Stress mit Klasse nach Übernahme im 2. Jahr

  • Ich unterrichte seit mittlerweile fast 20 Jahren Spanisch an einem WG, inklusive Berufskolleg.


    Nun habe ich in diesem Schuljahr eine Spanischklasse von einem Kollegen übernommen, der krank geworden ist. Dieser hat mir die Klasse als "sehr nett" beschrieben, wie auch andere Kollegen, die dort unterrichten. Das einzige, was ich in den letzten Wochen mitbekommen habe, war dass es wohl bei einem eigentlich sehr beliebten Kollegen einen Klassenbucheintrag gab, dass es zu laut war.


    Habe mich von Anfang an sehr auf den Unterricht gefreut und bin gleich "in die vollen" gegangen, habe aber ziemlich schnell gemerkt, dass bei vielen der Leistungsstand eher mäßig ist.
    Dazu kam, dass ich quasi ab der 1. Stunde in der ich ja noch gar nicht unterrichtet hatte einerseits mit Dauerfragen bombardiert wurde andererseits direkt eine negative Stimmung herrschte. Beispiel: habe mich freundlich verabschiedet und einige Schüler haben mich nachgeäfft.


    Kurz danach gab es auch Schüler, die den Unterricht mit Pfeifen störten, das hat sich aber mittlerweile gelegt, nach Ansage meinerseits.


    1. Klassenarbeit gut ausgefallen, 1. Test super ausgefallen.


    Es gibt einige Schüler die super mitarbeiten, aber leider auch eine recht große Gruppe, die "dicht" macht. Grundstimmung einfach mies, obwohl ich mich immer wieder auf den Unterricht freue.


    Heute habe ich die Klasse direkt angesprochen, was eigentlich das Problem ist und einige haben mir gesagt, dass es insgesamt viel zu schwer wäre, sie den Spaß am Unterricht verloren hätten, zwei meinten, dass sie es super fänden.


    Was Medien/Unterrichtsmaterialien anbelangt ist eigentlich alles dabei: Arbeitsblätter, Bildimpulse, Lehrbucharbeit, aber auch e-learning (quizlet, kahoot, padlet etc.)


    Ich kann tatsächlich machen, was ich will, sofort wird irgendwo ein Haar in der Suppe gefunden.


    Ich führe die Klassen ja seit fast 2 Jahrzehnten in die Prüfung und bislang waren meine schriftlichen Prüfungen immer durchschnittlich, die mündlichen Prüfungen meistens die besten im Vergleich zu den anderen Kollegen.


    Bin so gut wie Muttersprachler. Alles gut soweit.


    Klar werde ich in den nächsten Stunden, das Level runterfahren und kleinschrittiger vorgehen, aber die Härte der Kritik macht mir schon zu schaffen, zumal ich nicht sicher bin ob es tatsächlich am Unterricht liegt und ich mich nicht verbiegen will.
    Von dem Vorgänger-Kollegen weiß ich, dass er extrem strukturiert ist, das ist bei mir eher im Normalbereich.


    Die Schüler an unserer Schule kommen tendenziell aus eher problematischen Verhältnissen.


    Jemand eine Einschätzung, Tipp?

  • Von Fremdsprachen-Didaktik habe ich keinen sitzen, aber

    aber die Härte der Kritik macht mir schon zu schaffen

    Ich sehe keine harte Kritik. "Zu schwer" ist mittlerweile 'ne Floskel wie "guten Tag". Wenn die Schüler benennen können, was zu schwer ist, ist man im Geschäft. Den Rest kannste vernachlässigen.


    Meine Erfahrung bei Lehrerwechseln: selbst wenn sie den alten Lehrer gehasst haben wie die Pest, so ist er in ihrer Erinnerung auf jeden Fall besser als der neue. Immer. Da muss man nichts drauf geben.


    Also: zieh dein Ding durch, gebe ihnen die Chance, sich an deinen Stil zu gewöhnen. Schmeiß die Störer 'raus und arbeite mit dem Rest. Das wird.

