Vergleich: Lehramt und freie Wirtschaft

  • Wir verdienen als Lehrer nur "so viel", weil wir verbeamtet sind. Das Bruttogehalt ist schon viel weniger als in der freien Wirtschaft

    Ach so ist das, d.h. also, dass meine 3250€ netto (nach Abzug der PKV) eigentlich weniger sind als die 2500€, die mein promovierter Kommilitone in der Wirtschaft für 50h+x - Woche bekommt?


    Ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass meine Euros im Portemonnaie weniger wert sind als die meines Kommilitonen. Als wir das letzte mal zusammen eine Pizza essen waren hätte ich schwören können, dass ich genau so einen roten Schein abgegeben habe wie er... ?(

  • Karl-Dieter: In BaWü können sich diese Lehrer, die dann auch oft in Gemeinschaftsschulen arbeiten, qualifizieren und erhalten A13, Realschullehrer sowieso. Studienabgänger für diese Schulformen jetzt auch. Das Lehramt heißt dann...HS,GMS,RS oder so ähnlich. Müsste nachschauen. GS ist jetzt erst hier ein eigener Studiengang.

  • Ach so ist das, d.h. also, dass meine 3250€ netto (nach Abzug der PKV) eigentlich weniger sind als die 2500€, die mein promovierter Kommilitone in der Wirtschaft für 50h+x - Woche bekommt?
    Ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass meine Euros im Portemonnaie weniger wert sind als die meines Kommilitonen. Als wir das letzte mal zusammen eine Pizza essen waren hätte ich schwören können, dass ich genau so einen roten Schein abgegeben habe wie er... ?(

    Ich rechne halt mit meinem Netto. :rotwerd: Wäre interessant, euer Brutto zu vergleichen.

  • Die Frage ist unsinnig, es gibt weder den Schulalltag noch die freie Wirtschaft.

    Deswegen habe ich ja auch geschrieben, dass es sich von Schule zu Schule natürlich unterscheiden und jeder gerne seine persönlichen Eindrücke schildern kann. Es geht mir einfach darum, verschiedene Meinungen und Sichtweisen einzufangen. Davon kann man gerade am Anfang der Laufbahn profitieren und ich finde es super, dass sich hier so viele Leute beteiligen!

  • Karl-Dieter: In BaWü können sich diese Lehrer, die dann auch oft in Gemeinschaftsschulen arbeiten, qualifizieren und erhalten A13, Realschullehrer sowieso. Studienabgänger für diese Schulformen jetzt auch. Das Lehramt heißt dann...HS,GMS,RS oder so ähnlich. Müsste nachschauen. GS ist jetzt erst hier ein eigener Studiengang.


    Das neue Einheitsstudium in BW heißt einfach "Sekundarstufe I", speziell ausgebildete Haupt- u. Realschullehrer gibt es nicht mehr. Die Seminare nennen sich meist WHRS oder - wenn Grundschule mit dabei ist - GWHRS.


    Ist schon recht kurios teilweise. Kann z.B. sein, dass du an einer leistungsschwachen Werkrealschule bist und von einem Fachleiter ausgebildet bzw. Prüfer geprüft wirst, der von einer leistungsstarken Realschule kommt (oder umgekehrt).


    Bildungsbrei - Einerlei... :autsch:

  • Lamaison, ich verstehe deine Verbitterung über die schlechte Bezahlung in A12 nicht. Ich hab dir das zwar schon mal ausgerechnet, mach das aber gerne noch mal.
    Nehmen wir Kollegin XY aus Bayern. Sie ist verheiratet, 2 Kinder und Anfang 50, also mittlerweile in Gehaltsendstufe. Da sie für zwei Kinder Kindergeld bekommt, hat sie einen Beihilfeanspruch von 70 Prozent, bekommt Familienzuschlag und Ehezuschlag. Zudem Weihnachtsgeld. Da kommen nach Abzug PKV ca. 44000 netto im Jahr in Steuerklasse 1 raus. Um das gleiche in der freien Wirtschaft zu verdienen, müsste ein Jahresgehalt von über 76000 Euro her.
    76000 Euro bei einem Job, der einem Bachelorstudium entspricht (7 Semester Regelstudienzeit), null Personalverantwortung verlangt, zudem keinerlei Reisebereitschaft? Für 76000 Euro im Jahr musst du den echt erst mal auftreiben! Hätte die Beamtin gar drei Kinder oder mehr, entspricht das dann übrigens schon einem Jahresgehalt von 80000 im Euro plus!


