Lehrer in den Ferien - Erreichbarkeitspflicht?

  • Ich staunte nicht schlecht, als ich das hier heute las:



    O-o, kommt da was auf uns zu? Ich bin dagegen!


    Was könnten unsere Gegenargumente sein? Gibt es dazu schulgesetzliche Aussagen?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das ist jetzt nicht wirklich neu und auch völlig klar - Ferien sind nicht Urlaub (erstaunt mich etwas, dass man darüber diskutieren soll). An bestimmten Schulen müssen Lehrer in den Ferien Telefondienst leisten (also das Telefon im Sekretariat "bewachen"), Korrekturen in den Ferien sind ganz normal. Wenn "Nachprüfungen" abzuhalten sind (Schüler hat Fach nicht bestanden, er kann unter bestimmten Voraussetzungen am Ende der großen Ferien eine Prüfung in dem Fach machen und wenn das Gesamtergebnis Jahresnote/Prüfung für ein Vorrücken reicht, dann kann er vorrücken), muss ich auch die letzten Ferientage im Sommer erreichbar sein, die Prüfung erstellen und abhalten.
    Das einzige Argument ist: Auch wir haben das Recht auf 30 Tage Urlaub (plus ggf. das "Abfeiern" von Überstunden, die aber nie wirklich erfasst werden). Bisher ist das "Gentleman-Agreement" bei uns, dass man uns in den Ferien nicht groß gängelt und wir dafür akzeptieren, dass wir wohl im Schnitt mehr als 40 Stunden in der Woche (auch unter Einberechnung der Ferien, vgl. einschlägige Studien, arbeiten).

  • Was könnten unsere Gegenargumente sein? Gibt es dazu schulgesetzliche Aussagen?

    Entspann dich. Die Ferien enthalten nicht nur den gesetzlichen Urlaubsanspruch, sondern dienen auch dem Abbau von Überstunden (Zeitausgleich), die wir ja bekanntermaßen nicht bezahlt bekommen.


    Und außerdem: Wenn die Schule in den Ferien erreichbar sein muß, heißt das noch lange nicht, dass jede einzelne Lehrkraft erreichbar sein muss. Ist doch sonst wie überall auch. Und zudem: Jede mir bekannte Schule hat in den Ferien einen "Feriendienst", in dem zu bestimmten Zeiten Mitglieder der Schulleitung erreichbar sind. Das sollte für die dringenden Fälle genügen. Und nein, ein Gespräch mit der Lehrkraft über die kleinen Problemchen von Klein-Fritzchen in den Ferien ist meistens kein dringender Fall!


    Gruß !

  • Siehst du, Mikael, es geschehen noch Zeichen und Wunder. An dieser Stelle sind wir mal einer Meinung und ziehen am gleichen Strang !


    Nachdem es in den letzten Jahren/Jahrzehnten üblich wurde, dass die Lehrer am Ende der Ferien Präsenztage in der Schule haben, dachte ich durchaus, da kommt was Neues auf uns zu. Von Privatschulen weiß ich, dass die Lehrer da wirklich nur während ihrer Urlaubszeit verreisen dürfen und ansonsten vor Ort, also erreichbar sein müssen. Meine Schule lässt uns in den Ferien völlig in Ruhe. Ich glaube, die Schulleitung ist die ganze letzte Woche da, aber ich weiß das nicht mal so genau.


    Die Ferien sehe ich auch als Ausgleich für die Mehrarbeit in der Unterrichtszeit (was über den Urlaubsanspruch hinaus geht). Würde das Land das bezahlen müssen oder Abbummeln ermöglichen müssen, wer weiß, ob das für das Land günstiger wäre. Wohl eher nicht nach all den vielen Berechnungen hier und anderswo.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    • Offizieller Beitrag

    Die subjektive Wahrnehmung eines aktiv in Anspruch genommenen Vorteils mit der Begründung "das steht mir doch zu!" divergiert doch deutlich mit der Rechtslage. Die Rechtslage ist nämlich tatsächlich die, dass uns nur 30 Tage Urlaub zustehen. Punkt.
    Dass die Länder nicht während der Ferien auf ihre Lehrkräfte aktiv zugreifen und diese zur Anwesenheit in der Schule verpflichten, ist aus meiner Sicht eine praktikable Lösung, sich in diesem Fall einmal zugunsten der Lehrerschaft vor einem Arbeitszeitmodell zu drücken. Die Länder wissen sehr gut, dass Rosinenpickerei hier nicht funktioniert. Wer in den Ferien mit der Stechuhr ankommt, muss sie auch außerhalb der Ferien verwenden. Und DAS könnte teuer werden.


    Daraus jedoch einen Anspruch nach dem Motto "das steht mir zu" abzuleiten, halte ich für taktisch unklug. Es befeuert die Neiddebatte über den faulen, überbezahlten Halbtagsjobber.

  • Daraus jedoch einen Anspruch nach dem Motto "das steht mir zu" abzuleiten, halte ich für taktisch unklug. Es befeuert die Neiddebatte über den faulen, überbezahlten Halbtagsjobber.

    Natürlich steht uns der Überstundenausgleich in den Ferien zu!


