Wir Lehrer verdienen immer viel weniger als in vergleichbaren anderen Berufen ...

  • Der relativ einfach zu berechnende unbereinigte Gender-Pay-Gap liegt bei ca. 21% und beschreibt nur den realen Einkommensabstand von Männern und Frauen (im Mittel), lässt dabei aber Präferenzen bei Berufswahl, Vollzeit/Teilzeit usw. vollkommen offen. Rechnet man diese Faktoren heraus (was absolut nicht trivial ist), erhält man einen bereinigten Gender-Pay-Gap von 2-7%.

    Wenn man dann noch die Standdauer beim jeweiligen Arbeitgeber sowie die Dauer der Berufserfahrung mit einfließen lässt, dann verringert sich der Gap auch nochmal. Beide Faktoren resultieren zwar zu einem großen Teil aus Auszeiten für Kindererziehung etc. - das ist aber den Arbeitgebern für die Wertermittlung der Arbeitskraft (durchaus auch zu recht) egal.

  • Die Frage nach dem „verdienen wir mehr aufgrund der Arbeitsbedingungen“ stellt sich für mich nicht wirklich.
    Sollten wir bessere Arbeitsbedingungen haben? Ja! Sollten wir zumindest eine noch bessere Bezahlung bekommen wenn schon nicht die Bedingungen verbessert werden? Ja! Wird das in naher Zukunft passieren? Nein! Vor allem deswegen weil wir als Buhmänner vors Loch geschoben werden.
    verdienen wir deswegen insgesamt schlecht? Nein! Klar, der Anspruch unsere Arbeit ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen und die Arbeit hat neue Aspekte hinzubekommen, insgesamt bleibt unser Job jedoch darauf hängen, dass wir nicht einfach so Lehrer geworden sind. Einige machen es wegen des Geldes, ander wegen der Ferien und der Große Rest wohl wirklich weil sie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe übernehmen wollen. Top wäre es wenn wir dafür noch besser entlohnt werden würden oder zumindest endlich mal eine bessere Anpassung der Arbeitsbedingungen bekommen würden.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Sagst du allen Ernstes geschlechtsspezifisches Lohngefälle? Oder wie...?


    Ich weiß nicht. Ich überlege ernsthaft, wie nannten wir das denn früher? Oder gab es früher keine ungleiche Entlohung von Mann und Frau?


    Die Beamtenbezüge für A13 sind schon nicht schlecht, aber wer arbeitet schon in Vollzeit? Ich kenne persönlich kaum jemanden, der z.B. in Hamburg eine Vollzeitstelle hat. Weihnachtsgeld gibt es auch nicht, A14 ist mit einer bestimmten Aufgabe verbunden, nur nach Engagement ohne Ende.


    Mir feht bei dieser Gehaltsdiskussion noch ein wichtiger Punkt. Es ist doch nicht nur wichtig, wie viel man selbst verdient, sondern wie viel finanzielle Unterstützung (Erbe etc.) man von der Familie bekommt.


    In unserem relativ großen Kollegium sehe ich das schon sehr deutlich. Das sind dann auch die Menschen, die sehr stark reduziert arbeiten, um noch mehr tolle Projekte für die Schule/ihre Klasse etc. zu machen. Und selbst bin ich stets am Limit und habe keine Zeit, da ich einfach Geld verdienen muss((


    Die Mehrheit arbeitet in Vollzeit. Ich habe die bundesweiten Daten dazu vergessen, erinnere mich gerade nur daran, dass die Teilzeitquote in Berlin von 24% auf 29% in den letzten Jahren gestiegen ist (als sie dort starke Gehaltsverbesserungen erhielten). https://www.tagesspiegel.de/be…in-teilzeit/24419670.html


    Hier lese ich nach schneller Suche, dass jeder dritte Lehrer in Teilzeit arbeite. https://www.spiegel.de/forum/l…zeit-thread-716514-1.html

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Meine Erfahrungen sind anders. In meiner Schule ist es eine sehr kleine Minderheit, die Vollzeit arbeitet, das sind so ca. 10-15 Männer von ca. 120 Kollegen.


    Wir sind eine Ganztagsschule mit vielen Teamsitzungen, Projekten, Nachmittagsunterricht, vielen Aufsichten, usw.

