Ich verstehe Deine Beiträge im Zusammenhang mit der Fragestellung nicht, so einfach ist das. Es geht hier im Thread um psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen und Du sinnierst über Deine eigene Psyche. Das darfst Du gerne tun, ich verstehe nur einfach den Zusammenhang nicht. Was willst Du denn konkret wissen?
(gefühlt?) mehr psychische Erkrankungen von Schülern?
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Wie geht ihr denn mit Schülern um, bei denen erwiesen ist, dass sie schwerwiegende psychische Probleme haben und das z.B. auf die Klassenatmosphäre ausstrahlt, weil von z.B. 20 Schülern ca. 5 stark vom Verhalten her auffallen?
wie viele Schüler hast du insgesamt in der Klasse?
Ich würde ehrlicherweise und politisch total unkorrekt versuchen, ein paar davon loszuwerden. Der eine sollte vielleicht akut in die Psychiatrie (Selbst- oder Fremdgefährdung), bei der anderen sollte vielleicht eine Überprüfung auf "Wechsel des Beschulungsorts" angeleiert werden-> Inklusion gescheitert. Ordnungsmaßnahmen des Schulleiters (begrenzter Schulausschluss) helfen bei aktuellem Fehlverhalten-> Messer dabei, "Ausländer" beschimpft, rumgekokelt? Hol dir jeden morgen Aufgaben ab und nerv deine Mudda.
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Sehe ich auch so. Wenn es um wirklich schwerwiegende Erkrankungen geht ist eine Rehabilitation in einer entsprechenden Einrichtung angebracht, dann kann man sich irgendwann gemeinsam um die Wiedereingliederung kümmern.
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Das Thema hier hat mich gerade etwas an ein Gespräch mit einer Kollegin neulich erinnert. Da ging es darum, dass wir bei unseren Grundschülern ein wenig die kindliche Fröhlichkeit und Unbekümmertheit vermissen und die Begeisterung, Dinge selber zu machen. Viele wirken so müde und passiv. Der häufigste Satz bei den Erstklässlern ist "Das kann ich nicht!", auch wenn es um alltägliche Handgriffe geht. Als ich als Lehrerin angefangen habe, musste ich eher ausbremsen, jetzt bin ich ständig am Ermutigen und "Antreiben", vor allem bei offenen Unterrichtsformen. Und sie lachen so wenig, auch in der Pause. Wenn mal jemand fröhlich lacht, fühlen sich immer gleich drei andere ausgelacht. Das war vor ein paar Jahren wirklich nicht so. Aber woher kommt diese Veränderung? Wird Kindern daheim zu viel abgenommen und sie erwarten jetzt überall, bedient zu werden? Oder müssen sie zu viel selbst entscheiden und sind froh, über jede Unterrichtsphase, in denen ihnen das abgenommen wird? Sind die Kinder zu belastet von den Problen der Großen, da viele Eltern betonen, "keine Geheimnisse vor ihren Kindern zu haben"? Oder sind sie einfach vollkommen übermüdet, weil es keine geregelten Bettzeiten mehr gibt? Oder sind bereits Medikamente im Spiel? Das ist jetzt vielleicht alles ein bisschen off-topic, aber beim Lesen hier frage ich mich, ob da vielleicht schon die ersten Anzeichen für spätere psychische Probleme zu sehen sind. Ich habe meine Klasse jetzt im dritten Jahr und insgesamt haben sie sich erfreulich in Richtung "echte Kinder" entwickelt. Aber wir haben jetzt schon mehrere solcher Jahrgänge...
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@Exodus
Um auf deine Gedanken einzugehen:
Vielleicht hast du Glück gehabt und einmal eine Klasse oder ein Wohngebiet erwischt, wo die Zusammensetzung so gut war, dass du dich vor allem aufs kompetenzorientierte Unterrichten konzentrieren konntest.
Ich hatte in meiner bisherigen langen Schullaufbahn als Lehrerin eher selten den Fall, Klassen zu haben, wo ich permanent entspannt unterrichten und mich nur auf die stofflichen Schwerkpunkte konzentrieren konnte. Es gab immer soziale und erzieherische Aspekte in den Klassen. Allerdings ist es im Schnitt mehr geworden, wo man "regulierend" eingreifen muss. Aber es ist nicht so, dass dieser Aspekt nicht schon vor 25 Jahren da war. Ich hatte vor 25 Jahren in einer Brennpunktschule eine schlimmere Klasse mit mehr Störungen als ich gerade eine habe.Mir persönlich fällt auf, dass die Anzahl der Jungs, die sich nicht konzentrieren können, ernorm zugenommen hat. Ebenso von Kindern, auch wieder hauptsächlich Jungs, die nicht auf die wesentlichen Dinge focusiert sind, die man vom Alter her erwarten könnte. Das sind aber keine psychischen Störungen.
