ADHS ohne Ritalin in den Griff bekommen

  • Ich habe an der Förderschule immer wieder Schüler, die - normalerweise mit Mdikinet therapiert - in monatelangen Tablettenpausem sich in der Schule ganz genauso verhalten wie mit Tabletten (im letzten Schuljahr waren das die Schülerin S. und und der Schüler R.).
    Schüler R verzichtete dann ganz drauf, mit meiner Empfehlung.
    Schülerin S war laut Mutter weiter "ungezogen, unmöglich und sehr auffällig" und nimmt jetzt das Medikament weiter. Entgegen meiner Empfehlung. Ich sah - nach wochenlanger Beobachtung - keinen Unterschied zwischen "mit" und "ohne". Die Mutter wollte das so und erzählte dem Doc dann wohl ihre Version.
    Also ja, manche nehmen das ohne Grund.
    Und ein lieber Freund von mir war immer unglaublich zappelig und empfand sich schon als Kind als auffällig, als Erwachsener hatte er sich besser im Griff, war aber immer noch deutlich unruhig. Es war wirklich auffällig (Vergangenheit: Er ist gestorben). Er schaffte es ohne Medikamente bis zum Schulleiter.
    Also, geht auch ohne, aber dann muss das Umfeld sich ändern.
    By the way: so "dämpfende" Medis sollten genommen werden BEGLEITEND zu einer Verhaltenstherapie. Keines meiner Medis schluckenden SuS hat je eine solche gemacht. Die Ärzte hier verschreiben nur. Schlecht.


    Gemäß dem Zitat der Band "The The": If you can´t change your world, change yourself and if you can´t change yourself, cange your world".

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Da hat jeder seine Erfahrungen. Ich habe es bei Schüler X sofort gemerkt, wenn er es vergessen hatte. Aber du hast recht. Eine begleitende Verhaltenstherapie müsste auch sein und Beratung für die Eltern und Lehrer.
    Ich würde allerdings auch nicht zuschauen, wenn das Medikament solche Nebenwirkungen hat.


    ADS-Kinder bekommen übrigens auch gern Medikamente. Da wollen die Eltern oft, dass ihr träumendes und langsames, verpeiltes aber intelligentes Kind aufs Gymnasium kommt und auch dort bleibt. Diese Kinder stören eigentlich niemanden, sind ein bissel nervig. Hier finde ich die Medikamentengabe auch fraglich, aber sie hilft in den mir bekannten Fällen. Hier weiß ich auch nicht, was ich machen soll. Letztendlich entscheiden das die Eltern und ich fühle mich medizinisch gesehen unwissend und daher nicht imstande, mich da viel einzumischen. Eine Therapie würde diesen Kindern vermutlich auch helfen.
    Ich habe solche Kinder bereits vor der Diagnose unterstützt, in dem sie z. B.Tests im Nebenraum oder auf dem Gang schreiben durften und etwas länger Zeit bekamen.

  • Er schaffte es ohne Medikamente bis zum Schulleiter.Also, geht auch ohne, aber dann muss das Umfeld sich ändern.
    By the way: so "dämpfende" Medis sollten genommen werden BEGLEITEND zu einer Verhaltenstherapie. Keines meiner Medis schluckenden SuS hat je eine solche gemacht. Die Ärzte hier verschreiben nur. Schlecht.


    Gemäß dem Zitat der Band "The The": If you can´t change your world, change yourself and if you can´t change yourself, cange your world".


    Hallo laleona,


    die Mehrheit der von AD(H)S Betroffenen kommt ohne Medikamente aus. Diese sind nur bei einem entsprechenden Leidensdruck nötig - z.B. bei Schulversagen, familiäre Konflikte, Arbeitsplatzverlust, Suchtproblematik, Orientierungslosigkeit im Alltag etc.


    Ich kenne mehrere Leute mit entsprechender Diagnose (allerdings Erwachsene), keiner davon nimmt dauerhaft Medikamente. In der Regel werden diese nur zu bestimmten Anlässen genommen, wenn z.B. beruflich eine hohe Daueraufmerksamkeit auf den Punkt zu leisten ist.


    Bei stark betroffenen Kindern ist halt zusätzlich problematisch, dass sie in der Entwicklung stecken und wichtige soziale Erfahrungen ggf. gründlich schief gehen können, wenn sie mit den Mitschülern nicht auskommen und sozial isoliert sind. Ein Erwachsener hat hier ganz andere Möglichkeiten, sich schwierigen Situationen zu entziehen oder sie durch gelernte Strategien bewusst zu entschärfen.