  • Es gibt ja diverse Gründe, warum insbesondere Frauen in Teilzeit gehen, z.B. aus gesundheitlichen Gründen, um sich um die Kinder kümmern zu können oder auch um mehr Zeit mit dem Partner/Freizeit zu haben. Das ist alles für mich legitim. Schwierig wird es dann, wenn jemand gerne in Vollzeit arbeiten würde, vlt. sogar finanziell davon abhängig ist (Hauskauf, Schulden, alleinerziehend,...), aber die Arbeitsbedingungen dies erschweren oder gar vermeiden. In deinem Fall klingt es so, als ob die außerunterrichtlichen Aktivitäten es sehr schwer machen, das vorgeschriebene Deputat in 41h/Woche zu schaffen. Und da wäre die Frage, ob das Ausmaß an Konferenzen und Projekten wirklich sein muss. Würde das Schulleben wirklich erheblich darunter leiden, wenn man diese Punkte vom zeitlichen Aufwand reduzieren würde?


    Mit freundlichen Grüßen

  • @ Tulpe 80
    Kann ich für unsere Schule auch bestätigen. Nur sind die Vollzeitlehrer bei uns hauptsächlich Frauen, die Hauptverdiener in der Familie sind.


    @ Lehramtsstudent
    Es ist bei uns tatsächlich so, dass so viele außerunterrichtliche Tätigkeiten an unserer Schule auflaufen, dass deine Zeitvorgabe mit vollem Deputat und übrigens auch mit leichter Stundenreduzierung nicht zu schaffen ist.
    Stundenermäßigung für Sonderaufgaben gibt es bei uns selten. Neben anderen außerunterrichtlichen Tätigkeiten wie Absprachen in Teams, Routineaufgaben usw. haben wir auch eine Menge Aufgaben, die in dem Bereich Schulentwicklung anfallen. Wobei da ein gewisser Motivationscharakter liegt, weil wir uns aussuchen können, in welchem Arbeitskreis wir mitarbeiten. Motivation ist so lange gegeben, bis man nicht von oben gezwungen wird, das Konzept X zu erstellen.

  • Meine Erfahrungen sind anders. In meiner Schule ist es eine sehr kleine Minderheit, die Vollzeit arbeitet, das sind so ca. 10-15 Männer von ca. 120 Kollegen.


    Wir sind eine Ganztagsschule mit vielen Teamsitzungen, Projekten, Nachmittagsunterricht, vielen Aufsichten, usw.

    Dann würde ich erst recht Vollzeit arbeiten. Und dann mal nach der Sinnhaftigkeit der vielen Zusatzaufgaben fragen. Ich schenke dem Dienstherren doch kein Geld!

  • @ Lehramtsstudent
    Es ist bei uns tatsächlich so, dass so viele außerunterrichtliche Tätigkeiten an unserer Schule auflaufen, dass deine Zeitvorgabe mit vollem Deputat und übrigens auch mit leichter Stundenreduzierung nicht zu schaffen ist.
    Stundenermäßigung für Sonderaufgaben gibt es bei uns selten. Neben anderen außerunterrichtlichen Tätigkeiten wie Absprachen in Teams, Routineaufgaben usw. haben wir auch eine Menge Aufgaben, die in dem Bereich Schulentwicklung anfallen. Wobei da ein gewisser Motivationscharakter liegt, weil wir uns aussuchen können, in welchem Arbeitskreis wir mitarbeiten. Motivation ist so lange gegeben, bis man nicht von oben gezwungen wird, das Konzept X zu erstellen.

    Dann reduziere ich aber doch meine Stunden nicht, sondern die Zusatzaufgaben. Ich reduziere, wenn ich ein kleines Kind oder eine Oma zu versorgen habe. Wenn ich mehr Zeit für mich haben will. Wenn ich täglich 5 Stunden mit meinen Hund spazieren gehen will. Wenn ich einfach nur faul rumsitzen will. Aber doch nicht, um mehr zu arbeiten! Für weniger Geld.


    Also echt. Ich muss mich wirklich über sowas wundern.

  • Dann reduziere ich aber doch meine Stunden nicht, sondern die Zusatzaufgaben. Ich reduziere, wenn ich ein kleines Kind oder eine Oma zu versorgen habe. Wenn ich mehr Zeit für mich haben will. Wenn ich täglich 5 Stunden mit meinen Hund spazieren gehen will. Wenn ich einfach nur faul rumsitzen will. Aber doch nicht, um mehr zu arbeiten! Für weniger Geld.


