Vergleich: Lehramt und freie Wirtschaft

  • @lamaison: Bitte jetzt nicht wegducken!

    LaMaison ist doch gar nicht mehr online. Im Übrigen ließe sich das denke ich freundlicher formulieren. :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Diese Studiengänge sind irgendwie relativ.


    Ich habe in den 80igern an einer PH in Baden-Württemberg Grund- und Hauptschullehramt studiert. An dieser PH studierten gleichzeitig auch Realschullehrer, die mit A13 einstiegen.


    Was war gleich, was war der Unterschied?
    Wir hatten 7 Semenster Regelstudienzeit, die Realschullehrer 8 Semenster. Wir hatten ein Haupt - und ein Nebenfach, ein ergänzendes Studienfach (wahlweise Psychologie, Soziologie, Philosophie oder Theologie), Grundschuldidaktik und jede Menge Pädagogik, während die Realschullehrer 2 Hauptfächer hatten, keine Grundschuldidaktik und dafür weniger Pädogogik hatten, was sie eben an zweitem Hauptfach an Zeit aufrüsten mussten. Ob sie ein ergänzendes Studienfach hatten, weiß ich nicht mehr, aber ich glaube nicht. Aber wir saßen in allen fachwissenschaftlichen Vorlesungen unserer Fächer zusammen, teilweise auch in den fachdidaktischen, vor allem wenn es um den Stufenschwerpunkt Hauptschule/Realschule ging. Die Praktika, die es an der PH gab, machten wir dann jeweils an unseren Schularten.
    Vom Anspruch her gab es da keinen großen Unterschied. Was die Realschullehrer mehr an 2. Hauptfach machten, machten wir mehr an Pädagogik und Grundschuldidaktik. Ich absolvierte wie viele ebenso 8 Semenster, weil es in 7 Semenstern schon ziemlich stressig war, wenn man noch eine anständige Zulassungsarbeit schreiben wollte.
    Alles in allem rechtfertigte offiziell dieser Studienaufbau jahrelang den Gehaltsunterschied um eine Gehaltsstufe. Inzwischen sieht es an den PHs anders aus wie ich den Eindruck habe.

  • @lamaison: Ich hätte gerne eine Antwort auf meine Frage nach dem Berufsfeld und dem Jahresgehalt.
    Ich gebe die Frage auch an alle in die Runde und erweitere gerne auf A14 und längere Regelstudienzeit: in welchem Berufsfeld (Master, Diplom) in der freien Wirtschaft verdient man im Angestelltenverhältnis im Schnitt 90000 Euro im Jahr OHNE Karriereaufstieg und ohne Personalverantwortung?
    (90000 Euro im Jahr entsprechen A14 in Bayern in Endstufe bei zwei Kindern und verheiratet, A14 ist Regelbeförderung)

    Freunde, die z.B. BWL oder Naturwissenschaften studiert haben liegen beim doppelt und dreifachen Satz von mir. Muss ich Beweise liefern?


    @ WillG. Danke für die freundlichen Worte. Schade, dass man sich hier für seine Ausbildung rechtfertigen muss. Genug Leute haben sie nicht geschafft.
    Wir waren noch unter ganz anderem Druck mit Lehrerschwemme und Wartelisten. Es kam auf jedes Zehntel an.

  • @lamaison ich fürchte allerdings das deine Freunde da nicht den Durchschnitt wiederspiegeln. Es wird immer Jobs in der Wirtschaft geben wo man mehr verdienen kann. Allerdings sollte man sich dort auch immer die Arbeitsbedingungen ansehen.
    Mein Freundeskreis besteht auch zu 90% aus Akademikern, Informatiker (promoviert und nicht promoviert), promovierte Maschinenbauer, BWL, Ärzte, Menschen die alle mind 10 Jahre im Beruf stehen. Ich stehe da mit meinem E13 und meiner Erfahrungsstufe 4 definitiv nicht am unteren Ende und habe damit auch keine 3000 Euro Netto im Monat.
    (Und das hat jetzt erstmal gar nichts mit den unterschiedlichen Besoldungen in den unterschiedlichen Lehrämtern zu tun, ich finde das ist ein ganz eigenes Thema)


    Hier ging es um den Vergleich Wirtschaft Schule. Ich persönlich habe nur den Vergleich Wissenschaft zur Schule und Schule auch erst seid diesem Schuljahr. Kann dazu nur sagen, klar ist auch Schule anstrengend und ein OBAS auch stressig. Aber ich kann aktuell nicht sagen, dass dieser Job anstrengender ist als mein Uni-Job. Er ist anders anstrengend. Die Schule bietet viel Struktur, ist sehr viel planbarer als mein alter Job. Das tut mir persönlich gut. Aber das ist wohl etwas persönliches.


