interessante Musikerbiographien gesucht

  • Hallo!


    Für eine Unterrichtseinheit suche ich interessante Musikerbiographien. So hatte ich mal in einer Einheit Mozart und Michael Jackson als Wunderkinder verglichen.
    Interessant ist auch die Biographie von Link: Sie war bereits als junger Teenager Drogenabhängig und in Therapie. Amy Winehouse hat im weiteren Sinne einen ähnlichen Werdegang.
    Okay: Beethoven, Komponist mit Gehörverlust.


    Habt ihr weitere Ideen, idealerweise mit Interessenbezug für Jugendliche?

  • Drogenabhängigkeit bis hin zum Tod stellt einen Interessenbezug für Jugendliche dar- interessant. Wenn du so felxibel bei den Musikern bist, warum nicht einfach welche auswählen, die deine SuS sich freiwillig anhören würden, deren Biographie könnte möglicherweise ganz ohne dramatische Lebensumstände/ selbstzerstörerisches Verhalten für diese interessant sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Guck einfach mal, wessen Biographie so in den letzten 20 Jahren verfilmt wurde. Da sind sehr viele "interessante" dabei, die allerdings fast alle nach dem Winehouse-Schema ablaufen (The Doors, Johnny Cash, in Teilen Elton John... nicht immer bis zum Tod, aber massive Drogenprobleme hatten die alle mal).
    Für mich eine der spannendsten ist die von Ray Charles, der es in Zeiten heftigen Rassismus' von "Neger dürfen hier nicht rein" bis zu "Eins meiner Lieder ist die offizielle Hymne von Georgia" geschafft hat.


    Der Haken (EDIT: wie CDL ja auch schon andeutet): Für Deine Schüler ist das vermutlich alles etwa so weit weg wie die Steinzeit.
    Für die wäre vielleicht eher sowas spannend wie Sido, der es irgendwie geschafft hat, aus einem gutbürgerlichen, spießigen Hause zu kommen, aber wohl einer der erfolgreichsten "Gangster"-Rapper Deutschlands zu werden. Ein bissl spannender, aber auch schon ein paar Jahre älter, ist vielleicht noch Eminem, der sich mit Musik (so man sie denn so nennen mag) sozial hochgearbeitet hat.


    Wenn's auch ganze Bands sein dürfen: Metallica sollten auch noch zum Teil für jüngere interessant sein. Die haben eine sehr bewegte Bandgeschichte, inklusive Unfalltod eines begnadeten Bassisten, mehreren fast-Trennungen, für eine rebellische Metalband erstaunlich spießiger Urheberrechtsstreits, und den offenbar unvermeidlichen Drogenproblemen.

  • Zitat von CDL

    Drogenabhängigkeit bis hin zum Tod stellt einen Interessenbezug für Jugendliche dar-

    Na, so platt natürlich nicht. Meine Beobachtung ist, dass Schüler über Lebensereignisse auch zu "Steinzeit"-Musikern/Komponisten egal welcher Zeit Interesse aufbauen. Nach dem Motto "Die haben die gleichen Probleme wie ich". Und dann wird es eben spannend.
    Also bei Pink: Scheidung der Eltern, Probleme mit der Mutter, Drogen bis zur Karriere mit Konfrontationskurs zum US-Präsidenten.
    Amy Winehouse: ganz normale Familie (Taxifahrer, Apothekerin), wechselte mehrfach die Schule wegen Störung...


    Ich suche also "Geschichten mit Hintergrund". Ray Charles und Eminem sind da gute Ideen.


    Kennt sich jemand noch mit älteren der Musikgeschichte aus? Billy Holiday gibt noch was her, meine ich?
    Wie sieht das in der Klassik im 19. Jahrhundert aus ?


  • Kennt sich jemand noch mit älteren der Musikgeschichte aus? Billy Holiday gibt noch was her, meine ich?
    Wie sieht das in der Klassik im 19. Jahrhundert aus ?

    Mit Klassik kann ich nicht dienen, aber für andere ältere schau Dich mal im Bluessektor um. Muddy Waters, Blind Willie McTell, John Lee Hooker und Konsorten sind fast alle aus bettelarmen Verhältnissen zum für damalige Verhältnisse Superstar aufgestiegen und werden bis heute von vielen Bands aus dem Rock/Metal/Alternative-Sektor als entscheidende Einflüsse genannt und häufig zitiert.

  • Chester Bennington von Linkin Park


    Die Musik ist bei Jugendlichen zum Teil auch noch bekannt, er kommt aus einer White Trash Familie, wurde in der Familie sexuell missbraucht (guter Ansatzpunkt, da Gegenwartsbezug und es zeigt, dass nicht nur Mädchen davon betroffen sein können), er hatte massive Drogenprobleme, ist da durch die Musik und seine zweite Frau nebst Kinder rausgekommen und hat vor ein paar Jahren dann doch Selbstmord begangen.

  • Naja, Klassik kann man ja problemlos nachlesen. So aus dem Gedächtnis: Beethoven war Alkoholiker, Schubert hatte die Syphilis, Mozart konnte nicht mit Geld umgehen (die Legende vom armen Mozart ist erfunden, er war für damalige Verhältnisse Großverdiener, hat aber eben auch viel ausgegeben).


    Haydn hatte Eheprobleme.