Es gibt auch vermehrt Kinder mit geringer Frustrationstoleranz, die schnell ausrasten (Jungs hauptsächlich) oder gleich beleidigt sind (Mädchen), wenn sie jemand nur vermeintlich krumm anschaut. Die Neigung, etwas misszuverstehen, hat zugenommen.
Heute üblich ist auch, gleich so zu argumentieren, dass man sich von jeglicher "Schuld" (wenn die Lehrkraft nur den Konflikt ansprechen will) reinwäscht. (Der hat aber auch, der hat...)
Psychische Störungen, die richtig auffallen, sind mir im Lauf meines Lehrerlebens immer wieder begegnet. Durch die erhöhte Sensibilisierung in Fortbildung und Ausbildung, hat man auch einen besseren Sensor dafür und auch Therapiemöglichkeiten, die man den Eltern vorschlagen kann.
Zum Thema Ehrgeiz: Meine Erfahrung: Man kann immer nur versuchen das Beste aus dem zu machen, das einem vorgegeben ist. Bei einer Klasse/ bei dem einen Kind kann man in einer Richtung mehr erreichen, in einer anderen/ bei einem anderen Kind weniger.
In der Grundschule ist es öfter harte Arbeit, die Kinder zum soliden Arbeiten zu bringen. Das dauert bei manchen Klassen. -
... Ich hatte vor 25 Jahren in einer Brennpunktschule ..
OT: bist du damit Dienstälteste hier?
Heute üblich ist auch, gleich so zu argumentieren, dass man sich von jeglicher "Schuld" (wenn die Lehrkraft nur den Konflikt ansprechen will) reinwäscht. (Der hat aber auch, der hat...)
uhja, das nervt! Meine Kinder machen's übrigens genauso m.E. schleppen sie diese Unart aus der Schule heim wie Läuse...
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Also ich denke schon, dass die psychischen Probleme der SchülerInnen auch auf die Lehrkraft zurückwirken KÖNNEN.
Klassen, die anstrengender sind, ziehen doch deutlich mehr Energie als solche mit von sich aus motivierten Schülern.
Klassen, die anstrengender sind, haben oft einen großen Anteil an Problemfällen.Denn in den Kopf rein geht doch nur was, wenn der Kopf einigermaßen klar und aufnahmefähig ist und nicht ständig von irgendwelchen Befindlichkeiten, die noch nicht kontrolliert werden können, abgelenkt wird.
Ist doch klar.Und abgesehen davon: Wenn mir Jugendliche von Suizidgedanken und ähnlichem erzählen, dann lässt mich das nicht kalt, sondern beschäftigt mich = zieht Energie.
Ähnlich: Probleme im Elternhaus, Selbstwertprobleme, Gewalt ... Missbrauch ...Alles schon gehabt.
NATÜRLICH hat die psychische Konstitution der Kinder auch eine Rückwirkung auf die Lehrkraft. Es sei denn, man kann sich supergut abgrenzen. - Irgendwelche Tipps?
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Ach, und Drogen natürlich.
Und Mobbing.
Und ... (was ich vergessen habe)
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[........................................................................................................................................] !!!
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Zu dem Thema habe ich gerade etwas in den Nachrichten gehört: Um die 2% der Schüler sollen laut einer Studie einer Krankenversicherung in Deutschland Depressionen und weitere 2% eine Angststörung haben mit Verweis auf hohe Dunkelziffern.
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In der Gesellschaft werden seit ca. 20 Jahren psychische Belastungen und Erkrankungen sichtbarer, weil sie enttabuisiert und besser diagnostiziert werden.
Ich kann nicht so recht sehen, warum das an der Schule jetzt irgendwie anders sein sollte und inwieweit die Suche nach Ursachen oder "Schuldigen" bei der Arbeit mit dem Problem helfen sollte?
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Zu dem Thema habe ich gerade etwas in den Nachrichten gehört: Um die 2% der Schüler sollen laut einer Studie einer Krankenversicherung in Deutschland Depressionen und weitere 2% eine Angststörung haben mit Verweis auf hohe Dunkelziffern.
