Verbeamtung ablehnen und an neuer Schule dennoch bekommen?

  • Guten Abend Ihr Lieben,


    ich bin seit anfang 2018 Lehrerin, Ich habe ein unfassbares tolles Ref. gehabt, konnte aber leider nicht an meiner Schule bleiben. Jedoch habe ich sofort eine feste Stelle bekommen. Zunächst schien alles sehr vielversprechend, jedoch musste ich schnell den Alltag einer festen Stelle kennenlernen und bin auch das ein oder andere Mal an meine Grenzen gekommen. Mittlerweile bin ich in diesem System ganz gut drin, ich sehe Dinge weniger verbissen, bin lockerer geworden und habe ein unfassbar tolles Kollegium. Dennoch weiß ich nicht, ob ich meiner Schule bleiben möchte. Ich vermisse meine Familie und meine Freunde sehr stark und bin an einer Schule, an der Schüler in der Lage sind uns als Lehrer sehr unter Druck zu setzen. Passt Ihnen etwas nicht, gehen sie direkt zur Schulleitung und wir müssen uns rechtfertigen. Ich musste das auch schon erleben und das setzt mich manchmal sehr unter Druck. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schüler vor unserer Chefin vor uns stehen, die Zahlen müssen ja stimmen. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht wirklich mit der Chefetage aneinander geraten bin, gibt es Dinge , die mir wiederstreben. Nun zu meiner eigentlichen Frage:


    Bei der ersten amstärztlichen Untersuchung wurde ich nicht verbeamtet. Könnte ich jetzt eine Verbeamtung ablehnen und bei einer neuen Stelle an einer anderen Schule dennoch verbeamtet werden, wenn ich es einmal angelehnt habe? Im Angestelltenverhältnis ist ja der Schulwechsel viel einfacher und diese Option will ich mir offenhalten ;-).


    Gruß
    Here16

  • Hi,
    ein paar Nachfragen:
    Du wurdest beim ersten Mal wegen der Untersuchung nicht verbeamtet, hat sich denn da was geändert? Besteht jetzt die Möglichkeit verbeamtet zu werden?
    In welchem Bundesland bist du denn? Sonst wird es schwer dir die Frage zu beantworten, ob du es noch mal versuchen kannst oder wie schwer eine Versetzung ist.


  • Hallo Here16,


    sei mir nicht bös, aber ich finde das widersprüchlich. Wie "unfassbar toll" kann ein Kollegium denn sein, wo Schüler über die Schulleitung das Kollegium dominieren?


    Ich war an so einer Schule und da war das Klima völlig vergiftet. Daher meine Skepsis.


    der Buntflieger

  • Ich weiß, dass das durch aus widersprüchlich klingt. ;) Aber ich habe wirklich tolle Kollegen und das Klima im Kollegium ist alles andere als vergiftet. Keiner traut sich was zu sagen und die Schulleitung hat einen sehr großen Einfluss auf den Träger (kath. Schule). Aber es wird den Schülern eben vermittelt, dass sie jederzeit zur Schulleitung können und sie suchen nicht mehr das Gespräch mit den Kollegen. Sie gehen selbst zur Schulleitung, wenn sie mit den Noten nicht einverstanden sind. Und Kollegen wurden in der Konferenz auch schon angehalten Noten zu ändern. Ich denke viele bleiben aus Gewohnheit. Aber ich, als junge und noch recht neue Kollegin, kann ja eben noch wechseln. Deshalb meine Frage.

  • Hi,
    ein paar Nachfragen:
    Du wurdest beim ersten Mal wegen der Untersuchung nicht verbeamtet, hat sich denn da was geändert? Besteht jetzt die Möglichkeit verbeamtet zu werden?
    In welchem Bundesland bist du denn? Sonst wird es schwer dir die Frage zu beantworten, ob du es noch mal versuchen kannst oder wie schwer eine Versetzung ist.

    Der Grund war Übergewicht + Bluthochdruck. Das kann ich bis zur Untersuchung in den Griff bekommen.
    Bundesland: NRW

  • Ja, man kann eine Verbeamtung ablehnen, aber man hat keine Garantie, dass man später noch einmal die Möglichkeit bekommt.
    Ich würde dringend davon abraten, solche Spielchen zu spielen, die Verhältnisse an Privatschulen sind bekanntermaßen so wie von dir beschrieben und werden sich auch nicht ändern, nein, auch nicht, wenn die Schulleitung irgendwann man wechselt oder sonst irgendwas passiert.


