ADHS ohne Ritalin in den Griff bekommen

  • @Karl-Dieter: Gefühlt deutlich häufiger als solches diagnostiziert als es das auch wirklich war. Ich empfinde eine durchaus etwas "inflationäre" Herangehensweise an das Thema, wie @Bolzbold ja auch erwähnt. Und leider gibt es durchaus wohl eine ganze Reihe Ärzte, die dieses "Ruhigstellen" mitmachen - furchtbar, wenn der Grund für die "Verhaltensauffälligkeiten" ein ganz anderer ist. Da können diverse Autismusvarianten vorliegen, oder auch die Hochbegabung (und der daraus resultierende Frust mit der Umwelt, thx für den Hinweis, @Saphirsplitter).
    Solche "Fälle" habe ich immer mal wieder erlebt, den extremsten noch während der Unizeit, wo ich nebenbei Nachhilfe gegeben habe. Das betroffene Kind (11jähriges Mädchen) hatte angeblich ADS, hätte ggf die Klasse wiederholen müssen... schon während der ersten Stunde fiel auf, dass dem absolut nicht so war, sondern das Verhalten schlicht daraus resultierte, dass sich in der Familie niemand für sie interessierte. Das Kind war sogar hochbegabt, nur nachdem für absolut nichts was sie leistete zu Hause Interesse, geschweige denn Anerkennung gezeigt wurde, probierte sie wohl mal aus, ob sie so denn Aufmerksamkeit bekäme... Ich hätte deren "Eltern" am liebsten links und rechts eine geklatscht. Nun stellt euch vor, sowas merkt keiner...


    Deshalb... die AD(H)S Diagnose würde ich immer mit sehr viel Vorsicht sehen, und Symptombekämpfung ist, wie eigentlich immer, nicht zielführend. Die Ursachen geht es anzugehen, auch wenn das "unbequem" sein mag.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Ich behaupte, dass es äußerst wenige Eltern gibt, die ihrem Kind leichtfertig Ritalin geben. Die Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen, zu der der verschreibende Arzt gesetzlich verpflichtet ist, sowie auch der Inhalt der Packungsbeilage sind derart erschreckend, dass der Leidensdruck schon sehr hoch sein muss, wenn man als Eltern die Risiken in Kauf nimmt.
    Die Gabe von Ritalin ändert ja nicht nur das schulische Verhalten, sondern auch das in der Familie. In manchen Familien ist erst durch Ritalin wieder ein Familienleben möglich, das diesen Namen verdient hat.


    Und es ist schon angesprochen worden: Ritalin wirkt nur dann, wenn ein echtes ADHS vorliegt. Wenn nicht, kehrt es seine Wirkung ins Gegenteil. Niemand kann also ein Kind, das einfach nur körperlich unausgelastet ist, erfolgreich mit Ritalin medikamentieren. Wenn das Kind "ruhig gestellt" wirkt, ist die Dosis zu hoch oder die Darreichungsform falsch. Darauf sollte man als Lehrer die Eltern oder Therapeuten schleunigst hinweisen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Zwei Punkte die gegen Ärzte in der Behandlung sprechen (außer wie gesagt: Kinder- und Jugendpsychiater):
    - Wenn es nach den diagnostizierenden Ärzten geht, haben in manchen Ländern 15% der Jungen ADHS, das ist eine sehr offensichtliche Pathologisierung von jungentypischem Verhalten
    - üblicherweise haben Ärzte (die keinen Facharzt in Psychiatrie haben) nur sehr wenig Erfahrung mit entsprechenden Therapieformen wie z.B. der oben angesprochene Verhaltenstherapie, das führt sehr schnell zu medikamentöser Behandlung


    Ein Punkt noch zur "versteckten Hochbegabung" die sich wie ADHS äußert: Hochbegabte Menschen haben sozial und verhaltenstechnisch nicht mehr oder weniger Probleme wie durchschnittlich begabte Personen, das ist seit Jahrzehnten psychologischer Konsens. Als grundsätzliche Leseempfehlung bietet sich hier Detlef Rost an.


    P.S.: Ritalin wirkt bei ADHS-Kranken und Gesunden relativ ähnlich: Es steigert die Konzentrationsfähigkeit (weswegen es bei Studenten als "Booster" vor Prüfungen sehr beliebt ist) und Aufmerksamkeit und unterdrückt den Drang zu schlafen, was einfach daran liegt, dass Dopamin und Adrenalin im Gehirn gehalten wird...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.


  • Ein Punkt noch zur "versteckten Hochbegabung" die sich wie ADHS äußert: Hochbegabte Menschen haben sozial und verhaltenstechnisch nicht mehr oder weniger Probleme wie durchschnittlich begabte Personen, das ist seit Jahrzehnten psychologischer Konsens. Als grundsätzliche Leseempfehlung bietet sich hier Detlef Rost an.

