Ich würde gerne Philosophie, Erdkunde und Politik auf Lehramt studieren

  • Hallo,


    ich habe 2018 mein Abitur gemacht und stehe vor der Berufswahl.


    Auf der einen Seite wird gesagt, man solle bei der Berufswahl auf finanzielle Sicherheit achten, auf der anderen Seite solle auch die Leidenschaft und Erfüllung eine Rolle spielen.


    Sehr hohe Leidenschaft würde ich mit den o.g. Lehramtfächern erzielen. Mich plagt jedoch die Angst, damit arbeitslos zu werden. (Gymnasial oder Gemeinschaftsschule, Philo als Ergänzungsfach.) Wenn ich damit einen Job kriegen würde, wäre ich überglücklich und könnte mir vorstellen, es den Rest meines Lebens zu machen. Wenn nicht, wäre ich wieder orientierungslos.


    Wiederum kann ich mich für etwas entscheiden, was höchstwahrscheinlich zukunftssicher ist, mich zwar interessiert, aber nicht so sehr, wie die o.g. Option, welche wiederum ein finanzielless Risiko darstellt.


    Ist es tatsächlich möglich, als Lehrer arbeitslos zu werden, als Akademiker? Zu was würden Sie mir als erfahrene Lehrkräfte raten. Herzensentscheidung, Sicherheitsbedürfnis oder beides?


    Danke.

  • Hallo!


    Wir haben hier sehr oft ähnliche Anfragen, fast immer für das Gymnasium und mit wenig gesuchten Fächern. Ich rate da immer: Nimm eines dieser Fächer und kombiniere es mit einem Mangelfach, z.B. MINT oder Ästhetik. Philosophielehrer gibt es leider wie Sand am Meer, das Fach zieht viele Abiturienten mit Lehramtsinteresse quasi magisch an. Käme H/R- oder Berufsschullehramt infrage? Einen Kompromiss in irgendeiner Form wirst du eingehen müssen, denn um einen Lehrer mit drei wenig gesuchten Nebenfächer am Gymnasium reißen sich nicht gerade die Schulen.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Hallo!


    Wir haben hier sehr oft ähnliche Anfragen, fast immer für das Gymnasium und mit wenig gesuchten Fächern. Ich rate da immer: Nimm eines dieser Fächer und kombiniere es mit einem Mangelfach, z.B. MINT oder Ästhetik. Philosophielehrer gibt es leider wie Sand am Meer, das Fach zieht viele Abiturienten mit Lehramtsinteresse quasi magisch an. Käme H/R- oder Berufsschullehramt infrage? Einen Kompromiss in irgendeiner Form wirst du eingehen müssen, denn um einen Lehrer mit drei wenig gesuchten Nebenfächer am Gymnasium reißen sich nicht gerade die Schulen.


    Mit freundlichen Grüßen

    Danke für Ihre schnelle Antwort.
    Leider bin ich ganz hin und her. Denn ich selber bin fest davon überzeugt, dass man nur wirklich glücklich sein kann, wenn man etwas tut, was einem viel Spaß macht.
    In der Realität ist es schwer, dies zu realisieren.
    Sollte man wirklich Kompromisse eingehen?
    Schwer zu sagen, ansonsten droht eventuelle Arbeitslosigkeit.
    Auf der anderen Seite gibt es ja Personen, die das schaffen.
    Man sagt ja immer, Angst sei ein schlechter Ratgeber (in dem Fall Angst vor Arbeitslosigkeit)



    Mit freundlichen Grüßen

  • Es kann einem dann auch etwas im Beruf total Spaß machen, was man während oder vor des Studiums nicht sehr mochte.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Danke für Ihre schnelle Antwort.Leider bin ich ganz hin und her. Denn ich selber bin fest davon überzeugt, dass man nur wirklich glücklich sein kann, wenn man etwas tut, was einem viel Spaß macht.
    In der Realität ist es schwer, dies zu realisieren.
    Sollte man wirklich Kompromisse eingehen?


    Hallo Levante,


    da du offenbar Lehrer werden willst, würde ich unbedingt ein mehrwöchiges Praktikum an einer möglichst nicht Eliteschule machen und unbedingt dabei schon mehrere Stunden probeweise vor Klassen halten. Das ist zwar dann immer noch weit weg vom Lehreralltag, aber du hast dann den Wechsel der Perspektiven schon probiert und vielleicht willst du dann gar nicht mehr auf Lehramt studieren.


    Wir hatten kürzlich eine solche Praktikantin, die für sich am Ende zum Schluss gekommen ist, dass es doch nichts für sie ist. Als Schüler - und du kommst ja frisch von der Schule - nimmt man das Lehrersein komplett verquer wahr.