    Entweder, du möchtest das für dich nicht, dann zieh die Konsequenzen und such dir eine andere Stelle und zwar jetzt, so lange die Bewerberlage gerade noch günstig für dich ist, oder du akzeptierst die Situation wie sie ist und siehst zu, dass du die Verbeamtung möglichst schnell bekommst (die ja auch etwas mit Jobsicherheit zu tun hat und der Frage, wie leicht man unter Druck gesetzt werden kann, wenn man etwas macht was der Schulleitung nicht passt).

  • Der Grund war Übergewicht + Bluthochdruck. Das kann ich bis zur Untersuchung in den Griff bekommen.Bundesland: NRW


    Hallo Here16,


    Bluthochdruck bekommt bald jeder 2. diagnostiziert. Liegt an den inzwischen zu niedrigen Grenzwerten und an Nervosität bei der Messung in der Arztpraxis und häufig unsachgemäßer Durchführung (z.B. keine 5 Minuten Ruhe vor der Messung, Patient wird direkt nach dem Sprung auf die Liege gemessen...).


    Tipp: Langzeitmessung über 24 Stunden durchführen lassen. Das ist viel aussagekräftiger als singuläre Messungen in der Praxis. Hausmittelchen: Trink vor der Messung über den Tag verteilt einen Liter Rote-Beete-Saft.


    Gegen Übergewicht und Bluthochdruck hilft natürlich vor allem auch Ausdauersport. Aber das weißt du bestimmt selbst. ;)


    der Buntflieger

  • Ja, man kann eine Verbeamtung ablehnen, aber man hat keine Garantie, dass man später noch einmal die Möglichkeit bekommt.
    Ich würde dringend davon abraten, solche Spielchen zu spielen, die Verhältnisse an Privatschulen sind bekanntermaßen so wie von dir beschrieben und werden sich auch nicht ändern, nein, auch nicht, wenn die Schulleitung irgendwann man wechselt oder sonst irgendwas passiert.


    Entweder, du möchtest das für dich nicht, dann zieh die Konsequenzen und such dir eine andere Stelle und zwar jetzt, so lange die Bewerberlage gerade noch günstig für dich ist, oder du akzeptierst die Situation wie sie ist und siehst zu, dass du die Verbeamtung möglichst schnell bekommst (die ja auch etwas mit Jobsicherheit zu tun hat und der Frage, wie leicht man unter Druck gesetzt werden kann, wenn man etwas macht was der Schulleitung nicht passt).

    OK. Ich glaube hier wird gerade etwas ordentlich missverstanden. Ich möchte mir eine Stelle suchen und bin regelmäßig auf Leo unterwegs. Die nächste Untersuchung ist im Mai. Wenn ich bis dahin keine Stelle habe und verbeamtet werde, kann ich ja erst einmal nicht weg. Deshalb meine Frage. Mit Spielchen hat das garnichts zu tun. Ich kann auch gut vom Angestelltengehalt leben, möchte mir die Option der Verbeamtung aber eben nicht völlig entreißen.

  • Ich vermisse meine Familie und meine Freunde sehr stark und bin an einer Schule, an der Schüler in der Lage sind uns als Lehrer sehr unter Druck zu setzen. Passt Ihnen etwas nicht, gehen sie direkt zur Schulleitung und wir müssen uns rechtfertigen.

    Hallo Here16,


    ich fürchte, das ist eine dieser einsamen Entscheidungen im Leben, bei der einem wirklich niemand helfen kann.


    Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich dir nur raten: Informiere dich, so gut es geht, lies das Internet leer, sprich notfalls mit erfahrenen Leuten aus deinem Ref, mit Seminarlehrern oder sonstigen Ex-Kollegen, denen du während des Refs vertraut hast.


    Ich selber bin eine dieser ganz, ganz seltenen Lehrerinnen, die tatsächlich 20 Jahre Beamtentum im kommunalen Schuldienst aufgegeben haben.
    Allerdings nicht, um komplett was anderes zu machen, sondern um endlich frei zu sein - und das auch noch in meiner Heimatstadt. :love:


    Mit 51 werde ich freilich nicht mehr verbeamtet, nicht einmal, wenn ich diese berühmte ZQ-Maßnahme durchführen würde (Zusatz- bzw. Zweitqualifizierung, um die Lehramtsbefähigung für die Mittelschule zu erlangen), die ich natürlich nicht durchführen werde.


    Ich will dir damit nur sagen:
    Sei unbedingt ehrlich zu dir selbst, es geht ausschließlich um dich.
    Sicherheit & Unglücklichsein oder vielleicht doch lieber Freiheit & Glücklichsein?