    Eine duckmäuserische Haltung gegenüber der veröffentlichten Meinung, was Lehrkräfte denn Bitte alles schön unbezahlt an Überstunden zu leisten hätten, hat uns doch erst die Situation eingebrockt, in der wir stecken. Angst davor zu haben, dass uns jemand nicht mehr lieb hätte, wenn wir nicht jedes hingeworfene Stöckchen brav apportieren, ist nicht zielführend.


    Gruß !

  • Das alte Märchen von der plötzlich unvermuteten Nichtversetzung, von der keiner was geahnt hat... Ich finde den Artikel ein Negativbeispiel für unseriöses Anwaltsverhalten. Eltern aufhetzen, um selbst Profit zu machen mit Allgemeinplätzen. Hat wohl immer mehr Konjunktur.

    • Offizieller Beitrag


    Natürlich steht uns der Überstundenausgleich in den Ferien zu!
    Eine duckmäuserische Haltung gegenüber der veröffentlichten Meinung, was Lehrkräfte denn Bitte alles schön unbezahlt an Überstunden zu leisten hätten, hat uns doch erst die Situation eingebrockt, in der wir stecken. Angst davor zu haben, dass uns jemand nicht mehr lieb hätte, wenn wir nicht jedes hingeworfene Stöckchen brav apportieren, ist nicht zielführend.


    Gruß !


    Ach Mikael, darum geht es mir doch gar nicht...

  • Was willst du denn damit erreichen, wenn du auch in den Ferien auf Zuruf zur Verfügung stehst? Glaubst du, dass sich das BIld vom "faulen, überbezahlten Sack" auch nur ein Stück weit ändert? Diese Strategie funktioniert nicht, wer sich ausnutzen lässst, wird ausgenutzt. So ist das nun einmal. Hat doch die GEWerkschaft mit ihrer naiven Einstellung zur Inklusion par excellence vorgeführt: "Wir bejubeln das erst einmal und führen das ohne die entsprechenden Ressourcen ein, der Dienstherr wird dann ganz sicher Erbarmen mit uns haben und uns ein auskömmlich finanziertes Inklusionsparadies zur Verfügung stellen." (oder so ähnlich). Und der Großteil des GEW-affinen Fußvolkes hat mitgejubelt, bevor er in den Burn-Out oder die Teilzeit geflüchtet ist...

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin weder Mitglied in der GEW noch GEW affin. Die Diskussion brauchst Du mit mir nach wie vor nicht zu führen.


    Vom Sinn und Zweck her betrachtet dienen die Ferien, die über die 30 Tage hinaus gehen, in der Tat dazu, unsere Überstunden abzubauen. Man mag das moralisch rechtfertigen, juristisch kann man es aber nicht. Und letztlich ist es eben eine Art "silent agreement", an das sich beide Seiten nicht heranwagen - aus den oben genannten Gründen.


    Ob wir wirklich alle uns die 6 Wochen Ferien mit Überstunden erarbeiten, dürfte ferner je nach Fächerkombi erheblich variieren. Dann sind wir wieder beim Arbeitszeitkonto. Das dürfte für Korrekturfachlehrer günstiger sein - für die Nebenfachlehrer aber eben nicht - und die werden sich nicht aus Solidarität mit denen, die aus ihrer sicht so blöd waren und Korrekturfächer studiert haben, deutlich schlechter stellen lassen. Das Arbeitszeitkonto hat dann nämlich nichts mehr mit gefühlter Belastung (Lärm in der Sporthalle o.ä.) zu tun sondern mit tatsächlicher (d.h. v.a. Korrekturen).


    Ich kenne mittlerweile die Vorzüge und Nachteile beider Arbeitsformen und kann der 41-Stunden-Woche durchaus etwas abgewinnen. Am Schreibtisch muss ich die 41 Stunden absitzen - ganz gleich wie effizient ich arbeite. In der Schule habe ich immerhin die Chance, durch Organisation, Struktur und Effizienz sowie Arbeitsdisziplin mehr als sechs Wochen Urlaub herauszuschlagen und hoffentlich dabei gesund zu bleiben. Aber am Schreibtisch im Büro sind es eben fest 41 Stunden. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bin dadurch aktuell deutlich weniger gestresst, meine chronischen Beschwerden haben nachgelassen. Und ja, ich würde mir von unserem Dienstherren wünschen, dass er uns während des Schulalltags spürbar entlastet. Dafür stehe ich dann auch gerne zu Beginn und am Ende der Ferien zur Verfügung.

  • In HH werden die Ferien zur Hälfte aus der Jahresurlaub und zur anderen Hälfte aus der Schulzeit gespeist. Das Arbeitszeitmodell geht von einer 46,xx Stundenwoche aus. Damit wird für die Ferien vorgearbeitet.


    LG Anja

  • ... gefühlter Belastung (Lärm in der Sporthalle o.ä.) ...

