Ich schrieb ja, die Anthroposophen sind ein eigenes Völkchen, trotzdem lernen die Kinder dort, auch ohne Noten. Es ist ein Irrglaube, dass Menschen Noten bräuchten, um zu lernen. Sollte eigentlich gerade denen auffallen, die nur schlecht im Referendariat klarkommen. Was bringt die Bewerterei? Frust und das Gefühl, dass da doch ein Gutteil Subjektivität mitschwingt. "Mehr anstrengen" kann sich aber niemand, um bessere Noten zu erzielen, oder nicht?
Sie sind definitiv ein eigenes Völkchen und deshalb ist das, was dort vielleicht funktionieren mag, nicht auf den Rest des Schulsystems übertragbar. Das findet man leider immer wieder in Bildungsdebatten. Dort funktioniert das, also muss das überall klappen
Wenn Precht über seine Idee vom Bildungssystem geredet hat, fand ich das meist sehr befremdlich und mehr als weltfremd. Mal wieder werden die Noten hervorgezerrt und auf denen rumgehackt. Natürlich haben Noten zum Teil einen demotivierenden Charakter. Wenn man sie abschafft, fallen diese demotivierenden Faktoren jedoch nicht weg - das ist dermaßen naiv. Da wir nun mal in einer Leistungsgesellschaft leben und man bestimmte Fähigkeiten oder Grundvoraussetzungen für das spätere Berufsleben braucht, muss irgendwo nachgewiesen werden, auf welchem Stand man sich in etwa befindet. Im Moment sind dies Noten. Schafft man sie ab, ändert sich rein gar nichts an den Zugangsvoraussetzungen. Die Leistungsfähigkeit wird dann an anderer Stelle erhoben werden (müssen) oder statt Ziffern werden Beschreibungen verwendet, wo sich wie bei Arbeitszeugnissen ein weithin bekannter Code etablieren wird. Das ist alles linke Tasche, rechte Tasche. Rhetorische Nebelkerzen eben.