Die Macht der Digitalkonzerne

  • Dann muss man die Frage vielleicht umformulieren: Ist es ok, dass überhaupt jemand so viel weiß über die Menschen? Dein Beispiel zeigt ja auch, dass Wissen Macht ist, die missbraucht werden kann. Es ist ja in keiner Weise so, dass man sicher sein könnte, dass Konzerne grundsätzlich bessere Absichten verfolgen als Staaten.

    Da bin ich ganz bei dir. Mein Aufhänger war halt, warum gerade der Staat und ein Konzern nicht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Es war eher so gemeint: Der Schulträger entscheidet über die Sachausstattung der Schule und im besten Fall werden die Schulen vorher gefragt, was sie brauchen, im schlimmsten Fall wird das über die Köpfe hinweg entschieden. Was genau willst du daran ändern? Die Rechtsgrundlage? Dann kommt der Punkt mit der Nutzbarkeit: Kein großer Konzern kommt bei Officelösungen um Microsoft herum und da geht es nicht um Word/Excel/Powerpoint, sondern um Kollaboration, was ja in der Schule aktuell auch heißer Scheiß ist. Es sind also zwei Punkte:
    1.) Der Entscheidungsträger sind nicht die Schulen, sondern diejenigen die das Geld ausgeben und denen ist häufig egal was in Schule gewollt ist
    2.) Microsoft hat, richtig eingesetzt, deutliche Vorteile gegenüber OpenSource Produkten, nämlich vor allem wenn es um kollaboratives Arbeiten geht und da müssten wir als Schule eigentlich hin, weil das später nun einmal so läuft. Da sitzt nicht eine Person und tippt 10 Seiten, sondern 100 Personen und arbeiten zusammen an 200 Seiten...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Die funktionale Überlegenheit gewisser proprietärer Programme habe ich ja nie abgestritten.
    Exemplarisch im Unterricht kann man das aber anders lösen. Die schreiben ja keine 200 Seiten.
    a) Solange man sich im gleichen Raum befindet (soll in der Schule ja vorkommen), kann man auch kollaborativ arbeiten, ohne dafür eine spezielle Software einzusetzen.
    b) Gemeinsame Arbeit etwa an einem Wiki ist für viele schulische Projekte ein angemessenes Medium.
    c) In Echtzeit kann man ein Etherpad nehmen (und ja, das kann von der Gesamtfunktionalität absolut nicht mit Google Documents oder MS Office Online konkurrieren, dessen bin ich mir bewusst)


    Gerade heute kam diese Meldung auf heise rein:


    https://www.heise.de/newsticke…n-Windows-10-4584678.html


    Für alle, die ihre Windows-Rechner für Notenverwaltung nutzen, sicher eine heikle Sache. Für die Schulsekretariate aber noch mehr (lustigerweise hat unseres gerade auf Windows 10 umgestellt).


    Also könnte man auch fragen: Datenschutz als Spaßbremse oder notwendiges Übel? Warum zwingen die öffentlichen Auftraggeber Microsoft nicht einfach, eine datenschutzkonforme Windows-Version herauszugeben und kaufen sonst was anderes? Richtig, weil sie sich schon viel zu tief in Abhängigkeitsverhältnisse begeben haben und sich deswegen die Bedingungen diktieren lassen.


    Ich fasse zusammen: Ein paar sehen es ähnlich wie ich, ein paar fühlen sich nicht zuständig und nehmen die Software, die halt da ist, und ein paar wollen einfach immer die funktional beste Software, egal, welche Nachteile in der B-Note das hat.

  • Du hast die größte Gruppe vergessen: Die Kolleginnen und Kollegen denen Digitalisierung am Hintern vorbeigeht und deren höchster Anflug von Digitalisierung es ist, den Informatikraum zu blocken, damit ein Schüler eine Präsentation halten kann.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Du hast die größte Gruppe vergessen: Die Kolleginnen und Kollegen denen Digitalisierung am Hintern vorbeigeht und deren höchster Anflug von Digitalisierung es ist, den Informatikraum zu blocken, damit ein Schüler eine Präsentation halten kann.

    Da hast Du völlig recht. Variante: Die nichts sagen, wenn die bei der Präsentation zuschauenden Schüler sich auf die Fensterbank setzen und die Füße auf die Monitore legen! (Schon erlebt)

  • c) In Echtzeit kann man ein Etherpad nehmen (und ja, das kann von der Gesamtfunktionalität absolut nicht mit Google Documents oder MS Office Online konkurrieren, dessen bin ich mir bewusst)

    Wird das nicht eingestellt zum 31.12.?


    Ich bin in vielen Bereichen ehrenamtlich tätig, auch mit Leuten, die Ahnung vom Fach haben und wir stellen immer wieder fest, es ist oft gar nicht so einfach eine passende Alternative zu finden. :(

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Etherpad#Open_Source


    https://moodle.org/plugins/mod_etherpadlite


    Etherpad ist Open-Source und kann von daher sicherlich nicht "eingestellt" werden. Was eingestellt wird, ist möglicherweise ein Server, auf dem Etherpad lief / läuft und der von Euch (mit) benutzt wurde. Dann müsst Ihr Euch einen anderen Server suchen.