    Also echt. Ich muss mich wirklich über sowas wundern.

    Das ist in den Kollegien allerdings mehr als üblich. Und der Dienstherr baut darauf!

  • Dann reduziere ich aber doch meine Stunden nicht, sondern die Zusatzaufgaben.

    Die Zusatzaufgaben kann man gar nicht reduzieren, weil sie Pflicht sind.
    Man kann doch nicht einfach aus Teamsitzungen wegbleiben, Gespräche mit multiprofessionellen Teams ablehnen, von verpflichtenden Fortbildungen wegbleiben etc.
    Wenn keiner die Arbeit macht, die in Schulen anfallen, wer soll sie dann machen? Dann bleibt die Arbeit auf den Schultern Weniger hängen!
    Wenn wir uns eigene schulentwicklerische Ziele setzen, sind das notwendige Verbesserungen, mit deren Ergebnissen wir dann alle leichter leben. Sie entstehen immer aus einem gewissen Manko heraus.


    Nachtrag: Natürlich entsteht die Reduzierung des Deputats nicht aufgrund von Zusatzaufgaben.

  • In Bayern sind die verpflichtenden Sitzungen geregelt. Da gibt es Lehrerkonferenzen, Fachsitzungen, Klassenkonferenzen und dann noch den Pädagogischen Tag. Alle diese Sitzungen haben eine relativ spezifische Agenda und haben eine feste formale Struktur. Alles, was darüber hinaus geht, ist keine Pflicht.

  • Ich denke, hier muss man wirklich sprachlich sehr genau aufpassen, da es im Forum ein beliebter Sport zu sein scheint, dies mehr oder weniger bewusst zu vermischen und je nach Gusto in die ein oder andere Richtung zu deuten.
    Es gibt über den Unterricht hinaus noch eine ganze Reihe weiterer Kernaufgaben von Lehrkräften, die wie @Caro07 beschreibt, nicht einfach reduzierbar sind. Gleichwohl können Kollegien durchaus für sich beschließen, Sitzungen
    auf ein gesetzlich vorgeschriebenes Minimum zu reduzieren, wenn das sinnvoll scheint. Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich Zusatzaufgaben, wie die Teilnahme an bestimmten Arbeitsgruppen, bei denen es vollkommen legitim
    ist, wenn einzelne Lehrkräfte nicht in mehreren dieser Gruppen gleichzeitig sind. Hier kann man individuell ganz gut Arbeitszeit einsparen. Aber Achtung: das heißt im Umkehrschluss nicht, sich grundsätzlich aus diesen Dingen
    heraushalten zu können, gehört doch auch die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht zu Kernaufgaben von Lehrkräften. Je nach Schule muss das aber eben nicht durch einen Sitzungsmarathon von verschiedenen
    Arbeitsgruppen erfolgen.

  • Die Zusatzaufgaben kann man gar nicht reduzieren, weil sie Pflicht sind.

    Aber wenn es so viele sind, dass man seinen normalen Job (und normal sind nunmal 40 Stunden / Vollzeit) grundsätzlich nicht schaffen kann, stimmt irgendwas nicht.


    Die von Gingergirl genannten Aufgaben haben wir natürlich auch, alles was darüber hinaus geht, ist freiwillig. Klar wird es öfter (auch mal vehementer) angeboten, wenn jemand in einem Team gebraucht wird. Aber Schulentwicklung und Qualitätssicherung (bei uns heißt das "QSE") ist bei uns ein Arbeitskreis, wo einige mitmachen, aber keiner dazu verpflichtet ist. Man kann auch nein sagen. Es kann doch nicht erwartet werden, dass man nebst Volldeputat noch 10 oder mehr Stunden extra macht??? Versteh ich nicht...

  • Aber wenn es so viele sind, dass man seinen normalen Job (und normal sind nunmal 40 Stunden / Vollzeit) grundsätzlich nicht schaffen kann, stimmt irgendwas nicht.

