Wir Lehrer verdienen immer viel weniger als in vergleichbaren anderen Berufen ...

  • Das ist völlig irrelevant. Er hat etwas studiert, für das es kaum Bedarf gibt. Und die wenigen Stellen, die es gibt, bekommen eben nur die Besten. Und deshalb verdient er wenig. Ganz einfach.

    Das Argument ist doch, dass Lehrer Akademiker seien, die so viel wie alle anderen Akademiker verdienen müssen. Warum vergleicht man sich dann nur mit den 5% - 10% der Akademiker, die mehr verdienen und nicht mit den ca. 80%, die weniger verdienen? Lehrer sind doch sogar in der luxoriösen Position, dass sie bereits im Studium wissen, was sie bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildung den Rest ihres Berufslebens verdienen werden. Welcher BWLer, Jurist, Informatiker, Anglist, Soziologe, Musiker kann das?

  • Bei uns wird niemand zu Dienstreisen gezwungen. In Gehaltsklasse 100000 Euro plus interessieren Ruhezeiten niemanden. Da fliegst du in die USA, flitzt zum ersten Geschäftstermin, hast noch ein Kundenabendessen bis 23 Uhr, übernachtest einmal, fliegst zurück und bist am nächsten Tag zurück im Büro.

    Joa und bei uns in SLH gibt es die Dienstpflicht, da wird völlig frei darüber verfügt. Wenn die Schulleitung eine bestimmte Klassenstufe zuteilt, dann steht fest, Dienstfahrt ohne wenn und aber.
    Auf der interessieren die Ruhezeiten dann auch nicht. Da fliegt man übrigens ebenfalls (bzw. quält sich sogar manchmal stundenlang in einem schäbigen Bus), hat aber am ersten Tag eventuell nicht mal um 23 Uhr Schluss, sondern vielleicht erst weit nach Mitternacht.
    Schön, dass du das Kundenabendessen erwähnst. Meinst du, das kann mit dem Jugendherbergsessen (Hagebuttentee vom Feinsten!) mithalten? Oder ist das eher nur so ein Restaurant, wo man man auf Firmenkosten mit den Kunden speist? Ja, da hat man es als Lehrer mit der Großküche (totgekochte Spaghetti Bolognese gibts doch meist am ersten Abend oder?) natürlich gleich mal besser getroffen. Wie übernachtet die Person eigentlich? Im Jugendherbergszimmer auf im Fünf-Städte-Heim auf Sylt, wo nachts ein Lärm ist, oder vielleicht doch etwa in einem Hotel?
    Und "am nächsten Tag" bist du da auch nicht schon zurück im Büro bzw. der Schule, das ganze darfst du dir non stop 5 Tage durch geben.


    Es wird immer so von amtsangemessener Alimentierung geschrieben und ich lese hier so oft, dass Lehrer gut verdienen. Also irgendwie sehe ich da einen eklatanten Widerspruch, wenn der Landesbeamte mit A13 wirklich so ein respektierter Mitarbeiter ist, warum dann Hagebuttentee und Jugendherberge?
    Ganz ehrlich, ich möcht denjenigen in der freien Wirtschaft sehen, der mit vergleichbarem Studium von seinem Arbeitgeber in eine Jugendherberge bei Hagebuttentee und totgekochten Spaghetti Bolognese geschickt wird, und dann nicht schaut, ob er nicht ein besseres Unternehmen findet. Das ist doch kein angemessener Zustand, das kann man vielleicht als Jugendliche bei den Pfadfindern mal ertragen, aber nicht als erwachsene Frau mit Hochschulstudium. Andere mit Diplom bekommen von einer Fortbildung mit Unterbringung im schnieken Hotel noch einen Geschenkkorb mit Wein und Käse mit (alles erlebt bei meinem Ex!).
    Ich verlange ja gar nicht, dass der Staat mir das bieten soll, aber verdammte Axt, wenn nicht, dann darf er mich gefälligst nicht dazu zwingen das über mich ergehen zu lassen.
    Das ist nicht amtsangemessen!

  • Das Argument ist doch, dass Lehrer Akademiker seien, ...

    Nein, das Argument ist, dass Lehrer Akademiker sind, die eine gesellschaftlich nützliche UND nachgefragte Funktion ausüben. "Brotlose Künst" gab es unter Akademiker schon immer, an denen muss man sich als Lehrer nicht orientieren.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Tja, und der durschschnittliche Orchestermusikstudent will eben zu den ein Prozent gehören, die bei den Wiener Philharmonikerm oder vergleichbaren Orchestern arbeiten, und beschwert sich dann, wenn er wie die anderen 99% in einer privaten Musikschule landet, und findes es dann "total unfair", dass die ordentliche Lehrkräfte an staatlichen Schulen mehr verdienen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Firelilly: Du warst ganz sicher nicht die letzten Jahre mal in einer Jugendherberge. Sonst wüsstest du, dass da sicher kein Hagebuttentee und trocken Brot ausgeteilt wird.
    Nur dass es klar ist: Ich fahr da privat hin, nicht dienstlich.


