Kann ich verweigern, ökumenischen Religionsunterricht zu erteilen?

  • Selbst die Kirchen bieten ökumenische Gottesdienste an, warum dann nicht für kurze Zeit Ein ökumenischer Reliunterricht?
    Mich würde es auch sehr interessieren warum du das nicht unterrichten möchtest. Du musst es natürlich nicht schreiben, aber dein „Ich möchte nur katholischen Reliunterricht erteilen“ hat ja sicher einen Hintergrund.


    Was jetzt oder in Zukunft passieren kann und rechtlich in Ordnung ist, ist, dass du dann einfach Ethik unterrichten musst.


    Wobei erfahrungsgemäß Religionslehrkräfte keinen eigentlichen Ethikunterricht durchführen (sie haben in der Regel das Fach nicht studiert), sondern ein Panoptikum der Religionen dieser Welt anbieten, was allerdings nicht von Nachteil sein muss. Es ist nur eben halt kein Ethik. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Wobei erfahrungsgemäß Religionslehrkräfte keinen eigentlichen Ethikunterricht durchführen (sie haben in der Regel das Fach nicht studiert), sondern ein Panoptikum der Religionen dieser Welt anbieten, was allerdings nicht von Nachteil sein muss. Es ist nur eben halt kein Ethik. ;)

    Ist vielleicht gehäufter Zufall (das hoffe ich eigentlich), aber an unserer Schule sind fast alle LehrerInnen für Philosophie oder Praktische Philosophie ebenfalls ReligionslehrerInnen.
    Sprich: kRU kann in der 8. Klasse von Herrn Schmidt unterrichtet werden, während er in der 9. PP unterrichtet. PP in der 8. Klasse wird von Frau Müller unterrichtet, die in der 9. eRU unterrichtet. usw...

  • chilipaprika: Wie sieht es denn mit dem Ethikstudium bei euch in NRW aus? Vlt. war das lange Zeit nicht so verbreitet, sodass man den Relilehrern anbot, dieses Fach noch zusätzlich fachfremd anzubieten. Ich kenne Lehrer mit der (studierten) Fächerkombi Religion und Ethik ansonsten nicht, Religion + gesellschaftswissenschaftliches Fach war an meiner eigenen Schule damals durchaus verbreitet. Ganz exotisch war mal eine Lehrerin mit Religion + Biologie, warum nicht...

    • Offizieller Beitrag

    Nein, es sind alles Menschen mit Abschluss (ich habe ja auch Philosophie geschrieben, also nicht nur das Sek1-Fach, sondern auch mit voller Fakultas).
    Ja, darunter sind einige mit "Zertifikatskurs" (NICHT fachfremd!), aber einige haben tatsächlich Philo + Reli + x universitär studiert..
    Aus meiner Studienzeit (außerhalb NRWs) kenne ich auch eine solche Kombi bei einer Mitstudentin (Deutsch + katholische Religion + Ethik / Philosophie)


    ICH finde es strange, die Kombi ist aber nicht verboten (verboten wäre zb eR und kR)

  • Gibt es in NRW Vorgaben - also ein Curriculum oder sowas - zum "ÖKUMENISCHEN RU"

    Weiß ich nicht. Eine ASD-Bezeichnung für ein solches Fach ist mir jedenfalls nicht begegnet. Was wird denn da bei der Erhebung der amtlichen Schuldaten (vulgo Statisik) übermittelt?

    Wieso genau weigerst du dich beide christlichen Konfessionen zusammen zu unterrichten?

    Die beiden christlichen Konfessionen, soso. Du bist dir sicher, dass es deren nur zwei gibt?


    Ich kann schon nicht verstehen, warum jemand überhaupt Religion unterricht, muss ich ja auch nicht. Wenn sich jemand aber bewusst für ein konfessionelles "Fach" entscheidet, ist es doch auch nur konsequent, wenn er bei den Konfessiosgrenzen bleibt.


    Wenn die Nebenwirkung ist, dass eventuell mal Relegionsunterricht nicht stattfindet, sehe ich keinen Anlass zu meckern.


    Probleme, die man in einem säkularen Staat nicht hätte.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • @s3g4 hat doch gar nicht geschrieben, dass es nur diese zwei christlichen Konfessionen gibt. Es gibt offensichtlich Für- oder Widersprecher des Religionsunterrichts, wobei wir hier im Rahmem des Forums oder gar des Threads zu keinem eindeutigen Ergebnis kommen werden. Daher wäre es für den Threadersteller wohl am einfachsten, wenn die Kommentaren sich auf die Fragestellung beschränken.


    Mit freundlichen Grüßen

  • @s3g4 hat doch gar nicht geschrieben, dass es nur diese zwei christlichen Konfessionen gibt.

    "beide" klingt für mich irgendwie anders als "zwei von hunderten".


    Es gibt offensichtlich Für- oder Widersprecher des Religionsunterrichts, wobei wir hier im Rahmem des Forums oder gar des Threads zu keinem eindeutigen Ergebnis kommen werden.