    ...könnte das auch so übersetzt werden: "Nicht mehr oder weniger Probleme, nur (völlig) andere"?

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  • Ich gebe Thamiel Recht, dass das Ansetzen am Betroffenen natürlich die „einfachste“ Variante ist, aber es ist eben auch die einzig gangbare.

    Ist sie das? Der TE fragt nach den Alternativen. Eine hab ich genannt.

    Jeder verantwortungsvolle Arzt wird Ritalin nicht wie Hustenstiller verschreiben sondern die Eltern auf Vor- und Nachteile hinweisen und die langfristigen Auswirkungen sowie die Perspektiven aufzeiegn.

    Wenn das so ist, gibt es in meiner Stadt sehr viele verantwortungslose Ärzte. Ich kenne ganze drei Fälle, denen aufwändige klinische Aufenthalte vorausgingen. Ich kenne aber viel mehr Kinder, die es schlucken müssen, von heute auf morgen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Gar keine...hochbegabte Menschen haben üblicherweise sogar eine höhere Resilienz gegen Stress und psychische Erkrankungen, haben genauso viele oder mehr Freunde und auch sonst im Wesentlichen Vorteile durch ihre Begabung. Wie gesagt: Detlef Rost (Hochbegabte und ihre Peers; Jedes Kind ist hochbegabt - und weitere Mythen über Intelligenz; Hochbegabte und hochleistende Jugendliche)


    BTW: ADHS Kinder haben im Durchschnitt einen um 10 Punkte niedrigeren IQ: Meta-analysis of intellectual and neuropsychological test performance in attention-deficit/hyperactivity disorder


    P.S.: Ich hatte mal einen Jungen in der Klasse (SI), der Ritalin in der Dosierung für Kindergartenkinder bekommen...von seinem Kinderarzt...war toll wenn die Wirkung so zwischen 10 und 11 Uhr nachgelassen hat...

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  • In manchen Fällen kommt man wohl um Ritalin nicht herum, nach einer sorgfältigen Abklärung sollten aber denke ich erst betäubungsmittelfreie Möglichkeiten versucht werden. Insbesondere verhaltenstherapeutische Ansätze sind- auch ergänzend zu einer medikamentösen Behandlung- sehr hilfreich, um z.B. Strategien der Impulsumlenkung zu erlernen.



    Ich behaupte, dass es äußerst wenige Eltern gibt, die ihrem Kind leichtfertig Ritalin geben. Die Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen, zu der der verschreibende Arzt gesetzlich verpflichtet ist, sowie auch der Inhalt der Packungsbeilage sind derart erschreckend, dass der Leidensdruck schon sehr hoch sein muss, wenn man als Eltern die Risiken in Kauf nimmt.

    Höre ich aus dem Bekanntenkreis- eine Freundin abeitet in der Apotheke- leider immer wieder anders. Zumindest in dieser Apotheke schlagen offenbar mit schöner Regelmäßigkeit größere Mengen Ritalin-Rezepte der immer gleichen Hausärzte ein (insbesondere wohl kurz vor Prüfungszeiten und kurz nach den Halbjahresinformationen), die von Eltern ungeachtet aller Hinweise der Apotheke zu potentiellen Nebenwirkungen eingelöst werden. Meine Freundin hat die Vermutung, da es sich vor allem um Eltern von Gymnasiasten und um Studierende handelt, dass das Ritalin hier in erster Linie zur gezielten Leistungssteigerung eingesetzt wird ohne eine echte Erkrankung im Hintergrund, was halt letztlich Ampethaminmissbrauch ist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • In allen Fällen, die ich mit betreut habe, bestanden die Nebenwirkungen der Einstellung auf Ritalin darin, andere Kinder zu bekommen, die in Charakter und Persönlichkeit mit den ursprünglichen Menschen nichts mehr zu tun hatten.
    Ob sie glücklich darüber waren, konnte ich nicht mehr erfahren. Sie waren nicht mehr da.

    Das stimmt. Aber manchmal ist das für alle Beteiligten erst mal eine (Er)Lösung.

  • Edit: Hilft nicht im Hinblick auf die Ausgangsfrage. (Sehe am Handy nicht, wo ich den Gesamtbeitrag löschen könnte.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    2 Mal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Hilft nicht im Hinblick auf die Ausgangsfrage.

  • Das stimmt. Aber manchmal ist das für alle Beteiligten erst mal eine (Er)Lösung.

    Vielleicht war es für die übrig Bleibenden eine Erlösung, kann sein. Dafür gibt es ein Sprichwort: "Was nicht passt, wird passend gemacht."