    Firelilly, beantworte uns doch jetzt bitte endlich mal die Frage aller Fragen: Wenn in der freien Wirtschaft alles so wunderbar ist (Geschenkkorb!), warum um alles in der Welt arbeitest du dann nicht da als diplomierte Naturwissenschaftlerin?

  • Mensch Mikael, hättest du dich halt im Leben ein bisschen mehr angestrengt. Dann wärst du jetzt S.V.P. im TopManagement und müsstest nicht lamentieren, wie unterdurchschnittlich du doch verdienst...

  • Jetzt muss ich doch einmal für @Mikael das Wort ergreifen. Seine Worte mögen provozierend klingen, aber im Grunde ist es absolut menschlich, dass man sich eher nach oben als nach unten orientiert. Wir leben hier (fast) alle in mittelschichtigen Verhältnissen, sehnen uns aber im Zweifelsfall eher danach, in oberschichtigen Verhältnissen zu leben als froh darüber zu sein, nicht in unterschichtigen Verhältnissen leben zu müssen. Der Einserschüler wird über die 2+ nur so mäßig begeistert sein (selbst wenn der Klassenschnitt nur so mittelprächtig ausfiel), genauso der Spitzensportler auf dem Beonzetreppchen und der Hochschulmusikabsolvent hofft, doch noch irgendwie in die Wiener Philharmonie zu kommen. Jeder darf träumen und sich hohe Ziele setzen. Ab und an muss man sich aber danach besinnen, dass die eigene Position gegenüber der von seinen Mitmenschen doch nicht ganz so schlecht aussieht.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Und warum dann nicht wenigstens A16? (72000 netto!) und einen großen Zacken realistischer für einen Lehrer erreichbar, als dass ein diplomierter Informatiker Exekutive Vice President im DaxKonzern wird.

  • @Lehramtsstudent: Träumen, schön und gut. Aber an dem Tag, an dem ich mich für das erste Semester Lehramt GY eingeschrieben habe, wusste ich doch, was finanziell maximal auf mich zukommt. Ich konnte mir das doch alles auf Heller und Pfennig ausrechnen. Dass es mit Oberschicht nix wird, ganz klar. Dass ich nie einen Dienstwagen mit AMGAusstattung fahren werde, war mir selbst mit 19 bewusst. Warum dann also nach oben schielen?
    Dafür läuft Gehalt halt auch IMMER weiter...

  • Hach wie schön das man so pauschale Pöbeleien einsetzen kann oder Mikael?


    Ich kenne viele Lehrer die eben nicht aufm Land wohnen sondern Wohneigentum in einer Stadt wie Berlin oder Potsdam besitzen (und zwar nicht in den Randbezirken). Viele von denen sind Geisteswissenschaftler.
    Lehramt ist ein Beruf der eben nicht wie im technischen Bereich einfach so durch Maschinen ersetzt werden kann. Wenn dir der Beruf so unangenehm ist, warum bist du denn in diesem?
    Woran liegt es, dass du Geisteswissenschaftler ständig so negativ und Naturwissenschaftler als super klasse darstellen willst?



    Mach wir doch mal die direkte Probe:
    Ich, als Geisteswissenschaftler, habe Wohneigentum in Potsdam (Innenstadthaus, zwei Wohnungen die vermietet werden), in Berlin (eine Mietwohnung Alexanderplatz), sowie seit neustem ein Ferienhaus in der Toskana (ich altes Landei ich).
    A13 + ein E-Gehalt meiner Frau unter diesem.
    Ambitionen höher zu kommen hab ich nicht (wozu such, ändert dichtes nicht dabei). Dafür hab ich als Student eine Firma mit einem Freund zusammen gegründet (die heute noch passives Einkommen abwirft) und bin ganz gut im Aktienbereich aufgestellt (was übrigens nur möglich war zu Studentenzeiten aufgrund des Einkommens aus der Firma).


    Steh ich finanziell besser da als du? Vermutlich.
    Hab ich es deswegen jetzt nötig mich als etwas Besseres als zB ein Naturwissenschaftlicher darzustellen? Nö.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-

    Einmal editiert, zuletzt von Kapa ()

  • @Mikael @Firelilly
    Seit Jahren rätsle ich, warum ihr Lehrer bleibt, wo ihr doch so überqualifiziert, leistungsfähig, übermäßig schlecht bezahlt und mit allen schulischen Anforderungen unzufrieden seid. Bei eurer Qualifikation dürfte es kein Problem sein, in der Chefetage eines Weltunternehmens einen hoch dotierten Job zu finden.