    Ist das der Anspruch? Eine Meinung für alle?


    Daher wäre es für den Threadersteller wohl am einfachsten, wenn die Kommentaren sich auf die Fragestellung beschränken.

    Aber denken dürfen wir alle noch, was wir wollen? Wir sollen's nur nicht aufschreiben?


    Die Situation der Threaderstellerin ist Auswirkung des Sonderrechts nach konfessionsgebundenem Religions-"Unterricht". Und in dem Kontext muss man es auch diskutieren können.

  • Apropos Ethik. Es gab auch schon aufgeschlossene Familien muslimischen Glaubens, die ihre Kinder in den gemeinsamen Reliunterricht geschickt haben. Zwar sehr selten, aber es gab es schon.

    Kommt sehr häufig vor - "besser irgendein Religionsunterricht als weltliche Ethik" kann man da hören.

  • Für mich klingt das wie die Weigerung eines Apothekenmitarbeiters, der bislang für das Homöopathie-Regal zuständig war, nun auch noch das Regal mit den Bach-Blüten mitzubetreuen.


    Von außen betrachtet ist das natürlich egal - beides ähnelt sich so sehr.
    Wenn man aber eines wirklich Ernst nimmt, dann gibt es eigentlich nur die Konsequenz, dass - wenn das eine wahr ist das andere falsch sein muss. Konsequenz:
    Wenn man das eine macht, dann geht das andere nicht.

  • Nein, es sind alles Menschen mit Abschluss (ich habe ja auch Philosophie geschrieben, also nicht nur das Sek1-Fach, sondern auch mit voller Fakultas).
    Ja, darunter sind einige mit "Zertifikatskurs" (NICHT fachfremd!), aber einige haben tatsächlich Philo + Reli + x universitär studiert..
    Aus meiner Studienzeit (außerhalb NRWs) kenne ich auch eine solche Kombi bei einer Mitstudentin (Deutsch + katholische Religion + Ethik / Philosophie)


    ICH finde es strange, die Kombi ist aber nicht verboten (verboten wäre zb eR und kR)


    Im Gymnasialbereich mag das durchaus häufiger vorkommen, bei uns ist das aber eher selten der Fall. Hier in BaWü wird dafür auf einer PH studiert und dort gibt es eben oft entweder gar kein Philosophie/Ethik (dafür aber islamischen RU!) im Angebot oder schön fein separiert von den Konfessionen.


    Folglich wird Ethik (da zu wenig ausgebildete Lehrkräfte) sehr oft als Fremdfach mehr schlecht als recht unterrichtet, zumal es demnächst schon ab 5. Klasse angeboten wird.

  • An meiner Schule wurde immer alles integriert unterrichtet, weil die Reli/PP-Lehrer oft die Klassenlehrer waren (und das Kollegium in linker Haufen). Bis das Erzbistum dahintergekommen ist. Nun ist Schluss mit Mischung. Ab jetzt müssen alle separiert werden. (Und der Stundenplaner stöhnt über noch ein Band ...)


    Übrigens halte ich wenig davon, Religionsunterricht abzuschaffen (obwohl ich konfessionslos bin), denn dann buchen all die Eltern, denen das wichtig ist, Kurse bei Gemeinden, die dann verkündigen können, was sie wollen. Da habe ich lieber die rechtsstaatliche Kontrolle.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • in bayern darf man als relilehrkraft am gym kein ethik unterrichten, es ist nicht möglich, die fakultas zu erwerben. es gibt allerdings einie ethiklehrkräfte, die aus der kirche geflogen sind (wiederverheiratet nach scheidung etc.), die dann zu ethik gewechselt sind. es geht nicht an, beide fächer zu unterrichten. entweder ich stehe hinter der idee, kirchliche inhalte in die staatlichen curricula zu integrieren oder eben nicht. beides in einer person als lehrkraft ist nicht akzeptabel, finde ich.


    (und wir müssen ethik in der unterstufe leider öfters fachfremd vergeben, weil es zu wenig leute mit facultas (aka philosophiestudium) gibt, da ethik hier immer noch - aus politischen gründen, die partei mit dem c im namen und den ganz und gar unchristlichen politikinhalten - kein richtiges fach ist und nur als drittfach studiert werden kann.)

  • Von außen betrachtet gibt es zwischen der katholischen und evangelischen Religion Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Luther hat sich nicht umsonst vom Katholizismus losgesagt und wenn es so einfach wäre, wären beide Konfessionen schon längst wieder zusammen. Seit Jahrzehnten gibt es die ökumenische Bewegung, die schon einiges erreicht hat, aber nicht die Vereinigung der beiden Konfessionen.
    Die Unterschiede sind im Dogmatischen begründet. Im Studium gab es bei uns früher Veranstaltungen, die wir entweder gemeinsam (biblische Themen) oder nur getrennt (Dogmatik) besuchen konnten.


