal dazu dient, dass Praktikanten gleich mal kostenlos, statt wie Referendare nur billig, unterrichten sollen? Die anderen Gründe für "billig" stehen ja oben bereits aufegführt - Hauptsache: schnell und effizient und ratzfatz durch. Ob das auch GUT bedeutet - nun ja. Ich seh's noch nicht. Vor allem bedeutet es für die Studis, dass sie ALLES in kürzester Zeit machen müssen. Es studieren also nur diejenigen, die sich nicht nur zwei, drei Nebenjobs ernähren müssen? Herr Koch hätt's ja gern so.
Und wenn ich höre, dass "die Standards für die Ausbildung vom Ministerium verbindlich vorgeschrieben werden" graut's mir erst recht. Ich weiß, was in Hessen die neuen Standards für die Abiturprüfungen gebracht haben. ( Seiten Entwurf mit den idiotischsten Vorgaben, die kaum och ein Schüler erfüllen kann. Und kein Lehrer. Und was das 5. Prüfungsfach für den Lehreralltag bedeutet. Und ich weiß, was die neuen Lehrpläne bedeuetet haben. Und die neue Ausbildungsverordnung. Und der neue Erlass zur LRS. Und ...und....und!
Allesamt nur eines: eine absolute Verbürokratisierung (relaitätsfremd, kaum durchführbar, am Menschen vorbei, ein Haufen Zusatzarbeit, alltagsuntauglich) des Lehreralltags. Ganz klar Schreibtischtäter-Taten, ausgedacht von Juristen fern des schulischen Lebens.
Und all die viele Zeit für Formulare, Listen, Entwürfe geht bei mir dann von dem Einem ab:
Richtig! Der Unterrichtsvorbereitung.Na, ich weiß ja nich.
Heike
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Zitat
aber so seltsame Blüten treiben, wenn in die Tat umgesetzt.
Konzept und Realisierung sind hier aber doch zwei verschiedene Ebenen: Die Ideen und Vorschläge aud dem Artikel sind bedenkenswert - nur versucht die Politik oft, sie mit Einsparungen zu verbinden oder zumindest ohne weiteren Einsatz finanzieller Mittel mehr schlecht als recht umzusetzen.
Ohne Änderungen aber kann und wird es nicht gehen, glaube ich. Ob dieses ominöse Mainzer Modell der Weisheit letzter Schluss ist, bezweifle ich auch.
JJ -
Also ich weiß ja nicht so recht, was ich davon halten soll. Also mache ich mir darüber einfach keine Gedanken, hab schon genug Sorgen.
Aber, um mal die Kleinlichkeit von anderen Mitgliedern dieses Forums fortzuführen, eigentlich muss ich mich damit auch gar nicht angesprochen fühlen, denn genau genommen bin ich ja gar kein Referendar! -auch wenn ich es in meinem Profil angegeben habe- sondern nur ein Lehramtsantwärter!
Denn Referendar ist man ja nur, wenn man 7 oder mehr Semester Regelstudienzeit hat und damit auch 2 Jahre ins Referendariat kommt.Die meisten von uns hier sind wohl keine Referendare...
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