  • Seit dem Schritt zur Outputorientierung musst du die Schüler innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu den angesetzten Zielen führen. In den Sprachen wird es an den Niveaustufen des GER festgemacht. Dadurch bedingt ist es mit der Differenzierung etwas schwieriger, da du nicht einfach so das Unterrichtsniveau verlangsamen kannst. Ich weiß nicht, ob du Anfänger oder Fortgeschrittene hast, aber zu Beginn des Fremdsprachenlernens ist es nun mal eine Fleißarbeit. Da würde ich entsprechenden Kandidaten nahelegen, zuhause etwas mehr zu üben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Eine Stunde könnte man ja dafür mal opfern, um allgemein Lernmethoden durchzugehen, Lernkarteien, Mind Maps, etc. Vlt. kannst du auch pro Einheit ein Basics-Blatt herausgeben mit einfachen Lückentexten und kleinen Übersetzungen. In der Klausur ist zwar das Niveau vermutlich etwas höher, aber die Schwachen hätten Erfolgserlebnisse und könnten sich ihre 4 sichern.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Ich staune ja immer wieder, wie sehr sich Lehrerinnen und Lehrer Dinge auch nach Jahrzehnten Berufserfahrung noch zu Herzen nehmen. Ich denke, ein bisschen mehr Gelassenheit würde uns allen nicht schaden.


    So eine Lerngruppe ist ein sonderbarer Organismus, da kann ein einzelner Schüler alles zu Brei machen. Oder man hat so richtig Nette da, die die ganze Stimmung positiv beeinflussen. Ich habe Klassen, da sage ich, was wir tun wollen, und dann sitzen die da und arbeiten und ich fühle mich überflüssig. Bei anderen kommen dann die immergleichen blöden Fragen, das Gemecker, das das alles zu viel und zu schwer sei (ja, diese Klagen sind schon so eine Art Hintergrundgeräusch), sie stören und machen sich lustig. Und das bei Parallelklassen mit der prinzipiell gleichen Klientel. Manchmal gelingt es, das Klima zu wandeln, man gewöhnt sich aneinander, manchmal bin ich einfach nur froh, eine Klasse los zu sein.


    So toll scheint die Lerngruppe ja auch bei anderen nicht zu funktionieren, wenn sie da auch zuweilen laut sind. Die Kolleginnen und Kollegen sind nicht immer ganz ehrlich, wenn sie behaupten, gut klar zu kommen.


    Kurzum, ich würde vor allem daran arbeiten, das alles nicht persönlich zu nehmen und nicht mit nach Hause. Du verstehst dein Handwerk. Lass dich nicht verrückt machen

  • Seit dem Schritt zur Outputorientierung musst du die Schüler innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu den angesetzten Zielen führen. In den Sprachen wird es an den Niveaustufen des GER festgemacht. Dadurch bedingt ist es mit der Differenzierung etwas schwieriger, da du nicht einfach so das Unterrichtsniveau verlangsamen kannst. Ich weiß nicht, ob du Anfänger oder Fortgeschrittene hast, aber zu Beginn des Fremdsprachenlernens ist es nun mal eine Fleißarbeit. Da würde ich entsprechenden Kandidaten nahelegen, zuhause etwas mehr zu üben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Eine Stunde könnte man ja dafür mal opfern, um allgemein Lernmethoden durchzugehen, Lernkarteien, Mind Maps, etc. Vlt. kannst du auch pro Einheit ein Basics-Blatt herausgeben mit einfachen Lückentexten und kleinen Übersetzungen. In der Klausur ist zwar das Niveau vermutlich etwas höher, aber die Schwachen hätten Erfolgserlebnisse und könnten sich ihre 4 sichern.

    Auch hier wieder interessant, wie du als Student meinst, hier einer Kollegin, die "seit 2 Jahrzehnten" Lehrerin ist, Basictipps zu geben.