Das liegt weitaus höher.
Zitathttps://www.aerzteblatt.de/arc…hen-im-schulischen-Umfeld Hintergrund: Etwa 10–20 % aller Kinder und Jugendlichen weisen eine psychische Störung auf. Symptome wie Aufmerksamkeits-, Denk- und Antriebstörungen sowie negative Stimmung beeinflussen die schulische Entwicklung. Es ist häufig unklar, welche schulischen Faktoren sich auf die psychische Entwicklung von Kindern auswirken und welche schulischen Präventions- sowie Interventionsmethoden wirksam sind. (...) Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey zeigt eine stabile, hohe Prävalenz psychischer Störungen von 10 % in Deutschland (2). Dazu zählen Angststörungen, Depressionen, Störungen des Sozialverhaltens sowie die hyperkinetische Störung (HKS). Jedoch sind nur circa ein Drittel der akut sowie chronisch psychisch erkrankten Kinder und Jugendlichen in ärztlicher Behandlung.
und DAZU kommen noch die Dunkelziffern. -
Stimmt, die von mir angeführten Prozentwerte sind die in ärztlicher Behandlung
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Ich kann nicht so recht sehen, warum das an der Schule jetzt irgendwie anders sein sollte und inwieweit die Suche nach Ursachen oder "Schuldigen" bei der Arbeit mit dem Problem helfen sollte?
Vermutlich bin ich noch zu positiv denkend, da ich hoffe, dass in Anbetracht höherer Zahlen die Schulen entsprechende Hilfestellungen/Personal/Mittel zur Verfügung gestellt bekommen
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Wenn ich aber an die Förderschwerpunktspraxis und Gewährung von Nachteilsausgleichen denke, habe ich doch sehr stark da Gefühl, dass da vieles "zurechtgelegt" wird, DAMIT das jemand bekommt.
Als ich im Fragebogen für ein Kind, das nie Hausaufgaben machte, dieses so schrieb, wurde ich böse angeguckt, weil ich damit die Gewährung eines "Statusses" gefährdete.
LRS-Probleme haben sich auch mehr als einmal als mangelndes Üben in den Vorjahren herausgestellt.
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Wenn ich aber an die Förderschwerpunktspraxis und Gewährung von Nachteilsausgleichen denke, habe ich doch sehr stark da Gefühl, dass da vieles "zurechtgelegt" wird, DAMIT das jemand bekommt.
Als ich im Fragebogen für ein Kind, das nie Hausaufgaben machte, dieses so schrieb, wurde ich böse angeguckt, weil ich damit die Gewährung eines "Statusses" gefährdete.
LRS-Probleme haben sich auch mehr als einmal als mangelndes Üben in den Vorjahren herausgestellt.
Das Gefühl habe ich bei Dyskalkulie. Wenn ich es mit einem Schüler schaffe, seine Lücken aufzuholen, höre ich von der Diagnose oft nichts mehr. Aber bis dahin muss ich oft viel Überzeugungsarbeit leisten, dass sich dieses "Training" lohnt.
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Und was hat eine Teilleistungsstörung überhaupt mit psychischen Erkrankungen zu tun?
Es befremdet mich, dass in einem thread über Schülerinnen mit psychicher Erkrankungen - die Zahlen sind ja oben verlinkt - eine Randbemerkung sein muss, die plötzlich von (thematisch völlig anders gelagerten) "Förderschwerpunkten" und dann noch von "zurechtlegen/vortäuschen" handelt.
Mit ähnlicher Haltung und dem Mangel an Information einher geht oft die implizite Unterstellung, der sich psychisch Erkrankte ja auch im Arbeitsleben ot konfrontiert sehen, es handele sich um "Befindlichkeiten" oder "mangelnde Selbstdisziplin". Was ekelhaft ist, gelinde gesagt.
A) bitte unterscheiden, was was ist.