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • ADHS sollte immer multimodal behandelt werden. Die Gabe von Medikamenten ist nur ein Baustein. Die Leitlinie empfiehlt u.a.
    Psychoedukation und Elterntrainings sowie Therapien für die Kinder. Es lohnt sich auch ein Blick auf das Thema sensorische
    Integrationsstörung zu werfen, u.a. im Werk "Bausteine kindlicher Entwicklung“.

  • "Was nicht passt, wird passend gemacht."

    Versteh mich nicht falsch. Ich bin auch nicht für vorschnell verabreichte Medikamente, schon gar nicht diese Hämmer wie Ritalin. Normalerweise gehe ich selbst eher zum Alternativmediziner.


    Man muss das gründlich von Fall zu Fall abwägen. Wenn man mal erlebt, wie "passender" jemand sein kann und wie gut ihm das selbst tut, dann verteufelt man das Zeug nicht nur. Wenn jemand, der nur aneckt und ständig eins auf den Deckel bekommt plötzlich ruhig genug ist, um seine Stärken zu zeigen, hilft das seinem Selbstbewusstsein, er wird anders wahrgenommen und es verändert vllt. seine verfestigte Rolle als Buhmann.


    Ich hatte mal so einen Schüler (Mutter Ärztin und hat sich seeehr mit der Entscheidung gequält, ob sie ihm das Medikament geben soll, war vorher in einem speziellen Kinderzentrum), der sich durch Ritalin zum Positiven verändert hat. Wir machten gerade in Mathe das Thema Geometrie. Anstatt ständig rumzupöbeln entpuppte er sich (er bekam probehalber Ritalin) auf einmal als wahres Zeichengenie. Alle standen um ihn herum und bewunderter seine tollen Hefteinträge und genauen Arbeiten. Das ging ihm runter wie Öl. Und überhaupt war alles besser.


    Als er älter war, weigerte er sich, die Medikamente zu nehmen und es gab in der weiterführenden Schule ganz viele Probleme. Er musste sie verlassen.

  • Danke schon mal für die vielen Inputs.


    Für mich ist das Thema auch sehr kontrovers. Natürlich gibt es Kinder, bei denen die Gabe von Ritalin richtig und hilfreich ist. In dem aktuellen Fall (nicht in meiner eigenen Klasse) verstehe ich die Mutter gut, da das Kind nicht aggressiv oder so ist. Deshalb würde ich auch erst versuchen, einen anderen Weg zu finden, um es ihm zu ermöglichen, sein Potential auszuschöpfen.

  • Ich möchte mich Mal als Betroffene einbringen.
    Ich bin damals Dank ordentlicher Intelligenz relativ problemlos durch die Schule gekommen, sprich lernen war für mich bis hin zum Abitur quasi ein Fremdwort. Dem Unterricht konnte ich immer gut auch mit halbem Ohr folgen.
    Erst im Studium ist mir so richtig aufgefallen, dass ich täglich nur maximal 2 Stunden konzentriert arbeiten konnte. Diese waren durch die Vorlesungen am Vormittag aufgebraucht. Sprich Nachbereitung, Übungen etc die noch zusätzlich angefallen sind waren mir fast unmöglich (zumindest nicht wirklich produktiv oder nützlich).
    Dadurch hätte ich beinahe meine komplette Studienzeit in den Sand gesetzt. Durch die vielen Klausuren im Dipl-Studium bin ich wenn überhaupt mit 4 durchgekommen, denn ich habe meist nach spätestens 90min abgegeben, länger konnte ich mich eh nicht konzentrieren (und das selbst bei 4h Klausuren).
    Naja Diplom in den Sand gesetzt, auf Gym-Lehramt gewechselt. Zwischenprüfung versemmelt....
    Dann war ich aufgrund einer anderen Sache in Therapie und die Psychologin hat mir geraten die ADHS-Diagnostik zu machen.
    Ihr könnt es euch denken: panthasan hat ADS (Tràumer)
    Ritalin war eine Erlösung, denn endlich war es mir möglich konzentriert zu arbeiten und nicht nur mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Fliege ;)
    Ich hatte endlich eine Erklärung für die vielen Fragen, die Selbstzweifel und vorwürfe (fehlende Selbstdisziplin etc)
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass es anderen ADHS-Betroffenen anders geht. Denn man merkt natürlich das man anders ist als andere.
    Gegen das viele Stören bzw das auffällige Verhalten wird eine Verhaltenstherapie sicher helfen, und bis zu einem gewissen Grad kann vielleicht ein Konzentrationstraining helfen.
    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es auch nur ansatzweise einen ähnlichen Effekt wie Ritalin hat.
    Naja am Ende habe ich mein RS-Lehramt gepackt...ohne Medikamente wäre das undenkbar gewesen.
    Im Übrigen komme ich seitdem auch gut ohne klar, denn Situationen wie im Studium mit ewigem büffeln kamen dann nicht wieder vor.