    Ein "multimodaler Therapieansatz" (d.h. Elterntrainings, Beratungen, Verhaltenstherapie, Ergotherapie --> Schulcoaching und ggf. begleitend Medikation) verspricht die meisten Erfolge. Das setzt aber natürlich ein intaktes Umfeld und eine medizinisch gute Versorgungslage voraus, was - gerade im ländlichen Raum - häufig nicht gegeben ist. Dass es dann oftmals nur beim Rezept für MPH bleibt und sonst wenig zusätzlich unternommen wird, ist wirklich ein ernstzunehmendes Problem.


    P.S.: MPH ist kein "dämpfendes" Medikament, es ist kein Beruhigungsmittel (auch wenn das oft verwechselt wird). Es lindert im besten Fall die Symptomatik - bei hyperaktiven Kindern ist das die äußerlich wahrnehmbare Unruhe -, aber im Kopf sorgt es für mehr Klarheit und damit wirkt es gerade nicht "dämpfend".


    der Buntflieger

  • @lamaison: Ja, solche SuS hatte/habe ich auch. Wenn die nix nehmen, schicken die Kollegen sie heim.


    @Buntflieger: So ist es.

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    Aldous Huxley

  • Du glaubst also ernsthaft, dass bis zu 15% unserer Jungen psychisch krank sind?

    Wenn ich mich umschaue, fürchte ich sogar, dass dies auf einen viel höheren Prozentsatz der Bevölkerung zutrifft. ;)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • "dämpfende" Medis sollten genommen werden BEGLEITEND zu einer Verhaltenstherapie

    Genau so ist es. Eines der "geflügelten Worte" während meiner Jahre an der Schule für Erziehungshilfe (heute 'SBBZ ESE=Schulisches Bildungs- und Beratungszentrum für soziale und emotionale Entwicklung') war: "Wir haben keine gestörten Kinder, wir haben Kinder gestörter Eltern". Bei zahlreichen Hilfeplangesprächen habe ich Eltern kennen gelernt, die mit der Erziehung ihrer Kinder durch die eigenen Probleme heillos überfordert waren. Und die Kinder waren mit diesen Eltern, den Reaktionen der Mitschüler und Mitmenschen überfordert. Das waren nicht nur Alkoholiker, Drogensüchtige und Menschen mit eher geringen intelektuellen Fähigkeiten - da gab es auch die aus der "Oberstadt", die sich mit Haus, Auto und Angabe gegenüber der Nachbarschaft in Schulden und (heimliche) Verzweiflung manövriert hatten und deren Kinder aufbegehrt haben, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das meine ich damit, dass Eltern gerne nach Ritalingabe rufen - weil sie sich so ihren eigenen Problemen und Verhaltensdefiziten nicht stellen müssen.


    Oft genug ist ein Aufmerksamkeitsdefizit darin begründet, dass sich das Hirn mit "wichtigeren Dingen" beschäftigt. Oder die Aufmerksamkeit der Umwelt oder Eltern fehlt.
    Ich habe auch "Doc Holiday" kennen gelernt, der im 5-Minuten-Takt Krankschreibungen erteilt und Rezepte für alles ausgestellt hat. Da gab's auch Ritalin im Doppelpack für die Kids.


    Manchmal wurde das Ritalin wohl auch als Nebeneinkommen in den Diskos als Amphetamin vertickert.


    Fazit:
    Es muss eine Einschränkung für derartige Mittel gesetzlich festgelegt werden. Nur Ärzte und Psychologen mit nachgewiesener Fachkenntnis und Ausbildung in der Diagnose von ADHS dürfen derartige Mittel verordnen. Die Pharmaindustrie wird das wohl zu verhindern wissen. Immerhin ist der Verkauf dieser Mittel mittlerweile ein Wirtschaftsfaktor.
    Der Verbrauch stieg von 34 Kilo im Jahr 1993 auf 1,8 Tonnen (2013) pro Jahr.
    https://de.statista.com/infogr…verbrauch-in-deutschland/


    Gleichzeitig dürfen Ritalin (Methylphenidat) und ähnliche Mittel wie Lisdexamfetamin, Dexamphetamin, Atomoxetin und Guanfacin nur in Kombination mit einer begleitenden Psycho- UND Familientherapie verordnet werden.