    Mein Mann arbeitet als Informatiker in der Wirtschaft. Im Gegensatz zu mir, ist für ihn wirklich Feierabend wenn er nach Hause kommt. Bei mir ist das aktuell nicht immer der Fall (wir haben Arbeitsplätze in Büros in der Schule). Aber auch das ist immer eine Frage des Jobs und des Typs.


    Frisch nach einem nicht Lehramtsstudium sollte man vielleicht erstmal schauen wie es so ist außerhalb der Schule. Zumindest in NRW benötigt man für den OBAS ja auch zwei Jahre Berufserfahrung oder Erziehungszeiten oder so. Und gerade am BK ist diese Berufserfahrung ja auch nun wirklich kein Nachteil.

  • @lamaison: Ich habe explizit nach Berufsfeldern gefragt, in denen man im Schnitt OHNE Personalverantwortung und ohne Karriereaufstieg/Reiseverpflichtung mehr als 70000 Euro im Jahr verdient.
    Ich hätte spontan vielleicht noch auf Informatiker getippt, aber selbst die liegen unter 80000, wie ich oben in einer belastbaren Quelle dargelegt habe.


    Dass du Leute kennst, die das Doppelte und Dreifache verdienen, geschenkt. Die kenne ich auch. Die haben aber ein Diplomstudium hinter sich mit einer längeren Regelstudienzeit, haben promoviert und arbeiten 60 Stunden plus. Sie sind dauernd auf Achse, haben Personalverantwortung und verantworten 700 Mio. Jahresumsatz. Mit denen können wir beide uns nun wirklich nicht vergleichen.
    Ich gebe hiermit meine Frage an dich zurück. Du hast sie noch nicht beantwortet.

  • Damals bei uns, kurzer Einwurf, war der NC für Grundschullehramt so hoch, dass Leute teilweise auf Gymnasiallehramt studiert haben, weil sie den Schnitt für Grundschullehramt nicht hatten.


    Korrekturfächer hin oder her - das gilt für mich nicht als Begründung für die höhere Besoldung, da es auch Gymnasiallehrer mit Sport / Erdkunde gibt, wo sich der Aufwand dann doch in Grenzen hält. Und es ist ja auch mit geringerer Unterrichtsverpflichtung abgegolten.


    Das mit der Regelstudienzeit ist (für mich) das einzig schlüssige Argument, überdenkenswert ist es aber dennoch, insbesondere seit wir durch die Inklusion allzuoft Arbeit der Förderschullehrer quasi mit übernehmen und diese dafür A13 bekommen. Warum bekommen wir für die gleiche Arbeit nicht das gleiche Gehalt? Wegen diesem einen oder zwei Semester Unterschied?

  • Könnten wir den Vergleich der Lehramtsformen hier bitte nicht mehr diskutieren? Dafür gibt es genügend eigene Threads. Der Thread heißt schließlich "Vergleich Lehramt und freie Wirtschaft".


    Außerdem sind wir uns doch wohl einig. A13 für alle ist absolut gerechtfertigt, wenn Studiendauer und -tiefe vergleichbar sind.

  • Außerdem sind wir uns doch wohl einig. A13 für alle ist absolut gerechtfertigt, wenn Studiendauer und -tiefe vergleichbar sind.

    Du wirst dir sicher denken können, dass wir in unserem Studium nicht das Alphabet lernen. Sonderschullehrer G arbeiten mit ihren Schülern oft jahrelang nur bis zum Zahlenraum von 6. Ihnen gesteht man auch A13 zu.