    Spinne das Ganze nochmal ein bisschen weiter. Kollegin XY wird ernsthaft krank und fällt sehr lange aus. Ändert an ihrer Gehaltssituation nix. Gehalt läuft erst mal weiter. Die Angestellte in der Wirtschaft bekommt nach 6 Wochen im besten Fall Krankengeld in Höhe von 105 Euro am Tag.

  • Ich habe 0 Dienstjahre, bin 0, letzte Gehaltsstufe habe 3 Kinder, wobei mir nur noch 2 angerechnet werden, arbeite 23 von 28 Stunden und habe Netto 000€ und paar Zerquetschte. Da sind Kindergeld und Familienzuschlag für 2 Kinder bereits enthalten. Kein Weihnachtsgeld wie in BY. Allerdings Steuerkl.5


    Private Krankenkasse geht auch noch ab.


    Wie du auf 44000 Netto kommst, ist mir ein Rätsel.


    Außerdem habe ich in BY studiert. Damals auch schon Uni, 2 Jahre Ref., also 7 Jahre Ausbildung - schneller war fast niemand. Ich meine, weil gingergirl mit der Studienzeit anfing.

    3 Mal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Hinzu kommt die exzellente Versorgung im Ruhestand, für die der Beamte nur theoretisch in seiner aktiven Zeit beitragen muss.


    Die oben genannten 76000 € entsprechen übrigens recht genau meinem derzeitigen Brutto als Angestellter in E 14 - also theoretisch zwei Gehaltsgruppen über A 12.


    Edit: lamaison war schneller, ich bezog mich auf # 46.


    Aber über 3000 Netto in StKl 5 ist eine sehr, sehr ordentliche Nummer. In Teilzeit erst recht.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Das stimmt, fossi. Nur wird das mit der Inklusion nicht honoriert, das wurde einfach draufgeklatscht. Ich finde, dass wir so viel wie die anderen leisten.

  • In BY scheint es besser zu sein für GS - Lehrer. Da werden bestimmte Zusatzqualifikationen, wie z.B. LRS-Fachleute honoriert und man hat zumindest die Chance, aufzusteigen. Das habe ich bisher von keinem Bundesland gehört. Ob das Weihnachtsgeld, das es in BY gibt, zu einem höheren Jahresgehalt aller Lehrer führt, weiß ich nicht.

  • @Lamaison: Das ist kein Rätsel, sondern das, was in Steuerklasse 1 mit allen Zuschlägen für Ehe und Kinder in Gehaltsendstufe zusammen kommt. Bitte rechne es gerne anhand Besoldungstabelle und üblichem Gehalts- bzw. Bruttonetto-Rechner selbst aus. PKV fällt kaum in Gewicht, da 70 Prozent Beihilfe in Bayern bei zwei Kindern. Der Angestellte hingegen bekommt halt keine Zuschläge für Kinder und hat hohe Abzüge für Sozialversicherung.
    Und um 3000 Euro netto in Steuerklasse 5 minus PKV wie in deinem Fall heimzutragen, musst du mit einem Bachelorabschluss schon verdammt viel Glück haben.

  • gingergirl: Stimmt. Setzen wir die Philologen dann doch auch auf A12. Ich möchte nur Gerechtigkeit. Was wirst du nach Hause tragen, wenn du so alt bist wie ich?


    Zu meiner Zeit hat niemand das Studium in 7 Semestern geschafft. Ein Semester dauerte schon die Prüfung. Ich hatte ein Hauptfach und 3 Nebenfächer, dazu Allgemeine Pädagogik, Grundschulpädagogik, Psychologie. Mit allen schriftlichen, mündlichen, praktischen Prüfungen, waren das eine ganze Menge. Das hat 1 ganzes Semester gedauert. Es war nicht wie heute, dass man zwischendurch schon ECTS gesammelt hat.

  • Ich nehme einen Bachelor zum Vergleich, da GS in Bayern mit 7 Semestern Regelstudienzeit angesetzt ist und deswegen nicht mit einem Master vergleichbar ist.

    Ich habe 2 Staatsexamen. Was hast du?

  • Nehmen wir Kollegin XY aus Bayern. Sie ist verheiratet, 2 Kinder und Anfang 50, also mittlerweile in Gehaltsendstufe. Da sie für zwei Kinder Kindergeld bekommt, hat sie einen Beihilfeanspruch von 70 Prozent, bekommt Familienzuschlag und Ehezuschlag. Zudem Weihnachtsgeld. Da kommen nach Abzug PKV ca. 44000 netto im Jahr in Steuerklasse 1 raus. Um das gleiche in der freien Wirtschaft zu verdienen, müsste ein Jahresgehalt von über 76000 Euro her.