    Alles andere ist Pfusch und ein Verbrechen am Kind.

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    Heinrich Böll

  • Oft genug ist ein Aufmerksamkeitsdefizit darin begründet, dass sich das Hirn mit "wichtigeren Dingen" beschäftigt. Oder die Aufmerksamkeit der Umwelt oder Eltern fehlt.


    Alles andere ist Pfusch und ein Verbrechen am Kind.


    Das sind die typischen Stammtischparolen der unteren Kategorie; als Lehrer sollte man hier etwas tiefer Blicken (können). Sonst wäre das wirklich "Pfusch und ein Verbrechen am Kind."


    Und nein: Aufmerksamkeitsdefizit heißt nicht, dass das Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Als ich einst noch gar nichts über das Thema wusste, hab ich das auch in diesem naiven Sinne interpretiert. Ich hab auch leichtfertig herum posaunt, dass die Eltern ihre Kinder mit Ritalin ruhigstellen, um sich vor der Erziehungsarbeit zu drücken.


    Das ist schließlich das, was man in der Öffentlichkeit meist aufschnappt und erzählt bekommt; damals noch viel krasser als heute. Für die Betroffenen und Angehörigen ist das einfach nur traurig, da AD(H)S von wissenschaftlicher Seite als weit verbreitetes Störungsbild auf breiter Front anerkannt ist.


    Es gibt gar keinen Grund, dass hier Laien tölpelhaft immer wieder irgend einen Blödsinn verzapfen, um die Betroffenen und deren Angehörigen (und überhaupt alle, die mit der Therapie zu tun haben) zu diskreditieren. Meist stecken da einfach ganz plump weltanschaulich-ideologische Gründe hinter.

  • Allein die Art zu zitieren beendet jede ernsthafte wissenschaftliche Diskussion. Ich find's übrigens witzig, dass du dich offensichtlich nicht für einen Laien hältst (ansonsten ergibt der letzte Absatz keinen Sinn), weil du eine Examensarbeit zu dem Thema geschrieben hast. Ich muss dich enttäuschen, aber eine Examensarbeit soll überprüfen, ob du die methodischen und inhaltlichen Grundlagen des Faches verstanden hast, das war's. Wenn einen das jetzt zum Experten macht, muss ich zu bestimmten bildungspolitischen Fragen ab sofort im Fernsehen als Experte auftreten. :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ich muss dich enttäuschen, aber eine Examensarbeit soll überprüfen, ob du die methodischen und inhaltlichen Grundlagen des Faches verstanden hast, das war's. Wenn einen das jetzt zum Experten macht, muss ich zu bestimmten bildungspolitischen Fragen ab sofort im Fernsehen als Experte auftreten. :)


    Das reicht aber dicke, um unqualifizierte Aussagen als solche erkennen und benennen zu können. Außerdem behauptete ich nirgends, ein Experte zu sein. Das hast du glaube ich weiter oben getan, den Schuh muss ich mir nicht anziehen.


    Mir geht es nicht um persönliche Eitelkeiten, sondern um die Richtigstellung und deutliche Kennzeichnung grob falscher Aussagen im Interesse der Betroffenen, von denen viele zu unserer Klientel (SuS und deren Eltern) gehören.

  • (...) Wenn einen das jetzt zum Experten macht, muss ich zu bestimmten bildungspolitischen Fragen ab sofort im Fernsehen als Experte auftreten. :)

    Nachdem die Selbstversuche von Journalisten, die mal den Quereinstieg in ihrem Bundesland für einige Wochen oder auch längerfristig testen zuletzt zuzunehmen scheinen (habe diese Woche erst in diesem Zusammenhang einen Online-Test passend zum Artikel gefunden, bei dem man mittels drei Fragen herausfinden können sollte, ob man für den Quereinstieg an einer Grundschule geeignet sein könnte), solltest du dich mit deiner Promotion vielleicht als passender Experte anbieten, um aktuell noch bestehende Lücken zu schließen zwischen den Chimären "Lehrernalist", "Wisserer" und "Lehreporter". ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Den Teufel werde ich tun. Bei den Leuten die echte Experten sind, steht nie im Untertitel Experte. :P
    @Buntflieger: Mir ging es nicht darum, dass an dem was du zitiert hast, nichts zu kritisieren gewesen zu wäre, sondern dass du die anderen Argumente einfach ausgelassen und damit ignoriert hast. Die Argumentationsweise finde ich hier (normalerweise nicht bei dir) viel zu oft. Jemand bringt 10 brauchbare Argumente und zwei nicht wirklich gute. Die zehn guten werden ignoriert und anhand der zwei anderen soll dann gezeigt werden, dass die gesamte Behauptung falsch sei.