    Du kannst also Etherpad auf einem Server installieren oder Dir z.B. das Moodle-Plugin holen und das so lange verwenden, wie Du möchtest (und es pflegst).


    Das Beispiel illustriert schön die Vor- und Nachteile von Open Source: Wenn Du z.B. Google Documents verwendest, könnte Google irgenwann sagen "ab jetzt kostet das xxx € pro Monat". Dann hast du dein Konzept drauf ausgerichtet und musst mitgehen oder Dein Konzept ändern.


    Bei Open-Source kannst Du, wenn Dir irgendwas nicht passt, einen Fork machen und es selbst weiterpflegen (oder eine Firma dafür anstellen). Dafür musst Du aber massiv mehr Ahnung haben als bei einer extern gepflegten kommerziellen Anwendung.


    Reales Beispiel aus der Praxis ist IServ: Gute Schulserverlösung, kostete ursprünglich 1€ pro Schüler pro Jahr (bei einer Schule mit 1000 Schülern also 1000€ pro Jahr). Nachdem eine hinreichend große Anzahl von Schulen das installiert hatte, wurden die Preise auf 4€ / SChüler / Jahr erhöht. Fast alle Schulen, die ich kenne und die mit IServ arbeiten, sind das zähneknirschend mitgegangen, weil sie sonst ihr Digitalisierungskonzept bei Null wieder hätten anfangen müssen.


    Also: Nein, Etherpad wird nicht eingestellt.

  • Die vergünstigte Abgabe von Office365 an Lehrer und Schulen ist ein strategisches und mächtiges Marketinginstrument. Ich weigere mich, als Werbeträger für diesen Konzern zu fungieren.
    Wenn wir MS-Produkte an den Schulen einsetzen, schaffen wir (und bestärken) die Self-fullfilling Prophecy: M$-Office ist so weit verbreitet, dass wir es lehren müssen.


    Das ist Quatsch.


    Sobald wir ein Programm wie M$-Office an der Schule verwenden, animieren wir die Eltern dazu, dieses Programm auch zu Hause zu verwenden, damit die Kinder damit üben und Hausaufgaben erledigen können. Durch die Ressourcenhungrigkeit (und mistige Programmierung) von Office und Windows tragen wir zudem dazu bei, dass immer neue Laptops und Rechner gekauft werden, weil die alten Rechner ständig langsamer werden, abstürzen oder die benötigten Hardwarevoraussetzungen nicht mehr besitzen.


    Dabei gibt es kostenfreie Alternativen. Als Betriebssystem kopiere ich meinen Schülern das schlanke und fixe MX-Linux. Firefox, GIMP, LibreOffice werden dabei standardmäßig mit installiert. Daraus erstelle ich meine eigene Distribution, indem ich noch KDE-Education, Teile aus Edubuntu, Inkscape und Scratch installiere und mit MX-Snapshot eine bootbare Sicherungs-DVD erstelle.
    BTW: Beim Installationsstart "deutsch" als Systemsprache wählen - und alle Programme haben - ohne Lizenznummerngefrickel - die deutschsprachige Oberfläche. Außer LibreOffice. Hier wählt man/frau im Paketmanager die deutsche Oberfläche (und aus mehreren tausend Programmen noch ein paar passende dazu) und los geht's.


    Damit habe ich alte Laptops mit Core2-Duo-Prozessoren zu flotten, virenfreien Arbeitsplatzrechnern gemacht.


    Falls die Kids darauf ihre Games installieren und spielen wollen, müssen sie den Grips und Wine bemühen - aber auch das geht.


    Und alles für schwäbisch-kostnix. Datenübertragungs- und virenfrei.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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  • Natürlich haben Schulbuchverlage eine Macht, aber die halte ich nicht für vergleichbar mit der Macht der Digitalkonzerne.
    Warum?
    a) Die Lehrwerke müssen i.d.R. erst (streng) genehmigt werden. Bei digitalen Medien versucht man das gerade mal erst zaghaft über den Datenschutz, schafft es aber nicht richtig.
    b) Es findet keine so große Kundenbindung für die Einzelperson statt. Ich habe zumindest noch nie gesehen/gehört, dass jemand sich als Erwachsener Arzt, Reifenhändler, ... ein Buch von Klett, Westermann, ... gekauft hat weil es das in der Schule kennengelernt hat. Umgekehrt aber sehr wohl: Arzt, Reifenhändler, ... kaufen sich Windows, Word, ... weil sie es in der Schule kennengelernt haben.
    c) Bei Büchern findet automatische Rückmeldung an den Konzern stattfindet wann man in dem Buch was gelesen hat, ...
    d) Man bei den Buchverlagen nicht seine eigene Dokumente speichert. (Wobei die mit ihren Onlinemedien damit jetzt auch anfangen; ea aber z.Z. (abgesehen vom Lehrer) nicht auf den Erwachsenen übertragen.)
    ...

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