    Ich kenne mich in den Lehrplänen nicht mehr aus, da ich schon lange aus persönlichen Gründen keine Religion mehr unterrichtet habe. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, nur die ökumenischen Themen zu unterrichten und halt alles, was in die spezielle konfessionelle Richtung geht, wegzulassen.

  • (und wir müssen ethik in der unterstufe leider öfters fachfremd vergeben, weil es zu wenig leute mit facultas (aka philosophiestudium) gibt, da ethik hier immer noch - aus politischen gründen, die partei mit dem c im namen und den ganz und gar unchristlichen politikinhalten - kein richtiges fach ist und nur als drittfach studiert werden kann.)

    Ich persönlich kenne es gar nicht anders als "fachfremd"...?!
    Sowohl an meiner früheren Realschule als auch jetzt an meiner aktuellen Mittelschule unterrichten nur KuK, die das nicht studiert haben - meine Wenigkeit inklusive. Und ich persönlich mache das richtig gerne, weil ich es wirklich spannend finde, mich mit den unterschiedlichen Glaubensrichtungen zu beschäftigen und den SuS im Sinne der religiösen Toleranz sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede aufzuzeigen.

  • .... die aus der kirche geflogen sind (wiederverheiratet nach scheidung etc.)

    Wahrscheinlich sind sie noch als Kirchensteuerzahler willkommen, dürfen aber keinen Religionsunterricht erteilen oder/und sind "nur exkommuniziert". (Schrecklich, dieses "Kirchenrecht".)

  • O.Meier "beide", weil es in diesem Thread nur um den evangelischen und den katholischen RU geht. Darauf bezog sich das "beide".


    kl. gr. frosch

    jupp. Es gibt nun mal keinen babtistischen oder orthodoxen Religionsunterricht.


    Das es in der Suppe noch andere gibt ist mir klar.


    Es ist zumindest gut, dass es keinen Unterricht zu fundamentalistischeren Ausprägungen gibt.

  • Es gibt nun mal keinen babtistischen oder orthodoxen Religionsunterricht.

    Sicher? In NRW finde ich zumindest eine ASD-Bezeichung für orthodoxe Religioslehre. Wofür mag die sein, wenn nicht für solcherartigen Unterricht?

    Es ist zumindest gut, dass es keinen Unterricht zu fundamentalistischeren Ausprägungen gibt.

    Wo verläuft da die Grenze? wer unterscheidet zwischen dem gutem und dem bösen Religionsunterricht? Dem richtigen und dem falschen? Und nach welchen Kriterien? Und warum findet sich eine solche Unterscheidung nicht in der grundgesetzlichen Regelung, die den Releigionsunterricht verbrieft? Das wird doch aber nicht daran liegen, dass man damals viel von Religionsfreiheit geredet hat, aber immer nur die freie Ausübung der "beiden" christlichen Konfessionen gemeint hat?


    So langsam schließt sich die Gestalt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • In Nordrhein-Westfalen wird Religionsunterricht in acht Bekenntnissen angeboten:

    • evangelisch,
    • katholisch,
    • syrisch-orthodox,
    • orthodox,
    • jüdisch,
    • islamisch,
    • alevitisch – im Rahmen eines Schulversuchs,
    • nach den Grundsätzen der mennonitischen Brüdergemeinden in Nordrhein-Westfalen – im Rahmen eines Schulversuchs.

    Wenn es weitere große Religionsgemeinschaften in NRW gibt, könnten die das sicherlich auch im Rahmen eines Schulversuchs anbieten lassen. Das mit der Religionsfreiheit nimmt die Landesregierung üblicherweise recht ernst.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Sicher? In NRW finde ich zumindest eine ASD-Bezeichung für orthodoxe Religioslehre. Wofür mag die sein, wenn nicht für solcherartigen Unterricht?

    Wo verläuft da die Grenze? wer unterscheidet zwischen dem gutem und dem bösen Religionsunterricht? Dem richtigen und dem falschen? Und nach welchen Kriterien? Und warum findet sich eine solche Unterscheidung nicht in der grundgesetzlichen Regelung, die den Releigionsunterricht verbrieft? Das wird doch aber nicht daran liegen, dass man damals viel von Religionsfreiheit geredet hat, aber immer nur die freie Ausübung der "beiden" christlichen Konfessionen gemeint hat?
    So langsam schließt sich die Gestalt.

    Ich habe da grundsätzlich eine ähnliche Meinung wie du, was Religionsunterricht angeht. In einem säkularen Staat hat dieser eigentlich keine Legitimation.
    Die Länder haben aber entschieden, dass es Religionsunterricht geben soll. Was "Gut" und "Böse" in dem Fall ist möchte ich gar nicht bewerten. Sobald eine Glaubensrichtung zu sehr dem rechtsstaatlichen Grundsätzen aktiv widerspricht, sehe ich das schon eher negativ.

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