    Da stimmt gewaltig etwas nicht im Grundschulbereich. Zusätzliche Zeitbelastung durch zu große Klassen (ist jetzt an meiner Schule so, wir haben zwischen 25 und 29 Schüler), Heterogenität, individuelle Förderung in Vorbereitung und Nachbereitung, Absprache/Rücksprache mit anderen an der Förderung beteiligten Personen, Dokumentationen, Berichtszeugnisse und dann noch on Top alle Aufgaben, die Schulen so leisten müssen, in der Grundschule fast alles ohne Ermäßigung.

  • Das kann ich so unterschreiben. Insbesondere die individuelle Förderung (Vorbereitung, Nachbereitung, Dokumentation) der Inklusionsschüler ist sehr zeitaufwändig und kommt einfach so obendrauf, je nachdem wie die Klassenzusammensetzung so ist. Und die Kinder haben ein Anrecht drauf, das kann man nicht einfach sein lassen!


    Und am Ende überlegt man doch, ob man vielleicht zum Selbstschutz Teilzeit machen soll. Und muss sich dann von manchen Kollegen anhören, man könne ja dies oder jenes noch zusätzlich machen, weil man ja "an dem Tag früher aus" habe. Ja. für weniger Geld. Nicht, damit man Sachen zusätzlich macht, für die Vollzeitkollegen keine Zeit haben.

  • ...so übel es ist, wenn es in der vorgesehenen arbeitszeit nicht leistbar ist, kannst du das eben nicht leisten. würde ich auch den eltern der i-kinder notfalls offen so sagen und mit der hohen sus-zahl begründen. sollen die doch zum schulamt gehen. vielleicht versteht irgendwann wer, dass sie das eigentlich leidlich funktionale schulsystem gegen die wand fahren werden, wenn sie so weitermachen.

  • Im Prinzip haben beide Seiten Recht. Die Arbeit mit den Inklusionsschülern ist für viele Lehrer undankbar, weil sie einfach mehr Arbeit bedeutet, aber keine zeitliche Entlastung (z.B. Reduktion der Deputatsstunden) erfolgt. In keinem Beruf freut man sich darüber, wenn es heißt: "Diese Aufgaben müssen zusätzlich erledigt werden - natürlich in derselben Zeit und ohne zusätzliches Gehalt." Letztendlich wäre es aber das falsche Signal, wenn man seine Arbeitszeit und damit auch das Gehalt zugunsten dieser Kinder kürzt, da ein gewisser Egoismus am Arbeitsplatz solange dazugehört wie es kein reines Hobby, sondern ein Tausch Zeit gegen Geld ist. Am Ende muss einer zurückschrauben und da ist es zwar ärgerlich, wenn es bei den Kindern gemacht wird, aber wenn jeder Lehrer einfach mal diesen "Kollateralschaden" hinnimmt, besteht die Chance, dass sich mehr Eltern für die Förderschule entscheiden (zumindest in Bayern hat man die Wahl.) und die Schülerschaft dadurch zumindest etwas homogener und dadurch einfacher zu händeln ist.

  • das habe ich nicht gemeint. es gibt sehr viele kinder, für die die inklusion ein segen ist. es gibt aber auch fälle, wo die förderschule der bessere ort wäre unter den gegebenen bedingungen. man muss da immer den einzelfall betrachten. und man hat hier nicht immer die wahl, gerade auf dem land sind z.b. die fahrzeiten im sammeltransport zu den förderzentren auch für sehr kleine kinder m.e. unzumutbar. außerdem stellt sich die frage, was das für eine wahl ist, wenn im förderzentrum auch nur zu große klassen mit nicht passend ausgebildeten lul warten. es gibt hier viel zu wenige förderschullehrer und viele sind einfach nur unbesehen angestellte junge gymnasiallehrer, deren schnitt fürs gym nicht gereicht hat (was keine schande ist, man betrachte die aktuellen einstellungsschnitte).

  • Ich würde niemals reduzieren, um dann letztendlich noch mehr unbezahlte Arbeit zu leisten. Wenn die Zusatzaufgaben zu viel Zeit beanspruchen, besteht der Unterricht eben nur noch aus dem Durcharbeiten des Schulbuches - da brauche ich keine Vorbereitung reinstecken, sondern nur ggf. an Ort und Stelle parallel die Handreichung aufschlagen. Und wenn zu viel Zeit für Inklusion draufgeht, muss eben am Rest gespart werden. Ich bin da ziemlich past the point of caring... ich rette dieses System nicht und wenn es so gewollt ist, ist es eben so..

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