  • Auch hier wieder interessant, wie du als Student meinst, hier einer Kollegin, die "seit 2 Jahrzehnten" Lehrerin ist, Basictipps zu geben.

    Die Differenz in der beruflichen Erfahrung reduziert das zwar nur marginal, aber: Ist Lehramtsstudent ungeachtet der Nicknameendung nicht längst Referendar an einer hessischen Grundschule?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Erstmal vielen Dank für alle Antworten. Finde es übrigens total ok wenn auch Referendare Tipps geben, kann ja selbst einordnen ob sie sinnvoll sind oder nicht. Manchmal ist man nach vielen Jahren auch etwas betriebsblind.


    Ich denke, dass das Problem in erster Linie an folgendem liegt:


    1. der Vorgänger-Kollege ist extrem durchstrukturiert und war im ersten Jahr zudem auch noch recht langsam in der Stoffvermittlung.


    2. die Schüler müssen in 2 Jahren als Sprachanfänger zu einem Niveau GER B1 gebracht werden. Zum Vergleich: in Englisch ist das Ziel Niveau B2 und Englisch haben sie in der Regel seit der Grundschule.


    Was bedeutet, dass es gerade im 2. Jahr darum geht, dass die Schüler das gelernte Wissen selbständig anwenden können müssen, ich kann nicht mehr dauerhaft auf eng von mir angeleitete Aufgaben zurückgreifen, wo sie keine eigenständige Denkarbeit leisten müssen.


    Ich übe das bereits im ersten Jahr indem ich die Schüler häufiger Bilder beschreiben lasse und bei meinen Schülern, die ich seit dem ersten Jahr begleite, bestimmte Grundstrukturen einfach sitzen. Also sagen zu können: "links befindet sich dieses, rechts jenes, in der Mitte usw.


    In der ersten Stunde diesen Jahres wollte ich als Einstieg, dass sich jeder Schüler vor der Klasse kurz vorstellt inklusive einem Foto, das sie aus einer großen Menge selbst auswählen konnten. Da brach die Panik bereits aus: "Wir kennen die Begriffe auf den Fotos nicht" (was so nicht stimmt: auf jedem Foto gab es zwei/drei Aspekte, die auch mit absolutem Grundvokabular beschrieben werden konnten (Autos, Menschen, Essen, Kleidung usw.) ansonsten können mich die Schüler ja fragen...) Und sich vorzustellen macht man innerhalb der ersten zwei Wochen und sollte sitzen nach einem Jahr, selbst nach 6 Wochen Sommerferien.


    Danach habe ich den Schülern mehrere Arbeitsblätter ausgeteilt mit Aufgaben aus dem ersten Jahr, die wir besprochen habe.


    Nach der Wiederholung habe ich den indefinido eingeführt. Bereits die regelmäßigen Formen habe ich 3x (!) erklärt. Da gibt es auch nichts groß zu verstehen, das kann ich auch jemandem der kein Wort Spanisch spricht in 5 Minuten erklären, aber es muss natürlich gelernt werden. Aber selbst ohne selbständige Wiederholung reichen da 3 Wiederholungen dicke, zumal ich das in der Klasse auf Deutsch mache.


    Das nächste Drama war dann die Klassenarbeit: Kritisiert wurde, dass die Arbeitsaufträge nicht auf Deutsch waren und das im zweiten Jahr!


    Zum einen wussten die Schüler bei zwei Aufgaben, dass genau die drankommen, zum anderen waren die Arbeitsanweisungen dermaßen simpel, bspw. "Completa"... das versteht man in der Regel auch ohne Spanisch zu sprechen und haben sich aus sich selbst ergeben: ist halt ein Lückentext das Thema ist der indefinido, dass ja eigentlich klar sein muss, was zu tun ist.