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  • Es gibt gar keinen Grund, dass hier Laien tölpelhaft immer wieder irgend einen Blödsinn verzapfen,

    Schon richtig. Mich kannst du jedoch nicht meinen. Ich bin in dem Bereich seit vielen Jahren professionell dabei und habe dazu auch mehrere Fortbildungen absolviert. Wenn man in der Erziehungshilfe tätig ist, gehört das dazu.


    Leider verstehst du meine Argumentation nicht. Ich spreche mich nicht gegen die Gabe von Ritalin in korrekt diagnostizierten Fällen aus. Ich kenne jedoch auch mehrere Fälle, in denen Ritalin an Kinder gegeben wird, bei denen zu Hause die Hütte brennt und Familienhilfe sowie Psychotherapie - bzw. Heimunterbringung die bessere Maßnahme wäre.

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    Heinrich Böll

  • Naja, die Ärzte, die ich kenne und die Ritalin oä verschreiben, sehen das kind in der Regel ein einziges Mal und verlassen sich dann auf die Aussagen der Eltern. Ich dagegen hocke stundenlang mit den Kindern im Raum...

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  • Den Teufel werde ich tun. Bei den Leuten die echte Experten sind, steht nie im Untertitel Experte. :P
    @Buntflieger: Mir ging es nicht darum, dass an dem was du zitiert hast, nichts zu kritisieren gewesen zu wäre, sondern dass du die anderen Argumente einfach ausgelassen und damit ignoriert hast. Die Argumentationsweise finde ich hier (normalerweise nicht bei dir) viel zu oft. Jemand bringt 10 brauchbare Argumente und zwei nicht wirklich gute. Die zehn guten werden ignoriert und anhand der zwei anderen soll dann gezeigt werden, dass die gesamte Behauptung falsch sei.


    Der User alias hat auf ein Zitat geantwortet, das ich oben schon als sachlich falsch kritisiert hatte, da darin nämlich von einer "dämpfenden" Wirkung die Rede ist.


    Nach einer wenig fundierten Tirade, in der die Eltern an den Pranger gestellt und Falschheiten dargeboten wurden (fehlende Aufmerksamkeit=AD(H)S), die beliebte Bereicherungstheorie der Pharmaindustrie bemüht und mit Medikamentenmissbrauch (den es immer und überall gibt und wohl kaum die Behandlung tatsächlich Bedürftiger beeinflussen können sollte!) in einen Topf gepfeffert wurde, folgte darauf beruhend das Fazit, man müsse die Vergabe des Medikaments demnach stark einschränken.


    Das würde für Betroffene bedeuten, dass sie hoffnungslos unterversorgt wären, da die genannten Spezialisten nur in Ballungsgebieten und dort i.d.R. auch nur nach langer Wartezeit erreichbar sind.


    Ich vergaß: Es wurde auch noch hervorgehoben, dass der Medikamentenverbrauch von 1993 ausgehend stark ansteigend war. Ja klar, vorher wurden die Betroffenen nämlich nicht behandelt. Das nennt sich medizinischer Fortschritt.


    Ernstzunehmende Argumente sind hier auch mit viel gutem Willen nicht zu finden.

  • Hast du dir mal den Unterschied in der Diagnostik vom ICD-10 zum ICD-11 angesehen? Das kann man auch mit viel gutem Willen nur als Futter für die Pharmabranche sehen, evidenzbasiert ist das ganz sicher nicht. Die "dämpfende" Wirkung habe ich ebenfalls weiter oben an einem Beispiel beschrieben, die gibt es durchaus, auch wenn sie gerne als "falsche Dosierung" abgetan wird und die reine pharmakologische Behandlung bekommt man eben am häufigsten beim Kinderarzt, beim Kinder- und Jugendpsychiater passiert das deutlich seltener (genauso wie die real existierenden falsche Einstellung der Dosierung).