    Also: Erstmal die Perspektive 30:1 in 1:30 umkehren und danach neu und schon ein bisschen reifer an die Frage heran gehen.


    P.S.: Wer sich mit der Studienwahl schwer tut, dem empfehle ich immer, erst eine Ausbildung zu machen. Denn wer ohne genaue Idee einer beruflichen Perspektive ein geisteswissenschaftliches Studium aufnimmt, wird später mit hoher Wahrscheinlichkeit genau das beruflich nicht machen. Im Studium musst du schon der Fuchs sein, Kontakte knüpfen ohne Ende, ein Netzwerk aufbauen und genau wissen, was du willst.


    Viel zu viele junge Leute studieren derzeit ins Blaue hinein. Genug der Bergpredigt jetzt! :gruss:


    der Buntflieger

  • Hallo Levante,
    es kommt sicher auch auf das Bundesland an, in dem du dich "verlehramten" willst:
    Für Baden-Württemberg kannst du z.B. hier schauen, wie viele Stunden deiner Fächer die Schüler während der gymnasialen Laufbahn bis Klasse 10 überhaupt haben: https://km-bw.de/,Lde/Startsei…nd+Kontingentstundentafel
    Geographie und GMk sind zusammen 11 Stunden während der gesamten Schullaufbahn!
    Wenn ein Lehrer jetzt ein Deputat von 25 Stunden hat, deckst du als dieser Lehrer alleine im Prinzip zwei Züge von Klasse 5 bis 10 ab!
    Mit den restlichen drei Stunden kannst du dann ein bisschen Ethik machen. ;)


    Nun gut, es gibt Schulen, die sind mehr als zweizügig und haben auch eine große Kursstufe, aber du kannst nun vielleicht etwas abschätzen, wie viele derartige Lehrer, die keine "Ausweichfächer" mit hohem Kontingent haben, in einer Schule nötig sind.
    Ich wünsche Dir eine gute Entscheidung!

  • mach dir nicht soviele gedanken. vielleicht mal andere schularten im praktikum in den nächsten jahren anschauen, meistens sind schulabgänger wie du sehr fixiert auf das, was sie kennen. berufsschulen, förderzentren usw. kennen sie i.a. nicht.


    was die studienwahl angeht: studier das, was dir freude macht. willst du wirklich unterrichten? falls dich eher die fachlichen inhalte interessieren, studiere doch einfach diese fächer ohne lehramt und mache die üblichen praktika, um dich in unterschiedlichen branchen zu orientieren und zu sehen,was dir persönlich freude machen könnte. all diese fächer sind bildung, keine ausbildung, und dementsprechend qualifizieren sie dich nicht für einen spezifischen beruf sondern für anspruchsvolle aufgaben aller art, die schlüsselkompetenzen erfordern, die man in einem sozial- oder geisteswissenschaftlichen studium eben erwirbt. nochmal: praktika und werkstudentenjobs sind sehr wichtig, um den übergang ins berufsleben während und nach dem studium zu gewährleisten. du musst quasi deine persönliche geschichte entdecken und gestalten, die auch potentiellen arbeitgebern verdeutlichen solte, warum gerade du der/die richtige für diesen job bist.


    kompromisse gehören zum leben, sind aber in den ganz grundlegenden punkten nicht diskutabel meiner ansicht nach (werthaltungen). berufswahl ist sicher kein ganz grundlegender punkt. das ist nur dein job. du bist nicht dein job.

  • Ich bedanke mich herzlich für Ihre vielfältigen Antworten =)
    Einige der genannten Aspekte werde ich wohl noch einmal gründlich in meine Entscheidung mit einberechnen


    Ich wünsche Ihnen alles Gute


    Grüße

  • Du hast dir hier auch drei Fächer ausgesucht, die zum großen Teil nur als Nebenfächer laufen. Das bedeutet dann auch, wenn es zu einer Anstellung kommt, dass du sehr viele Klassen hast. Alleine das würde mich abschrecken, auch von der Vorbereitung her.
    (War bei mir auch ein Grund, Chemie/Physik für Gym/Ges nicht zu studieren)


    Ansonsten kann ich dir auch nur empfehlen mal einen Blick auf die verschiedenen Schulformen zu werfen.


    Ich bin ja auch eine Verfechterin von einer Ausbildung oder etwas praktischer Arbeit vor dem Studium um die Blickwinkel zu ändern ;)

  • Viele Klassen und ggf.sogar eine Teilabordnung an eine andere Schule, um auf die Deputatsstunden kommen zu können.