    Als das Resultat der KA dann im Schnitt 2,9 war, ein recht guter Schnitt im zweiten Jahr, hab ichs gar nicht mehr begriffen. Ging davon aus, dass die Arbeit super schlecht ausfällt nach der Reaktion.



    Die letzte Stunde habe ich mit den Schülern einen Film geschaut zu einem Thema, das die Schüler normalerweise sehr gerne mögen. Dem Niveau der Klasse entsprechend sollten sie während des Films einige Multiple Choice-Fragen ankreuzen, gemäß Binnendifferenzierung Fragen aller Schwierigkeitsgrade.


    Das hat noch halbwegs funktioniert.


    Im Anschluss sollten die Schüler ein AB zu einer Präsentation bearbeiten mit Fragen. Das war recht anspruchsvoll, allerdings hatten die Schüler sehr viel Zeit dafür. Die Präsentation lief auf Endlosschleife mit kleinen Texten, die komplex waren, aber die wichtigsten Infos dennoch gut ersichtlich. Genau sowas müssen sie am Ende auf einem noch viel höheren Level können.


    In einer entspannten Arbeitsatmosphäre ist sowas mit etwas Unterstützung meinerseits gut machbar. Aber in der Klasse bricht dann erstmal Panik aus.


    Bin dann ja mit den Schülern ins Gespräch, hab auch erstmal nur zugehört und nicht darauf reagiert, war keine Zeit mehr für. Aber die Kritik war schlichtweg nicht angebracht. Da war von "Stoff nicht dem Lehrplan entsprechend" bis "viel zu schnell" alles dabei.


    Natürlich weiß ich nach 20 Jahren, was im Lehrplan steht und ich weiß selbstredend auch, dass wir 6 Wochen hinterherhinken.


    Klar kenne ich normale Störungen und weiß damit umzugehen. Dass aber so viele Schüler komplett dichtmachen, von Anfang an ihre Witzchen reißen oder gar glauben ich wüsste nicht was ich tue habe ich noch nie erlebt.



    Bin mir immer noch nicht im Klaren darüber wie ich jetzt weiter vorgehe.


    Plan ist vorerst, die nächsten Stunden erstmal sehr kleinschrittig im LS-Gespräch zu planen, allerdings weiß ich jetzt schon, was kommen wird ""Haben wir schon gemacht..." etc.


    Dann weiß ich auch noch nicht ob ich die Kritik nochmal aufgreifen soll dahingehend, dass der Stoff natürlich lehrplankonform ist, ich weiß was ich tue und meine Ergebnisse die letzten Jahre top waren oder einfach so wie ich denke weiter machen soll.


    Es ist halt schwierig einzuschätzen ob an der Stelle eine Herangehensweise auf Beziehungsebene oder vorerst die autoritärere Schiene besser ist.


    Hier ist vielleicht interessant, dass es eine hohe Anzahl an spätpubertierenden Jungs gibt mit einem großen Bedürfnis nach Anerkennung innerhalb der Gruppe und das versuchen sie halt zu erreichen indem sie die Lehrerin zur Weißglut treiben wollen.

  • Puh.
    Klingt nach nem ziemlich festgefahrenen Haufen Schüler, die vor allem sehr auf das "eingefahren" sind, was der Kollege so gemacht hat.
    In 2 Jahren auf ne B1 ist durchaus "machbar" - wie viele Wochenstunden hast du die Klasse in Spanisch?
    Arbeitest du frei, oder habt ihr eine Lehrmaterialvorgabe?


    Ich unterrichte Spanisch an einem allgemeinbildenden (sprachorientierten) Gymnasium, wenn genügen SuS es wählen als WP-Fach ab der 9, insofern kenne ich die Altersklasse, aber vermutlich sind meine Gruppen geschlechtsmäßig das Gegenteil von deiner(deutlich mehr Mädchen als Jungs).