  • weswegen es bei Studenten als "Booster" vor Prüfungen sehr beliebt ist

    In Oxford sollen laut einer Umfrage 15% der Studenten Ritalin & Co. nehmen:


    http://cherwell.org/2016/05/13…addiction-to-study-drugs/


    Das ist aber auch die einzige Zahl, die ich dazu gefunden habe. Hast du andere? Das ist sicherlich erschreckend hoch, "sehr beliebt" würde ich eher in einem Satz verwenden wie "Bei Studenten ist Kaffee sehr beliebt".

  • Hast du dafür Belege?

    Brauchst du auch noch nen Beweis dafür, dass die Erde keine Scheibe ist?


    Himmel, wüsste ich die Namen dieser "Ärzte" dürften die sich Sorgen um ihre Aprobation machen. Aber ich habe schon mehrfach, sowohl inner- als auch außerberuflich "Eltern" erlebt, die "eben einen Arzt haben, der Ritalin verschreibt, dann ist Ruhe". Quasi Originalton.
    Und die letzten Kommentare von Valerianus und Thamiel lassen durchaus den Schluss zu, dass es sich da leider nicht um "bedauerliche Einzelfälle" handelt.
    Dass sowohl diese "Ärzte" als auch die "Eltern" hier absolut verantwortungslos handeln, steht außer Frage.
    Das wird dir als "Beleg" wohl reichen müssen. Wenn du sowas noch nie mitbekommen hast, hattest du schlicht Glück, oder guckst sehr untertänig weg.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wenn jemand, der nur aneckt und ständig eins auf den Deckel bekommt plötzlich ruhig genug ist, um seine Stärken zu zeigen, hilft das seinem Selbstbewusstsein, er wird anders wahrgenommen und es verändert vllt. seine verfestigte Rolle als Buhmann.

    Es ist ein Unterschied, ob er ruhig genug ist, oder ob er ruhig gestellt wird. Es ist auch ein Unterschied, ob ein Betroffener die Umgebung bekommt, seine Stärken zu zeigen, oder ob man sie ihm verweigert und ihm stattdessen ein Rezept in die Hand drückt (und ihm damit durch die Blume auch mitteilt, er sei das "Problem"). Wir holen die Kinder nicht immer da ab, wo sie stehen, oft genug selbst wenn wir es könnten.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Dass sowohl diese "Ärzte" als auch die "Eltern" hier absolut verantwortungslos handeln, steht außer Frage.

    Ich finde es verantwortungslos, wenn Eltern ihre ADHS Kinder unbehandelt (d.h. in der Regel ohne Ritalin) Klassen aufmischen lassen.
    Es ist ja nicht nur so, dass sich das Kind dadurch selbst ins soziale Abseits katapultiert. Es stört die anderen Kinder und die Lehrkraft auch erheblich, was einem Lernerfolg entgegen steht.

  • Ich finde es verantwortungslos, wenn Eltern ihre ADHS Kinder unbehandelt (d.h. in der Regel ohne Ritalin) Klassen aufmischen lassen. Es ist ja nicht nur so, dass sich das Kind dadurch selbst ins soziale Abseits katapultiert. Es stört die anderen Kinder und die Lehrkraft auch erheblich, was einem Lernerfolg entgegen steht.

    Es geht doch aber bei Miss Jones´Argumentation nicht um unbehandelt versus Ritalin. Behandlung bei ADHS hat nur mehr Optionen als ausschließlich auf Ritalin zurückzugreifen, auch wenn es sicherlich Fälle gibt, bei denen es ohne nicht geht im Sinne des davon betroffenen Kindes, dessen Wohl eben bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlungsform im Fokus stehen sollte und nicht die Frage, in welchem Ausmaß sich Eltern, Mitschüler oder Lehrkräfte durch die Symptome eines ADHS belästigt fühlen. Im besten Fall werden erst mildere Mittel ausgeschöpft, ehe zu Ritalin gegriffen wird (wir reden immerhin von einem Amphetamim und von Kindern), im worst case soll das Kind vor allem funktionieren und wird entsprechend medikamentös eingestellt, was eben schnellere Erfolge zeitigt, als z.B. ein verhaltenstherapeutischer Ansatz. Diese direkte medikamentöse Einstellung kann im Sinne des Kindes sein, muss es aber eben nicht ausschließlich, gerade, wenn Eltern sich nicht mit längerfristigen Ansätzen auseinandersetzen wollen oder wenn Eltern aus der Angst heraus, ihr Kind könnte schulisch (weiter) abgehängt oder gar abgeschult werden ihr Kind durch eine schnelle Medikamentengabe schützen wollen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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