  • @Mikael Halten wir fest: Wenn überhaupt verdienen nur Naturwissenschaftler im Lehramt signifikant weniger als in der Industrie. Das ist auch OK so, denn mit ihrer LEHRAMTSausbildung sind sie für die Industrie gar nicht qualifiziert. Versuch als Chemiker mal ohne Promotion nen Job zu bekommen. Warum verdiene ich hier so viel mehr? Vermutlich und unter anderem, weil ich mich mit meiner Ausbildung eben wirklich auch bei der Novartis auf eine Gruppenleiterstelle bewerben könnte. Keine Ahnung, was ich da verdienen würde. Mehr sicher aber ich hätte auch einen nach meinem Empfinden beschissenen Job.



    Seit Jahren rätsle ich, warum ihr Lehrer bleibt, wo ihr doch so überqualifiziert, leistungsfähig, übermäßig schlecht bezahlt und mit allen schulischen Anforderungen unzufrieden seid.

    Mindestens das fettgedruckte halte ich für ein Gerücht. User Firelilly antwortet ja grundsätzlich NIE auf die Frage, warum sie mit ihrem angeblichen Spitzen-Diplom nicht in der Industrie arbeitet. Ich mutmasse, dass es so spitze eben gar nicht ist, wenn es überhaupt ein Diplom gibt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • @Lehramtsstudent: Träumen, schön und gut. Aber an dem Tag, an dem ich mich für das erste Semester Lehramt GY eingeschrieben habe, wusste ich doch, was finanziell maximal auf mich zukommt. Ich konnte mir das doch alles auf Heller und Pfennig ausrechnen. Dass es mit Oberschicht nix wird, ganz klar. Dass ich nie einen Dienstwagen mit AMGAusstattung fahren werde, war mir selbst mit 19 bewusst. Warum dann also nach oben schielen?
    Dafür läuft Gehalt halt auch IMMER weiter...

    Die Verdienstmöglichkeiten waren mir auch klar. Was mich zunehmend nervt, sind neue Aufgabenfelder, für die man keinerlei Entslastung bekommt. Deshalb sind die Kollegen auch gezwungen zu reduzieren, um diesen neuen Anforderungen irgendwie gerecht zu werden. Also, sinkt das Einkommen erheblich.


    Nach der Einführung des „gerechten“ Arbeitszeitmodells in Hamburg hat sich die Situation deutlich verschlechtert. Ältere Kollegen in HH sagen, dass aktuelle 75%-80% an Stundenverpflichtung einer Vollzeitstelle von vor ca. zehn Jahren ensprechen würden.


    Zu den Dienstfahrten (z.T. auch noch auf eigene Kosten!) und unbezahlten Überstunden während dieser ist schon oben viel geschrieben worden.

  • Was mich zunehmend nervt, sind neue Aufgabenfelder, für die man keinerlei Entslastung bekommt.

    Sag mal bei der Novartis oder so "mach ich nicht", wenn man Dir eine neue Aufgabe aufdrücken will. Du bekommst nicht nur keine Entlastung, Du kannst Dir gerne nen anderen Job suchen. Dann macht's halt ein anderer. Jetzt überlegen wir, wie häufig das bei uns Lehrern so vorkommt.

  • Die Verdienstmöglichkeiten waren mir auch klar. Was mich zunehmend nervt, sind neue Aufgabenfelder, für die man keinerlei Entslastung bekommt. Deshalb sind die Kollegen auch gezwungen zu reduzieren, um diesen neuen Anforderungen irgendwie gerecht zu werden. Also, sinkt das Einkommen erheblich.

    Genau Buch darüber führen, was du wann arbeitest. Entweder keine Überstunden machen (Umlegen der Ferienzeiten nicht vergessen) oder ansammeln und auf später verteilen. Alles andere bleibt eben liegen. Wenn es sich zu sehr häuft, gibts eine Überlastungsanzeige.
    Ich werde nie verstehen, wie man so obrigkeitshörig sein kann, dass man nur, weil der Chef es sagt, gleich springt und sich sogar das eigene Einkommen beschneidet, um dem Chef zu gefallen. Der Vorteil am Beamtentum (oder der unbefristeten Anstellung) ist doch unter anderem, dass es Rechtsgrundlagen gibt und man im Gegensatz zur freien Wirtschaft tatsächlich am längeren Hebel sitzt.


    Zitat von Tulpe80

    Zu den Dienstfahrten (z.T. auch noch auf eigene Kosten!) und unbezahlten Überstunden während dieser ist schon oben viel geschrieben worden.


    [/quote]Wenn du nicht fahren willst, fährst du eben nicht. Schon gar nicht, wenn du das selbst bezahlen sollst. Dazu gibt es auch schon einen Thread. Wenn jemand anderes die Fahrt organisiert, ich sie nicht bezahlen muss und mir das mit der Lerngruppe vorstellen kann, fahre ich auch mal auf Studienfahrt. Das ist bisher aber erst ein mal vorgekommen. Als Klassenleitung mache ich gerne Tagesausflüge bis maximal eine Übernachtung in der Region, an Orte, die mich interessieren und für die ich auch privat Geld ausgeben würde.
    Als Beamter kann man mich ja glücklicherweise zu fast nichts zwingen.

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