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  • Naja, die Ärzte, die ich kenne und die Ritalin oä verschreiben, sehen das kind in der Regel ein einziges Mal und verlassen sich dann auf die Aussagen der Eltern. Ich dagegen hocke stundenlang mit den Kindern im Raum...

    Das macht uns aber auch nicht zu Ärzten. Ich hatte heute in der Notenberatung auch einen Schüler, bei dem ich eine Vermutung zu ADHS äußern könnte. Aber ich bin eben auch kein Arzt und ich enthalte mich einer solchen Diagnostik.


    Aber ich kenne halt zuviele Kollegen, die sich in Mutmaßungen über die psychische Gesundheit ihrer SuS ergehen. Da bin ich ein wenig gebranntes Kind.

  • BlackandGold: Da hast du Recht.


    Ich denke, wir sprechen hier grundsätzlich über verschiedene Schülerschaften. Bei einem E- selten auch L-Klientel wird tatsächlich oft am Kind rumgedoktert, obwohl die Ursachen in der Familie zu finden sind (meine Erfahrung), wohingegen bei "sicheren" Familienstrukturen sicher die Situation anders gesehen werden muss.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Das mag sehr wohl sein. Ich habe meine bisherigen Erfahrungen nur in der Erwachsenen- und Jugendlichenbildung gemacht, konkrete Förderschulen soll es bei uns ja nicht mehr geben.

  • redest du wirklich von MPH? Das Medikament ist doch viel zu flüchtig, um solche enormen Wirkungen auf die Persönlichkeit eines Menschen haben zu können.


    Nach wenigen Stunden ist die Wirkung vorbei. Das wirkt evtl. ein paar Stunden über die Kernschulzeit und am Nachmittag/Abend ist das Kind wieder im diffusen AD(H)S-Modus.


    Klar, wenn man den Kleinen einredet, dass sie mit MPH Zombies werden, glauben sie das wahrscheinlich irgendwann selbst.

    Wer Ritalin auf diese Weise an die Kinder abgibt, sollte jede Berechtigung zur Erziehung und Verordnung von Medikamenten verlieren.
    Es ist richtig, dass Ritalin nur für einige Stunden wirkt. Aus diesem Grund gibt es heute Retardkapseln, mit denen das Mittel über den Tag verteilt in gleichmäßiger Dosis in die Blutbahn gelangt.


    Wird Ritalin nur morgens gegeben, damit "das Kind über die Kernschulzeit" kommt, schickt man dieses auf eine seelische Achterbahn.


    Liebe(r) Buntflieger, dein Wissen über Ritalin ist ziemlich oberflächlich, wenn du meinst, dass es "nicht dämpfend" wirkt. Es ist genau dieser paradoxe Effekt des Amphetamins, der bei Kindern mit einer Stoffwechselerkrankung am synaptischen Spalt im Hirn das "Dauerfeuer" abstellt und die Kinder beruhigt. Bei Kindern, die dieses Krankheitsbild nicht besitzen, aber Verhaltensstörungen aufweisen, wirkt es wie jedes andere Amphetamin oder Kokain: Es steigert die Konzentrationsfähigkeit und das "Fokussieren". Damit wirkt es zwar ebenfalls, verdeckt jedoch nur die eigentliche Ursache und kann zudem zu Suchtverhalten und Abhängigkeit führen.
    Wie immer hilft ein Blick in die "allwissende Müllhalde" zum Stichwort "Wirkungsweise von Ritalin". https://de.wikipedia.org/wiki/Methylphenidat


    Die Steigerung des Ritalinausstoßes von 34 Kilo im Jahr 1993 auf 1,8 Tonnen im Jahr 2013 in Deutschland hat mit einer verbesserten Therapie nichts zu tun. Bereits vorher wurde Ritalin verordnet. Ab 1993 wurde es jedoch medial und über die Ärztezeitungen als harmloses Lösungsmittel beworben und entsprechend verordnet. Ich bin gespannt, wann sich die Langzeitwirkungen bemerkbar machen. Eventuell stehen wir vor einer ähnlichen Situation wie in Amerika, bei der das Schmerzmittel Fentanyl ab Mitte der 90er-Jahre als Mittel der Wahl gegen alles verordnet wurde.
    https://www.deutschlandfunk.de…aeubte-nation.724.de.html


    Nebenbei: Es wäre für das Diskussionsklima hilfreich, wenn du Argumente bringst und deine Herabwürdigungen und Beschimpfungen unterlässt.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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