    Mein Studium hat Dauer und Tiefe. Ich habe die Allgemeine Hochschulreife, habe an einer Universität studiert. Mindeststudiendauer war damals 6 Semester, Regelstudiendauer 8 Semester. Diese habe ich gehabt wie 90% oder mehr meiner Kommilitonen auch. Im 9. Semester gab es Prüfungsvorbereitungsseminare, die hat jeder besucht, denn alle Prüfungen gab es im letzten Semester, im 10. Die Prüfungen dauerten 1 Semester. Nicht wie heute, wo man vorher schon ECTS sammelt."A halb`s Joahr kannst di vergess`n, " haben meine bayr. Freunde immer gesagt. Wir haben 4 Fächer studiert, im Hauptfach gab es mehrere schriftliche Prüfungen (Literatur, Sprachwissenschaft, Mittelhochdeutsch, Didaktik(alle 4 Zeitstunden), dazu mdl., Prüfung neuere deutsche Literatur, Didaktik, wieder mittelhochdeutsch. Dann vier Zeitstunden in Psychologie und Pädagogik, Grundschulpädagogik und Anfangsunterricht auch. In den Didaktikfächern gab es mdl. Prüfungen, in Kunst dazu 2 praktische. Wahrscheinlich habe ich noch etwas vergessen. Ach ja, ich habe die Missio, das war auch eine schwierige Prüfung. Biologie Didaktik auch. Wir müssen ja breit aufgestellt sein. Eine ca. 100seitige Zulassungsarbeit, die damals 11% der Gesamtnote ausmachte, mussten wir vorher auch abgeben.

    Bei den Prüfungen bin ich mir nicht ganz sicher, aber es waren eher mehr als weniger.

    Es folgte eine stressiges 2jähriges Referendariat mit allen Prüfungen, Lehrproben, kirchl. schulprakt. Prüfung, 2. schulpraktische Zulassungsarbeit. Was bitte ist daran nicht tief und lang? 7 Jahre haben mir gereicht. So lange haben fast alle gebraucht, wenn sie vorher nicht aufgegeben haben.


    Und jetzt sage ich dazu nichts mehr.

  • fh gibt weniger als uni, und an der uni bekommt kürzere regelstudienzeit weniger als längere regelstudienzeit.


    das kann man ethisch doof finden. darum geht es aber in diesem thread nicht.

    Das mag ja sein. Wie lange studiert ihr denn so? In 7 Semestern schaffte das fast niemand bei uns, vllt. an der PH früher. Aber schon zu meiner Zeit nicht mehr.

  • Zu meiner Zeit an der Uni (Examen Herbst 1999) waren Mindeststudiendauer GS 6 Semester. Wer nach dem 7. Semester Examen machte, hatte einen sog. "Freischuss" (Examen konnte man bei Nichtbestehen oder zur Notenverbesserung ein 2. Mal machen, wenn man schon nach dem 7. Semester machte, gings danach theoretisch immer noch 2 mal).
    Üblicherweise machten die meisten nach dem 8. Semester Examen. Die Prüfungen im Herbst starteten mit den schriftlichen im August, die letzten mündlichen zogen sich bis Dezember. Beim Prüfungstermin im Frühjahr war es dann März bis Juli. Ganz wenige machten Examen nach dem 7. Semester und auch nur eine Handvoll nach dem 9. oder 10. Semester.

  • @ Felis 1: Wir nahmen fast alle die Termine März bis Juli, denn wir konnten nur im September ins Ref. starten. Musstet ihr dann von Dezember bis September im nächsten Jahr warten?

  • Lamaison „Das mag ja sein. Wie lange studiert ihr denn so? In 7 Semestern schaffte das fast niemand bei uns, vllt. an der PH früher. Aber schon zu meiner Zeit nicht mehr“


    M. E. ist es kein Argument, ob viele es nicht in der Regelstudienzeit schafften oder schaffen. Bei uns schafften auch viele Physik/Zweitfach Sek II nicht in der Regelstudienzeit von damals 10 Semestern. Hier wäre allein der Unterschied der Regelstudienzeit ein Argument für unterschiedliche Besoldung - was auch für die Sonderpädagogen mit 10 Semester zutraf. Inzwischen ist dieses Argument aber hinfällig, da die Ausbildung generell auf Master umgestellt ist.


    Zurück zu Thema: ich kenne mehrer junge Menschen mit Masterabschlüssen (Maschinenbau, Mikrotechnik und Geisteswissenschaften) die unter einer Gehaltstufe von E13 oder A13 entlohnt werden, trotz Mintfächern! Natürlich gibt es auch einige mit höheren Gehältern, aber das berechtigt nicht zu einer pauschalen Aussage, dass wir LehrerInnen im Vergleich immer zu schlecht verdienen.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

    Einmal editiert, zuletzt von MarieJ ()

  • Ich kann diese Mär vom fachlich ach so anspruchsvollen Studium fürs gymnasiale Lehramt nicht mehr hören. Wir haben alle studiert und wissen aus eigener Erfahrung, wie wenig das stimmt. In meinem nicht vertieft studierten Fach (Hauptfach) saß ich in allen Vorlesungen / Seminaren mit den vertieft studierenden, schrieb die gleichen Prüfungen, wurde gleich bewertet. Das Grundstudium war komplett identisch, einzig im Hauptstudium mussten die Gymnasialleute genau 1 Seminar mehr machen. Statt eines 2. Faches studierten wir 3 weitere Fächer (Didaktikfächer), vom Umfang her nicht weniger als ein weiteres Hauptfaches. Dazu hatten wir wesentlich mehr Pädagogik- und Psychologieveranstaltungen.