    Ein kleiner sachlicher Fehler ist in diesem Beispiel enthalten: Die Kollegin XY ist verheiratet. Demzufolge kann sie nur in Steuerklasse 3 (falls ihr Ehemann deutlich weniger verdient als sie), in Steuerklasse 4 (falls beide Gehälter etwa gleich sind) oder in Steuerklasse 5 (falls sie das kleinere Gehalt bezieht) sein. Die Steuerklasse 1 ist Alleinstehenden vorbehalten. (Allerdings ist bei 1 und 4 das Ergebnis ziemlich dasselbe.)


    Zum Thema "Ungerechtigkeit in der Lehrerbezahlung" noch eine Anmerkung:


    Früher, als die Hochschullandschaft noch nicht durch- bzw. totreformiert war, galt folgendes: Im öffentlichen Dienst werden Absolventen der Fachhochschulen (das waren z. B. Ingenieurschulen, Pädagogische Hochschulen usw.) im sogenannten gehobenen Dienst eingruppiert, die Absolventen der Universitäten dagegen im sogenannten höheren Dienst. Damals galt auch, dass ein FH-Studium in der Regel 6 Semester dauert, ein Universitätsstudium dagegen mindestens 8 Semester.


    Die Besoldungsstufen im gehobenen Dienst sind A9 bis A12, dazu gibt es Das "Spitzenamt" A13 .
    Die Besoldungsstufen im höheren Dienst sind A13Z bis A16.


    Früher war es auch so, dass nur der höhere Dienst das Referendariat kannte. Wenigstens in Baden-Württemberg war es so, dass die Junglehrer berufsbegleitend einmal wöchentlich Seminarveranstaltungen hatten. Irgendwann meldeten sie sich dann zur zweiten Dienstprüfung an.


    Heute ist es noch immer so, dass Beamte des gehobenen Dienstes (Inspektoren in der öffentlichen Verwaltung, in der Finanzverwaltung usw.) in A9 ihren Dienst beginnen; eine Ausnahme gibt es: technische Beamte (in Bauämter, bei den Vermessungsämtern usw.) starten in A10.


    Es war das historische Verdienst der GEW, für ihre Klientel nach und nach die Einstufung nach A11 (Hauptlehrer GHS) erreicht zu haben, einschließlich der Beförderungsstufe A12 (Oberlehrer GHS) . Irgendwann kam dann A12 als Eingangsstufe - und auch als Endstufe. Jetzt fiel den Kollegen auf, dass sie zwar die höchstmögliche Stufe des gehobenen Dienstes erreicht hatten, aber keine Beförderungsmöglichkeiten mehr in Aussicht hatten.


    Und heute ist fast alles anders: In vielen Bundesländern gibt es keine Pädagogischen Hochschulen mehr, das heißt, dass alle Lehramtsstudenten die Universität besuchen. Die Ausbildung ist wissenschaftlicher (?) geworden, dauert länger, häufig auch schon 8 Semester, wie früher schon an der Uni.


    Und jetzt kommt die Ungerechtigkeit (ob gefühlt oder objektiv, sei dahingestellt) ins Spiel: Wenn alle Lehrer die "gleiche" Ausbildung haben, müssten sie auch gleich bezahlt werden. Manche Länder haben bereits den Einstieg gemacht, andere zögern. Da die Bezahlung der Lehrer in allen Bundesländern der größte Einzelposten im Haushalt darstellt, kann man sich ausmalen, welche Anstrengungen nötig sind, um die Ungleichheiten der Lehrerbesoldung zu beenden.

  • Und heute ist fast alles anders: In vielen Bundesländern gibt es keine Pädagogischen Hochschulen mehr, das heißt, dass alle Lehramtsstudenten die Universität besuchen. Die Ausbildung ist wissenschaftlicher (?) geworden, dauert länger, häufig auch schon 8 Semester, wie früher schon an der Uni.

    Das war in BY schon in den 80gern des letzten Jahrtausends so. Also massig Zeit bisher, darauf zu reagieren. Wer mal in der Grundschule 4 Wochen hospitiert, wird sehen, dass wir keine schlechtere oder geringere Arbeit leisten. Nur wer dahinter sieht, bekommt den richtigen Eindruck.

  • 76000 Euro bei einem Job, der einem Bachelorstudium entspricht (7 Semester Regelstudienzeit), null Personalverantwortung verlangt, zudem keinerlei Reisebereitschaft? Für 76000 Euro im Jahr musst du den echt erst mal auftreiben!


    In NRW beträgt die Regelstudienzeit 10 Semester, das nur mal nebenbei. Mit der gleichen Begründung könnte man übrigens auch in Bayern S2-Lehramt von A13 auf A12 runterschrauben.

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