    Ich finde es auch wichtig zu studieren, was einen interessiert, hätte mich selbst deshalb auch nie an Einstellungschancen orientiert, wenn diese dir aber so wichtig sind Levante, dann solltest du eben prüfen, wo du nachjustieren kannst, ohne dich allzusehr zu verbiegen. Schulart prüfen wäre das Naheliegendste, ebenso, wie zu überlegen, ob du für eine Anstellung bereit wärst das BL zu wechseln und sagen wir nach Sachsen oder Berlin zu ziehen. Gibt es eines der drei Fächer, das du bereit sein könntest gegen ein Hauptfach auszutauschen? Gibt es ein Hauptfach/Mangelfach, dass dich interessieren könnte?
    Am Ende gilt eben, dass es das Minimax-Prinzip nicht gibt, also hier das optimale Ergebnis (garantierte Einstellung in überlaufener Schulform mit überlaufenen Fächern) mit minimalen (keinen) Zugeständnissen. Einen Tod muss man sterben, einen Kompromiss eingehen : Schulart, Fächerkombi, Einstellungschancen /Beruf - überleg dir für dich mit welchem Zugeständnis du am Besten leben kannst.


    (Für mich waren wie gesagt meine Fächer auch gesetzt, allerdings musste ich qua Prüfungsordnung auch ein Hauptfach mitstudieren (zufällig ein Mangelfach in meinem BL, war aber nicht relevant für meine Entscheidung), sonst wäre ich wohl als 3.Fach bei Ethik oder Geschichte gelandet.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Schließe mich den anderen an, drei Nebenfächer sind an deiner Schulart zu riskant, wenn es dir gleichzeitig um die Sicherheit geht.
    Und selbst wenn es funktionieren würde, dann hat man viele verschiedene Klassen und viel Vorbereitung (hatte selbst ein Jahr lang kein Mathe, sondern nur Wirtschaft und Sozialkunde und damit 11 verschiedene Klassen, da dauert es einfach, bis du Beziehungen aufbaust).


    Gäbe es kein Hauptfach, dass dich interessieren würde?

  • Ich bedanke mich für die weiteren Antworten =)


    Leider kann ich mir nicht vorstellen,Fächer wie Mathe, Deutsch oder Englisch langfristig zu unterrichten.


    In Physik, Chemie und Biologie interessieren mich nur ganz spezifische Bereiche, die in der Schule allerdings nur randmäßig behandelt werden.


    Ich habe aber auch eine Alternative zum Lehramt-Studium parat.


    Danke noch einmal an alle Ihre Antworten


    PS. Mir ist natürlich bewusst, dass es auch Personen gibt, die es mit dieser seltenen und wenig gefragten Kombi schaffen


    Gruß

  • Super, dass du eine Alternative hast! Wir haben hier oft Leute mit ähnlichen Anfragen und da tut es mir immer leid, dass wir diesen Leuten nicht wirklich helfen können, da sie sich in ihrem Wunschgedanken so sehr versteifen und für Alternativen kaum offen sind. Durch diese Imbalance von übervollen Fächern/Schulformen und Mangelfächern/-schulformen haben wir jedoch den bekannten Lehrermangel. Aber klar - es muss nicht auf Teufel komm raus Lehramt sein und es gibt natürlich auch diverse andere Berufe, in denen Nachwuchs gerne gesehen ist ;) .

  • Der Faktor "nur Nebenfächer" muss kein KO-Kriterium sein, solange es die richtigen sind. Ich habe zwar auch die Fakultas für ein Hauptfach, aber gebraucht habe ich sie noch nie.
    Was dann, wenn du mit dem Studium durch wärest, gerade Mangelware sein wird, können wir nicht voraussagen, nur Tendenzen vermuten. Dass MINT und ästhetische Fächer nach wie vor "gefragt" seinn werden, ist aber wahrscheinlich.
    Einer meiner Kollegen hat beispielsweise die Kombi Kunst/Philosophie. Allerdings hat er gerade mal einen Philokurs, alle anderen Stunden sind Kunst, und das ist auch fast jedes Jahr so. Ihn störts nicht, aber wenn du dir überlegst, ein "gefragteres" Fach mit deinen "Interessensfächern" zu kombinieren, muss dir klar sein, dass es sein kann, dass du dieses dann oft (fast) ausschließlich unterrichtest. Es ist nun mal einne Tatsache, dass geeade die Gesellschaftswissenschaften oft auch mal lfachfremd unterrichtet werden, wenn sie den gerade gebraucht werden.
    Überlege dir also, ob du ein gefragteres Fach auch so weit magst, dass du es (vermehrt) gerne unterrichten würdest.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • das ist alles sehr bundeslandabhängig. in bayern z.b. wird am gym nur im absoluten notfall fachfremd unterrichtet, in der oberstufe gar nicht. die regel ist es nie. wer dauerhaft ein fach unterrichten will, muss durch das staatsexamen. ausnahme: ethik, aber das hat eher politische gründe.

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