    Was ich in meinen Kursen idR schon zu Beginn tue: Ich lasse die SuS ein alter ego entwerfen - jemand aus einem spanischsprachigen Land, den sie innerhalb des Kurses dann verkörpern. So banal es klingt, dadurch fällt ihnen der Umgang mit der Sprache auch untereinander viel leichter. Über sich selber mögen sie in diesem Alter nie viel reden, aber über "Pedro" oder "Elena" kann viel berichtet werden.


    Einerseits sorgt die kontinuierliche "Beschallung" mit Spanisch als Unterrichtssprache unterbewußt für mehr Sprachhgefühl, und andererseits kannst du über Alltagssituationen die korrekte Grammatik einfach "mit einbauen". Spanisch ist glücklicherweise ziemlich logisch strukturiert und hat nur wenige Ausnahmen, und es ist mMn hilfreich, wenn die SuS sich gar nicht erst fragen "wofür lerne ich das eigentlich", sondern das eben durch die Praxis selbst lernen. Wie das ganze heißt was sie dann gerade lernen flechte ich dann fast beiläufig ein-
    Was genau du machst muss natürlich auch zu dir passen - ich spreche zB ganz bewusst im Spanischunterricht "mit Händen und Füßen", ich singe auch mit meinen SuS spanische Lieder - keine Ahnung ob dir das liegt, aber ich weiß, dass es bei mir funktioniert.


    wenn du eine "hohe Anzahl spätpubertierender Frührasierer" hast... hmm... ggf fußballinteressiert? Lass sie doch mal lateinamerikanische Fußballtalente verkörpern. Da können sie mal Rampensau sein ohne sich "selbst" profilieren zu müssen. Nur so ne Idee. Autoritär würde ich bei so einer Gruppe nicht versuchen, sonndern souverän über den Dingen. Geh möglichst relaxed in die Stunde, und lenke nur wenig - wenn die merken, dass sie "dürfen", sollte der Eigenantrieb kommen. Die eher guten Ergebnisse passen insofern zur Tiefstapelei der SuS, dass sie absolut keine Rückschläge gebrauchen können, sich lieber positiv überraschen. Je nach Umfeld sind die es möglicherweise gewohnt, dass sowieso "nicht viel erwartet wird" - so liest es sich für mich.
    Natürlich ist eine Übernahme "mittendrin" eher doof, vor allem, wenn die Unterrichtskonzepte so unterschiedlich sind.


    Ansonsten einfach viel Erfolg.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Leider ist die Situation in der Klasse immer unangenehmer geworden und ich weiß einfach nicht was los ist.


    Letzte Stunde lief folgendermaßen ab:


    1. ich habe den Schülern eine ppp gezeigt mit Bildern von Berufen. Sie sollten sagen welche Berufe das sind, zB Es un médico. Dann noch die weibliche Form dazusagen.


    2. Im Anschluss habe ich ihnen auch auf power point kurze Sätze zum Übersetzen gegeben: ZB Me gustaría ser azafata porque me gusta volar. Die Vokabeln hatte ich in der Stunde vorher vorentlastet.


    3. Danach ein Hörverstehen über einen neuen Text zum Thema Berufe. Junge Leute sprechen über ihre Berufswünsche. Sie sollten in ein Formular lediglich die Namen schreiben und den Beruf.


    3. Danach habe ich mit Ihnen diesen kurzen und einfachen Text gelesen, wo verschiedene junge Leute über ihre Berufsträume sprechen, das neue Vokabular habe ich einsprachig erklärt zu abstrakte Vokabeln zunächst auf Englisch übersetzt, zB sólo = only


    4. Schließlich sollten Sie in Stillarbeit die in den Texten angegebenen Vor- und Nachteile der Berufe notieren natürlich mit offenen Büchern und 15 Minuten Zeit.


    5. Danach sollten Sie in Partnerarbeit einen Dialog führen, angeleitet mit Gesprächskärtchen: Name, Herkunftsland, Berufswunsch, Gründe.