    Schon während meines Studiums vor 25 Jahren konnte ich deshalb nicht nachvollziehen, warum die Gym-Leute so lange studiert haben und wo der fachlich hohe Anspruch im Vergleich zu GS/MS/RS sein soll.


    Im Übrigen studieren RS-Lehrer in Bayern ihre Fächer auch nur nicht-vertieft und verdienen A13 statt A12 wie ihre Kollegen von GS und MS. Gym steigt von A13 sehr schnell auf A14 ohne Zusatzaufgaben, auch A15 erreichen sehr viele.


    Da wir im Unterrichtsalltag fachfremd alle Fächer unterrichten müssen, setzen wir das Studium nach dem Referendariat sozusagen fort. Z. B. arbeitet man sich als MS-Lehrkraft in seiner Freizeit in alle Fächer aller Jahrgangsstufen ein - der Zeitaufwand dafür ist nicht in Worte zu fassen. Bis auf Soziales (Hauswirtschaft) habe ich in meiner Lehrerkarriere bis auf Soziales (= Hauswirtschaft) alles unterrichtet, auch so etwas wie Sport, Musik oder Technik.

  • Das mag ja sein. Wie lange studiert ihr denn so? In 7 Semestern schaffte das fast niemand bei uns, vllt. an der PH früher. Aber schon zu meiner Zeit nicht mehr.

    mein Erststudium (Dipl. -ing. (FH)) habe ich in Regelstudienzeit von 8 Semestern beendet. Den Master (M. Sc.) ebenfalls in 3 Semestern (trotz Vollzeit Stelle in der Industrie).


    War anstrengend, aber machbar. Ich kann mir nicht vorstellen wieso das in Lehramtsstudiengängen nicht gehen sollte.

  • ich finde nicht, dass es irgendwie positiv oder eine leistung ist, in oder gar unter der regelstudienzeit zu bleiben. die pflichtscheine sind doch eh viel zu wenige, als dass man damit wirklich ahnung von irgendwas so richtig hätte. wenn man es sich leisten kann (man verdient ja nun nichts oder kaum was während des studiums vs. job nachher), würde ich immer dazu raten, soviel wie geht mitzunehmen. geht in extra-veranstaltungen, haltet extra-referate, schreibt mehr hausarbeiten, vertieft euch in teilgebiete und fragen, die euch interessieren. weit über das hinaus, was im examen geprüft wird.


    kollegin und ich gehen heute noch zusammen wenn möglich (stundenpläne uni und unsere und korrekturbelastung...) 1x die woche in ne vorlesung. das ist ziemlich super bis toll.

  • War anstrengend, aber machbar. Ich kann mir nicht vorstellen wieso das in Lehramtsstudiengängen nicht gehen sollte.

    nur zu dem Teil: Anwesenheitspflicht in den Erziehungswissenschaften und dem Zweitfach, was dann auch fein parallel lag (alles Mittwoch bis Freitag, jeweils nach 10 uhr), dazu Vorlesungen die nicht halbjährlich angeboten wurden, haben mich locker ein Semester gekostet. Wir waren keine "Lehramtsuni", also hat kein Fachbereich auf den anderen Rücksicht genommen.


    Aber bitte Nicht falsch verstehen, es ist nicht so, dass ich es besonders eilig gehabt hätte :)

  • Ich las mal auf der gießener Uniseite, dass es bei bestimmten Exotenkombis zu Überschneidungen im Stundenplan kommen kann. Ich weiß nicht, ob das damals bei dir, @DePaelzerBu, schon galt, aber zumindest inzwischen und an meiner Uni war es so, dass du ein Recht auf ein Studium in Regelstudienzeit hast. Da müssten sie dir zur Not Ausweichseminare anbieten, um entsprechend in Regelstudienzeit durchzukommen. Mir legten sie damals auch sehr viele Steine in den Weg, aber ich sah nicht ein, aufgrund der bürokratischen Strukturen der Uni länger mit dem Geldverdienen zu warten als nötig.

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