B) bitte anerkennen, dass eine psychische Erkrankung eine Erkrankung ist und keine Haltung.Um mal aufs Ausgangsthema zurück zu kommen:
ZitatIch bin sehr zwiegespalten und weiß häufig nicht, wie ich mit diesen
SchülerInnen umgehen soll. Aktuell z.B. habe ich eine Schülerin in
meiner Klasse, die nur die erste Woche nach den Sommerferien anwesend
war und erst nach den Herbstferien wieder in die Schule kommen wird
(u.a. waren wohl Versagensängste Ursache für die Einweisung in die
Psychatrie). Um es mal ganz hart auszudrücken: In diesem Schuljahr wird
sie (schulisch) jetzt wohl wirklich versagen, denn ca. 1/4 des
Schuljahres aufzuholen wird nahezu unmöglich sein.Die Entwicklung, wie ich sie wahrnehme, finde ich schlimm. Das sind
junge Menschen, die noch das gesamte Leben vor sich haben. Wenn ich auf
meine Schulzeit zurückblicke (mir ist klar, dass die SchülerInnen das
noch nicht können), war diese die unbeschwerteste Zeit meines Lebens.
(Meist) kommen doch erst nachher finanzielle Sorgen, mehr Verantwortung
und Organsisation etc. hinzu und ich frage mich, wie das einige meiner
besagten SchülerInnen verkraften werden.
Wir haben als Schule für Schülerinnen nach Klinikaufenthalten durchaus auch Wiedereingliederungsmaßnahmen beschlossen: so viel Wochen nur so viele Fächer und so viele Wochen dann mehr Fächer, oder aber bestimmte Anfangszeiten erstmal - in Absprache mit Therapeuten kann das sehr viel Sinn machen, wenn die einen zB darauf hinweisen, dass bestimmte Medikamente so lange brauchen um zu wirken und Schüler/in davor eben einfach noch nicht leistungsfähig ist. Je näher das am Schuljahesendzeugnis liegt, desto schwerer wird es natürlich, da irgendwann jeder Lehrer eine Note geben und damit eben auch eine Form von Leistungsnachweis haben muss, aber auch da kann man ja sehr kreativ sein. Bei uns hat es ein paar Mal gut geklappt (und ein paar mal leider auch nicht, da war selbst das dann eine Überforderung.). Das Ziel muss aber dann nicht unbedingt sein, alles so aufzuholen, dass es auf dem Stand ist, sondern eine Wiedereingliederung möglich zu machen, indem man zunächst nur eine reduzierte Form von Leistung einfordert und dann guckt, wie es sich entwickelt im zweiten Halbjahr. Wenn bei einer Schülerin Versagensängte der Ursprung einer Krise war, ist es schon möglich auch Formen der Betätigung / Beteiligung anzubieten, die Erfolge und Bestätigung erzielen können, das dürfte am Anfang das Wichtigste sein. Da hat man ja grenzenlosen kreativen Spielraum: Gespräch über den Stoff zu zweit in ruhigem setting, kreativere Aufgaben zum zu Hause machen und Abgeben, xyz.Dem zweiten Absatz kann ich nur zustimmen. Das sind so die Fälle, die man dann doch mit nach Hause nimmt und schlecht drüber schläft. Umso wichtiger, dass man seine Teil zur Genesung / Besserung beiträgt oder beizutragen versucht.
Jeden von uns kann's jeden Tag selbst erwischen. Und dann sind wir dankbar für ein Kollegium und Vorgesetzte, die uns den Raum lassen um uns wieder reinzukämpfen und nicht schematisch die Erwartungsskala ansetzen, mit der wir vorher gemessen wurden/uns selbst gemessen haben. Kann ne Weile dauern. Aber wenn es abgefedert und mitgetragen wird, funktioniert's wesentlich häufiger, als dass es nicht funktioniert.
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Danke. Und wieder einmal bin ich erschüttert, wie schnell stereotype Reflexe gegenüber psychischen Erkrankungen ausgerechnet in einer Gesprächsrunde professioneller Pädagogen aufbrechen - als ob wir Fußballfans im Gespräch über Enke wären.
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Woher kommt eigentlich das Vorurteil, Lehrer seien per se
- toleranter
- klüger
- vorurteilsfreier
- empathischer
- kommunikationskompetenter
- kritikfähiger
- whatever
als der Durchschnitt der Gesellschaft? Ein Blick ins Lehrerforum genügt doch für den Gegenbeweis.
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Woher kommt eigentlich das Vorurteil, Lehrer seien per se
- toleranter
- klüger
- vorurteilsfreier
- empathischer
- kommunikationskompetenter
- kritikfähiger
- whatever
als der Durchschnitt der Gesellschaft? Ein Blick ins Lehrerforum genügt doch für den Gegenbeweis.
Ach, das ist ein Vorurteil?
Vielleicht weil... irgendwer muss das ja sein, und wer denn, wenn nicht wir Lehrer?
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