    Wenn es dann auch einen Bezug zur Musik geben soll: Aktuell durch den Film ist Freddie Mercury ja sehr präsent. Das Lied "The show must go on" setzt sich thematisch mit dem Tod auseinander und verwendet dabei musikalisch auch noch ähnliche Mittel, wie man sie z.B. von Schubert (der Tod und das Mädchen, der Leiermann) kennt: Prägnantes Ostinato in der Begleitung, Tonartwechel an musikalisch bedeutsamer Stelle.
    Um das nachzuweisen, muss man aber schon in die Noten schauen, kann man gut mal machen, wenn man sowieso Kunstlieder behandelt (auch wenn Popsongs im strengen Sinne keine Kunstlieder sind).

  • Im Sinne von "turbulent" - wie wäre es schlicht mit Elvis Presley?
    Prince wäre sicherlich auch ein interessanter Kandidat, ebenso Madonna, oder, wenns aktueller sein soll - Lady Gaga vllt?


    Aus der Metallerecke gibt es einiges buntes... Metallica wurde schon genannt, Helloween haben auch so einiges durch (Suizid inklusive)... Lemmy wäre auch ein Fall für "Achterbahnfahrt"...


    Ganz anderer Sektor - die beiden "Udos" - sowohl Jürgens als auch Lindenberg.


    Und...was "interessant" angeht... denk auch mal über diverse Kellys nach.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Diverse Kellys - ich stimme zu, auch wenn die SuS das vielleicht eher langweilig finden.


    Bruce Springsteen hat eine sehr lesenswerte Biographie geschrieben. Er hatte einen depressiven Vater, hat(te) selber Probleme mit Depressionen, kommt aber wohl ganz gut damit zurecht.

  • Thomas Quasthoff, Bassbariton.


    Da kann man gleich auch noch abhandeln, was an Diskriminierung so alles geschehen ist hierzulande. Die Musikhochschule Hannover hat ihn (als schwerst contergan-Geschädigten mit einem großen Stimmtalent) gar nicht erst zur Aufnahmeprüfung zugelassen, weil er in Ermangelung von Armen kein Nebeninstrument wie Klavier spielen konnte. Die wollten wohl keinen Präzedenzfall schaffen. Inzwischen ist er natürlich selbst längst Professor an Musikhochschulen...


    Außerdem ist er Grenzgänger zwischen den Genres gewesen; großartige Klassik-Einspielungen und Jazzproduktionen mit ernstzunehmenden Größen.


    Meine Schüler waren recht fasziniert, als ich ihnen im Zuge des Themas Kunstlied von ihm erzählt habe und Hörbeispiele von ihm verwendet habe. Es gibt auch gute Dokus über ihn. Auf die Schnelle habe ich ein Interview mit ihm gefunden: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-84631804.html


    Grüße!

  • In Englisch hat eine meiner Schülerinnen neulich ein Referat über Michael Patrick Kelly gehalten. Das war durchaus interessant (biographisch wie auch die mitgebrachten Songbeispiele, die einige biographische Elemente ein wenig reflektieren) und gar nicht so langweilig für die Mitschüler, wie ich gedacht hatte.


    Mir fiel zum Ausgangsposting spontan die australische Opernsängerin Nellie Melba ein.

  • Die Kelly Family als Unterrichtsgegenstand fände ich auch nicht schlecht, gerade um den Kindern, die häufig doch in etwas anderen Verhältnissen aufwachsen, mal einen Kontrast aufzuzeigen. Die Kellys waren nicht ganz so meine Zeit, da ich in den 90ern noch ein kleines Kind war, aber im Rahmen des Comebacks liefen im TV diverse Dokumentationen und ich fand das schon interessant, wie die Familie von den kleinen, unbedeutenden Straßenmusikerm zur berühmtesten Band Deutschlands wurden. Noch heute sind sie ziemlich erfolgreich, ob als Gruppe (das Comebackalbum "We Got Love" wurde mehr eine halbe Million mal alleine in Deutschland verkauft) oder alleine (Maite und Michael Patrick Kelly sind als Solokünstler erfolgreich, Joey Kelly ist Extremsportler, Angelo Kelly trat in die Fußstapfen seiner Eltern getreten und macht mit seiner Familie Straßenmusik). Auch hinter der Musik steckt mehr als das Hippieimage, auf das sie häufig reduziert wurden, also durchaus auch was für heutige Jugendliche.

  • Interessant ist im Zusammenhang mit Schumann natürlich auch die Liebesgeschichte von Brahms mit Clara Schumann. Alle drei waren bedeutende MusikerInnen. Da hat man dann mehrere Aspekte unter einem Aufhänger.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Signmark


    Eine finnische Rap-Gruppe, in der ein Gehörloser der Frontmann ist und ihm ein Gruppenmitglied die Stimme "leiht", während er das in Gebärden rappt. Wegen der Gebärden gibt es zu jedem Lied des Albums auch ein Video auf der DVD.

  • Mhhh... Da sind ja tolle Vorschläge dabei.


    Meine Favoriten sind:


    • Klassik
      Thomas Quasthoff (siehe Signmark)
      Mozart: "Lebemann"
      Die Schumanns: Hier ist dann auch der gesellschaftliche Kontext interessant, da sie ja länger als Frau der Öffentlichkeit unbekannt war, soweit ich weiß
      Schubert: "Schwammerl", der keine abkriegt


    • Pop
      Eminem
      Helloween/Metallica/Winehouse: Aufstieg und Probleme einer Karriere?
      Ray Charles/Billy Holiday: Rassentrennung
      Die Kellys: Aufstieg
      Signmark klingt auch gut. Wäre zusammen mit Quasthoff ein gutes Thema
      Robert Johnson: Die Teufelsstory hätte was. Bezug zu Talent


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