    Soweit mein Plan für die Stunde. Ab Beginn der Stunde gab es reihenweise Negativ-Kommentare über den Unterricht, ich wusste überhaupt nicht wo mir der Kopf stand. Es wurden Witze gemacht.


    15 Minuten vor Ende der 90 Minuten Stunde habe ich abgebrochen und bin bereits zum zweiten Mal mit der Klasse ins Gespräch gegangen:


    Fazit: Der Einstieg mit den Berufen wäre zu leicht gewesen, der Rest zu schwer. Ein großer Teil der Klasse boykottiert schlichtweg den Unterricht, ca. 7 Leute machen noch ganz gut mit.


    Dann kamen Äußerungen bezüglich des Unterrichts des Vorgängers: bei dem hätten sie ganz genau gewusst was zu tun ist, wofür sie das überhaupt tun.


    Nun frage ich mich, was man noch genauer erklären kann als zu sagen, dass das Thema Berufe ist und am Lehrbuch entlang arbeite. Die Arbeitsanweisungen mache ich inzwischen ohnehin komplett auf Deutsch.


    Dann kamen noch Kommentare über meine Persönlichkeit: ich würde mich zu wenig einbringen, zu wenig den persönlichen Kontakt suchen usw. Keine Fragen beantworten (klar wenn 10x das gleiche gefragt wird bzw. Fragen nur den Unterricht boykottieren usw.


    Dazu kann ich nur sagen, dass ich mich zu Beginn immer auf den Unterricht gefreut habe auch über einige Wochen als es bereits Probleme gab, aber die ablehnende und respektlose Haltung der Klasse dazu beigetragen hat.


    Außerdem wüsste ich nicht, dass es als Fachlehrer einer Klasse meine Aufgabe wäre um Sympathien zu buhlen.


    Am Ende haben die Schüler auch noch unter sich gestritten es war einfach furchtbar. Ein Schüler meinte, dass er schon gar keine Lust mehr auf Spanisch hat wegen des ganzen Dramas.

  • Hey,


    das klingt für mich zunehmend nach einem (gegenseitigen) Wahrnehmungsproblem. Damit meine ich, dass die SuS deinen Unterricht anders wahrnehmen als du und umgekehrt (z. B. zu leicht/schwer, sie boykottieren, ...). Das mag vielleicht naheliegend sein, dennoch würde ich auch in diese Richtung gehen. Hattest du schon einen Kollegen im Unterricht, der konkrete Punkte beobachtet und dich danach berät? Ich weiß, dass das aufwendig sein kann, trotzdem würde ich es mal versuchen, sofern du es nicht schon gemacht hast :)

  • Dann kamen Äußerungen bezüglich des Unterrichts des Vorgängers: bei dem hätten sie ganz genau gewusst was zu tun ist, wofür sie das überhaupt tun...
    Dann kamen noch Kommentare über meine Persönlichkeit: ich würde mich zu wenig einbringen, zu wenig den persönlichen Kontakt suchen usw. Keine Fragen beantworten (klar wenn 10x das gleiche gefragt wird bzw. Fragen nur den Unterricht boykottieren usw.


    Hallo crissabelle,


    so eine Ekel-Klasse hatte ich letztes Jahr. Auch übernommen von einer Kollegin. Von Anfang an wurde ich angeschwiegen, der Unterricht plätscherte so vor sich hin und offenen Protest gab es zwar nicht, aber bei der ersten Evaluation (ich mache das regelmäßig) warf es mich glatt vom Stuhl: Die fiel nämlich überraschend schlecht aus und viele SuS äußerten darin den Wunsch, dass doch bitte die alte Lehrerin wieder übernehmen solle.


    Die SuS konnten mir weder konkret sagen, was sie stört, noch konstruktive Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Da kamen dann Sachen wie: "Sie sollen lustiger sein!" "Sie sollen mehr Action machen!" etc.