    Nöö, das ist keine "gefühlte Belastung", da gibt es ganz klare arbeitsstätten-rechtliche Vorgaben, die leider nur von den wenigsten Sport-Kolleginnen und -Kollegen durchgesetzt werden. Man kann Sporthallen auch schallabsorbierend bauen, was natürlich kostet und daher in der Regel nicht gemacht wird. Warum sollen sich aber deswegen die Sportler dafür die Gesundheit ruinieren? EIn Antrag auf Schallschutz-Kopfhörer soll schon erfolgreich gewesen sein.


    In HH werden die Ferien zur Hälfte aus der Jahresurlaub und zur anderen Hälfte aus der Schulzeit gespeist. Das Arbeitszeitmodell geht von einer 46,xx Stundenwoche aus. Damit wird für die Ferien vorgearbeitet.

    Schön, dass sich der Dienstherr in Hamburg so klar dazu bekennt. Das kann man den ganzen "Lehrer haben in den Ferien auf Zuruf zur Verfügung zu stehen"-Schwätzern dann unter die Nase reiben...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Und außerdem: Wenn die Schule in den Ferien erreichbar sein muß, heißt das noch lange nicht, dass jede einzelne Lehrkraft erreichbar sein muss.


    Hallo Mikael,


    schön wärs ja, aber ich fürchte fast, dass das Szenario der rundum-sorglos Ferien schon der Vergangenheit angehört.


    Ich wurde mitten in den Ferien von der Schulleitung angerufen und wir mussten auch eine Woche vor Ferienende zu irgendwelchen unsinnigen Vorbesprechungen anrücken. Per Mail wurde ich natürlich auch mitten in den Ferien kontaktiert.


    In den letzten Sommerferien habe ich mehrmals wöchentlich daher die Mail geprüft auf schulische Nachrichten und rechnete jederzeit mit Anrufen. Das trübt den unbeschwerten Feriengenuss dann doch beträchtlich.


    der Buntflieger

  • Naja als ich aber mal von 75% auf 100% nach den Herbstferien aufstockte (weil Not am Mann war) bekam ich in den Sommerferien dennoch nur 75%. Mein Einwand, dass ich doch auch nahezu 100% vorgearbeitet hätte, interessierte keinen. *lol*

  • In der letzten Ferienwoche in den Sommerferien musst du dich bereithalten für schulische Aufgaben. Das ist jetzt also kein Grund für ein Jammern.


    Und Mails bekommt man selbstverständlich auch in den Sommerferien. Also auch kein Jammern.

  • An welchen Schulen hier ist es denn üblich, Urlaubszeiten einzureichen?
    Habe schon gehört, dass es das gibt, kenne aber persönlich keine Schule, die das so handhabt.


    Anwesenheitspflicht kann in NRW angeordnet werden, dann aber nur frühzeitig im Einzefall für einen bestimmten Zweck. Eine Mail "Kommen Sie morgen in die Schule, es gibt was zu tun" fällt da definitiv nicht drunter. (Quelle: Veröffentlichungen der Gewerkschaften, außerdem kann


    https://www.logineo.schulminis…utzungsordnung_Schule.pdf 2.2


    als Richtschnur dienen.)


    Ansonsten haben wir in NRW uns in den letzten Tagen der Sommerferien für schulische Aufgaben zur Verfügung zu halten (üblicherweise Konferenzen, Prüfungen etc.), aber auch diese Termine müssen frühzeitig angekündigt werden.

    --

    Keine Daten, keine Quellen? Kein Interesse.

  • Zu Ende der Ferien ist Schuleröffnungskonferenz. Ist mir aber auch angenehmer, als am ersten Schultag. Hat sich so eingebürgert und finden die meisten Kollegen gut.
    Bgzl. Nummern haben wir es dieses Jahr so gemacht, dass ich in den Ferien in Woche x telefonisch erreichbar sein sollte, wenn etwas wäre. In der anderen Woche war es dann jemand anders.
    Unsere Schulleitung käme auch nur im dringensten Notfall auf die Idee, jemanden in den Ferien anzumailen oder anzurufen. Glück gehabt.
    In der Schule sitzen könnte ich in den Ferien nicht. Es wird/wurde umgebaut, geputzt und der Hausmeister würde uns am liebsten schon am letzten Schultag um 10.45 Uhr aus dem Gebäude werfen.

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Arbeite an einer Ersatzschule. Wir arbeiten in der Schulzeit mit Anwesenheitspflicht für die Vollzeitlehrer. Zusätzlich führt jeder ein Zeitkonto (35 Stunden Woche). Ein Teil der Stunden kann aber auch im Homeoffice abgeleistet werden. In den Ferien können wir somit Urlaub beantragen oder Überstunden vom Zeitkonto nehmen. Oder eben auch ein paar Tage arbeiten, wenn z.B. noch Klausuren zu korrigieren sind etc.
    Die letzte Sommerferienwoche ist in der Regel für alle Anwesenheitspflicht und wird unter Anderem für Vorbereitungen genutzt.
    Hat für manche vielleicht den Nachteil, dass man nicht so flexibel ist, in der Gestaltung seines Tages. Aber dadurch das wir alle feste Arbeitsplätze in Büros haben, hat man in der Regel in der Schule alles vorbereitet und hat wirklich Feierabend wenn man die Schule verlässt. Außerdem gibt es einen guten Austausch im Kollegium.

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