    PS: Du bist ja noch jung, wenn du vielleicht erst einmal 5 Jahre oder so als Beamtin gearbeitet hast, kannst du ja immer noch gehen.
    Bei mir haben die Leute nach vollen 20 Jahren freilich geschluckt. :_o_P

  • Ich will dir damit nur sagen:
    Sei unbedingt ehrlich zu dir selbst, es geht ausschließlich um dich.
    Sicherheit & Unglücklichsein oder vielleicht doch lieber Freiheit & Glücklichsein?


    PS: Du bist ja noch jung, wenn du vielleicht erst einmal 5 Jahre oder so als Beamtin gearbeitet hast, kannst du ja immer noch gehen.
    Bei mir haben die Leute nach vollen 20 Jahren freilich geschluckt. :_o_P

    Danke für den Beitrag . Genau das ist es. Ich will vor allem glücklich und zufrieden mit meinem Leben sein. Dass ich damals nicht verbeamtet wurde, kam für mich auch nicht überraschend. Langfristig ist ein Schulwechsel für mich unumgänglich. Schon alleine wegen meiner privaten Situation. Ich habe mich nur gefragt wie das mit der Verbeamtung aussieht. Ja, Freiheit hat man im Angestelltenverhältnis tatsächlich. Das ist mir auch sehr bewusst. Vielen Dank für deine Tipps

  • Mit 51 werde ich freilich nicht mehr verbeamtet, nicht einmal, wenn ich diese berühmte ZQ-Maßnahme durchführen würde (Zusatz- bzw. Zweitqualifizierung, um die Lehramtsbefähigung für die Mittelschule zu erlangen), die ich natürlich nicht durchführen werde.

    Warum machst du die ZQ-Maßnahme nicht? RS und MS unterscheiden sich so enorm, was Arbeitsweise und Anspruch betrifft, dass sie dir sicherlich trotz deines Alters und deiner langjährigen Berufserfahrung sicherlich viel bringen würde. Leider erlebe ich nämlich in der Betreuung der Zusatzqualifikanten, dass es für die meisten eine extrem große Umstellung ist, die viel Zeit und Unterstützung erfordert - obwohl viele schon einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet haben.

  • Nach meiner Erfahrung mit Schulen verschiedener Träger (staatlich , privat, christliche Orientierung ) : es gibt keine perfekte Schule und jede(r) hat seine eigenen Präferenzen. Die privaten Träger neigen dazu den Eltern /SuS entgegenzukommen, manchmal dabei pädagogisch sinnvolle Aspekte zu ignorieren und KuK unter Druck zu setzen oder zu übergehen. Da spielen viele andere Interessen auch eine Rolle und man erkennt oft erst nach Jahren die Hintergründe. Ich habe an diesen Schulen aber auch eine gute Ausstattung , interessierte Eltern , viel Gestaltungsmöglichkeiten, aktives Schulleben und eine sozial unproblematische Schülerschaft kennenlernen dürfen. Ist es eine Ersatzschule? Dann ist die Wahrscheinlichkeit dort zu bleiben, sehr groß und der Wechsel später eher schwierig .
    Eine Verbeamtung an einer staatlichen Schule ist kein Garant für den Verbleib dort , Versetzungen und Abordnung sind möglich und auch dort kannst du eine schwierige Schulleitung bekommen ( oder gar keine , das kommt hier mittlerweile häufiger vor). Die Schülerschaft ist je nach Schulformen und Einzugsgebiet manchmal schwierig und Schulen können ungeliebte SuS nicht so leicht abgeben. Die Ausstattung und die Möglichkeiten für Projekte / Aktivitäten sind meiner Erfahrung nach oft eingeschränkter . Andererseits habe ich das Gefühl erwarten Eltern, SuS nicht ständig etwas “Besonderes”, was mich an den privaten Schulen nach ein paar Jahren ziemlich genervt hat. Kurz und gut, die perfekte Schule gibt es nicht und jeder muss da seinem eigenen Gefühl nach schauen, wo es gut passt .
    Die Verbeamtung ist keine Leibeigenschaft, man kann sie auch beenden und sich woanders neu einstellen lassen, aber natürlich mit neuer Probezeit , Untersuchung etc. oder eben als Angestellte(r), was im öffentlichen Dienst ja nun kein Riesenproblem ist . Bevor man den Rest des Lebens unglücklich ist, eine Option , die durchaus gegeben ist .

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