    Nun ist es klar, dass man vor einer Klasse, die einen anschweigt, nicht direkt aufblüht und den Kasper gibt. Ich wurde halt einfach von vielen als Person abgelehnt. Als ich mir dann mal näher angeschaut habe, was die vorher für einen Unterricht hatten, bog es mir die Zehennägel zur Seite: Die hatten quasi jede Stunde vorgefertigte Texte abgeschrieben und am Ende mussten sie dazu Fragen beantworten (Klassenarbeit), die sie auch schon vorher bekamen. Also Texte auswendig lernen und Gehirn abschalten.


    Da war mir klar, wo der Hase im Busch hockt, denn ich möchte die SuS kognitiv aktivieren und zum Mitdenken animieren; leider hatte sich die diesbezügliche Motivation durch den Vorgängerunterricht quasi verabschiedet.


    Ich habe alles versucht (lockerer auftreten, Witze einbauen, viel methodische Abwechslung) und irgendwie hat man sich arrangiert, aber das war die erste Klasse, der ich keine Träne hinterher geweint habe und umgekehrt wohl auch nicht.


    Immerhin: Ich habe einen Gesprächsfetzen von Schülern nach der letzten Stunde mitbekommen, wo es um meinen Unterricht ging und der lautete sinngemäß: "Eigentlich war der Unterricht bei Herrn Buntflieger ganz ok."


    Manche Klassen scheinen unglaublich festgefahren zu sein. Bevor man sich da verausgabt, würde ich lieber einen Gang runter schalten und ruhig etwas stur und unnachgiebig auftreten; lass sie mal etwas zappeln. Mir scheint, dass du bisher am Zappeln warst und mache SuS das allzu sehr auskosten.


    Mehr Tipps hab ich als Neuling nicht. Aber besser als nix. ;)


    der Buntflieger

  • Hallo crissabelle,


    ich würde die Situation aussitzen, denn - mal ehrlich - ein gutes Klima kann man nicht erzwingen.
    Die schmollen, weil sie es sich mit dem Vorgängerkollegen gemütlich eingerichtet hatten und sie nun aus ihrer Komfortzone raus müssen. Sie merken, dass sie bei dir etwas auslösen, wenn sie jammern/kritisieren/sticheln. Darum würde ich von der (gestörten) Beziehungsebene auf die Sachebene gehen und ganz gechillt (zumindest äußerlich 8_o_) ) meinen Unterricht machen.


    Dein Unterricht hört sich kompetent an, ich denke, du hast dir da nichts vorzuwerfen.


    Sie werden sich mit dir arrangieren. Hab noch Geduld. :troest:

  • Hatten wir nicht alle mal Lehrer, die wir als Lehrer (nicht als Menschen) nicht mochten, weil sie anspruchsvoll waren? Bei mir war es z.B. meine Geschilehrerin in der Oberstufe... Am Ende haben wir alle davon profitiert, also muss man als Lehrer manchmal den Buhmann spielen, um den Kids langfristig zu ihrem Ziel (dem Schulabschluss) zu helfen.

  • Klar ist, es kann nicht mein Ziel sein, von allen gemocht zu werden.


    Aber: es sollte mein Ziel sein, dass so viele wie möglich sich am Unterricht beteiligen.


    Ich habe dieses Jahr auch einen Kurs, der Mitarbeit verweigert (ich stelle immer fest, dass sie mehr können, als sie zeigen wollen, es geht also darum, dass sie nicht wollen, nicht, dass sie nicht können ... teilweise hab ich schon überlegt, ob ich sie UNTERFORDERE und sie deshalb die freiwillige Antwort verweigern, weil das "unter ihrer Würde" ist ... aber das würde ich dann inzwischen doch ausschließen, nachdem ich in jeder Stunde das Niveau der Fragen sowieso variiere, damit gute und schwächere SuS Chancen auf Beiträge haben).
    Alle Versuche, das zu ändern, sind bisher gescheitert. Der Kurs ließ auch einen Praktikanten und eine Referendarin im Lehrversuch "auflaufen" (kaum Mitarbeit, es liegt also nicht nur an mir).


    Resultat: Ich habe angekündigt, dass ich nach jeder Stunde bei allen, die in der Stunde etwas Sinnvolles gesagt haben, ein Häkchen setzen werde. Wer nach 4 Stunden noch kein Häkchen hat, erhält die Note "6" als Unterrichtsbeitrag (Oberstufe, von daher sind die Schüler auch in der Bringschuld). Das hat die Mitarbeit nun zumindest in den ersten Stunden einer solchen "4er Kette" deutlich verbessert, denn alle 4 Stunden eine 6 wirkt sich natürlich schon aus. Wer in der letzten Stunde der Reihe noch nichts gesagt hat, wird von mir sogar noch 1-2mal in der Stunde etwas gefragt ... wenn dann immer noch nichts kommt ist die Note denke ich durchaus verdient.
    Alle weiteren Noten vergebe ich dann auf der Basis der Qualität der Äußerungen (und natürlich ist man dann auch großzügig, wenn man merkt, dass der Schüler zwar wollte, aber doch nicht so konnte).


    Ich mach das nicht gern, arbeite lieber mit den SuS, als sie zu zwingen, aber in über 20 Jahren Lehrer hab ich so etwas bisher noch nicht erlebt.


    Paar andere Punkte noch: man sollte als Lehrer durchaus Vorstellungen davon haben, was die SuS können MÜSSEN ... und darunter gehe ich nicht. Wenn sie Anweisungen nicht verstehen, die sie laut Buch (und meiner Ansicht nach) verstehen müssten, dann mach ich das nicht auf Deutsch, denn auch das Verstehen der Anweisung gehört zu den Leistungen, die ich einfordern will.
    Mit so einer Gruppe würde ich über meinen Unterricht gar nicht diskutieren. Ich begegne meinen SuS mit Höflichkeit und Respekt und erwarte das auch von meinen SuS. Wenn häufig doofe Witze gemacht werden mit dem Ziel, mich zu treffen oder der Unterricht "boykottiert" wird, ist dies nicht der Fall - und dann diskutiere ich auch nicht mehr.
    Ab einem bestimmten Punkt ist die Schwelle erreicht, wo ich mir auch nicht mehr beide Beine ausreiße, um den Kurs zu erreichen. Dann wird es ein unangenehmes Jahr für beide Seiten, da müssen dann alle durch (auch das kann man dem Kurs versuchen klar zu machen: wenn ihr nicht wollt, dass das weiter so läuft, müsst ihr auch an euch arbeiten). Aber ich vergebe dann auch die Noten, die die SuS sich durch ihre Haltung verdient haben.

  • Ich würde mich gar nicht mehr auf weitere Gespräche einlassen. Unterricht machen, freundlich sein, Konsequenzen walten lassen für mangelhafte Mitarbeit etc. Haben wir Lehrer nicht spätestens nach Klasse 8 eine "Holschuld"? Sogar bei mir an der Hauptschule motiviere ich nicht bis zum Abwinken. Spätestens in der Oberstufe sollten sie entweder in der Lage dazu sein, sich auf unterschiedliche Lehrpersonen und Unterrichtsstile einzulassen, oder sie stehen ihrem Abitur halt selbst im Weg. Mit nem guten Realschulabschluss verhungert auch keiner.
    Nicht unterkriegen lassen. Entweder sie beruhigen sich, oder nicht. Entspannt bleiben, auch wenn es sich schlecht anfühlt.
    Ich wünsche dir viel Erfolg und Kraft.

  • hör auf, da großartig gespräche zu führen. sei freundlich, zugewandt, mach deinen unterricht, gib faire noten. ob die dich mögen oder nicht oder johann, who cares. wenn sie nicht mitmachen, hat das eben die entsprechenden noten zur folge. transparent erläutern, weiteres ist dann ihre sache. die sind doch keine 12 oder 14 mehr.

Werbung